Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Buchdruck und Buchhandel im fünfzehnten Jahrhundert. druckten Bücher des fünfzehnten Jahrhunderts eines solchen, und erst allmählich Mit der gleichen Umsicht sorgte Koberger dafür, daß ein guter, korrekter Übrigens war es kein Wunder, daß die Besitzer kostbarer Handschriften Buchdruck und Buchhandel im fünfzehnten Jahrhundert. druckten Bücher des fünfzehnten Jahrhunderts eines solchen, und erst allmählich Mit der gleichen Umsicht sorgte Koberger dafür, daß ein guter, korrekter Übrigens war es kein Wunder, daß die Besitzer kostbarer Handschriften <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0371" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198437"/> <fw type="header" place="top"> Buchdruck und Buchhandel im fünfzehnten Jahrhundert.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1069" prev="#ID_1068"> druckten Bücher des fünfzehnten Jahrhunderts eines solchen, und erst allmählich<lb/> wird es Sitte, ein besondres Blatt zu diesem Zwecke zu bestimmen und das¬<lb/> selbe in künstlerischer Weise auszustatten. Die ersten Drucke zeigen ferner, auch<lb/> in diesem Punkte den handschriftlichen Folianten gleichend, die Einteilung in<lb/> zwei Spalten und eine Ausnutzung des Papiers, bei der ein häufigeres Ab¬<lb/> setzen des Textes sorglich vermieden wird, aber freilich auch die Übersichtlichkeit<lb/> leidet. Ans der Anlehnung an die Handschrift erklärt es sich auch, daß die<lb/> Fraktur diejenige Schriftgattung ist, welche uns zuerst in den Drucken des<lb/> fünfzehnten Jahrhunderts begegnet, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern<lb/> auch in den romanischen Ländern, da sich von Deutschland aus und durch<lb/> Deutsche die neue Erfindung über sie verbreitete. Die sogenannte Antiqua, die<lb/> römische Schrift, kam erst jpciter in Italien auf und drang von hier aus auch<lb/> in Deutschland ein. Koberger hat daher sast durchgängig mit Frakturschrift<lb/> gedruckt und erst seit 1492 in einzelnen Fällen die venetianische Antiqua an-<lb/> gewendet. Eifrig bemüht, die Fraktur im Sinne ihrer Eigenart weiter zu<lb/> bilde», erzielte er hierbei auch schöne Erfolge. Die Schrift seiner deutschen<lb/> Bibel vom Jahre 1483 ist so stilvoll durchgearbeitet, daß sie sich selbst gegen¬<lb/> über der berühmteren und kunstvolleren Theuerdaukthpc noch stattlich ausnimmt.<lb/> Auch in der schwierigen Verwendung verschiedner Typen bei einem Drucke wußte<lb/> Koberger höchst anerkennenswertes zu leisten. Zu seiner vierbändigen Bibel¬<lb/> ausgabe, die 1478 bis 1480 für ihn in Straßbnrg gedruckt wurde, sind sogar<lb/> viererlei Type» ans jeder Seite verwendet worden. Zur Schönheit seiner Drucke<lb/> trug aber auch wesentlich der Umstand bei, daß er sich nur klarer, frischge-<lb/> gosscncr Schrift bediente und die Verwendung abgenutzter Lettern vermied, so¬<lb/> wohl bei seinen eignen Arbeiten als bei den für seine Rechnung von ander»<lb/> Druckern ausgeführten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1070"> Mit der gleichen Umsicht sorgte Koberger dafür, daß ein guter, korrekter<lb/> Text hergestellt wurde; denn der Ruf der Korrektheit war entscheidend für den<lb/> Absatz. Um diese zu erzielen, nahmen die Buchdrucker jener Zeit häufig ge¬<lb/> lehrte Männer in ihren Dienst, welche gleichzeitig das Geschäft des Heraus¬<lb/> gebers und des Korrektors versahen. Ihre Hilfe war umso nötiger, je größer<lb/> die Schwierigkeiten waren, gute handschriftliche Vorlagen zu erhalten. Koberger<lb/> war unablässig bemüht, nach dieser Richtung hin für seine Unternehmungen<lb/> Brauchbares zu erhalten. Um ein „Exemplar," so lautete damals der Ausdruck<lb/> für Handschrift, zu erlangen, ließ er zahlreiche deutsche Klöster durchsuchen und<lb/> zog selbst aus Frankreich und England Erkundigungen ein. Das Buch Daniel<lb/> z. B. und die Matkabüer erbat er von Lyon, Paris, London, Lübeck und Eß-<lb/> lingen. Er scheute keine Geldopfer und wußte selbst den Rat von Nürnberg<lb/> zu bewege», da, wo es Not that, mit einer Fürbitte für ihn einzutreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1071" next="#ID_1072"> Übrigens war es kein Wunder, daß die Besitzer kostbarer Handschriften<lb/> sich häufig weigerten, ihre Schätze einem Drucker zur Vervielfältigung zu über-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0371]
Buchdruck und Buchhandel im fünfzehnten Jahrhundert.
