Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.Aus der Lhronik derer von Riffelshausen. Herumquciugeln nicht leiden können. Das ist jetzt eine abgeschmackte Mode bei Valerian sah vor sich hin und sagte in gleichgültigem Tone: Ich schreibe Um dir was? wie? Georg! -- Ist der Junge verrückt geworden? Sei ruhig, liebe Cäcilie, erwiederte Georg. Es ist schon ziemlich so, wie Georg! Zum erstenmale in ihrem Leben fühlte sich Cäcilie Niffelshausen einer Valerian fuhr dazwischen: Mit den Titulatureu warte auf meine Abwesen¬ Er umfaßte die Lehne eines Stuhles und senkte den Kopf. Cäcilie war Ja, fuhr Valer nach kurzem Schweigen ruhiger fort, ich habe sie so sehr ge¬ Jetzt verließ er das Zimmer ohne einen Blick ans die Zurückbleibenden. Das Frühstück verlief ungewöhnlich still an diesem Morgen. Der Onkel Auch bei Mathilden hatten bereits hundert Zweifel und Aergste die glück¬ Indessen ging der Baron auf den Gutshof, um mich einem kranken Pferde Hast dus denn schon gehört, Rosette? Was denn? Na, du weißt aber auch nie etwas. So rede doch nur! Aber nicht wahr, Rosette, du sagst's nicht weiter? Unser Fräulein Ma¬ Aus der Lhronik derer von Riffelshausen. Herumquciugeln nicht leiden können. Das ist jetzt eine abgeschmackte Mode bei Valerian sah vor sich hin und sagte in gleichgültigem Tone: Ich schreibe Um dir was? wie? Georg! — Ist der Junge verrückt geworden? Sei ruhig, liebe Cäcilie, erwiederte Georg. Es ist schon ziemlich so, wie Georg! Zum erstenmale in ihrem Leben fühlte sich Cäcilie Niffelshausen einer Valerian fuhr dazwischen: Mit den Titulatureu warte auf meine Abwesen¬ Er umfaßte die Lehne eines Stuhles und senkte den Kopf. Cäcilie war Ja, fuhr Valer nach kurzem Schweigen ruhiger fort, ich habe sie so sehr ge¬ Jetzt verließ er das Zimmer ohne einen Blick ans die Zurückbleibenden. Das Frühstück verlief ungewöhnlich still an diesem Morgen. Der Onkel Auch bei Mathilden hatten bereits hundert Zweifel und Aergste die glück¬ Indessen ging der Baron auf den Gutshof, um mich einem kranken Pferde Hast dus denn schon gehört, Rosette? Was denn? Na, du weißt aber auch nie etwas. So rede doch nur! Aber nicht wahr, Rosette, du sagst's nicht weiter? Unser Fräulein Ma¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0604" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199958"/> <fw type="header" place="top"> Aus der Lhronik derer von Riffelshausen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2818" prev="#ID_2817"> Herumquciugeln nicht leiden können. Das ist jetzt eine abgeschmackte Mode bei<lb/> den jungen Leuten. Hast dn gespielt?</p><lb/> <p xml:id="ID_2819"> Valerian sah vor sich hin und sagte in gleichgültigem Tone: Ich schreibe<lb/> heute nach Moosdorf, um mir von der — von dem Grafen — um mir einen<lb/> Korb zu holen. VoM tont.</p><lb/> <p xml:id="ID_2820"> Um dir was? wie? Georg! — Ist der Junge verrückt geworden?</p><lb/> <p xml:id="ID_2821"> Sei ruhig, liebe Cäcilie, erwiederte Georg. Es ist schon ziemlich so, wie<lb/> er sagt. Wir haben uns überlegt, daß er nach einigen vorangegangenen Gescheh¬<lb/> nissen anfragen muß. Er glaubt vou dem Grafen abschläglich beschieden zu<lb/> werden, auch ich glaube es. Immerhin ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2822"> Georg!