Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Beaumarchais. NUN die Witwe an, die Rückstände zu verlangen, er ging ihr dabei mit Rat und Die in Deutschland bekannteste Episode ans dem bewegten Leben Beaumarchais' Beaumarchais. NUN die Witwe an, die Rückstände zu verlangen, er ging ihr dabei mit Rat und Die in Deutschland bekannteste Episode ans dem bewegten Leben Beaumarchais' <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0502" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197926"/> <fw type="header" place="top"> Beaumarchais.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1479" prev="#ID_1478"> NUN die Witwe an, die Rückstände zu verlangen, er ging ihr dabei mit Rat und<lb/> That an die Hand, schrieb — unter dem Namen eines Abbe Arpajon de S, Foix,<lb/> der sich als „Gewissensrat" der Frau Franquet bezeichnete — Drohbriefe an<lb/> die schwierigen Kassenbeamten und wußte ihnen zuletzt solche Furcht vor einer<lb/> Entdeckung ihres unerlaubten Gebahrens mit Staatsgeldern einzujagen, daß er<lb/> das Geforderte wirklich erhielt. Lomeuie hat diesen Figarostreich nicht einmal<lb/> angedeutet, obwohl er davon hätte wissen können, denn die betreffenden Akten¬<lb/> stücke sind schon 1789 von den damaligen Gegnern Beaumarchais' im Prozeß<lb/> Kornmann publizirt worden. Bettelheim hat übrigens die Originale, die sich<lb/> im Britith Museum befinden, eingesehen und legt sie uns auch im Anhang<lb/> seines Buches vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1480" next="#ID_1481"> Die in Deutschland bekannteste Episode ans dem bewegten Leben Beaumarchais'<lb/> ist unstreitig die von Madrid: wird man doch in jeder großer» Stadt alljährlich<lb/> durch die Clavigovvrstellungen daran erinnert. Beaumarchais — so meint man<lb/> und so stellt es auch Lvmcnie dar — ging 1764 nach Spanien, um seine<lb/> Schwester an einem treulosen Liebhaber zu rächen. Aber dies war nur Neben-<lb/> sache. Er trat vielmehr die Reise, wie Vettelheim sagt, „als Gründer großen<lb/> Stiles" an. Zunächst wollte er von der Madrider Regierung das Monopol<lb/> des Negerhandels in die spanischen Kolonien für eine französische Gesellschaft<lb/> erlangen; in dem „Verwaltungsrat" dieser Gesellschaft wäre er gewiß die ma߬<lb/> gebendste Persönlichkeit geworden. Indes war das Monopol ans geradem Wege<lb/> nicht zu bekommen. Beaumarchais war deshalb nicht verlegen; er machte nun<lb/> der spanischen Negierung den Vorschlag, das eben erst erworbene Louisiana,<lb/> mit dem sie vhndics nichts anzufangen wußte, einer Gesellschaft abzutreten, die<lb/> er ins Leben zu rufen sich gleichfalls erbot. Welcher Nutzen aus diesem Erwerb<lb/> zu ziehen wäre, führte er in einem Schriftstück aus, das uns erhalten ist: die<lb/> Gesellschaft würde Louisiana leicht zum Stapelplatz des Schleichhandels, der<lb/> von Europa in die spanischen Kolonien hinüberging, machen können, außerdem<lb/> würde sie die „Venesizien" des Vizekönigs von Mexiko an sich ziehen können;<lb/> diese flössen nämlich aus der Unterschlagung eines Teiles von dem Solde<lb/> und den Liefcrungsgeldcru für die an der Grenze von Texas stationirten<lb/> Truppen; daß aber alle Lieferungen und Zahlungen für diese Truppen in<lb/> Zukunft viel besser über Louisiana gehen würden, wollte Beaumarchais deu<lb/> spanischen Ministern schon begreiflich machen, ja dies als Bedingung in den<lb/> abzuschließenden Vertrag aufnehmen lassen. Gegenleistungen müsse man natürlich<lb/> versprechen: die Befestigung des Laudes, die Hebung der Kultur u. dergl.; zu<lb/> erfüllen aber brauche man sie nicht, es könnten fünfzehn Jahre hingehen, bis<lb/> man in Madrid nur darauf kommen würde, daß die Gesellschaft in Louisiana<lb/> nur ihren Sonderinteressen nachgehe. Dies alles steht zu lesen in den In-<lb/> struotiovs ssvrvtvL «ur 1v rmuistör«! Ä'MxaMv rolativemevt ü, I'-Mire Se<lb/> In, (xmvöLsion as 1s. liMÜsiAvv, die Beaumarchais seinen Auftraggebern in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0502]
Beaumarchais.