druckten Bücher des fünfzehnten Jahrhunderts eines solchen, und erst allmählich
wird es Sitte, ein besondres Blatt zu diesem Zwecke zu bestimmen und das¬
selbe in künstlerischer Weise auszustatten. Die ersten Drucke zeigen ferner, auch
in diesem Punkte den handschriftlichen Folianten gleichend, die Einteilung in
zwei Spalten und eine Ausnutzung des Papiers, bei der ein häufigeres Ab¬
setzen des Textes sorglich vermieden wird, aber freilich auch die Übersichtlichkeit
leidet. Ans der Anlehnung an die Handschrift erklärt es sich auch, daß die
Fraktur diejenige Schriftgattung ist, welche uns zuerst in den Drucken des
fünfzehnten Jahrhunderts begegnet, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern
auch in den romanischen Ländern, da sich von Deutschland aus und durch
Deutsche die neue Erfindung über sie verbreitete. Die sogenannte Antiqua, die
römische Schrift, kam erst jpciter in Italien auf und drang von hier aus auch
in Deutschland ein. Koberger hat daher sast durchgängig mit Frakturschrift
gedruckt und erst seit 1492 in einzelnen Fällen die venetianische Antiqua an-
gewendet. Eifrig bemüht, die Fraktur im Sinne ihrer Eigenart weiter zu
bilde», erzielte er hierbei auch schöne Erfolge. Die Schrift seiner deutschen
Bibel vom Jahre 1483 ist so stilvoll durchgearbeitet, daß sie sich selbst gegen¬
über der berühmteren und kunstvolleren Theuerdaukthpc noch stattlich ausnimmt.
Auch in der schwierigen Verwendung verschiedner Typen bei einem Drucke wußte
Koberger höchst anerkennenswertes zu leisten. Zu seiner vierbändigen Bibel¬
ausgabe, die 1478 bis 1480 für ihn in Straßbnrg gedruckt wurde, sind sogar
viererlei Type» ans jeder Seite verwendet worden. Zur Schönheit seiner Drucke
trug aber auch wesentlich der Umstand bei, daß er sich nur klarer, frischge-
gosscncr Schrift bediente und die Verwendung abgenutzter Lettern vermied, so¬
wohl bei seinen eignen Arbeiten als bei den für seine Rechnung von ander»
Druckern ausgeführten.
Mit der gleichen Umsicht sorgte Koberger dafür, daß ein guter, korrekter
Text hergestellt wurde; denn der Ruf der Korrektheit war entscheidend für den
Absatz. Um diese zu erzielen, nahmen die Buchdrucker jener Zeit häufig ge¬
lehrte Männer in ihren Dienst, welche gleichzeitig das Geschäft des Heraus¬
gebers und des Korrektors versahen. Ihre Hilfe war umso nötiger, je größer
die Schwierigkeiten waren, gute handschriftliche Vorlagen zu erhalten. Koberger
war unablässig bemüht, nach dieser Richtung hin für seine Unternehmungen
Brauchbares zu erhalten. Um ein „Exemplar," so lautete damals der Ausdruck
für Handschrift, zu erlangen, ließ er zahlreiche deutsche Klöster durchsuchen und
zog selbst aus Frankreich und England Erkundigungen ein. Das Buch Daniel
z. B. und die Matkabüer erbat er von Lyon, Paris, London, Lübeck und Eß-
lingen. Er scheute keine Geldopfer und wußte selbst den Rat von Nürnberg
zu bewege», da, wo es Not that, mit einer Fürbitte für ihn einzutreten.
Übrigens war es kein Wunder, daß die Besitzer kostbarer Handschriften
sich häufig weigerten, ihre Schätze einem Drucker zur Vervielfältigung zu über-
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