</p><lb/> <p xml:id="ID_2823"> Zum erstenmale in ihrem Leben fühlte sich Cäcilie Niffelshausen einer<lb/> Ohnmacht nahe. Ganz versteinert starrte sie ihren Bruder an. Als sie endlich<lb/> ihrer Sinne wieder Herr ward, rief sie: Die Monika Da'ita! Die Kokette, um<lb/> nichts schlimmeres zu sagen! Die — die —</p><lb/> <p xml:id="ID_2824"> Valerian fuhr dazwischen: Mit den Titulatureu warte auf meine Abwesen¬<lb/> heit, Tante! Monika ist ein edles und deiner Achtung durchaus würdiges<lb/> Mädchen. Ich liebe sie, und sie liebt mich, und ich werde nicht zugeben, daß<lb/> du oder irgend jemand sie beleidigt, so lange ich daneben stehe und es ver¬<lb/> bieten kann. Ich wußte ja, daß dieser Fall dich erzürnen würde, und hätte<lb/> dir den Verdruß gern erspart, da es nun doch am Ende ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_2825"> Er umfaßte die Lehne eines Stuhles und senkte den Kopf. Cäcilie war<lb/> noch zu fassungslos, um eine Entgegnung vorzutragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2826"> Ja, fuhr Valer nach kurzem Schweigen ruhiger fort, ich habe sie so sehr ge¬<lb/> liebt, daß ich darüber dumm und blind und schlecht geworden bin. Ich habe<lb/> ihr aus meinem Herzen einen Altar gemacht und alles darauf gelegt — alles!<lb/> Er hatte die letzten Worte ganz leise gesprochen und dazu, sich selbst trübe bei¬<lb/> stimmend, mit dem Kopfe genickt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2827"> Jetzt verließ er das Zimmer ohne einen Blick ans die Zurückbleibenden.<lb/> Diese aber sahen ihm ernsthaft nach und schwiegen beide.</p><lb/> <p xml:id="ID_2828"> Das Frühstück verlief ungewöhnlich still an diesem Morgen. Der Onkel<lb/> gab zwar eine ziemlich eingehende Beschreibung der letzterfundenen Säemaschine<lb/> zum Besten, allein es starrte ein jeder in seine Tasse, als sei dort allein Heil<lb/> zu finden. Mau ging bald auseinander.</p><lb/> <p xml:id="ID_2829"> Auch bei Mathilden hatten bereits hundert Zweifel und Aergste die glück¬<lb/> liche Sicherheit verdrängt, die der Besitz des Geliebten ihr anfangs gegeben<lb/> hatte. Sie hatte die Absicht gehabt, sich sofort dem Onkel anzuvertrauen; um<lb/> war er aber gestern erst spät nach Hause gekommen; jetzt hatte er andre Dinge<lb/> vor, Valerian war da und sah krank ans, Anton wurde erwartet. Mathilde<lb/> fühlte eine immer wachsende Scheu, ihr Erlebnis im Grauen Hund zu berichten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2830"> Indessen ging der Baron auf den Gutshof, um mich einem kranken Pferde<lb/> zu sehen. Im Vorflur des Stalles, zu dem die Thür halb aufstand, hantirte die<lb/> Magd Rosette, als die Magd Scina mit den Wassercimern herzukam.<lb/> '</p><lb/> <p xml:id="ID_2831"> Hast dus denn schon gehört, Rosette?</p><lb/> <p xml:id="ID_2832"> Was denn?</p><lb/> <p xml:id="ID_2833"> Na, du weißt aber auch nie etwas.</p><lb/> <p xml:id="ID_2834"> So rede doch nur!</p><lb/> <p xml:id="ID_2835" next="#ID_2836"> Aber nicht wahr, Rosette, du sagst's nicht weiter? Unser Fräulein Ma¬<lb/> thilde ist dem Herrn Pfarrer von Trübensee gut! 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Aus der Lhronik derer von Riffelshausen.
