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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Deutsche Sorgen in Österreich.

Eisenbahnausschusses saßen und sich ihre Pfeifen schnitten. Daß die Deutschen
Österreichs sich von einer solchen Partei noch nicht in größerer Zahl abgewendet
haben, erklärt sich aus dem Einflüsse der Presse, welche, fast ausschließlich in
jüdischen Händen, nach Möglichkeit und mit allen Mitteln das Publikum in
seiner Verblendung über das Wesen und die letzten Ziele der "Herbstzeitlosen"
zu erhalten bemüht ist. Dieser Presse ist das Deutschtum nicht viel mehr
als Mittel für den Liberalismus in der Politik und der Volkswirtschaft,
nur ein Piedestal für ihn, dem die internationale Gemeinschaft, welcher die
Journalisten angehören, alles dankt, was sie an Rechten besitzt, und der
ihr durch sein Dringen ans freie Konkurrenz die Bahnen zur Ausbeutung
der Völker nach allen Richtungen zu bauen bestrebt ist. Diese Gemeinschaft,
die Judenschaft in Österreich, hat keinerlei Interesse an unsern nationalen
Geschicken, dagegen das höchste Interesse, daß der Liberalismus, die Quelle
ihrer Macht und ihrer Vorteile, die Herrschaft im Volke und damit die
Aussicht behalte, wieder ins Amt zu gelangen. Daher der heftige Kampf der
meisten österreichischen Blätter von Bedeutung, der sich gegen die in den letzten
Jahren aus Selbsterkenntnis entsprungene neue Partei unter den Liberalen
entspann, welche die Bedürfnisse der Nation über die liberale Doktrin zu stellen
und für dieses Programm zu werben sich anschickte. Davon, daß die neue
dentschnativnale Partei oder eine ähnlich gesinnte und strebende alle Deutschen
in Osterreich oder doch die Mehrzahl derselben um ihre Fahnen sammelt, wobei
sie getrost soweit gehen kann, daß auch die hauptsächlich vom Kapitalismus in
das Lager der Tschechen getriebenen Feudalen gemäßigter Art sich ihr anzu¬
schließen in der Lage sind, hängt der Ausgang der Krise wesentlich ab. Die
Resolution der Grazer Genossen dieser Partei (vom 5. Juli 1885) ist in
mehrern ihrer Punkte als ein guter Anfang zu einem beachtenswerten Pro¬
gramm zu bezeichnen. Es heißt darin unter anderen: "Dein Deutschnationalen
sind nationale Wohlfahrt und Größe, Schutz der nationalen Eigenart und des
nationalen Lebens die Endziele alles politischen Strebens. . . . Deutschnationale
Gesinnung erfordert nicht nur die Wahrung des statistischen Besitzstandes der
Nation; sie umfaßt die Rücksicht auf die nationale Eigenart und verlangt daher
auch die Wahrung und Pflege des ethischen Besitzstandes des deutscheu Volkes,
insbesondre die Abwehr aller fremden Einflüsse, welche das Gepräge des
geistigen und sittlichen Lebens der Nation abzuschwächen oder zu verändern
geeignet sind. Bei dem großen Einflüsse, welchen die Presse als einzige geistige
Tagesnahrung der Mehrheit des Volkes auf dessen Denken und Fühlen aus¬
übt, ist deren Beherrschung durch die Juden als Gefahr für die Integrität des
deutschen Nationalcharakters zu bekämpfen." Weiterhin verlangt das Programm
"einheitliche Zusammenfassung der deutschen Volkselemente innerhalb der ge¬
gebenen Grenzen," Erklärung des Deutschen im Bereiche der ehemals zum
deutschen Bunde gehörigen Länder zur Staatssprache, Festhaltung des deutschen


Deutsche Sorgen in Österreich.

