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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts.

für ein bestimmtes Monument gefunden hat. Wenn schon in dieser Abweichung
von dem früheren Verfahren ein Fortschritt erkannt werden muß, so ist noch
dankbarer die Bereicherung des Denkmälervorrats zu begrüßen. Bisher lieferten
die auf italischen Boden entdeckten oder befindlichen Denkmäler im wesentlichen
den Vorrat für die Abbildungen der Nonuinearti; für eine geeignete monumentale
und künstlerische Veröffentlichung der griechischen Denkmäler fehlte es an einem
entsprechenden Organe, oder das zur Verfügung stehende -- die Mitteilungen
des Instituts in Athen -- erwies sich vielfach wegen seines Formats als un¬
zureichend. Das Programm der "Antiken Denkmäler" besagt, daß in ihnen in
Zukunft Monumente aus dem ganzen Bereiche der klassischen Archäologie ver¬
öffentlicht werden sollen. Daß endlich die "Antiken Denkmäler" nicht in Rom,
sondern in der Reichshauptstadt hergestellt werden, geschieht wegen der dort
geläufigen besseren und vollkommeneren Vervielfältigungsverfahren nur im In¬
teresse des Unternehmens.

Das neue "Jahrbuch" vertritt die ^.ruMi und in gewissem Sinne auch
die "Archäologische Zeitung." Allerdings ist durch Ausschließung der fremden
Sprachen -- nur Lateinisch ist gestattet -- namentlich den italienischen Ge¬
lehrten die Mitwirkung unmöglich gemacht, und die Teilnahme wird voraus¬
sichtlich auf die Vertreter der deutschen Wissenschaft beschränkt bleiben. Indessen
hätte man nie diese Thatsache benutzen sollen, um den Chauvinismus der Italiener
anzuschüren und den Deutschen den Vorwurf der Undankbarkeit zu machen.
Das Gefühl des Dankes gegen das Land, das über ein halbes Jahrhundert
dem deutscheu Institut Heimatstätte gewesen ist, wie nicht minder gegen die
fremden Gelehrten, die in den ersten Tagen des Instituts und später ihre Unter¬
stützung freundlich gewährt haben, ist von jeher unbegrenzt gewesen, und die
Zukunft wird lehren, daß man auch unter veränderten Verhältnissen das Gast¬
recht in der Fremde dankbar zu schätzen weiß. Daß man die Mitwirkung der
Italiener den Jnstitutsschriften auch in ihrer neuen Gestalt sich zu erhalten
suchen würde, war so sicher und für die maßgebenden deutschen Kreise so selbst¬
verständlich, daß es sich nur um das Organ handeln konnte, dessen Spalte"
man fremden Sprachen einräumen wollte. Indem man dem bisherigen l!u">'um"
eine andre Gestalt und einen andern Charakter gegeben hat, glaubte man die
Lösung der Frage am einfachsten herbeiführen zu können. Die in den "Rö¬
mischen Mitteilungen" vorzugsweise in italienischer Sprache erscheinenden größern
Aufsätze, die von erläuternden, aufs trefflichste ausgeführten Tafeln begleitet
werden (deutsch sind wesentlich nur die Sitzuugsprotokolle) tragen ganz und
gar den Stempel der bisherigen Artikel der ^mMi, und die italienischen und
französischen Gelehrten, die früher an den.Vnimü mitgearbeitet haben und von
der ruhigen Überlegung sich leiten lassen, daß, ohne ihr persönliches oder po¬
litisches Ehrgefühl kränken zu wollen, unter dem bestehenden Drucke äußerer
Verhältnisse mit der Vergangenheit gebrochen werden mußte, werden nach wie


Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts.

für ein bestimmtes Monument gefunden hat. Wenn schon in dieser Abweichung
von dem früheren Verfahren ein Fortschritt erkannt werden muß, so ist noch
dankbarer die Bereicherung des Denkmälervorrats zu begrüßen. Bisher lieferten
die auf italischen Boden entdeckten oder befindlichen Denkmäler im wesentlichen
den Vorrat für die Abbildungen der Nonuinearti; für eine geeignete monumentale
und künstlerische Veröffentlichung der griechischen Denkmäler fehlte es an einem
entsprechenden Organe, oder das zur Verfügung stehende — die Mitteilungen
des Instituts in Athen — erwies sich vielfach wegen seines Formats als un¬
zureichend. Das Programm der „Antiken Denkmäler" besagt, daß in ihnen in
Zukunft Monumente aus dem ganzen Bereiche der klassischen Archäologie ver¬
öffentlicht werden sollen. Daß endlich die „Antiken Denkmäler" nicht in Rom,
sondern in der Reichshauptstadt hergestellt werden, geschieht wegen der dort
geläufigen besseren und vollkommeneren Vervielfältigungsverfahren nur im In¬
teresse des Unternehmens.

