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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Notizen.

treiber mieten beim Transport ihrer Herden Schafscherer und lassen die Wolle
an Ort und Stelle unbenutzt liegen. Der Viehdünger sammelt sich, da er nicht
benutzt wird, an manchen Orten in so unermeßlichen Massen an, daß die Bewohner
ganzer Dörfer auswandern und sich anderswo niederlassen, weil sie "gar zu sehr
vermistet sind." Die Landleute wissen den Ueberfluß an Fett, den ihnen ihr Vieh
liefert, nicht zu verwerten, es nicht ausznschmelzen und zu reinigen; sie brennen
statt Talglichter Kienspäne, sie waschen sich statt mit Seife mit einem Aufguß vou
gesäuerten Därmen, sie verstehen nicht zu gerben und verschicken die Häute roh.
Das Getreide, das sie bauen, bringt so wenig ein, daß man vielfach Schweine damit
mästet, noch mehr aber wird seit einigen Jahren in Schnaps verwandelt. Die
Branntweinbrennerei nimmt jetzt unter den Industriezweigen Sibiriens eine der
ersten Stellen ein, aber nicht zum Vorteile des Landes: sie bietet Absatz für das
Getreide, befördert aber die Trunksucht. Nach Jadriuzews Bericht gab es 1873
in Sibirien 1202 Fabriken und andre gewerbliche Unternehmungen, und diese
erzeugten Waaren im Werte von fünfzehn Millionen Rubeln, wovon aber mehr als
acht Millionen ans Schnaps kamen. Die Hauptrolle in der wcstsibirischen Industrie
spielen nach den Brennereien die Gerbereien und Talgsiedereien. Höhere Industrie¬
zweige, die sich nicht bloß mit einfacher Bearbeitung von Rohstoffen befassen, giebt
es erst in kleinen Anfängen. 1880 hatte man nur eine Fabrik grober Wollenstoffe,
drei Hüttenwerke und drei Eisengießereien. Die ganze industrielle Thätigkeit
Sibiriens beschäftigte 1879 nur 10,109 Mann. Es erzeugte also bis heute von
Manufakturen fast garnichts und bezog beinahe seinen ganzen Bedarf an solchen
aus Rußland, das ihm nicht bloß Tuch und Zitz, Eisenwaaren und Möbel, sondern
sogar Töpfergeschirr liefert. Den Handel in Sibirien charakterisirt Schmvlensky,
der Sekretär des statistischen Komitees in Tobolsk, folgendermaßen: "Die Mannfakte
gelangen ans Rußland nach Ostsibirien vom Nischegoroder, nach Westsibirien vom
Arbiter Jahrmarkte. Die sibirischen Kaufleute nehmen die Waaren ans Kredit und
bekommen daher stets Ladenhüter; namentlich giebt es auf den kleinen Märkten im
Gouvernement Tobolsk viel Schundwaarcn. Die Wauderkrämer reisen sehr wohl¬
feil, sie werden von den naiven Sibiriern als Pilger betrachtet und gratis gefüttert.
Betrug und Ueberteuerung find die Regel, dabei vergreifen sich die Sachen aber
doch. Die Spczereihändler versichern, daß sie 35 bis 40 Prozent verdienen." Die
Fabrikate vom Jrbiter Markte sind sprichwörtlich geworden. "Taugt es nicht, dann
fort damit nach Sibirien," sagen die Fabrikanten. An einem Hause in Jrbitj befand
sich noch vor kurzem ein Schild mit den Worten: "Hier werden Madeira, Xeres
und andre Traubenweine für Sibirien .angefertigt." Ueber den Handel am Amur
schreibt ein Marineoffizier: Unsre Kaufleute nehmen Prozente nach Gutdünken ; denn
es giebt deren hier nur fünf oder sechs, und die haben sich zu unsrer Ausplünderung
vereinigt. Sie gewinnen 200 bis 500 Prozent an ihren Artikeln und bisweilen
mehr. Eine Lampe, die bei euch eiuen Rubel kostet, wird hier mit fünf Rubeln, eine
kleine japanische Schatulle, die man an Ort und Stelle ihres Ursprungs für einen
Dollar bekommt, mit zehn Rubeln bezahlt. In Kamtschatka befindet sich das Volk
ganz in der Gewalt der lokalen Monopolisten. Ein Pud (16^ Kilogramm) Mehl
kostete in letzter Zeit hier fünf, ein Pfund Pulver vier Rubel. Das Geld ist hier
außerordentlich selten, der Wucher infolge dessen in Blüte. Ein Mann der bessere"
Klasse wünschte für ein geerbtes Heiligenbild einen geschnitzten Gvldrcchmen und
wurde mit einem Händler über einen solchen einig. Der Preis sollte siebzig Rudel
sein. Im nächste" Jahre war der Rahmen fertig, und der glückliche Empfänger
gab dem Händler 56 Felle von weißen Füchsen, die ebensoviel,: Rubel wert waren,


Notizen.

treiber mieten beim Transport ihrer Herden Schafscherer und lassen die Wolle
an Ort und Stelle unbenutzt liegen. Der Viehdünger sammelt sich, da er nicht
benutzt wird, an manchen Orten in so unermeßlichen Massen an, daß die Bewohner
ganzer Dörfer auswandern und sich anderswo niederlassen, weil sie „gar zu sehr
vermistet sind." Die Landleute wissen den Ueberfluß an Fett, den ihnen ihr Vieh
liefert, nicht zu verwerten, es nicht ausznschmelzen und zu reinigen; sie brennen
statt Talglichter Kienspäne, sie waschen sich statt mit Seife mit einem Aufguß vou
gesäuerten Därmen, sie verstehen nicht zu gerben und verschicken die Häute roh.
Das Getreide, das sie bauen, bringt so wenig ein, daß man vielfach Schweine damit
mästet, noch mehr aber wird seit einigen Jahren in Schnaps verwandelt. Die
Branntweinbrennerei nimmt jetzt unter den Industriezweigen Sibiriens eine der
ersten Stellen ein, aber nicht zum Vorteile des Landes: sie bietet Absatz für das
Getreide, befördert aber die Trunksucht. Nach Jadriuzews Bericht gab es 1873
in Sibirien 1202 Fabriken und andre gewerbliche Unternehmungen, und diese
erzeugten Waaren im Werte von fünfzehn Millionen Rubeln, wovon aber mehr als
acht Millionen ans Schnaps kamen. Die Hauptrolle in der wcstsibirischen Industrie
spielen nach den Brennereien die Gerbereien und Talgsiedereien. Höhere Industrie¬
zweige, die sich nicht bloß mit einfacher Bearbeitung von Rohstoffen befassen, giebt
es erst in kleinen Anfängen. 1880 hatte man nur eine Fabrik grober Wollenstoffe,
drei Hüttenwerke und drei Eisengießereien. Die ganze industrielle Thätigkeit
Sibiriens beschäftigte 1879 nur 10,109 Mann. Es erzeugte also bis heute von
Manufakturen fast garnichts und bezog beinahe seinen ganzen Bedarf an solchen
aus Rußland, das ihm nicht bloß Tuch und Zitz, Eisenwaaren und Möbel, sondern
sogar Töpfergeschirr liefert. Den Handel in Sibirien charakterisirt Schmvlensky,
der Sekretär des statistischen Komitees in Tobolsk, folgendermaßen: „Die Mannfakte
gelangen ans Rußland nach Ostsibirien vom Nischegoroder, nach Westsibirien vom
Arbiter Jahrmarkte. Die sibirischen Kaufleute nehmen die Waaren ans Kredit und
bekommen daher stets Ladenhüter; namentlich giebt es auf den kleinen Märkten im
Gouvernement Tobolsk viel Schundwaarcn. Die Wauderkrämer reisen sehr wohl¬
feil, sie werden von den naiven Sibiriern als Pilger betrachtet und gratis gefüttert.
Betrug und Ueberteuerung find die Regel, dabei vergreifen sich die Sachen aber
doch. Die Spczereihändler versichern, daß sie 35 bis 40 Prozent verdienen." Die
Fabrikate vom Jrbiter Markte sind sprichwörtlich geworden. „Taugt es nicht, dann
fort damit nach Sibirien," sagen die Fabrikanten. An einem Hause in Jrbitj befand
sich noch vor kurzem ein Schild mit den Worten: „Hier werden Madeira, Xeres
und andre Traubenweine für Sibirien .angefertigt." Ueber den Handel am Amur
schreibt ein Marineoffizier: Unsre Kaufleute nehmen Prozente nach Gutdünken ; denn
es giebt deren hier nur fünf oder sechs, und die haben sich zu unsrer Ausplünderung
vereinigt. Sie gewinnen 200 bis 500 Prozent an ihren Artikeln und bisweilen
mehr. Eine Lampe, die bei euch eiuen Rubel kostet, wird hier mit fünf Rubeln, eine
kleine japanische Schatulle, die man an Ort und Stelle ihres Ursprungs für einen
Dollar bekommt, mit zehn Rubeln bezahlt. In Kamtschatka befindet sich das Volk
ganz in der Gewalt der lokalen Monopolisten. Ein Pud (16^ Kilogramm) Mehl
kostete in letzter Zeit hier fünf, ein Pfund Pulver vier Rubel. Das Geld ist hier
außerordentlich selten, der Wucher infolge dessen in Blüte. Ein Mann der bessere«
Klasse wünschte für ein geerbtes Heiligenbild einen geschnitzten Gvldrcchmen und
wurde mit einem Händler über einen solchen einig. Der Preis sollte siebzig Rudel
sein. Im nächste» Jahre war der Rahmen fertig, und der glückliche Empfänger
gab dem Händler 56 Felle von weißen Füchsen, die ebensoviel,: Rubel wert waren,


