Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Das Branntweinmonopol. die Ursache, d, h. das Monopol, selbst sein würde. Das Zentrum z. B,, dessen Als nun der Entwurf selbst kam, rief er im ersten Augenblicke eine gewisse Der Mvnopolentwurf schlägt einen leicht gangbaren und den höchsten finan¬ Das Branntweinmonopol. die Ursache, d, h. das Monopol, selbst sein würde. Das Zentrum z. B,, dessen Als nun der Entwurf selbst kam, rief er im ersten Augenblicke eine gewisse Der Mvnopolentwurf schlägt einen leicht gangbaren und den höchsten finan¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197674"/> <fw type="header" place="top"> Das Branntweinmonopol.</fw><lb/> <p xml:id="ID_749" prev="#ID_748"> die Ursache, d, h. das Monopol, selbst sein würde. Das Zentrum z. B,, dessen<lb/> ganze konfessionelle und politische Richtung auf Monopolisirung hindrängt, weil<lb/> es selbst die verkörperte Parteimonopolisirung ist, hätte gar keinen andern denk¬<lb/> baren Grund, gegen das Branntweinmonopol zu stimmen, da es seinen Gro߬<lb/> grundbesitzern einen bedeutenden Nutzen lind seinen Geistlichen im Kampfe gegen<lb/> die Trunksucht eine große moralische Unterstützung gewähren würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_750"> Als nun der Entwurf selbst kam, rief er im ersten Augenblicke eine gewisse<lb/> Verblüffung hervor, da sich, wenigstens vom norddeutschen Standpunkte, der<lb/> stereotype Vorwurf der Opposition, die Vorlage entbehre zwingender Gründe, sei<lb/> ohne Kenntnisse der einschlägige» Verhältnisse entworfen und nachlässig ausge¬<lb/> arbeitet, diesmal nicht vorbringen ließ und unsers Wissens nicht einmal von<lb/> Eugen Richter erhoben worden ist, trotz der äußerlichen Ähnlichkeit, welche der<lb/> Entwurf bei oberflächlicher Betrachtung mit dem Tabaksmonopolentwnrfe zeigt.<lb/> Betrachten wir den Branntweinmvnopolentwurf zunächst vom norddeutschen<lb/> Standpunkte, für den lediglich die Brennerei mehliger Stoffe, das heißt bei der<lb/> heutigen Lage der Spiritnsindnstrie fast nur die der Kartoffel, in Betracht kommt,<lb/> so muß zugestanden werden, daß der Entwurf von musterhafter Klarheit ist,<lb/> ans genauer Kenntnis und Schätzung der maßgebenden Verhältnisse und auf<lb/> einer im großen und ganzen unanfechtbaren Berechnung der Produktion, der<lb/> Konsumtion und des zu erzielenden Neingewinns beruht und den schlagenden<lb/> Beweis von der Ergiebigkeit des Monopols liefert. Die Zahlen, welche man<lb/> trotzdem dagegen ins Feld zu führen bemüht war, beruhten teils auf Über¬<lb/> treibung und einseitiger Schätzung, wie bei der Russischen und parteiverwandten<lb/> Zeitungen, ans willkürlichen Annahmen, oder, wie bei der Frankfurter Zeitung,<lb/> auf künstlicher Gruppirung, durch welche man zu dem erwünschten Ergebnisse<lb/> zu gelangen hoffte. Es ist mit Zahlen überhaupt schwer zu operiren, too es<lb/> sich, wenn auch auf Grund amtlicher Statistik, für die Zukunft um eine Wahrschein¬<lb/> lichkeitsrechnung handelt, der, wenn sie much die zuverlässigste Schätzung und<lb/> die vorsichtigste Berechnung für sich hat, doch die materielle Beweiskraft mangelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_751" next="#ID_752"> Der Mvnopolentwurf schlägt einen leicht gangbaren und den höchsten finan¬<lb/> ziellen Erfolg versprechenden Weg ein, die Brennerei, welche mit der Landwirt¬<lb/> schaft für Norddeutschland, also besonders dem Kartoffclbau und der Viehzucht,<lb/> aufs innigste verschmolzen ist, der privaten Thätigkeit zu überlassen. Die Hand<lb/> des Staates legt sich erst auf das Rohprodukt, den Spiritus, den es aber auch<lb/> nun nicht eher losläßt, als bis er die für den Konsum notwendigen Wandlungen<lb/> durchgemacht hat. Der Weg, der gegenwärtig zwischen dem Maischbottig und<lb/> dem Schnapsglase liegt, ist keiner der saubersten. Zuerst tritt uns der speku-<lb/> lirende Großhandel entgegen, welcher den Spiritusmarkt vollständig beherrscht<lb/> und, da er sich auf wenige Firmen konzentrirt, die Preise so weit herunterdrücke,<lb/> daß nur uoch die wirkliche Grvßbreunerei, und auch dann nur, wenn sie in un-<lb/> unterbrochnem Betriebe bleiben kann, einen bescheidnen Nutzen abwirft. Dieser</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0250]
Das Branntweinmonopol.