Das neue „Jahrbuch" vertritt die ^.ruMi und in gewissem Sinne auch
die „Archäologische Zeitung." Allerdings ist durch Ausschließung der fremden
Sprachen — nur Lateinisch ist gestattet — namentlich den italienischen Ge¬
lehrten die Mitwirkung unmöglich gemacht, und die Teilnahme wird voraus¬
sichtlich auf die Vertreter der deutschen Wissenschaft beschränkt bleiben. Indessen
hätte man nie diese Thatsache benutzen sollen, um den Chauvinismus der Italiener
anzuschüren und den Deutschen den Vorwurf der Undankbarkeit zu machen.
Das Gefühl des Dankes gegen das Land, das über ein halbes Jahrhundert
dem deutscheu Institut Heimatstätte gewesen ist, wie nicht minder gegen die
fremden Gelehrten, die in den ersten Tagen des Instituts und später ihre Unter¬
stützung freundlich gewährt haben, ist von jeher unbegrenzt gewesen, und die
Zukunft wird lehren, daß man auch unter veränderten Verhältnissen das Gast¬
recht in der Fremde dankbar zu schätzen weiß. Daß man die Mitwirkung der
Italiener den Jnstitutsschriften auch in ihrer neuen Gestalt sich zu erhalten
suchen würde, war so sicher und für die maßgebenden deutschen Kreise so selbst¬
verständlich, daß es sich nur um das Organ handeln konnte, dessen Spalte»
man fremden Sprachen einräumen wollte. Indem man dem bisherigen l!u">'um»
eine andre Gestalt und einen andern Charakter gegeben hat, glaubte man die
Lösung der Frage am einfachsten herbeiführen zu können. Die in den „Rö¬
mischen Mitteilungen" vorzugsweise in italienischer Sprache erscheinenden größern
Aufsätze, die von erläuternden, aufs trefflichste ausgeführten Tafeln begleitet
werden (deutsch sind wesentlich nur die Sitzuugsprotokolle) tragen ganz und
gar den Stempel der bisherigen Artikel der ^mMi, und die italienischen und
französischen Gelehrten, die früher an den.Vnimü mitgearbeitet haben und von
der ruhigen Überlegung sich leiten lassen, daß, ohne ihr persönliches oder po¬
litisches Ehrgefühl kränken zu wollen, unter dem bestehenden Drucke äußerer
Verhältnisse mit der Vergangenheit gebrochen werden mußte, werden nach wie


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[0132] Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts. für ein bestimmtes Monument gefunden hat. Wenn schon in dieser Abweichung von dem früheren Verfahren ein Fortschritt erkannt werden muß, so ist noch dankbarer die Bereicherung des Denkmälervorrats zu begrüßen. Bisher lieferten die auf italischen Boden entdeckten oder befindlichen Denkmäler im wesentlichen den Vorrat für die Abbildungen der Nonuinearti; für eine geeignete monumentale und künstlerische Veröffentlichung der griechischen Denkmäler fehlte es an einem entsprechenden Organe, oder das zur Verfügung stehende — die Mitteilungen des Instituts in Athen — erwies sich vielfach wegen seines Formats als un¬ zureichend. Das Programm der „Antiken Denkmäler" besagt, daß in ihnen in Zukunft Monumente aus dem ganzen Bereiche der klassischen Archäologie ver¬ öffentlicht werden sollen. Daß endlich die „Antiken Denkmäler" nicht in Rom, sondern in der Reichshauptstadt hergestellt werden, geschieht wegen der dort geläufigen besseren und vollkommeneren Vervielfältigungsverfahren nur im In¬ teresse des Unternehmens. Das neue „Jahrbuch" vertritt die ^.ruMi und in gewissem Sinne auch die „Archäologische Zeitung." Allerdings ist durch Ausschließung der fremden Sprachen — nur Lateinisch ist gestattet — namentlich den italienischen Ge¬ lehrten die Mitwirkung unmöglich gemacht, und die Teilnahme wird voraus¬ sichtlich auf die Vertreter der deutschen Wissenschaft beschränkt bleiben. Indessen hätte man nie diese Thatsache benutzen sollen, um den Chauvinismus der Italiener anzuschüren und den Deutschen den Vorwurf der Undankbarkeit zu machen. Das Gefühl des Dankes gegen das Land, das über ein halbes Jahrhundert dem deutscheu Institut Heimatstätte gewesen ist, wie nicht minder gegen die fremden Gelehrten, die in den ersten Tagen des Instituts und später ihre Unter¬ stützung freundlich gewährt haben, ist von jeher unbegrenzt gewesen, und die Zukunft wird lehren, daß man auch unter veränderten Verhältnissen das Gast¬ recht in der Fremde dankbar zu schätzen weiß. Daß man die Mitwirkung der Italiener den Jnstitutsschriften auch in ihrer neuen Gestalt sich zu erhalten suchen würde, war so sicher und für die maßgebenden deutschen Kreise so selbst¬ verständlich, daß es sich nur um das Organ handeln konnte, dessen Spalte» man fremden Sprachen einräumen wollte. Indem man dem bisherigen l!u">'um» eine andre Gestalt und einen andern Charakter gegeben hat, glaubte man die Lösung der Frage am einfachsten herbeiführen zu können. Die in den „Rö¬ mischen Mitteilungen" vorzugsweise in italienischer Sprache erscheinenden größern Aufsätze, die von erläuternden, aufs trefflichste ausgeführten Tafeln begleitet werden (deutsch sind wesentlich nur die Sitzuugsprotokolle) tragen ganz und gar den Stempel der bisherigen Artikel der ^mMi, und die italienischen und französischen Gelehrten, die früher an den.Vnimü mitgearbeitet haben und von der ruhigen Überlegung sich leiten lassen, daß, ohne ihr persönliches oder po¬ litisches Ehrgefühl kränken zu wollen, unter dem bestehenden Drucke äußerer Verhältnisse mit der Vergangenheit gebrochen werden mußte, werden nach wie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/132>, abgerufen am 24.08.2024.