Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Toynbee-Hall. der Armen anzustellen und Unternehmungen, die geeignet erscheinen, die Ver¬ Zur Erreichung der hier genannten Zwecke beabsichtigte man Nieder¬ Geleitet von diesen Grundgedanken, ging die IIuivorsitigL LetUsingnt a,W0- Toynbee-Hall. der Armen anzustellen und Unternehmungen, die geeignet erscheinen, die Ver¬ Zur Erreichung der hier genannten Zwecke beabsichtigte man Nieder¬ Geleitet von diesen Grundgedanken, ging die IIuivorsitigL LetUsingnt a,W0- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0474" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/200579"/> <fw type="header" place="top"> Toynbee-Hall.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1476" prev="#ID_1475"> der Armen anzustellen und Unternehmungen, die geeignet erscheinen, die Ver¬<lb/> hältnisse derselben zu verbessern, in Erwägung zu ziehen und nach Kräften zu<lb/> unterstützen."</p><lb/> <p xml:id="ID_1477"> Zur Erreichung der hier genannten Zwecke beabsichtigte man Nieder¬<lb/> lassungen von ehemaligen Univcrsitätsangehörigen in den betreffenden Bezirken<lb/> zu errichten. Bei der Ausführung dieses Gedankens waren zwei Grundsätze<lb/> maßgebend. Einmal beschloß man, die Niederlassung nach der Art eines College<lb/> einzurichten. In den vorhergegangenen Jahren waren mannichfach Männer,<lb/> welche früher der Universität angehört hatten, den Spuren Denisons und<lb/> Tvynbces in Ost-London zu praktischer Arbeit gefolgt, vereinzelte Versuche,<lb/> deren Erfolg oft zweifelhaft bleiben mußte. Diese Kräfte sollten sich von um<lb/> an um einen gemeinsamen Mittelpunkt ordnen. Indem man den Männern,<lb/> welche zu gedachter Arbeit gewillt waren, einen eignen Herd gab, hoffte man<lb/> ihnen die Öde und Vereinsamung fernzuhalten, der jeder gebildete Bewohner<lb/> Ost-Londons leicht anheimfällt. Zweitens aber ging man von dem Gedanken<lb/> aus, daß nur wenige Männer in der Lage seien, ihr ganzes Leben einer Humani¬<lb/> tären Thätigkeit zu widmen. Dagegen glaubte man, daß es vielen jungen<lb/> Männern möglich sei, nach dem Verlassen der Universität und während der<lb/> ersten Vvrbereitungsjcchre für ihren Beruf Mußestunden, besonders des Abends,<lb/> ihren weniger begünstigten Mitbürgern zu widmen. Um daher möglichst vielen<lb/> die Mitarbeit zu ermöglichen, nahm man von vornherein nur eine kurze Durch-<lb/> schuittsdauer der Anwesenheit der Residenten in der zu gründenden Niederlassung<lb/> ein; einige Jahre, selbst wenige Monate der Arbeit in Ost-London können sie<lb/> bereits mit wertvollen Erfahrungen bereichern. Wenn aber ihre Thätigkeit auch<lb/> für den Osten von Nutzen sein soll, so erfordern ihre unerfahrenen Kräfte einer<lb/> einsichtigen und gleichmäßigen Leitung. Man bedrrf also neben den Residenten,<lb/> welche gleichsam im Ehrcnamte thätig sind, eines bezahlten Vorstehers der<lb/> Anstalt, der womöglich eine in den Verhältnissen Ost-Londons altbewährte<lb/> Kraft sein muß. Für diesen Posten wurde der Gehalt von 250 Pfund Sterl.<lb/> (5000 Mary jährlich ausgesetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1478" next="#ID_1479"> Geleitet von diesen Grundgedanken, ging die IIuivorsitigL LetUsingnt a,W0-<lb/> cmrron. sogleich mutig an die Ausführung. Schon hatte sie ein Grundstück<lb/> gekauft und war bereits mit dem Niederreißen eines Teiles der halbverfallenen<lb/> Gebäude desselben beschäftigt, als die Schwesteruniversität dem Unternehmen<lb/> ihre hilfreiche Hand bot. Unter der Mitwirkung der angesehensten Professoren<lb/> wurde am 24. Mai 1884 zu Gnildhall in Cambridge eine Versammlung ab¬<lb/> gehalten. Männer, die man sonst kaum von derselben Tribüne hören wird,<lb/> sprachen sich bei dieser Gelegenheit in gleichem Sinne aus: Mäuner kirchlich<lb/> konservativer Richtung, ebenso wie der bekannte Leiter der Radikalen, Chamberlain.<lb/> Auch Prinz Albert Ednard Viktor, der älteste Sohn des Prinzen von Wales,<lb/> erhob sich, um seine Teilnahme für ein Unternehmen auszusprechen, das den-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0474]
Toynbee-Hall.
