Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Tamoens. das dieser am Zügel hielt, noch näher heranzuführen. Ihr gestattet, Donna Ihr würdet es nicht vergessen, Freund, weil Ihr nicht allein seid und weil Camoens fühlte den scharfen Tadel in den ruhigen Worten des Freundes Würdet Ihr es ein Unheil nennen, an Dom Sebastians Seite den Thron Grmzlwti'u I. 1386. 79
Tamoens. das dieser am Zügel hielt, noch näher heranzuführen. Ihr gestattet, Donna Ihr würdet es nicht vergessen, Freund, weil Ihr nicht allein seid und weil Camoens fühlte den scharfen Tadel in den ruhigen Worten des Freundes Würdet Ihr es ein Unheil nennen, an Dom Sebastians Seite den Thron Grmzlwti'u I. 1386. 79
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Tamoens.
das dieser am Zügel hielt, noch näher heranzuführen. Ihr gestattet, Donna
Catarina, daß ich Euch in den Sattel helfe! sagte er und bot ihr ritterlich die
Hand. Sie hörte erglühend sein Drängen und wagte nicht länger zu zögern.
Aber noch vom Pferde herab, und während der König selbst seinen Rappen
bestieg, grüßte sie die Zurückbleibenden. Miraflores, der den alten Falkner an¬
gewiesen hatte, sich dicht hinter ihm zu halten, wollte den Platz neben seiner
jungen Gebieterin einnehmen, den ihm die Sitte zusprach, Dom Sebastian jedoch
scheuchte ihn mit einem Blitz aus seinen blauen Augen bis zu dem eignen
Gefolge zurück, das sich in gemessenem Abstände von dem jungen Herrscher hielt.
Und nun überließ sich der König dem wilden Ungestüm seiner Natur, er lenkte
mit der einen Hand sein Pferd und griff mit der andern in die Zügel, welche
die junge Gräfin hielt, im schärfsten Trabe flog er an dem Häuflein seiner
Begleiter vorüber und denselben Weg thalwärts, den er vorhin emporgekommen
war. Das Jagdgcfolge brauste hinter ihm drein, die Blicke der zurückbleibenden
Männer, Esmahs und Jvanas hafteten nur auf dem Paare, das sie noch
lange auf dem sonneuübergläuzten Wege wahrnehmen konnten. Sie alle hatten
den übermütig jauchzenden Laut gehört, mit welchem sich der König aus dem
Bügel in den Sattel schwang, und hatten den freudigen Schein gesehen, der auf
seinem Gesichte lag, als er allein neben dem schönen Mädchen hielt. Barreto
und der Priester blickten ernst einander an, Camoens aber starrte traumverloren
den Enteilenden nach, es waren sichtlich schlimme Träume, die in seiner Seele
erwachten. Leise sagte er zu Barreto: Ich weiß nicht, ob ich es für ein Glück
oder für ein Unglück halten soll, daß ich in dieser Stunde kein Pferd mein
nenne. Mir ist, als müßte ich hinter dem König dreinjagen, jedes Wort er¬
lauschen, das er zu Catarina Palmeirim spricht! Ich liefe Gefahr zu ver¬
gessen, was ich der Majestät unsers Herrschers schulde.
Ihr würdet es nicht vergessen, Freund, weil Ihr nicht allein seid und weil
Ihr wißt, was Ihr unsrer Schutzbefohlenen und Donna Catarina schuldet, weil
die ja nur auf Euer Wort hier heraufgekommen ist! erwiederte Barreto.
Camoens fühlte den scharfen Tadel in den ruhigen Worten des Freundes
und fliisterte ihm zu: Versteht mich nicht falsch, Manuel. Eben weil ich die
Gräfin überredete, an Esmahs Taufe teilzunehmen, weil ich die Ursache bin,
daß der König sie hier antraf, möchte ich sie vor jedem Unheil wahren!
Würdet Ihr es ein Unheil nennen, an Dom Sebastians Seite den Thron
von Portugal zu teilen? fragte der Fidalgo und sah den Erregter mit einem
Blicke an, welcher Camoens verriet, daß der ältere Freund auf den Grund
seiner Seele hinabschaue. Er drückte Barreto schweigend die Hand und wandte
sich dann zu Esmcch, welche er aufforderte, sich zum Gange nach Cintra bereit
zu halten und von der Ziegenhirtin Abschied zu nehmen. Das Mädchen eilte
sofort zu Joana hin, die vom Eingange ihrer Hütte aus noch immer uach dein
Westen hinüberschaute, wo eben die letzten Reiter des königlichen Jagdgefolges
Grmzlwti'u I. 1386. 79
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