Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Ccimoens. Sie erachtete es für gut, einen weitern Wortaustausch zwischen der Pflege¬ Wenn Ihr darauf besteht, Senhor Luis, und Catarina auf die Thorheit Ihr wißt das freilich, Herzogin, denn ich lese in Eltern Gesicht, daß Ihr Er küßte ehrfurchtsvoll die Hand der alten Dame und die Catarinas, die Sobald er Catarinas Gestalt nicht mehr erblickte, trat er aus dem Pla¬ Ccimoens. Sie erachtete es für gut, einen weitern Wortaustausch zwischen der Pflege¬ Wenn Ihr darauf besteht, Senhor Luis, und Catarina auf die Thorheit Ihr wißt das freilich, Herzogin, denn ich lese in Eltern Gesicht, daß Ihr Er küßte ehrfurchtsvoll die Hand der alten Dame und die Catarinas, die Sobald er Catarinas Gestalt nicht mehr erblickte, trat er aus dem Pla¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0485" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197909"/> <fw type="header" place="top"> Ccimoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1413" prev="#ID_1412"> Sie erachtete es für gut, einen weitern Wortaustausch zwischen der Pflege¬<lb/> befohlenen und dem Dichter zu verhüten und schloß:</p><lb/> <p xml:id="ID_1414"> Wenn Ihr darauf besteht, Senhor Luis, und Catarina auf die Thorheit<lb/> nicht verzichten will, bei der Taufe dieser Heidin als Pate zu dienen, so laßt<lb/> uns im Laufe dieses Tages wissen, wo die Handlung vollzogen werden soll und<lb/> wer der Priester ist, den Euch Dom Antonio senden will. Catarina hat sich<lb/> seit einiger Zeit, im Geleite ihres alten Ehrenkavaliers, in der Falkenjagd geübt,<lb/> es wird also nicht zu sehr auffallen, wenn sie einen Morgenritt in die Berge<lb/> unternimmt. Inzwischen wollen wir überlegen, was für Euern heidnischen<lb/> Schützling weiter geschehen kann, wir werden dem edeln Manuel Barreto und<lb/> Euch noch heute mitteilen, was in unsern Kräften steht! Für jetzt lebt Wohl<lb/> und seid nicht zu stolz auf Euern gelungner Überfall, ich füge mich Eurer<lb/> thörichten Bitte nnr, um mein Kind uicht allzusehr zu kränken, sie wird bei<lb/> dieser Gelegenheit zum erstenmale erfahren, was es in der Welt auf sich hat,<lb/> den Wallungen des Mitleids zu folgen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1415"> Ihr wißt das freilich, Herzogin, denn ich lese in Eltern Gesicht, daß Ihr<lb/> es tausendmal gethan habt und immer wieder thun werdet! rief Camoens. Ich<lb/> aber flehe zu allen Heiligen und bin gewiß, daß die helfende Hand gesegnet<lb/> sein wird, welche Gräfin Catarina mir bietet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1416"> Er küßte ehrfurchtsvoll die Hand der alten Dame und die Catarinas, die<lb/> ihm mit einiger Verwirrung dargeboten ward. Er tauschte noch einen Blick<lb/> mit dem schönen Mädchen, die von dem unerwarteten Erlebnis dieses Morgens<lb/> tief bewegt erschien, in ihren Augen las er die feste Zusicherung, daß keine Vor¬<lb/> stellung, welche ihr die Herzogin vielleicht noch machen könne, sie an der Er¬<lb/> füllung ihres Versprechens hindern werde. Dann schlugen beide Frauen den<lb/> Rückweg in die Wohnung der Herzogin ein. Voll freudiger Empfindung sah<lb/> ihnen der Dichter ucich, die Stunden schienen seit dem gestrigen Abend, ja seit<lb/> dem Mittag, an dein er auf der Höhe des Kreuzberges Barreto begegnet war,<lb/> nur Glück nud ungewohntes Gelingen in ihrem Schoße zu bergen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1417" next="#ID_1418"> Sobald er Catarinas Gestalt nicht mehr erblickte, trat er aus dem Pla¬<lb/> tanengange heraus und wandte sich zu einer freien Stelle, an der er Palast<lb/> und Gärten neben und unter sich sah. Noch hing der Thau in tausend Tropfen<lb/> funkelnd an den Büschen und Blumen der Terrassen, noch spielte ein letzter<lb/> Morgenhauch in den Laubkronen der riesigen alten Bäume, aber schon war es<lb/> voller Tag, und das leuchtende Blau des Frühhimmels weissagte einen schwülen<lb/> Mittag. Dem einsamen Manne aber war mvrgenfrisch zu Mute, er empfand<lb/> es kaum, daß die Sonnenstrahlen ihm schon brennender aufs Haupt sielen, sein<lb/> Blick glitt wie trunken über das unveränderte Bild der Prachtgärten, und er<lb/> knüpfte im wachen Traume wiederum vergangne Tage mit den gegenwärtigen<lb/> zusammen. Er hatte vergessen, wie vergrämt und müde er noch zwei Tage<lb/> zuvor aus deu Vorzimmern des prangenden Schlosses dort nach Cintra hinab-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0485]
Ccimoens.
