Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Gespenster. Helene. Das ist es nicht. Überhaupt mit keinem Offizier. W Oswald. arum? Laufen wir dir zu rasch? Sind wir dir zu wild beim Helene. (seufzend) Ach was! --Lebensfreudigkeit -- ja, das habt ihr!Oswald. Lebensfreudigkeit? -- Ach so, du philosophirst wieder einmal. (Will rasch fort.) Eisbahn. Oswald! Helene. J Oswald (in der Thür). a doch, ja, ich verspreche dir feierlich, ihn zulesen, aber jetzt will ich -- ach ja, in welcher Zeitung stand er gleich? Helene. Wer? Oswald. Na, der neue Roman, von dem du sprichst. Ich s Helene. preche von keinem Roman. -- Oswald, du hast keine geistigen Erlaube -- Oswald. Helene. Du kümmerst dich nicht ums Theater. (lachend). Oswald Ja, wenn du unser Theater zu den geistigen Interessenrechnest! -- Na, laß gut sein. Ab und zu gewährt mir Majestäts Gnade ein Freibillet. Sonst würde allerdings meine Gage für solche geistige Interessen zu knapp bemessen sein. Helene. Aber für etwas andres reicht sie ans. Wein -- (das Gesicht verziehend) . Du meinst den Wein im Kasino? Oswald Helene. Zigarren -- Ach Oswald (zu dem Dritten hinübersprechcud). , Bester, hast du einevernünftige Zigarre da? (reicht ihm das Etui). Dritter (indem er sich eine ansteckt). Si Oswald ehst du, das hätte ich beinahe(rauchend) vergessen -- na, Zigarren und -- Helene. Und wer weiß was sonst noch. Oswald. Richtig, die Handschuhe kosten ein scheußliches Geld. Helene. Ihr kennt eben keine erhebende Freude, sondern mir Vergnügungen, Oswald. Oho! Helene. -- ihr habt nur eine Beschäftigung. Ihr besitzt keine Kameraden, N Gespenster. Helene. Das ist es nicht. Überhaupt mit keinem Offizier. W Oswald. arum? Laufen wir dir zu rasch? Sind wir dir zu wild beim Helene. (seufzend) Ach was! —Lebensfreudigkeit — ja, das habt ihr!Oswald. Lebensfreudigkeit? — Ach so, du philosophirst wieder einmal. (Will rasch fort.) Eisbahn. Oswald! Helene. J Oswald (in der Thür). a doch, ja, ich verspreche dir feierlich, ihn zulesen, aber jetzt will ich — ach ja, in welcher Zeitung stand er gleich? Helene. Wer? Oswald. Na, der neue Roman, von dem du sprichst. Ich s Helene. preche von keinem Roman. — Oswald, du hast keine geistigen Erlaube — Oswald. Helene. Du kümmerst dich nicht ums Theater. (lachend). Oswald Ja, wenn du unser Theater zu den geistigen Interessenrechnest! — Na, laß gut sein. Ab und zu gewährt mir Majestäts Gnade ein Freibillet. Sonst würde allerdings meine Gage für solche geistige Interessen zu knapp bemessen sein. Helene. Aber für etwas andres reicht sie ans. Wein — (das Gesicht verziehend) . Du meinst den Wein im Kasino? Oswald Helene. Zigarren — Ach Oswald (zu dem Dritten hinübersprechcud). , Bester, hast du einevernünftige Zigarre da? (reicht ihm das Etui). Dritter (indem er sich eine ansteckt). Si Oswald ehst du, das hätte ich beinahe(rauchend) vergessen — na, Zigarren und — Helene. Und wer weiß was sonst noch. Oswald. Richtig, die Handschuhe kosten ein scheußliches Geld. Helene. Ihr kennt eben keine erhebende Freude, sondern mir Vergnügungen, Oswald. Oho! Helene. — ihr habt nur eine Beschäftigung. Ihr besitzt keine Kameraden, N <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0330" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/200435"/> <fw type="header" place="top"> Gespenster.</fw><lb/> <note type="speaker"> Helene.</note><lb/> <p xml:id="ID_973"> Das ist es nicht. Überhaupt mit keinem Offizier.</p><lb/> <p xml:id="ID_974"> W<note type="speaker"> Oswald.</note> arum? Laufen wir dir zu rasch? Sind wir dir zu wild beim<lb/> Ketteziehen? Ich verspreche dir, ich will heute sehr artig sein.</p><lb/> <note type="speaker"> Helene. </note><lb/> <p xml:id="ID_975"><stage> (seufzend) </stage> Ach was! —Lebensfreudigkeit — ja, das habt ihr!</p><lb/> <p xml:id="ID_976"><note type="speaker"> Oswald.</note> Lebensfreudigkeit? — Ach so, du philosophirst wieder einmal.<lb/> Ja das hättest du gleich sage»? sollen. Ich habe ihn nämlich noch nicht gelesen,<lb/> wie konnte ich also da wissen — na, auf Wiedersehen denn! Ich gehe auf die<lb/><stage> (Will rasch fort.)</stage> Eisbahn. </p><lb/> <p xml:id="ID_977"> Oswald!</p><lb/> <p xml:id="ID_978"> Helene.</p><lb/> <p xml:id="ID_979"> J<note type="speaker"> Oswald </note><stage> (in der Thür).</stage> a doch, ja, ich verspreche dir feierlich, ihn zu<lb/> lesen, aber jetzt will ich — ach ja, in welcher Zeitung stand er gleich?</p><lb/> <note type="speaker"> Helene.</note><lb/> <p xml:id="ID_980"> Wer?</p><lb/> <note type="speaker"> Oswald.</note><lb/> <p xml:id="ID_981"> Na, der neue Roman, von dem du sprichst.</p><lb/> <p xml:id="ID_982"> Ich s<note type="speaker"> Helene. </note> preche von keinem Roman. — Oswald, du hast keine geistigen<lb/> Interessen.</p><lb/> <p xml:id="ID_983"> Erlaube —</p><lb/> <note type="speaker"> Oswald.</note><lb/> <note type="speaker"> Helene.</note><lb/> <p xml:id="ID_984"> Du kümmerst dich nicht ums Theater.</p><lb/> <p xml:id="ID_985"><stage> (lachend).</stage><note type="speaker"> Oswald</note> Ja, wenn du unser Theater zu den geistigen Interessen<lb/> rechnest! — Na, laß gut sein. Ab und zu gewährt mir Majestäts Gnade ein<lb/> Freibillet. Sonst würde allerdings meine Gage für solche geistige Interessen zu<lb/> knapp bemessen sein.</p><lb/> <note type="speaker"> Helene. </note><lb/> <p xml:id="ID_986"> Aber für etwas andres reicht sie ans. Wein —</p><lb/> <stage> (das Gesicht verziehend)</stage><lb/> <p xml:id="ID_987"> . Du meinst den Wein im Kasino?</p><lb/> <note type="speaker"> Oswald </note><lb/> <note type="speaker"> Helene.</note><lb/> <p xml:id="ID_988"> Zigarren —</p><lb/> <p xml:id="ID_989"> Ach<note type="speaker"> Oswald </note><stage> (zu dem Dritten hinübersprechcud).</stage> , Bester, hast du eine<lb/> vernünftige Zigarre da?</p><lb/> <stage> (reicht ihm das Etui).</stage><lb/> <note type="speaker"> Dritter</note><lb/> <p xml:id="ID_990"><stage> (indem er sich eine ansteckt).</stage> Si<note type="speaker"> Oswald</note> ehst du, das hätte ich beinahe<lb/><stage> (rauchend)</stage> vergessen — na, Zigarren und —</p><lb/> <note type="speaker"> Helene.</note><lb/> <p xml:id="ID_991"> Und wer weiß was sonst noch.</p><lb/> <note type="speaker"> Oswald.</note><lb/> <p xml:id="ID_992"> Richtig, die Handschuhe kosten ein scheußliches Geld.</p><lb/> <p xml:id="ID_993"><note type="speaker"> Helene.</note> Ihr kennt eben keine erhebende Freude, sondern mir Vergnügungen,<lb/> ihr habt keinen Lebenszweck, ihr habt nur ein Amt. Ihr seht nirgend eine Arbeit,<lb/> der ihr euch mit allen Kräften widmen könnt —</p><lb/> <note type="speaker"> Oswald.</note><lb/> <p xml:id="ID_994"> Oho!</p><lb/> <p xml:id="ID_995"><note type="speaker"> Helene.</note> — ihr habt nur eine Beschäftigung. Ihr besitzt keine Kameraden,<lb/> sondern nur Zechbrüder, kennt nur Müßiggänger —</p><lb/> <p xml:id="ID_996"> N<lb/><note type="speaker"> Oswald.</note> a, jetzt hört es aber ans! Weißt du, Lene, mich kannst du<lb/> schimpfen, die Kameraden aber sollst du mir nicht verunglimpfen! Übrigens, die<lb/> Vorwürfe, die uns dein Romanschreiber da macht, sind — das kannst dn mir<lb/> glauben, nichts als dumme Hirn —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0330]
Gespenster.
