Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr.Klagen eines Zeitungsschreibers, so mußte es ihr ergehen. Aber während Frau von Stein ihrem Grolle in Klagen eines Zeitungsschreibers. ZWW Und von der andern Seite wird dieser Klage alle Berechtigung abge¬ Klagen eines Zeitungsschreibers, so mußte es ihr ergehen. Aber während Frau von Stein ihrem Grolle in Klagen eines Zeitungsschreibers. ZWW Und von der andern Seite wird dieser Klage alle Berechtigung abge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0237" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201016"/> <fw type="header" place="top"> Klagen eines Zeitungsschreibers,</fw><lb/> <p xml:id="ID_699" prev="#ID_698"> so mußte es ihr ergehen. Aber während Frau von Stein ihrem Grolle in<lb/> kleinlichen Angriffen auf den Ungetreuen Luft machte, entweihte Fran von Kalb<lb/> ihre Trauer nie durch Klage und Verleumdung. Sie wollte größer sein als<lb/> ihr Schicksal. Und nachdem sie den furchtbaren Schlag ganz überwunden hatte,<lb/> bot sie Schiller mit unumwölkter Stirn selbst die Hand zu einem neuen Bunde<lb/> gegenseitiger Achtung und Anfmerksamkeit. Im Mai 1793 bat sie brieflich den<lb/> alten Freund, ihr einen Hauslehrer für ihren Fritz zu empfehlen. Schiller<lb/> antwortete sichtlich erfreut in freundschaftlich entgegenkommender Weise und er¬<lb/> füllte ihre Bitte. So war denn das Unrecht auf beiden Seiten gesühnt, die<lb/> Verständigung auf einem höheren Gebiete des Lebens angebahnt, und der herz¬<lb/> liche Verkehr wurde bis zu Schillers Tode nicht wieder unterbrochen. Wohl<lb/> blieb Schiller anfangs gern auf dem neutralen Boden eines höflichen Verkehrs<lb/> mit ihr, weil er ihrer Reizbarkeit, ihrem exzentrischen Gebahren nicht recht<lb/> traute; aber nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß sie immer ruhiger wurde,<lb/> redete er sie wieder mit dem alten, traulichen „Charlotte" an, und mit der<lb/> Herzogin Amalie zusammen hob sie seinen zweiten Sohn Ernst aus der Taufe.<lb/> Als er 1799 nach Weimar übersiedelte, bezog er das Haus, welches sie auf¬<lb/> geben mußte, weil es für sie zu groß war, und sie überließ ihm einen Teil<lb/> ihrer Einrichtung. (Schluß folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Klagen eines Zeitungsschreibers.</head><lb/> <p xml:id="ID_700"> ZWW<lb/> ^SM>lagen der Schriftsteller sind schon oft und viel vernommen worden,<lb/> über zu geringe Einnahmen, über Schädigung ihrer Rechte in<lb/> der einen oder andern Weise. Wenn man aber von der Gesetz¬<lb/> gebung besseren Schutz dieser Rechte verlangt, so ist doch klar,<lb/> daß die eigentliche Ursache des Übels, das Überwiegen des An¬<lb/> gebots über die Nachfrage, ans diesem Wege nicht gehoben werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_701" next="#ID_702"> Und von der andern Seite wird dieser Klage alle Berechtigung abge¬<lb/> sprochen. Ein unzufriedenes Geschlecht, diese Literaten, heißt es. denn wer<lb/> hätte wohl größere Einnahmen aufzuzeigen als mancher Schriftsteller? Die<lb/> Wahrheit nun ist, wie auch zur Genüge bekannt sein dürfte, daß, wenn überhaupt<lb/> von einer Ungerechtigkeit des lesenden Publikums gegen die Schriftsteller die<lb/> Rede sein kann, hauptsächlich die gediegenere und wertvollere schriftstellerische<lb/> Produktion hiervon betroffen wird, da das Publikum seine Auswahl keineswegs<lb/> de,n innern Wert der Literaturerzeugnisse entsprechend trifft. Und man kann<lb/> im allgemeinen wohl behaupten, daß der Lohn schriftstellerischer Arbeit (soweit<lb/> er aus dem Lesebedürfnis des Publikums erwächst) steigt im umgekehrten Ver-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0237]
Klagen eines Zeitungsschreibers,
so mußte es ihr ergehen. Aber während Frau von Stein ihrem Grolle in
kleinlichen Angriffen auf den Ungetreuen Luft machte, entweihte Fran von Kalb
ihre Trauer nie durch Klage und Verleumdung. Sie wollte größer sein als
ihr Schicksal. Und nachdem sie den furchtbaren Schlag ganz überwunden hatte,
bot sie Schiller mit unumwölkter Stirn selbst die Hand zu einem neuen Bunde
gegenseitiger Achtung und Anfmerksamkeit. Im Mai 1793 bat sie brieflich den
alten Freund, ihr einen Hauslehrer für ihren Fritz zu empfehlen. Schiller
antwortete sichtlich erfreut in freundschaftlich entgegenkommender Weise und er¬
füllte ihre Bitte. So war denn das Unrecht auf beiden Seiten gesühnt, die
Verständigung auf einem höheren Gebiete des Lebens angebahnt, und der herz¬
liche Verkehr wurde bis zu Schillers Tode nicht wieder unterbrochen. Wohl
blieb Schiller anfangs gern auf dem neutralen Boden eines höflichen Verkehrs
mit ihr, weil er ihrer Reizbarkeit, ihrem exzentrischen Gebahren nicht recht
traute; aber nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß sie immer ruhiger wurde,
redete er sie wieder mit dem alten, traulichen „Charlotte" an, und mit der
Herzogin Amalie zusammen hob sie seinen zweiten Sohn Ernst aus der Taufe.
Als er 1799 nach Weimar übersiedelte, bezog er das Haus, welches sie auf¬
geben mußte, weil es für sie zu groß war, und sie überließ ihm einen Teil
ihrer Einrichtung. (Schluß folgt.)
Klagen eines Zeitungsschreibers.
ZWW
^SM>lagen der Schriftsteller sind schon oft und viel vernommen worden,
über zu geringe Einnahmen, über Schädigung ihrer Rechte in
der einen oder andern Weise. Wenn man aber von der Gesetz¬
gebung besseren Schutz dieser Rechte verlangt, so ist doch klar,
daß die eigentliche Ursache des Übels, das Überwiegen des An¬
gebots über die Nachfrage, ans diesem Wege nicht gehoben werden kann.
Und von der andern Seite wird dieser Klage alle Berechtigung abge¬
sprochen. Ein unzufriedenes Geschlecht, diese Literaten, heißt es. denn wer
hätte wohl größere Einnahmen aufzuzeigen als mancher Schriftsteller? Die
Wahrheit nun ist, wie auch zur Genüge bekannt sein dürfte, daß, wenn überhaupt
von einer Ungerechtigkeit des lesenden Publikums gegen die Schriftsteller die
Rede sein kann, hauptsächlich die gediegenere und wertvollere schriftstellerische
Produktion hiervon betroffen wird, da das Publikum seine Auswahl keineswegs
de,n innern Wert der Literaturerzeugnisse entsprechend trifft. Und man kann
im allgemeinen wohl behaupten, daß der Lohn schriftstellerischer Arbeit (soweit
er aus dem Lesebedürfnis des Publikums erwächst) steigt im umgekehrten Ver-
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