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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Die Raiserwahl vom Jahre ^5^9 und Aarls V. Anfänge.

die Braunschweiger tapfern Widerstand; aber die Menge der Krämer und Kauf¬
leute, welche des Anlaufs der Beutestücke halber beim Heere waren, geriet in
schrecken und breitete ihn aus; in diesem Augenblicke brachen die geldrischen
^>ter aus einem Versteck hervor, umgingen die Geschütze, hieben die Büchsen-
luerster nieder; als jetzt auch das Fußvolk herankam, ward die Niederlage voll¬
endet, "Vetter reit, es ist Zeit: meine gelben Sporen wolleus nicht leiden,
^" ich reite": so rief Herzog Erich dem Herzog Heinrich zu, und dieser sowie
lschof Franz entkamen; Erich aber ward samt seinem großen Waffenknechte
-^uiz, wacher ihm das eigne Roß überließ, nach heldenhafter Gegenwehr ge-
l 'gen; ^me Ritterehre war unverletzt; er blutete aus mehreren Wunden. Nicht
" uctnckM war der jüngste der braunschweigischen Brüder, Wilhelm: "Der gerade
ani, er unter sich hatte," trug ihn wohl im Sprunge über einen manns-
Thorweg hinweg; aber in Valeusen haben ihn die Feinde doch eingeholt
^fangen; dasselbe Loos teilten an zweihundert Edelleute. Der Sieg war
vollständig als möglich; viertausend Tote deckten die Wahlstatt; das Haupt¬
ner von Braunschweig, alles Geschütz, zwei Karthaunen, acht große und
^ Whn Quartierschlaugen nebst sechs Fcuermörsern, dazu die ganze Munition,
^ "ugehcure Beute, nicht nur der zusammengeplnnderte Raub, sondern auch
^ Silbergeschirr und die Prunkkleider der braunschweigischen Fürsten, die
^negskasfe, 4000 Pferde und über 2000 Wagen: das alles fiel den Siegern
^ ^ Hände." Drei Tage lagerten die Sieger, einer alten Sitte gemäß, auf
Schlachtfelde; dann verteilte man die Beute und die Gefangnen und trat
Hinweg an. Am Margarethentage, am 13. Juli, hielt Bischof Johann
Tnuinphzug in Hildesheim, "in voller Rüstung, an der Spitze seiner
^'Ngen, Bürger und Knechte, gefolgt von dem langen Zuge der eroberten Ge-
^e"; im Dome ward das Tedeum gesungen; das Banner von Braunschweig
urbe mitten in der Kirche aufgestellt, Erichs Schlachtschwert als Sieges-
lchen in dem Sanktuarium des hohen Chors aufgehängt/')
^ (Schluß folgt.)

Krsvi^ H^ne'umM' S. W1, Einen gedrängten Bericht haben wir von I. Gobler,
in <to dvllo Hillloswiwonsi, abgedruckt bei Scharoius, Hiswriunrn c>MS 1574;
u.it^s-^^"^' Ausgabe von 1673, II, S. 81 bis 83. Gobler ist dem Bischöfe Johann
und <" " ""uMoss sehr abgeneigt, namentlich auch sofern sie Anhänger des Königs Franz' I.
Schutt waren; er sieht auf Seiten Erichs nur Licht, auf der der Gegner nur
"ahn, °" ^ ^ ^A>ath in Dcchlmcmn und Wach' "Quellenkunde" S. 191 bevorzugte Auf-
° verdient, ist mir sehr zweifelhaft. (Vergl. meine Ancilekten zur Gesch. f1886j, S. 260 ff.)




Die Raiserwahl vom Jahre ^5^9 und Aarls V. Anfänge.

die Braunschweiger tapfern Widerstand; aber die Menge der Krämer und Kauf¬
leute, welche des Anlaufs der Beutestücke halber beim Heere waren, geriet in
schrecken und breitete ihn aus; in diesem Augenblicke brachen die geldrischen
^>ter aus einem Versteck hervor, umgingen die Geschütze, hieben die Büchsen-
luerster nieder; als jetzt auch das Fußvolk herankam, ward die Niederlage voll¬
endet, „Vetter reit, es ist Zeit: meine gelben Sporen wolleus nicht leiden,
^» ich reite": so rief Herzog Erich dem Herzog Heinrich zu, und dieser sowie
lschof Franz entkamen; Erich aber ward samt seinem großen Waffenknechte
-^uiz, wacher ihm das eigne Roß überließ, nach heldenhafter Gegenwehr ge-
l 'gen; ^me Ritterehre war unverletzt; er blutete aus mehreren Wunden. Nicht
» uctnckM war der jüngste der braunschweigischen Brüder, Wilhelm: „Der gerade
ani, er unter sich hatte," trug ihn wohl im Sprunge über einen manns-
Thorweg hinweg; aber in Valeusen haben ihn die Feinde doch eingeholt
^fangen; dasselbe Loos teilten an zweihundert Edelleute. Der Sieg war
vollständig als möglich; viertausend Tote deckten die Wahlstatt; das Haupt¬
ner von Braunschweig, alles Geschütz, zwei Karthaunen, acht große und
^ Whn Quartierschlaugen nebst sechs Fcuermörsern, dazu die ganze Munition,
^ "ugehcure Beute, nicht nur der zusammengeplnnderte Raub, sondern auch
^ Silbergeschirr und die Prunkkleider der braunschweigischen Fürsten, die
^negskasfe, 4000 Pferde und über 2000 Wagen: das alles fiel den Siegern
^ ^ Hände." Drei Tage lagerten die Sieger, einer alten Sitte gemäß, auf
Schlachtfelde; dann verteilte man die Beute und die Gefangnen und trat
Hinweg an. Am Margarethentage, am 13. Juli, hielt Bischof Johann
Tnuinphzug in Hildesheim, „in voller Rüstung, an der Spitze seiner
^'Ngen, Bürger und Knechte, gefolgt von dem langen Zuge der eroberten Ge-
^e"; im Dome ward das Tedeum gesungen; das Banner von Braunschweig
urbe mitten in der Kirche aufgestellt, Erichs Schlachtschwert als Sieges-
lchen in dem Sanktuarium des hohen Chors aufgehängt/')
^ (Schluß folgt.)