Sie erachtete es für gut, einen weitern Wortaustausch zwischen der Pflege¬
befohlenen und dem Dichter zu verhüten und schloß:
Wenn Ihr darauf besteht, Senhor Luis, und Catarina auf die Thorheit
nicht verzichten will, bei der Taufe dieser Heidin als Pate zu dienen, so laßt
uns im Laufe dieses Tages wissen, wo die Handlung vollzogen werden soll und
wer der Priester ist, den Euch Dom Antonio senden will. Catarina hat sich
seit einiger Zeit, im Geleite ihres alten Ehrenkavaliers, in der Falkenjagd geübt,
es wird also nicht zu sehr auffallen, wenn sie einen Morgenritt in die Berge
unternimmt. Inzwischen wollen wir überlegen, was für Euern heidnischen
Schützling weiter geschehen kann, wir werden dem edeln Manuel Barreto und
Euch noch heute mitteilen, was in unsern Kräften steht! Für jetzt lebt Wohl
und seid nicht zu stolz auf Euern gelungner Überfall, ich füge mich Eurer
thörichten Bitte nnr, um mein Kind uicht allzusehr zu kränken, sie wird bei
dieser Gelegenheit zum erstenmale erfahren, was es in der Welt auf sich hat,
den Wallungen des Mitleids zu folgen.
Ihr wißt das freilich, Herzogin, denn ich lese in Eltern Gesicht, daß Ihr
es tausendmal gethan habt und immer wieder thun werdet! rief Camoens. Ich
aber flehe zu allen Heiligen und bin gewiß, daß die helfende Hand gesegnet
sein wird, welche Gräfin Catarina mir bietet.
Er küßte ehrfurchtsvoll die Hand der alten Dame und die Catarinas, die
ihm mit einiger Verwirrung dargeboten ward. Er tauschte noch einen Blick
mit dem schönen Mädchen, die von dem unerwarteten Erlebnis dieses Morgens
tief bewegt erschien, in ihren Augen las er die feste Zusicherung, daß keine Vor¬
stellung, welche ihr die Herzogin vielleicht noch machen könne, sie an der Er¬
füllung ihres Versprechens hindern werde. Dann schlugen beide Frauen den
Rückweg in die Wohnung der Herzogin ein. Voll freudiger Empfindung sah
ihnen der Dichter ucich, die Stunden schienen seit dem gestrigen Abend, ja seit
dem Mittag, an dein er auf der Höhe des Kreuzberges Barreto begegnet war,
nur Glück nud ungewohntes Gelingen in ihrem Schoße zu bergen.
Sobald er Catarinas Gestalt nicht mehr erblickte, trat er aus dem Pla¬
tanengange heraus und wandte sich zu einer freien Stelle, an der er Palast
und Gärten neben und unter sich sah. Noch hing der Thau in tausend Tropfen
funkelnd an den Büschen und Blumen der Terrassen, noch spielte ein letzter
Morgenhauch in den Laubkronen der riesigen alten Bäume, aber schon war es
voller Tag, und das leuchtende Blau des Frühhimmels weissagte einen schwülen
Mittag. Dem einsamen Manne aber war mvrgenfrisch zu Mute, er empfand
es kaum, daß die Sonnenstrahlen ihm schon brennender aufs Haupt sielen, sein
Blick glitt wie trunken über das unveränderte Bild der Prachtgärten, und er
knüpfte im wachen Traume wiederum vergangne Tage mit den gegenwärtigen
zusammen. Er hatte vergessen, wie vergrämt und müde er noch zwei Tage
zuvor aus deu Vorzimmern des prangenden Schlosses dort nach Cintra hinab-
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