Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Heinrich Steinhaus",. Gesellen: ein Sauger, Tanhäuser, und ein "Schüler der weißen Magie," Man sieht: durch besondre Originalität zeichnet sich diese Handlung nicht In den folgenden Produktionen hat Steinhausen den Stil der "Jrmela" In der Novelle "Gevatter Tod. Ein Weihnachtsabenteuer, auch nach Heinrich Steinhaus«,. Gesellen: ein Sauger, Tanhäuser, und ein „Schüler der weißen Magie," Man sieht: durch besondre Originalität zeichnet sich diese Handlung nicht In den folgenden Produktionen hat Steinhausen den Stil der „Jrmela" In der Novelle „Gevatter Tod. Ein Weihnachtsabenteuer, auch nach <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0034" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197458"/> <fw type="header" place="top"> Heinrich Steinhaus«,.</fw><lb/> <p xml:id="ID_81" prev="#ID_80"> Gesellen: ein Sauger, Tanhäuser, und ein „Schüler der weißen Magie,"<lb/> Klingsohr, zu ihm, Sie brachten ihn in Gefahr, von den Stadtknechten, die<lb/> sie wegen kecker Streiche verfolgten, aufgegriffen zu werden, wovor ihn der vor¬<lb/> beireitende Graf Elzeburg bewahrte. Da Diether aber von Tanhäuser um seine<lb/> Kutte geprellt wurde, dafür aber die Jacke des fahrenden Gesellen erhalten hat,<lb/> wird er vom Grafen trotz aller Widerrede für einen Sänger angesehen und<lb/> auf dem Schlosse Elzeburg als Gefangner dazu gezwungen, die schöne Jrmcla,<lb/> des Burgherrn Nichte, im Gesänge zu unterrichten. Sehr zart und hübsch<lb/> wird nun das Zusammenleben der beiden geschildert, die sich natürlich ineinander<lb/> verlieben. Endlich gelingt es Diethern, zu entfliehen und ins Kloster zurück¬<lb/> zukehren, wo er zu allgemeiner Zufriedenheit Jrmcla als virZo inrnrÄLul-ita,<lb/> auf die Kirchenwand malt. Unglücklicherweise ist er später bei dem großen Ver-<lb/> lobnngsfefte des Mädchens mit einem mächtigen Ritter zugegen. Er gewinnt<lb/> den Preis im aufgerufenen Wettsingen, verrät sich aber als Mönch, kommt in<lb/> Händel, wird ins Gefängnis gebracht, woraus ihn sein Vater, der Einsiedler<lb/> Brun, nach vielen Bemühungen endlich rettet. Diether ist nun Ritter geworden<lb/> und will Jrmela heiraten. Aber seine Wünsche sind vergeblich; sie wird von<lb/> ihm ferngehalten, und nach allerlei Abenteuern erfährt er, daß er sie mit Un¬<lb/> recht der Treulosigkeit verdächtigt hat. Nachdem Jrmela aus Gram darüber,<lb/> zu verhaßter Ehe gezwungen zu werden, noch als Jungfran gestorben und auf<lb/> eignen Wunsch im Maulbronner Klostergarten beigesetzt worden ist, kehrt<lb/> Diether von seiner Irrfahrt durch die böse Welt für immer in die stille Kloster¬<lb/> zelle zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_82"> Man sieht: durch besondre Originalität zeichnet sich diese Handlung nicht<lb/> aus. Die Erfahrungen, durch welche Diether von seiner Weltlust geheilt und<lb/> reuig in den Schoß des Ordens zurückgebracht werden soll, sind recht harmloser<lb/> Art; eines Mädchens wegen an der Welt verzweifeln, ist doch etwas zu senti¬<lb/> mental, nicht minder Jrmelas Tod. Aber viele Einzelheiten sind sehr hübsch,<lb/> besonders die humoristischen Gestalten der fahrenden Gesellen, welche immer einen<lb/> Reim zur Hand haben und die treibenden Geister der Handlung sind. „Jrmela"<lb/> mutet uns an wie eine für das christliche Haus berechnete Erzählung; namentlich<lb/> als Liebling der reifern Jugend dürfte sie ihre acht Auflagen in so kurzer Zeit<lb/> erlebt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_83"> In den folgenden Produktionen hat Steinhausen den Stil der „Jrmela"<lb/> ganz verlassei?, und offenbar strebt er selbst immer mehr dahin, das zu erreichen,<lb/> was er als die eigentliche Aufgabe der Kunst und Poesie bezeichnet hat: „unsre<lb/> eigne Wirklichkeit naiv, mit reiner Hingabe, ohne Einmischung eigner Reflexion<lb/> aufzufassen." Gelungen ist ihm dies freilich noch nicht; aber interessant sind<lb/> seine Stationen ans dem Wege zu diesem Ziele.</p><lb/> <p xml:id="ID_84" next="#ID_85"> In der Novelle „Gevatter Tod. Ein Weihnachtsabenteuer, auch nach<lb/> Neujahr zu lesen" sehen wir Steinhausens Übergang von der Romantik zum</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
Heinrich Steinhaus«,.