Krsvi^ H^ne'umM' S. W1, Einen gedrängten Bericht haben wir von I. Gobler,
in <to dvllo Hillloswiwonsi, abgedruckt bei Scharoius, Hiswriunrn c>MS 1574;
u.it^s-^^"^' Ausgabe von 1673, II, S. 81 bis 83. Gobler ist dem Bischöfe Johann
und <« " ""uMoss sehr abgeneigt, namentlich auch sofern sie Anhänger des Königs Franz' I.
Schutt waren; er sieht auf Seiten Erichs nur Licht, auf der der Gegner nur
"ahn, °" ^ ^ ^A>ath in Dcchlmcmn und Wach' „Quellenkunde" S. 191 bevorzugte Auf-
° verdient, ist mir sehr zweifelhaft. (Vergl. meine Ancilekten zur Gesch. f1886j, S. 260 ff.)




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[0375] Die Raiserwahl vom Jahre ^5^9 und Aarls V. Anfänge. die Braunschweiger tapfern Widerstand; aber die Menge der Krämer und Kauf¬ leute, welche des Anlaufs der Beutestücke halber beim Heere waren, geriet in schrecken und breitete ihn aus; in diesem Augenblicke brachen die geldrischen ^>ter aus einem Versteck hervor, umgingen die Geschütze, hieben die Büchsen- luerster nieder; als jetzt auch das Fußvolk herankam, ward die Niederlage voll¬ endet, „Vetter reit, es ist Zeit: meine gelben Sporen wolleus nicht leiden, ^» ich reite": so rief Herzog Erich dem Herzog Heinrich zu, und dieser sowie lschof Franz entkamen; Erich aber ward samt seinem großen Waffenknechte -^uiz, wacher ihm das eigne Roß überließ, nach heldenhafter Gegenwehr ge- l 'gen; ^me Ritterehre war unverletzt; er blutete aus mehreren Wunden. Nicht » uctnckM war der jüngste der braunschweigischen Brüder, Wilhelm: „Der gerade ani, er unter sich hatte," trug ihn wohl im Sprunge über einen manns- Thorweg hinweg; aber in Valeusen haben ihn die Feinde doch eingeholt ^fangen; dasselbe Loos teilten an zweihundert Edelleute. Der Sieg war vollständig als möglich; viertausend Tote deckten die Wahlstatt; das Haupt¬ ner von Braunschweig, alles Geschütz, zwei Karthaunen, acht große und ^ Whn Quartierschlaugen nebst sechs Fcuermörsern, dazu die ganze Munition, ^ "ugehcure Beute, nicht nur der zusammengeplnnderte Raub, sondern auch ^ Silbergeschirr und die Prunkkleider der braunschweigischen Fürsten, die ^negskasfe, 4000 Pferde und über 2000 Wagen: das alles fiel den Siegern ^ ^ Hände." Drei Tage lagerten die Sieger, einer alten Sitte gemäß, auf Schlachtfelde; dann verteilte man die Beute und die Gefangnen und trat Hinweg an. Am Margarethentage, am 13. Juli, hielt Bischof Johann Tnuinphzug in Hildesheim, „in voller Rüstung, an der Spitze seiner ^'Ngen, Bürger und Knechte, gefolgt von dem langen Zuge der eroberten Ge- ^e"; im Dome ward das Tedeum gesungen; das Banner von Braunschweig urbe mitten in der Kirche aufgestellt, Erichs Schlachtschwert als Sieges- lchen in dem Sanktuarium des hohen Chors aufgehängt/') ^ (Schluß folgt.) Krsvi^ H^ne'umM' S. W1, Einen gedrängten Bericht haben wir von I. Gobler, in <to dvllo Hillloswiwonsi, abgedruckt bei Scharoius, Hiswriunrn c>MS 1574; u.it^s-^^"^' Ausgabe von 1673, II, S. 81 bis 83. Gobler ist dem Bischöfe Johann und <« " ""uMoss sehr abgeneigt, namentlich auch sofern sie Anhänger des Königs Franz' I. Schutt waren; er sieht auf Seiten Erichs nur Licht, auf der der Gegner nur "ahn, °" ^ ^ ^A>ath in Dcchlmcmn und Wach' „Quellenkunde" S. 191 bevorzugte Auf- ° verdient, ist mir sehr zweifelhaft. (Vergl. meine Ancilekten zur Gesch. f1886j, S. 260 ff.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/375>, abgerufen am 03.07.2024.