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[0054] Notizen. treiber mieten beim Transport ihrer Herden Schafscherer und lassen die Wolle an Ort und Stelle unbenutzt liegen. Der Viehdünger sammelt sich, da er nicht benutzt wird, an manchen Orten in so unermeßlichen Massen an, daß die Bewohner ganzer Dörfer auswandern und sich anderswo niederlassen, weil sie „gar zu sehr vermistet sind." Die Landleute wissen den Ueberfluß an Fett, den ihnen ihr Vieh liefert, nicht zu verwerten, es nicht ausznschmelzen und zu reinigen; sie brennen statt Talglichter Kienspäne, sie waschen sich statt mit Seife mit einem Aufguß vou gesäuerten Därmen, sie verstehen nicht zu gerben und verschicken die Häute roh. Das Getreide, das sie bauen, bringt so wenig ein, daß man vielfach Schweine damit mästet, noch mehr aber wird seit einigen Jahren in Schnaps verwandelt. Die Branntweinbrennerei nimmt jetzt unter den Industriezweigen Sibiriens eine der ersten Stellen ein, aber nicht zum Vorteile des Landes: sie bietet Absatz für das Getreide, befördert aber die Trunksucht. Nach Jadriuzews Bericht gab es 1873 in Sibirien 1202 Fabriken und andre gewerbliche Unternehmungen, und diese erzeugten Waaren im Werte von fünfzehn Millionen Rubeln, wovon aber mehr als acht Millionen ans Schnaps kamen. Die Hauptrolle in der wcstsibirischen Industrie spielen nach den Brennereien die Gerbereien und Talgsiedereien. Höhere Industrie¬ zweige, die sich nicht bloß mit einfacher Bearbeitung von Rohstoffen befassen, giebt es erst in kleinen Anfängen. 1880 hatte man nur eine Fabrik grober Wollenstoffe, drei Hüttenwerke und drei Eisengießereien. Die ganze industrielle Thätigkeit Sibiriens beschäftigte 1879 nur 10,109 Mann. Es erzeugte also bis heute von Manufakturen fast garnichts und bezog beinahe seinen ganzen Bedarf an solchen aus Rußland, das ihm nicht bloß Tuch und Zitz, Eisenwaaren und Möbel, sondern sogar Töpfergeschirr liefert. Den Handel in Sibirien charakterisirt Schmvlensky, der Sekretär des statistischen Komitees in Tobolsk, folgendermaßen: „Die Mannfakte gelangen ans Rußland nach Ostsibirien vom Nischegoroder, nach Westsibirien vom Arbiter Jahrmarkte. Die sibirischen Kaufleute nehmen die Waaren ans Kredit und bekommen daher stets Ladenhüter; namentlich giebt es auf den kleinen Märkten im Gouvernement Tobolsk viel Schundwaarcn. Die Wauderkrämer reisen sehr wohl¬ feil, sie werden von den naiven Sibiriern als Pilger betrachtet und gratis gefüttert. Betrug und Ueberteuerung find die Regel, dabei vergreifen sich die Sachen aber doch. Die Spczereihändler versichern, daß sie 35 bis 40 Prozent verdienen." Die Fabrikate vom Jrbiter Markte sind sprichwörtlich geworden. „Taugt es nicht, dann fort damit nach Sibirien," sagen die Fabrikanten. An einem Hause in Jrbitj befand sich noch vor kurzem ein Schild mit den Worten: „Hier werden Madeira, Xeres und andre Traubenweine für Sibirien .angefertigt." Ueber den Handel am Amur schreibt ein Marineoffizier: Unsre Kaufleute nehmen Prozente nach Gutdünken ; denn es giebt deren hier nur fünf oder sechs, und die haben sich zu unsrer Ausplünderung vereinigt. Sie gewinnen 200 bis 500 Prozent an ihren Artikeln und bisweilen mehr. Eine Lampe, die bei euch eiuen Rubel kostet, wird hier mit fünf Rubeln, eine kleine japanische Schatulle, die man an Ort und Stelle ihres Ursprungs für einen Dollar bekommt, mit zehn Rubeln bezahlt. In Kamtschatka befindet sich das Volk ganz in der Gewalt der lokalen Monopolisten. Ein Pud (16^ Kilogramm) Mehl kostete in letzter Zeit hier fünf, ein Pfund Pulver vier Rubel. Das Geld ist hier außerordentlich selten, der Wucher infolge dessen in Blüte. Ein Mann der bessere« Klasse wünschte für ein geerbtes Heiligenbild einen geschnitzten Gvldrcchmen und wurde mit einem Händler über einen solchen einig. Der Preis sollte siebzig Rudel sein. Im nächste» Jahre war der Rahmen fertig, und der glückliche Empfänger gab dem Händler 56 Felle von weißen Füchsen, die ebensoviel,: Rubel wert waren,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/54>, abgerufen am 20.10.2024.