die Ursache, d, h. das Monopol, selbst sein würde. Das Zentrum z. B,, dessen
ganze konfessionelle und politische Richtung auf Monopolisirung hindrängt, weil
es selbst die verkörperte Parteimonopolisirung ist, hätte gar keinen andern denk¬
baren Grund, gegen das Branntweinmonopol zu stimmen, da es seinen Gro߬
grundbesitzern einen bedeutenden Nutzen lind seinen Geistlichen im Kampfe gegen
die Trunksucht eine große moralische Unterstützung gewähren würde.
Als nun der Entwurf selbst kam, rief er im ersten Augenblicke eine gewisse
Verblüffung hervor, da sich, wenigstens vom norddeutschen Standpunkte, der
stereotype Vorwurf der Opposition, die Vorlage entbehre zwingender Gründe, sei
ohne Kenntnisse der einschlägige» Verhältnisse entworfen und nachlässig ausge¬
arbeitet, diesmal nicht vorbringen ließ und unsers Wissens nicht einmal von
Eugen Richter erhoben worden ist, trotz der äußerlichen Ähnlichkeit, welche der
Entwurf bei oberflächlicher Betrachtung mit dem Tabaksmonopolentwnrfe zeigt.
Betrachten wir den Branntweinmvnopolentwurf zunächst vom norddeutschen
Standpunkte, für den lediglich die Brennerei mehliger Stoffe, das heißt bei der
heutigen Lage der Spiritnsindnstrie fast nur die der Kartoffel, in Betracht kommt,
so muß zugestanden werden, daß der Entwurf von musterhafter Klarheit ist,
ans genauer Kenntnis und Schätzung der maßgebenden Verhältnisse und auf
einer im großen und ganzen unanfechtbaren Berechnung der Produktion, der
Konsumtion und des zu erzielenden Neingewinns beruht und den schlagenden
Beweis von der Ergiebigkeit des Monopols liefert. Die Zahlen, welche man
trotzdem dagegen ins Feld zu führen bemüht war, beruhten teils auf Über¬
treibung und einseitiger Schätzung, wie bei der Russischen und parteiverwandten
Zeitungen, ans willkürlichen Annahmen, oder, wie bei der Frankfurter Zeitung,
auf künstlicher Gruppirung, durch welche man zu dem erwünschten Ergebnisse
zu gelangen hoffte. Es ist mit Zahlen überhaupt schwer zu operiren, too es
sich, wenn auch auf Grund amtlicher Statistik, für die Zukunft um eine Wahrschein¬
lichkeitsrechnung handelt, der, wenn sie much die zuverlässigste Schätzung und
die vorsichtigste Berechnung für sich hat, doch die materielle Beweiskraft mangelt.
Der Mvnopolentwurf schlägt einen leicht gangbaren und den höchsten finan¬
ziellen Erfolg versprechenden Weg ein, die Brennerei, welche mit der Landwirt¬
schaft für Norddeutschland, also besonders dem Kartoffclbau und der Viehzucht,
aufs innigste verschmolzen ist, der privaten Thätigkeit zu überlassen. Die Hand
des Staates legt sich erst auf das Rohprodukt, den Spiritus, den es aber auch
nun nicht eher losläßt, als bis er die für den Konsum notwendigen Wandlungen
durchgemacht hat. Der Weg, der gegenwärtig zwischen dem Maischbottig und
dem Schnapsglase liegt, ist keiner der saubersten. Zuerst tritt uns der speku-
lirende Großhandel entgegen, welcher den Spiritusmarkt vollständig beherrscht
und, da er sich auf wenige Firmen konzentrirt, die Preise so weit herunterdrücke,
daß nur uoch die wirkliche Grvßbreunerei, und auch dann nur, wenn sie in un-
unterbrochnem Betriebe bleiben kann, einen bescheidnen Nutzen abwirft. Dieser
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