Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten. 16. N'nitox loontuL L8t>! Der scharfe Richter hat gesprochen -- be¬ Ich gebe zu, daß John Cade sich noch drastischer ausgedrückt haben würde, Das Monopol ist also tot, mausetot, und so werden wir es doch endlich Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten. 16. N'nitox loontuL L8t>! Der scharfe Richter hat gesprochen — be¬ Ich gebe zu, daß John Cade sich noch drastischer ausgedrückt haben würde, Das Monopol ist also tot, mausetot, und so werden wir es doch endlich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0525" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197949"/> </div> <div n="1"> <head> Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten.<lb/> 16. </head><lb/> <p xml:id="ID_1531"> N'nitox loontuL L8t>! Der scharfe Richter hat gesprochen — be¬<lb/> darf es da noch des Zeugnisses seines Gehilfen Bamberger, das;<lb/> alles weitere Reden überflüssig ist? Schmeichelei liegt mir fern,<lb/> selbst dem größten Manne des Jahrhunderts gegenüber, aber<lb/> nicht zurückdrängen kann ich das Bekenntnis, daß seit John Cada,<lb/> dem Freiheitshelden, niemand so weise gesprochen hat. „Mein Mund soll das<lb/> Parlament von England sein!" sagte der wackere Maurer, und: „Wir sind<lb/> erst recht in Ordnung, wenn wir außer aller Ordnung sind," und: „Euer An¬<lb/> führer ist brav und gelobt euch Abstellung der Mißbräuche. Sieben Sechser¬<lb/> brote sollen künftig in England für einen Groschen verkauft werden, die drei-<lb/> reifige Kanne soll zehn Reifen halten, und ich will es für ein Hauptvcrbrechen<lb/> erklären, Dünnbier zu trinken," und: „Kein Lord, kein Edelmann soll übrig bleiben,"<lb/> nud: „Hängt ihn! Köpfe ihn! Totgeschlagen, in die Themse geworfen!" Ich<lb/> will mit diesen Citaten nicht etwa andeuten, daß neulich mit John Catch Kalbe<lb/> gepflügt worden sei: große Geister begegnen einander. Und noch viel weniger<lb/> will ich auf das Schicksal des edeln Vvltsfreundes anspielen, den die tapfern<lb/> Männer vou Kant („schlechtes Bauernvolk" nannte er sie später) schmählich<lb/> im Stiche ließen, als er eben dabei war, ihnen ihre „alten Freiheiten" zurück¬<lb/> zuerobern. Das war im finstern Mittelalter, wir aber sind fortgeschrittene,<lb/> fortgeschrittenste Bürger, Staatsbürger, Weltbürger, halten treu zu unserm<lb/> Ende, dem Manne der Gerechtigkeit, der viel gebildeter ist als der erste. Der<lb/> wollte nichts von Gesetzen überhaupt wissen, nichts von Lesen und Schreiben —<lb/> dieser schreibt sogar sehr viel und immer dasselbe, und was die Gesetze anbelangt,<lb/> so fragt er einfach: „Wer hat sie ausgearbeitet und eingebracht? Die Regierung?<lb/> Dann fort mit ihnen, köpfe sie, hängt sie, werft sie in die Spree — unbesehen.<lb/> Mein Mund soll das Parlament von Deutschland sein!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1532"> Ich gebe zu, daß John Cade sich noch drastischer ausgedrückt haben würde,<lb/> wenn unter Heinrich VI. das Branntweinmonopol eingeführt worden wäre, doch<lb/> hätte er gewiß genau dieselben Gründe gefunden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1533" next="#ID_1534"> Das Monopol ist also tot, mausetot, und so werden wir es doch endlich<lb/> dahin bringen, daß das stehende Heer abgeschafft werden muß, und die Beamten,<lb/> und die Marine, weil sie nicht mehr bezahlt werden können, und dann werden<lb/> wir den Staat in eine große Aktiengesellschaft verwandeln, und der ärmste</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0525]
Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten.
16.
N'nitox loontuL L8t>! Der scharfe Richter hat gesprochen — be¬
darf es da noch des Zeugnisses seines Gehilfen Bamberger, das;
alles weitere Reden überflüssig ist? Schmeichelei liegt mir fern,
selbst dem größten Manne des Jahrhunderts gegenüber, aber
nicht zurückdrängen kann ich das Bekenntnis, daß seit John Cada,
dem Freiheitshelden, niemand so weise gesprochen hat. „Mein Mund soll das
Parlament von England sein!" sagte der wackere Maurer, und: „Wir sind
erst recht in Ordnung, wenn wir außer aller Ordnung sind," und: „Euer An¬
führer ist brav und gelobt euch Abstellung der Mißbräuche. Sieben Sechser¬
brote sollen künftig in England für einen Groschen verkauft werden, die drei-
reifige Kanne soll zehn Reifen halten, und ich will es für ein Hauptvcrbrechen
erklären, Dünnbier zu trinken," und: „Kein Lord, kein Edelmann soll übrig bleiben,"
nud: „Hängt ihn! Köpfe ihn! Totgeschlagen, in die Themse geworfen!" Ich
will mit diesen Citaten nicht etwa andeuten, daß neulich mit John Catch Kalbe
gepflügt worden sei: große Geister begegnen einander. Und noch viel weniger
will ich auf das Schicksal des edeln Vvltsfreundes anspielen, den die tapfern
Männer vou Kant („schlechtes Bauernvolk" nannte er sie später) schmählich
im Stiche ließen, als er eben dabei war, ihnen ihre „alten Freiheiten" zurück¬
zuerobern. Das war im finstern Mittelalter, wir aber sind fortgeschrittene,
fortgeschrittenste Bürger, Staatsbürger, Weltbürger, halten treu zu unserm
Ende, dem Manne der Gerechtigkeit, der viel gebildeter ist als der erste. Der
wollte nichts von Gesetzen überhaupt wissen, nichts von Lesen und Schreiben —
dieser schreibt sogar sehr viel und immer dasselbe, und was die Gesetze anbelangt,
so fragt er einfach: „Wer hat sie ausgearbeitet und eingebracht? Die Regierung?
Dann fort mit ihnen, köpfe sie, hängt sie, werft sie in die Spree — unbesehen.
Mein Mund soll das Parlament von Deutschland sein!"
Ich gebe zu, daß John Cade sich noch drastischer ausgedrückt haben würde,
wenn unter Heinrich VI. das Branntweinmonopol eingeführt worden wäre, doch
hätte er gewiß genau dieselben Gründe gefunden.
Das Monopol ist also tot, mausetot, und so werden wir es doch endlich
dahin bringen, daß das stehende Heer abgeschafft werden muß, und die Beamten,
und die Marine, weil sie nicht mehr bezahlt werden können, und dann werden
wir den Staat in eine große Aktiengesellschaft verwandeln, und der ärmste
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