Helene.
Das ist es nicht. Überhaupt mit keinem Offizier.
W Oswald. arum? Laufen wir dir zu rasch? Sind wir dir zu wild beim
Ketteziehen? Ich verspreche dir, ich will heute sehr artig sein.
Helene.
(seufzend) Ach was! —Lebensfreudigkeit — ja, das habt ihr!
Oswald. Lebensfreudigkeit? — Ach so, du philosophirst wieder einmal.
Ja das hättest du gleich sage»? sollen. Ich habe ihn nämlich noch nicht gelesen,
wie konnte ich also da wissen — na, auf Wiedersehen denn! Ich gehe auf die
(Will rasch fort.) Eisbahn.
Oswald!
Helene.
J Oswald (in der Thür). a doch, ja, ich verspreche dir feierlich, ihn zu
lesen, aber jetzt will ich — ach ja, in welcher Zeitung stand er gleich?
Helene.
Wer?
Oswald.
Na, der neue Roman, von dem du sprichst.
Ich s Helene. preche von keinem Roman. — Oswald, du hast keine geistigen
Interessen.
Erlaube —
Oswald.
Helene.
Du kümmerst dich nicht ums Theater.
(lachend). Oswald Ja, wenn du unser Theater zu den geistigen Interessen
rechnest! — Na, laß gut sein. Ab und zu gewährt mir Majestäts Gnade ein
Freibillet. Sonst würde allerdings meine Gage für solche geistige Interessen zu
knapp bemessen sein.
Helene.
Aber für etwas andres reicht sie ans. Wein —
(das Gesicht verziehend)
. Du meinst den Wein im Kasino?
Oswald
Helene.
Zigarren —
Ach Oswald (zu dem Dritten hinübersprechcud). , Bester, hast du eine
vernünftige Zigarre da?
(reicht ihm das Etui).
Dritter
(indem er sich eine ansteckt). Si Oswald ehst du, das hätte ich beinahe
(rauchend) vergessen — na, Zigarren und —
Helene.
Und wer weiß was sonst noch.
Oswald.
Richtig, die Handschuhe kosten ein scheußliches Geld.
Helene. Ihr kennt eben keine erhebende Freude, sondern mir Vergnügungen,
ihr habt keinen Lebenszweck, ihr habt nur ein Amt. Ihr seht nirgend eine Arbeit,
der ihr euch mit allen Kräften widmen könnt —
Oswald.
Oho!
Helene. — ihr habt nur eine Beschäftigung. Ihr besitzt keine Kameraden,
sondern nur Zechbrüder, kennt nur Müßiggänger —
N
Oswald. a, jetzt hört es aber ans! Weißt du, Lene, mich kannst du
schimpfen, die Kameraden aber sollst du mir nicht verunglimpfen! Übrigens, die
Vorwürfe, die uns dein Romanschreiber da macht, sind — das kannst dn mir
glauben, nichts als dumme Hirn —
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |