Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Tamoens. Bcirreto hatte sich dem stummen Winke des Priesters folgend auf die So wollte ich, daß das Wetter den Senhor Luis und die neugetauftc Miraflores mäßigte sich so wenig mehr, daß jeder Laut seiner Zornrede Es naht sich eine bcrittne Schaar -- wir wissen nicht, in welcher Absicht Gewiß, Herr, und sogleich! rief die Ziegenhirtin, die mit gesundem Sinne Tamoens. Bcirreto hatte sich dem stummen Winke des Priesters folgend auf die So wollte ich, daß das Wetter den Senhor Luis und die neugetauftc Miraflores mäßigte sich so wenig mehr, daß jeder Laut seiner Zornrede Es naht sich eine bcrittne Schaar — wir wissen nicht, in welcher Absicht Gewiß, Herr, und sogleich! rief die Ziegenhirtin, die mit gesundem Sinne <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0573" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197997"/> <fw type="header" place="top"> Tamoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1692"> Bcirreto hatte sich dem stummen Winke des Priesters folgend auf die<lb/> Kniee niedergelassen. Pater Henriques wiederholte i» beiden Sprache» den<lb/> Segen und schloß mit dem Gebete des Herrn, Hinter Bcirreto aber war nur der<lb/> Bursche aus Okaz' Herberge niedergekniet, Miraflores hatte ein paar heftige<lb/> Schritte gegen die Eiche hin gethan, an welcher die Pferde ruhig grasten,<lb/> Jayme Leiras und der Falkner, dessen Augen so scharf waren wie die seiner<lb/> Vögel, hielten ihn an beiden Armen zurück: Ihr bemüht Euch umsonst, die<lb/> dort herankommenden sind zu Roß und holen uns alsbald ein!</p><lb/> <p xml:id="ID_1693"> So wollte ich, daß das Wetter den Senhor Luis und die neugetauftc<lb/> Heidin erschlüge! brach der Alte los und schüttelte die haltenden Hände von<lb/> sich ab. Habt Ihr gehört, Herr? rief er Barreto an, dort brausen Reiter herauf,<lb/> die schwerlich Gutes bringen. Hätte sich Euer Pater mit der vermaledeiten<lb/> Taufe gesputet, so könnte meine Gebieterin längst zu Pferd sitzen und brauchte<lb/> sich nicht hier und mit Senhor Luis dem Reimschmied finden zu lasten!</p><lb/> <p xml:id="ID_1694"> Miraflores mäßigte sich so wenig mehr, daß jeder Laut seiner Zornrede<lb/> bis zu Catariua Palmeirim hindrang, welche eben mit zärtlicher Bewegung die<lb/> Neugetaufte, in deren dunkeln Haar die Tropfen des Wassers wie Perlen zitterten,<lb/> umarmt hatte. Jetzt ließ die junge Gräfin Esmcch ans ihren Armen und<lb/> winkte mit verändertem Gesicht den zürnenden Alten zu sich heran. Zum ersten<lb/> male in seinem Leben gehorchte der Stallmeister seiner Gebieterin nicht, er hatte<lb/> wahrgenommen, daß uun auch Barreto unruhig ward und, nachdem er sich des<lb/> von Westen nahenden Reitertrupps vergewissert hatte, zu der Gruppe hin stürmte,<lb/> welche um Pater Henriques vereint stand und jetzt aus dem Gottesfrieden der<lb/> letzten Viertelstunde jäh geweckt ward.</p><lb/> <p xml:id="ID_1695"> Es naht sich eine bcrittne Schaar — wir wissen nicht, in welcher Absicht<lb/> sie hier heraufkommen! Wären es die Diener Mulei Mohammeds, so dürfen<lb/> sie Esmah nicht hier finden — Joana, du kennst den Pfad, der längs des<lb/> Wasserfalls zu der Schlucht hinabführt. Leite Esmah dort hinunter, verberge<lb/> Euch, so gut ihr könnt — wir andern wollen die Kommenden aufzuhalten<lb/> suche».</p><lb/> <p xml:id="ID_1696" next="#ID_1697"> Gewiß, Herr, und sogleich! rief die Ziegenhirtin, die mit gesundem Sinne<lb/> die Gefahr begriff und die Gedanken Barretvs erriet. Sie faßte blitzschnell die<lb/> neue Christin bei der Hemd: Komm mit nur, es wird dir nicht zu schwer fallen!<lb/> und verschwand hinter ihrer Hütte und dem Felsblock, an dem die Hütte lehnte,<lb/> während der Edelmann mit fliegenden Worten den Zurückbleibenden darlegte,<lb/> wie man sich den unwillkommenen Fremden gegenüber verhalten müsse. Die<lb/> herankommenden Reiter scheuchten Joanas Ziegenherde gegen die Hütte und<lb/> den Abhang hinter der Hütte zurück, eine wirre Unruhe herrschte, und der alte<lb/> Miraflores versagte sich nicht, seiner Herrin die grollendste Miene zu zeigen, die<lb/> er aufzubringen vermochte. Bei der Glorie des Hauses Palmeirim, Donna<lb/> Catariua — Ihr hättet Euch und mir diese Stunde ersparen müssen! Wenn</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0573]
Tamoens.