Gesellen: ein Sauger, Tanhäuser, und ein „Schüler der weißen Magie,"
Klingsohr, zu ihm, Sie brachten ihn in Gefahr, von den Stadtknechten, die
sie wegen kecker Streiche verfolgten, aufgegriffen zu werden, wovor ihn der vor¬
beireitende Graf Elzeburg bewahrte. Da Diether aber von Tanhäuser um seine
Kutte geprellt wurde, dafür aber die Jacke des fahrenden Gesellen erhalten hat,
wird er vom Grafen trotz aller Widerrede für einen Sänger angesehen und
auf dem Schlosse Elzeburg als Gefangner dazu gezwungen, die schöne Jrmcla,
des Burgherrn Nichte, im Gesänge zu unterrichten. Sehr zart und hübsch
wird nun das Zusammenleben der beiden geschildert, die sich natürlich ineinander
verlieben. Endlich gelingt es Diethern, zu entfliehen und ins Kloster zurück¬
zukehren, wo er zu allgemeiner Zufriedenheit Jrmcla als virZo inrnrÄLul-ita,
auf die Kirchenwand malt. Unglücklicherweise ist er später bei dem großen Ver-
lobnngsfefte des Mädchens mit einem mächtigen Ritter zugegen. Er gewinnt
den Preis im aufgerufenen Wettsingen, verrät sich aber als Mönch, kommt in
Händel, wird ins Gefängnis gebracht, woraus ihn sein Vater, der Einsiedler
Brun, nach vielen Bemühungen endlich rettet. Diether ist nun Ritter geworden
und will Jrmela heiraten. Aber seine Wünsche sind vergeblich; sie wird von
ihm ferngehalten, und nach allerlei Abenteuern erfährt er, daß er sie mit Un¬
recht der Treulosigkeit verdächtigt hat. Nachdem Jrmela aus Gram darüber,
zu verhaßter Ehe gezwungen zu werden, noch als Jungfran gestorben und auf
eignen Wunsch im Maulbronner Klostergarten beigesetzt worden ist, kehrt
Diether von seiner Irrfahrt durch die böse Welt für immer in die stille Kloster¬
zelle zurück.
Man sieht: durch besondre Originalität zeichnet sich diese Handlung nicht
aus. Die Erfahrungen, durch welche Diether von seiner Weltlust geheilt und
reuig in den Schoß des Ordens zurückgebracht werden soll, sind recht harmloser
Art; eines Mädchens wegen an der Welt verzweifeln, ist doch etwas zu senti¬
mental, nicht minder Jrmelas Tod. Aber viele Einzelheiten sind sehr hübsch,
besonders die humoristischen Gestalten der fahrenden Gesellen, welche immer einen
Reim zur Hand haben und die treibenden Geister der Handlung sind. „Jrmela"
mutet uns an wie eine für das christliche Haus berechnete Erzählung; namentlich
als Liebling der reifern Jugend dürfte sie ihre acht Auflagen in so kurzer Zeit
erlebt haben.
In den folgenden Produktionen hat Steinhausen den Stil der „Jrmela"
ganz verlassei?, und offenbar strebt er selbst immer mehr dahin, das zu erreichen,
was er als die eigentliche Aufgabe der Kunst und Poesie bezeichnet hat: „unsre
eigne Wirklichkeit naiv, mit reiner Hingabe, ohne Einmischung eigner Reflexion
aufzufassen." Gelungen ist ihm dies freilich noch nicht; aber interessant sind
seine Stationen ans dem Wege zu diesem Ziele.
In der Novelle „Gevatter Tod. Ein Weihnachtsabenteuer, auch nach
Neujahr zu lesen" sehen wir Steinhausens Übergang von der Romantik zum
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