NUN die Witwe an, die Rückstände zu verlangen, er ging ihr dabei mit Rat und
That an die Hand, schrieb — unter dem Namen eines Abbe Arpajon de S, Foix,
der sich als „Gewissensrat" der Frau Franquet bezeichnete — Drohbriefe an
die schwierigen Kassenbeamten und wußte ihnen zuletzt solche Furcht vor einer
Entdeckung ihres unerlaubten Gebahrens mit Staatsgeldern einzujagen, daß er
das Geforderte wirklich erhielt. Lomeuie hat diesen Figarostreich nicht einmal
angedeutet, obwohl er davon hätte wissen können, denn die betreffenden Akten¬
stücke sind schon 1789 von den damaligen Gegnern Beaumarchais' im Prozeß
Kornmann publizirt worden. Bettelheim hat übrigens die Originale, die sich
im Britith Museum befinden, eingesehen und legt sie uns auch im Anhang
seines Buches vor.
Die in Deutschland bekannteste Episode ans dem bewegten Leben Beaumarchais'
ist unstreitig die von Madrid: wird man doch in jeder großer» Stadt alljährlich
durch die Clavigovvrstellungen daran erinnert. Beaumarchais — so meint man
und so stellt es auch Lvmcnie dar — ging 1764 nach Spanien, um seine
Schwester an einem treulosen Liebhaber zu rächen. Aber dies war nur Neben-
sache. Er trat vielmehr die Reise, wie Vettelheim sagt, „als Gründer großen
Stiles" an. Zunächst wollte er von der Madrider Regierung das Monopol
des Negerhandels in die spanischen Kolonien für eine französische Gesellschaft
erlangen; in dem „Verwaltungsrat" dieser Gesellschaft wäre er gewiß die ma߬
gebendste Persönlichkeit geworden. Indes war das Monopol ans geradem Wege
nicht zu bekommen. Beaumarchais war deshalb nicht verlegen; er machte nun
der spanischen Negierung den Vorschlag, das eben erst erworbene Louisiana,
mit dem sie vhndics nichts anzufangen wußte, einer Gesellschaft abzutreten, die
er ins Leben zu rufen sich gleichfalls erbot. Welcher Nutzen aus diesem Erwerb
zu ziehen wäre, führte er in einem Schriftstück aus, das uns erhalten ist: die
Gesellschaft würde Louisiana leicht zum Stapelplatz des Schleichhandels, der
von Europa in die spanischen Kolonien hinüberging, machen können, außerdem
würde sie die „Venesizien" des Vizekönigs von Mexiko an sich ziehen können;
diese flössen nämlich aus der Unterschlagung eines Teiles von dem Solde
und den Liefcrungsgeldcru für die an der Grenze von Texas stationirten
Truppen; daß aber alle Lieferungen und Zahlungen für diese Truppen in
Zukunft viel besser über Louisiana gehen würden, wollte Beaumarchais deu
spanischen Ministern schon begreiflich machen, ja dies als Bedingung in den
abzuschließenden Vertrag aufnehmen lassen. Gegenleistungen müsse man natürlich
versprechen: die Befestigung des Laudes, die Hebung der Kultur u. dergl.; zu
erfüllen aber brauche man sie nicht, es könnten fünfzehn Jahre hingehen, bis
man in Madrid nur darauf kommen würde, daß die Gesellschaft in Louisiana
nur ihren Sonderinteressen nachgehe. Dies alles steht zu lesen in den In-
struotiovs ssvrvtvL «ur 1v rmuistör«! Ä'MxaMv rolativemevt ü, I'-Mire Se
In, (xmvöLsion as 1s. liMÜsiAvv, die Beaumarchais seinen Auftraggebern in
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |