Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Notizen. Italienische. Sicherheit im Eisenbahnverkehr. In der soeben erschienenen Es ist vielleicht für manchen von Interesse, das Material kennen zu lernen, Durch die meisten deutschen Zeitungen ist Wohl die Nachricht von dem Dieb- In zwei andern Fällen scheint der Diebstahl während der Fahrt ausgeführt *) Meyers Neisebücher. Mittel-Italien von or. Th. Gsell-Fels. 4. Auflage.
Leipzig, Bibliographisches Institut, 1886. Notizen. Italienische. Sicherheit im Eisenbahnverkehr. In der soeben erschienenen Es ist vielleicht für manchen von Interesse, das Material kennen zu lernen, Durch die meisten deutschen Zeitungen ist Wohl die Nachricht von dem Dieb- In zwei andern Fällen scheint der Diebstahl während der Fahrt ausgeführt *) Meyers Neisebücher. Mittel-Italien von or. Th. Gsell-Fels. 4. Auflage.
Leipzig, Bibliographisches Institut, 1886. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0294" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197718"/> </div> <div n="1"> <head> Notizen.</head><lb/> <div n="2"> <head> Italienische. Sicherheit im Eisenbahnverkehr.</head> <p xml:id="ID_871"> In der soeben erschienenen<lb/> vierten Auflage des trefflichen Reisebuches über Mittelitalien von Gsell-Fels") ist<lb/> an auffälliger Stelle die „Warnung" zu lesen, daß das reisende Publikum unter<lb/> keinen Umständen irgendwelche Wertsachen (besonders Schmuck, Geld u, s, w.) in den<lb/> aufzugebenden Gepäckstücken lasse, da das Reisegepäck, welches aufgegeben wird, ans<lb/> den italienischen Eisenbahnen den frechsten Plünderungen ausgesetzt sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_872"> Es ist vielleicht für manchen von Interesse, das Material kennen zu lernen,<lb/> auf welches sich diese öffentliche Anklage stützt, und welches die Veranlassung zu<lb/> obiger Warnung gegeben hat. Außer allgemeinen Klagen in italienischen Zeitungen<lb/> sind es vier Fälle von frecher Plünderung des Reisegepäcks, dnrch welche deutsche<lb/> Reisende schwer geschädigt wurden, die aber mur zum Teil in die Oeffentlichkeit<lb/> gedrungen sind,</p><lb/> <p xml:id="ID_873"> Durch die meisten deutschen Zeitungen ist Wohl die Nachricht von dem Dieb-<lb/> stähle gegangen, welcher um dem Reisegepäck des Generaladjutanten des Königs von<lb/> Württemberg, Freiherr» von Spitzenberg, bei dessen Durchreise durch Genua be¬<lb/> gangen worden ist. Derselbe hatte im Frühjahr vorigen Jahres im Auftrage des<lb/> Königs Geschenke im Werte vou über 3000 Mark ans Italien nach Deutschland<lb/> zu bringe«. Die Sachen (Schmuck u. dergl.) befanden sich in wohlverschlossenen<lb/> großen Koffern, welche in Genua auf dem Bahnhofe gelassen Wurden, während<lb/> Freiherr von Spitzenberg mit seinem Gefolge im Hotel übernachtete. Da die<lb/> Koffer am folgenden Tage direkt nach Stuttgart aufgegeben wurden, so können die<lb/> Wertgegenstände, die man beim Oeffnen der Koffer in Stuttgart sämtlich vermißte,<lb/> mir auf dem Bahnhöfe in Genua gestohlen worden sein. Dabei zeigten jedoch die<lb/> Schlösser keinerlei Verletzung. Ebenso kann in einem andern Falle der Diebstahl<lb/> nur während des Verweilens der Koffer auf dem Bahnhofe in der Nacht erfolgt<lb/> sein. Und dabei wurde von dem Polizeiagenten, den das italienische Ministerium<lb/> des Junern auf die energischen, Reklamationen des Bestohlenen hin nach diesem<lb/> Bahnhöfe geschickt hatte, konstatirt, daß in der Nacht des Diebstahls der dienst¬<lb/> habende Wachmann vom Stationschef (!) aus dem Stationsgebäude weggeschickt worden<lb/> war. Trotzdem blieben alle Reklamationen, sowie ein langer Prozeß erfolglos.</p><lb/> <p xml:id="ID_874" next="#ID_875"> In zwei andern Fällen scheint der Diebstahl während der Fahrt ausgeführt<lb/> worden zu sein. So wurden einem Ehepaare aus Hamburg, das von Mailand<lb/> nach dem Lago Maggiore reiste, wahrscheinlich während der Fahrt von Mai¬<lb/> land nach Aroua dnrch Oeffnen der Koffer zwei Armbänder und eine Geldbörse<lb/> gestohlen. Ein schweizerisches Blatt, welches diese Thatsache nach dem Berichte, im<lb/> „Schwäbischen Merkur" (vom 21. Juni 1885) veröffentlichte, bemerkt dazu, daß<lb/> auch Schweizer Damen bei der Fahrt ans derselben Strecke Mailand-Aroma wert¬<lb/> voller Gegenstände, die sich in ihren wohlverschlossenen Koffern, befanden, in, rätsel¬<lb/> hafter Weise geraubt worden seien. Der vierte Fall endlich hat den Herausgeber<lb/> der Gsell-Felsschen Neisebücher, Herrn Vcrlagsbuchhändler Meyer, betroffen. Der¬<lb/> selbe hatte sein Gepäck in Neapel nach Luzern auf die Bahn gegeben; als er es<lb/> vier Tage später in Luzern in Empfang nahm, waren die darin verpackter Schmuck-</p><lb/> <note xml:id="FID_14" place="foot"> *) Meyers Neisebücher. Mittel-Italien von or. Th. Gsell-Fels. 4. Auflage.<lb/> Leipzig, Bibliographisches Institut, 1886.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0294]
Notizen.
Italienische. Sicherheit im Eisenbahnverkehr. In der soeben erschienenen
vierten Auflage des trefflichen Reisebuches über Mittelitalien von Gsell-Fels") ist
an auffälliger Stelle die „Warnung" zu lesen, daß das reisende Publikum unter
keinen Umständen irgendwelche Wertsachen (besonders Schmuck, Geld u, s, w.) in den
aufzugebenden Gepäckstücken lasse, da das Reisegepäck, welches aufgegeben wird, ans
den italienischen Eisenbahnen den frechsten Plünderungen ausgesetzt sei.
Es ist vielleicht für manchen von Interesse, das Material kennen zu lernen,
auf welches sich diese öffentliche Anklage stützt, und welches die Veranlassung zu
obiger Warnung gegeben hat. Außer allgemeinen Klagen in italienischen Zeitungen
sind es vier Fälle von frecher Plünderung des Reisegepäcks, dnrch welche deutsche
Reisende schwer geschädigt wurden, die aber mur zum Teil in die Oeffentlichkeit
gedrungen sind,
Durch die meisten deutschen Zeitungen ist Wohl die Nachricht von dem Dieb-
stähle gegangen, welcher um dem Reisegepäck des Generaladjutanten des Königs von
Württemberg, Freiherr» von Spitzenberg, bei dessen Durchreise durch Genua be¬
gangen worden ist. Derselbe hatte im Frühjahr vorigen Jahres im Auftrage des
Königs Geschenke im Werte vou über 3000 Mark ans Italien nach Deutschland
zu bringe«. Die Sachen (Schmuck u. dergl.) befanden sich in wohlverschlossenen
großen Koffern, welche in Genua auf dem Bahnhofe gelassen Wurden, während
Freiherr von Spitzenberg mit seinem Gefolge im Hotel übernachtete. Da die
Koffer am folgenden Tage direkt nach Stuttgart aufgegeben wurden, so können die
Wertgegenstände, die man beim Oeffnen der Koffer in Stuttgart sämtlich vermißte,
mir auf dem Bahnhöfe in Genua gestohlen worden sein. Dabei zeigten jedoch die
Schlösser keinerlei Verletzung. Ebenso kann in einem andern Falle der Diebstahl
nur während des Verweilens der Koffer auf dem Bahnhofe in der Nacht erfolgt
sein. Und dabei wurde von dem Polizeiagenten, den das italienische Ministerium
des Junern auf die energischen, Reklamationen des Bestohlenen hin nach diesem
Bahnhöfe geschickt hatte, konstatirt, daß in der Nacht des Diebstahls der dienst¬
habende Wachmann vom Stationschef (!) aus dem Stationsgebäude weggeschickt worden
war. Trotzdem blieben alle Reklamationen, sowie ein langer Prozeß erfolglos.
In zwei andern Fällen scheint der Diebstahl während der Fahrt ausgeführt
worden zu sein. So wurden einem Ehepaare aus Hamburg, das von Mailand
nach dem Lago Maggiore reiste, wahrscheinlich während der Fahrt von Mai¬
land nach Aroua dnrch Oeffnen der Koffer zwei Armbänder und eine Geldbörse
gestohlen. Ein schweizerisches Blatt, welches diese Thatsache nach dem Berichte, im
„Schwäbischen Merkur" (vom 21. Juni 1885) veröffentlichte, bemerkt dazu, daß
auch Schweizer Damen bei der Fahrt ans derselben Strecke Mailand-Aroma wert¬
voller Gegenstände, die sich in ihren wohlverschlossenen Koffern, befanden, in, rätsel¬
hafter Weise geraubt worden seien. Der vierte Fall endlich hat den Herausgeber
der Gsell-Felsschen Neisebücher, Herrn Vcrlagsbuchhändler Meyer, betroffen. Der¬
selbe hatte sein Gepäck in Neapel nach Luzern auf die Bahn gegeben; als er es
vier Tage später in Luzern in Empfang nahm, waren die darin verpackter Schmuck-
*) Meyers Neisebücher. Mittel-Italien von or. Th. Gsell-Fels. 4. Auflage.
Leipzig, Bibliographisches Institut, 1886.
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