der Armen anzustellen und Unternehmungen, die geeignet erscheinen, die Ver¬
hältnisse derselben zu verbessern, in Erwägung zu ziehen und nach Kräften zu
unterstützen."
Zur Erreichung der hier genannten Zwecke beabsichtigte man Nieder¬
lassungen von ehemaligen Univcrsitätsangehörigen in den betreffenden Bezirken
zu errichten. Bei der Ausführung dieses Gedankens waren zwei Grundsätze
maßgebend. Einmal beschloß man, die Niederlassung nach der Art eines College
einzurichten. In den vorhergegangenen Jahren waren mannichfach Männer,
welche früher der Universität angehört hatten, den Spuren Denisons und
Tvynbces in Ost-London zu praktischer Arbeit gefolgt, vereinzelte Versuche,
deren Erfolg oft zweifelhaft bleiben mußte. Diese Kräfte sollten sich von um
an um einen gemeinsamen Mittelpunkt ordnen. Indem man den Männern,
welche zu gedachter Arbeit gewillt waren, einen eignen Herd gab, hoffte man
ihnen die Öde und Vereinsamung fernzuhalten, der jeder gebildete Bewohner
Ost-Londons leicht anheimfällt. Zweitens aber ging man von dem Gedanken
aus, daß nur wenige Männer in der Lage seien, ihr ganzes Leben einer Humani¬
tären Thätigkeit zu widmen. Dagegen glaubte man, daß es vielen jungen
Männern möglich sei, nach dem Verlassen der Universität und während der
ersten Vvrbereitungsjcchre für ihren Beruf Mußestunden, besonders des Abends,
ihren weniger begünstigten Mitbürgern zu widmen. Um daher möglichst vielen
die Mitarbeit zu ermöglichen, nahm man von vornherein nur eine kurze Durch-
schuittsdauer der Anwesenheit der Residenten in der zu gründenden Niederlassung
ein; einige Jahre, selbst wenige Monate der Arbeit in Ost-London können sie
bereits mit wertvollen Erfahrungen bereichern. Wenn aber ihre Thätigkeit auch
für den Osten von Nutzen sein soll, so erfordern ihre unerfahrenen Kräfte einer
einsichtigen und gleichmäßigen Leitung. Man bedrrf also neben den Residenten,
welche gleichsam im Ehrcnamte thätig sind, eines bezahlten Vorstehers der
Anstalt, der womöglich eine in den Verhältnissen Ost-Londons altbewährte
Kraft sein muß. Für diesen Posten wurde der Gehalt von 250 Pfund Sterl.
(5000 Mary jährlich ausgesetzt.
Geleitet von diesen Grundgedanken, ging die IIuivorsitigL LetUsingnt a,W0-
cmrron. sogleich mutig an die Ausführung. Schon hatte sie ein Grundstück
gekauft und war bereits mit dem Niederreißen eines Teiles der halbverfallenen
Gebäude desselben beschäftigt, als die Schwesteruniversität dem Unternehmen
ihre hilfreiche Hand bot. Unter der Mitwirkung der angesehensten Professoren
wurde am 24. Mai 1884 zu Gnildhall in Cambridge eine Versammlung ab¬
gehalten. Männer, die man sonst kaum von derselben Tribüne hören wird,
sprachen sich bei dieser Gelegenheit in gleichem Sinne aus: Mäuner kirchlich
konservativer Richtung, ebenso wie der bekannte Leiter der Radikalen, Chamberlain.
Auch Prinz Albert Ednard Viktor, der älteste Sohn des Prinzen von Wales,
erhob sich, um seine Teilnahme für ein Unternehmen auszusprechen, das den-
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