Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.Mit der Diogeneslaterne. Da ja ein Wort zu viel Schon schlimme Feindschaft brachte, voll Argwohn paßt' er auf, Wie der und der ihn grüßte, In Angst, ob nicht sein Ich An Renommee einbüßte. Gs glaubt der Tropf, geziert In Sprache, Wort und Geste, Die Form verhülle wohl Sein geistiges Gebreste. Fürwahr, das weckt den Spott, Giebt Stoff zur Stachelzeile. Doch rief der Gott mir zu: Nicht Schnitze deine Pfeile, An solchem Jammerbild Des Schützen Kunst zu zeigen, Denn wo das Mitleid spricht, Da soll Satire schweigen. Gen dunkler EKreimmnn. In jungen Jahren schon ein Mensch, der kalkulirt,Nahm Heinz sich eine Frau, die Geld im Beutel ziert. Lr ärgerte sein Weib gar bald ins Grab hinein. Doch traf der Schlag ihn hart -- lest ihren Leichenstein. Mit seinen Brüdern blieb er lebenslang entzweit -- Wer billigt nicht den Grund? -- um einen Lrbschaftsstreit. Politisch gut gesinnt, hat nichts ihn so ergrimmt Wie Aommunisterei, die, um zu teilen, nimmt. Des Wohlthuns nimmer satt, erschien er in der Not, Und half mit seinem Geld, sobald man Wechsel bot. Rasch mehrte sich sein Gut und auch der Lhren Maß, Bis Heinz im Stadtrat, ja im Rirchenvorstcmd saß. Und wie bescheiden sah er das Erworbne aut Was bin lebt sprach er oft, ein dunkler Ehrenmann. Wer gute Gesellschafter. Ich bin bei allen, heißt es, wohlgelitten,Und in Gesellschaft macht man mir die Cour. Hab' niemals das Varadepferd geritten, Gin wenig Menschenkenner bin ich nur. Die Huld der Hausfrau läßt sich leicht erringen. Den Zimmerschmuck, die Rinder staun' ick? an. Man muß die Dame auf ein Thema bringen, von dein sie stundenlang erzählen kann. Mit der Diogeneslaterne. Da ja ein Wort zu viel Schon schlimme Feindschaft brachte, voll Argwohn paßt' er auf, Wie der und der ihn grüßte, In Angst, ob nicht sein Ich An Renommee einbüßte. Gs glaubt der Tropf, geziert In Sprache, Wort und Geste, Die Form verhülle wohl Sein geistiges Gebreste. Fürwahr, das weckt den Spott, Giebt Stoff zur Stachelzeile. Doch rief der Gott mir zu: Nicht Schnitze deine Pfeile, An solchem Jammerbild Des Schützen Kunst zu zeigen, Denn wo das Mitleid spricht, Da soll Satire schweigen. Gen dunkler EKreimmnn. In jungen Jahren schon ein Mensch, der kalkulirt,Nahm Heinz sich eine Frau, die Geld im Beutel ziert. Lr ärgerte sein Weib gar bald ins Grab hinein. Doch traf der Schlag ihn hart — lest ihren Leichenstein. Mit seinen Brüdern blieb er lebenslang entzweit — Wer billigt nicht den Grund? — um einen Lrbschaftsstreit. Politisch gut gesinnt, hat nichts ihn so ergrimmt Wie Aommunisterei, die, um zu teilen, nimmt. Des Wohlthuns nimmer satt, erschien er in der Not, Und half mit seinem Geld, sobald man Wechsel bot. Rasch mehrte sich sein Gut und auch der Lhren Maß, Bis Heinz im Stadtrat, ja im Rirchenvorstcmd saß. Und wie bescheiden sah er das Erworbne aut Was bin lebt sprach er oft, ein dunkler Ehrenmann. Wer gute Gesellschafter. Ich bin bei allen, heißt es, wohlgelitten,Und in Gesellschaft macht man mir die Cour. Hab' niemals das Varadepferd geritten, Gin wenig Menschenkenner bin ich nur. Die Huld der Hausfrau läßt sich leicht erringen. Den Zimmerschmuck, die Rinder staun' ick? an. Man muß die Dame auf ein Thema bringen, von dein sie stundenlang erzählen kann. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0452" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201881"/> <fw type="header" place="top"> Mit der Diogeneslaterne.