Eisenbahnausschusses saßen und sich ihre Pfeifen schnitten. Daß die Deutschen
Österreichs sich von einer solchen Partei noch nicht in größerer Zahl abgewendet
haben, erklärt sich aus dem Einflüsse der Presse, welche, fast ausschließlich in
jüdischen Händen, nach Möglichkeit und mit allen Mitteln das Publikum in
seiner Verblendung über das Wesen und die letzten Ziele der „Herbstzeitlosen"
zu erhalten bemüht ist. Dieser Presse ist das Deutschtum nicht viel mehr
als Mittel für den Liberalismus in der Politik und der Volkswirtschaft,
nur ein Piedestal für ihn, dem die internationale Gemeinschaft, welcher die
Journalisten angehören, alles dankt, was sie an Rechten besitzt, und der
ihr durch sein Dringen ans freie Konkurrenz die Bahnen zur Ausbeutung
der Völker nach allen Richtungen zu bauen bestrebt ist. Diese Gemeinschaft,
die Judenschaft in Österreich, hat keinerlei Interesse an unsern nationalen
Geschicken, dagegen das höchste Interesse, daß der Liberalismus, die Quelle
ihrer Macht und ihrer Vorteile, die Herrschaft im Volke und damit die
Aussicht behalte, wieder ins Amt zu gelangen. Daher der heftige Kampf der
meisten österreichischen Blätter von Bedeutung, der sich gegen die in den letzten
Jahren aus Selbsterkenntnis entsprungene neue Partei unter den Liberalen
entspann, welche die Bedürfnisse der Nation über die liberale Doktrin zu stellen
und für dieses Programm zu werben sich anschickte. Davon, daß die neue
dentschnativnale Partei oder eine ähnlich gesinnte und strebende alle Deutschen
in Osterreich oder doch die Mehrzahl derselben um ihre Fahnen sammelt, wobei
sie getrost soweit gehen kann, daß auch die hauptsächlich vom Kapitalismus in
das Lager der Tschechen getriebenen Feudalen gemäßigter Art sich ihr anzu¬
schließen in der Lage sind, hängt der Ausgang der Krise wesentlich ab. Die
Resolution der Grazer Genossen dieser Partei (vom 5. Juli 1885) ist in
mehrern ihrer Punkte als ein guter Anfang zu einem beachtenswerten Pro¬
gramm zu bezeichnen. Es heißt darin unter anderen: „Dein Deutschnationalen
sind nationale Wohlfahrt und Größe, Schutz der nationalen Eigenart und des
nationalen Lebens die Endziele alles politischen Strebens. . . . Deutschnationale
Gesinnung erfordert nicht nur die Wahrung des statistischen Besitzstandes der
Nation; sie umfaßt die Rücksicht auf die nationale Eigenart und verlangt daher
auch die Wahrung und Pflege des ethischen Besitzstandes des deutscheu Volkes,
insbesondre die Abwehr aller fremden Einflüsse, welche das Gepräge des
geistigen und sittlichen Lebens der Nation abzuschwächen oder zu verändern
geeignet sind. Bei dem großen Einflüsse, welchen die Presse als einzige geistige
Tagesnahrung der Mehrheit des Volkes auf dessen Denken und Fühlen aus¬
übt, ist deren Beherrschung durch die Juden als Gefahr für die Integrität des
deutschen Nationalcharakters zu bekämpfen." Weiterhin verlangt das Programm
„einheitliche Zusammenfassung der deutschen Volkselemente innerhalb der ge¬
gebenen Grenzen," Erklärung des Deutschen im Bereiche der ehemals zum
deutschen Bunde gehörigen Länder zur Staatssprache, Festhaltung des deutschen


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[0637] Deutsche Sorgen in Österreich. Eisenbahnausschusses saßen und sich ihre Pfeifen schnitten. Daß die Deutschen Österreichs sich von einer solchen Partei noch nicht in größerer Zahl abgewendet haben, erklärt sich aus dem Einflüsse der Presse, welche, fast ausschließlich in jüdischen Händen, nach Möglichkeit und mit allen Mitteln das Publikum in seiner Verblendung über das Wesen und die letzten Ziele der „Herbstzeitlosen" zu erhalten bemüht ist. Dieser Presse ist das Deutschtum nicht viel mehr als Mittel für den Liberalismus in der Politik und der Volkswirtschaft, nur ein Piedestal für ihn, dem die internationale Gemeinschaft, welcher die Journalisten angehören, alles dankt, was sie an Rechten besitzt, und der ihr durch sein Dringen ans freie Konkurrenz die Bahnen zur Ausbeutung der Völker nach allen Richtungen zu bauen bestrebt ist. Diese Gemeinschaft, die Judenschaft in Österreich, hat keinerlei Interesse an unsern nationalen Geschicken, dagegen das höchste Interesse, daß der Liberalismus, die Quelle ihrer Macht und ihrer Vorteile, die Herrschaft im Volke und damit die Aussicht behalte, wieder ins Amt zu gelangen. Daher der heftige Kampf der meisten österreichischen Blätter von Bedeutung, der sich gegen die in den letzten Jahren aus Selbsterkenntnis entsprungene neue Partei unter den Liberalen entspann, welche die Bedürfnisse der Nation über die liberale Doktrin zu stellen und für dieses Programm zu werben sich anschickte. Davon, daß die neue dentschnativnale Partei oder eine ähnlich gesinnte und strebende alle Deutschen in Osterreich oder doch die Mehrzahl derselben um ihre Fahnen sammelt, wobei sie getrost soweit gehen kann, daß auch die hauptsächlich vom Kapitalismus in das Lager der Tschechen getriebenen Feudalen gemäßigter Art sich ihr anzu¬ schließen in der Lage sind, hängt der Ausgang der Krise wesentlich ab. Die Resolution der Grazer Genossen dieser Partei (vom 5. Juli 1885) ist in mehrern ihrer Punkte als ein guter Anfang zu einem beachtenswerten Pro¬ gramm zu bezeichnen. Es heißt darin unter anderen: „Dein Deutschnationalen sind nationale Wohlfahrt und Größe, Schutz der nationalen Eigenart und des nationalen Lebens die Endziele alles politischen Strebens. . . . Deutschnationale Gesinnung erfordert nicht nur die Wahrung des statistischen Besitzstandes der Nation; sie umfaßt die Rücksicht auf die nationale Eigenart und verlangt daher auch die Wahrung und Pflege des ethischen Besitzstandes des deutscheu Volkes, insbesondre die Abwehr aller fremden Einflüsse, welche das Gepräge des geistigen und sittlichen Lebens der Nation abzuschwächen oder zu verändern geeignet sind. Bei dem großen Einflüsse, welchen die Presse als einzige geistige Tagesnahrung der Mehrheit des Volkes auf dessen Denken und Fühlen aus¬ übt, ist deren Beherrschung durch die Juden als Gefahr für die Integrität des deutschen Nationalcharakters zu bekämpfen." Weiterhin verlangt das Programm „einheitliche Zusammenfassung der deutschen Volkselemente innerhalb der ge¬ gebenen Grenzen," Erklärung des Deutschen im Bereiche der ehemals zum deutschen Bunde gehörigen Länder zur Staatssprache, Festhaltung des deutschen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/637>, abgerufen am 19.10.2024.