Herumquciugeln nicht leiden können. Das ist jetzt eine abgeschmackte Mode bei
den jungen Leuten. Hast dn gespielt?
Valerian sah vor sich hin und sagte in gleichgültigem Tone: Ich schreibe
heute nach Moosdorf, um mir von der — von dem Grafen — um mir einen
Korb zu holen. VoM tont.
Um dir was? wie? Georg! — Ist der Junge verrückt geworden?
Sei ruhig, liebe Cäcilie, erwiederte Georg. Es ist schon ziemlich so, wie
er sagt. Wir haben uns überlegt, daß er nach einigen vorangegangenen Gescheh¬
nissen anfragen muß. Er glaubt vou dem Grafen abschläglich beschieden zu
werden, auch ich glaube es. Immerhin ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen.
Georg!
Zum erstenmale in ihrem Leben fühlte sich Cäcilie Niffelshausen einer
Ohnmacht nahe. Ganz versteinert starrte sie ihren Bruder an. Als sie endlich
ihrer Sinne wieder Herr ward, rief sie: Die Monika Da'ita! Die Kokette, um
nichts schlimmeres zu sagen! Die — die —
Valerian fuhr dazwischen: Mit den Titulatureu warte auf meine Abwesen¬
heit, Tante! Monika ist ein edles und deiner Achtung durchaus würdiges
Mädchen. Ich liebe sie, und sie liebt mich, und ich werde nicht zugeben, daß
du oder irgend jemand sie beleidigt, so lange ich daneben stehe und es ver¬
bieten kann. Ich wußte ja, daß dieser Fall dich erzürnen würde, und hätte
dir den Verdruß gern erspart, da es nun doch am Ende ist.
Er umfaßte die Lehne eines Stuhles und senkte den Kopf. Cäcilie war
noch zu fassungslos, um eine Entgegnung vorzutragen.
Ja, fuhr Valer nach kurzem Schweigen ruhiger fort, ich habe sie so sehr ge¬
liebt, daß ich darüber dumm und blind und schlecht geworden bin. Ich habe
ihr aus meinem Herzen einen Altar gemacht und alles darauf gelegt — alles!
Er hatte die letzten Worte ganz leise gesprochen und dazu, sich selbst trübe bei¬
stimmend, mit dem Kopfe genickt.
Jetzt verließ er das Zimmer ohne einen Blick ans die Zurückbleibenden.
Diese aber sahen ihm ernsthaft nach und schwiegen beide.
Das Frühstück verlief ungewöhnlich still an diesem Morgen. Der Onkel
gab zwar eine ziemlich eingehende Beschreibung der letzterfundenen Säemaschine
zum Besten, allein es starrte ein jeder in seine Tasse, als sei dort allein Heil
zu finden. Mau ging bald auseinander.
Auch bei Mathilden hatten bereits hundert Zweifel und Aergste die glück¬
liche Sicherheit verdrängt, die der Besitz des Geliebten ihr anfangs gegeben
hatte. Sie hatte die Absicht gehabt, sich sofort dem Onkel anzuvertrauen; um
war er aber gestern erst spät nach Hause gekommen; jetzt hatte er andre Dinge
vor, Valerian war da und sah krank ans, Anton wurde erwartet. Mathilde
fühlte eine immer wachsende Scheu, ihr Erlebnis im Grauen Hund zu berichten.
Indessen ging der Baron auf den Gutshof, um mich einem kranken Pferde
zu sehen. Im Vorflur des Stalles, zu dem die Thür halb aufstand, hantirte die
Magd Rosette, als die Magd Scina mit den Wassercimern herzukam.
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Hast dus denn schon gehört, Rosette?
Was denn?
Na, du weißt aber auch nie etwas.
So rede doch nur!
Aber nicht wahr, Rosette, du sagst's nicht weiter? Unser Fräulein Ma¬
thilde ist dem Herrn Pfarrer von Trübensee gut! Es hat's einer gestern in
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