</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_89" type="poem"> <l> Da ja ein Wort zu viel<lb/> Schon schlimme Feindschaft brachte,<lb/> voll Argwohn paßt' er auf,<lb/> Wie der und der ihn grüßte,<lb/> In Angst, ob nicht sein Ich<lb/> An Renommee einbüßte.<lb/> Gs glaubt der Tropf, geziert<lb/> In Sprache, Wort und Geste,<lb/> Die Form verhülle wohl<lb/> Sein geistiges Gebreste.<lb/> Fürwahr, das weckt den Spott,<lb/> Giebt Stoff zur Stachelzeile.<lb/> Doch rief der Gott mir zu:<lb/> Nicht Schnitze deine Pfeile,<lb/> An solchem Jammerbild<lb/> Des Schützen Kunst zu zeigen,<lb/> Denn wo das Mitleid spricht,<lb/> Da soll Satire schweigen.<lb/></l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_90" type="poem"> <head> Gen dunkler EKreimmnn.</head> <l> In jungen Jahren schon ein Mensch, der kalkulirt,<lb/> Nahm Heinz sich eine Frau, die Geld im Beutel ziert.<lb/> Lr ärgerte sein Weib gar bald ins Grab hinein.<lb/> Doch traf der Schlag ihn hart — lest ihren Leichenstein.<lb/> Mit seinen Brüdern blieb er lebenslang entzweit —<lb/> Wer billigt nicht den Grund? — um einen Lrbschaftsstreit.<lb/> Politisch gut gesinnt, hat nichts ihn so ergrimmt<lb/> Wie Aommunisterei, die, um zu teilen, nimmt.<lb/> Des Wohlthuns nimmer satt, erschien er in der Not,<lb/> Und half mit seinem Geld, sobald man Wechsel bot.<lb/> Rasch mehrte sich sein Gut und auch der Lhren Maß,<lb/> Bis Heinz im Stadtrat, ja im Rirchenvorstcmd saß.<lb/> Und wie bescheiden sah er das Erworbne aut<lb/> Was bin lebt sprach er oft, ein dunkler Ehrenmann.<lb/></l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_91" type="poem"> <head> Wer gute Gesellschafter.</head> <l> Ich bin bei allen, heißt es, wohlgelitten,<lb/> Und in Gesellschaft macht man mir die Cour.<lb/> Hab' niemals das Varadepferd geritten,<lb/> Gin wenig Menschenkenner bin ich nur. 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Mit der Diogeneslaterne.
Da ja ein Wort zu viel
Schon schlimme Feindschaft brachte,
voll Argwohn paßt' er auf,
Wie der und der ihn grüßte,
In Angst, ob nicht sein Ich
An Renommee einbüßte.
Gs glaubt der Tropf, geziert
In Sprache, Wort und Geste,
Die Form verhülle wohl
Sein geistiges Gebreste.
Fürwahr, das weckt den Spott,
Giebt Stoff zur Stachelzeile.
Doch rief der Gott mir zu:
Nicht Schnitze deine Pfeile,
An solchem Jammerbild
Des Schützen Kunst zu zeigen,
Denn wo das Mitleid spricht,
Da soll Satire schweigen.
Gen dunkler EKreimmnn. In jungen Jahren schon ein Mensch, der kalkulirt,
Nahm Heinz sich eine Frau, die Geld im Beutel ziert.
Lr ärgerte sein Weib gar bald ins Grab hinein.
Doch traf der Schlag ihn hart — lest ihren Leichenstein.
Mit seinen Brüdern blieb er lebenslang entzweit —
Wer billigt nicht den Grund? — um einen Lrbschaftsstreit.
Politisch gut gesinnt, hat nichts ihn so ergrimmt
Wie Aommunisterei, die, um zu teilen, nimmt.
Des Wohlthuns nimmer satt, erschien er in der Not,
Und half mit seinem Geld, sobald man Wechsel bot.
Rasch mehrte sich sein Gut und auch der Lhren Maß,
Bis Heinz im Stadtrat, ja im Rirchenvorstcmd saß.
Und wie bescheiden sah er das Erworbne aut
Was bin lebt sprach er oft, ein dunkler Ehrenmann.
Wer gute Gesellschafter. Ich bin bei allen, heißt es, wohlgelitten,
Und in Gesellschaft macht man mir die Cour.
Hab' niemals das Varadepferd geritten,
Gin wenig Menschenkenner bin ich nur. Die Huld der Hausfrau läßt sich leicht erringen.
Den Zimmerschmuck, die Rinder staun' ick? an.
Man muß die Dame auf ein Thema bringen,
von dein sie stundenlang erzählen kann.
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