Bcirreto hatte sich dem stummen Winke des Priesters folgend auf die
Kniee niedergelassen. Pater Henriques wiederholte i» beiden Sprache» den
Segen und schloß mit dem Gebete des Herrn, Hinter Bcirreto aber war nur der
Bursche aus Okaz' Herberge niedergekniet, Miraflores hatte ein paar heftige
Schritte gegen die Eiche hin gethan, an welcher die Pferde ruhig grasten,
Jayme Leiras und der Falkner, dessen Augen so scharf waren wie die seiner
Vögel, hielten ihn an beiden Armen zurück: Ihr bemüht Euch umsonst, die
dort herankommenden sind zu Roß und holen uns alsbald ein!
So wollte ich, daß das Wetter den Senhor Luis und die neugetauftc
Heidin erschlüge! brach der Alte los und schüttelte die haltenden Hände von
sich ab. Habt Ihr gehört, Herr? rief er Barreto an, dort brausen Reiter herauf,
die schwerlich Gutes bringen. Hätte sich Euer Pater mit der vermaledeiten
Taufe gesputet, so könnte meine Gebieterin längst zu Pferd sitzen und brauchte
sich nicht hier und mit Senhor Luis dem Reimschmied finden zu lasten!
Miraflores mäßigte sich so wenig mehr, daß jeder Laut seiner Zornrede
bis zu Catariua Palmeirim hindrang, welche eben mit zärtlicher Bewegung die
Neugetaufte, in deren dunkeln Haar die Tropfen des Wassers wie Perlen zitterten,
umarmt hatte. Jetzt ließ die junge Gräfin Esmcch ans ihren Armen und
winkte mit verändertem Gesicht den zürnenden Alten zu sich heran. Zum ersten
male in seinem Leben gehorchte der Stallmeister seiner Gebieterin nicht, er hatte
wahrgenommen, daß uun auch Barreto unruhig ward und, nachdem er sich des
von Westen nahenden Reitertrupps vergewissert hatte, zu der Gruppe hin stürmte,
welche um Pater Henriques vereint stand und jetzt aus dem Gottesfrieden der
letzten Viertelstunde jäh geweckt ward.
Es naht sich eine bcrittne Schaar — wir wissen nicht, in welcher Absicht
sie hier heraufkommen! Wären es die Diener Mulei Mohammeds, so dürfen
sie Esmah nicht hier finden — Joana, du kennst den Pfad, der längs des
Wasserfalls zu der Schlucht hinabführt. Leite Esmah dort hinunter, verberge
Euch, so gut ihr könnt — wir andern wollen die Kommenden aufzuhalten
suche».
Gewiß, Herr, und sogleich! rief die Ziegenhirtin, die mit gesundem Sinne
die Gefahr begriff und die Gedanken Barretvs erriet. Sie faßte blitzschnell die
neue Christin bei der Hemd: Komm mit nur, es wird dir nicht zu schwer fallen!
und verschwand hinter ihrer Hütte und dem Felsblock, an dem die Hütte lehnte,
während der Edelmann mit fliegenden Worten den Zurückbleibenden darlegte,
wie man sich den unwillkommenen Fremden gegenüber verhalten müsse. Die
herankommenden Reiter scheuchten Joanas Ziegenherde gegen die Hütte und
den Abhang hinter der Hütte zurück, eine wirre Unruhe herrschte, und der alte
Miraflores versagte sich nicht, seiner Herrin die grollendste Miene zu zeigen, die
er aufzubringen vermochte. Bei der Glorie des Hauses Palmeirim, Donna
Catariua — Ihr hättet Euch und mir diese Stunde ersparen müssen! Wenn
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |