Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Hans Joachim von Zieten. Zietens beobachten konnte, brachte er es binnen einem halben Jahre zum Ritt¬ Mit der Thronbesteigung Friedrichs des Zweiten sollte auch für Zieten die Hans Joachim von Zieten. Zietens beobachten konnte, brachte er es binnen einem halben Jahre zum Ritt¬ Mit der Thronbesteigung Friedrichs des Zweiten sollte auch für Zieten die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0218" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197642"/> <fw type="header" place="top"> Hans Joachim von Zieten.</fw><lb/> <p xml:id="ID_647" prev="#ID_646"> Zietens beobachten konnte, brachte er es binnen einem halben Jahre zum Ritt¬<lb/> meister und Kompagniechef. Als solcher errang er 1733 am Rhein unter Prinz<lb/> Eugen die ersten militärischen Ehren. Unter seiner Führung zeichneten sich von<lb/> allen Truppen die preußischen Husaren durch verwegene und erfolgreiche Ne-<lb/> kognoszirungsritte aus und gewannen in hohem Grade die Zufriedenheit des<lb/> österreichischen Husarenkommandeurs Baranyai, unter welchem sich die preußische<lb/> Abteilung militärische Erfahrung und Übung erwerben sollte. Weniger glücklich<lb/> war er in der Erfüllung einer „geheimen" Instruktion, die ihn anwies, in allen<lb/> Dörfern und Städten selbst oder durch Unteroffiziere nach „langen Kerls" von<lb/> sechs Fuß oder darüber aufzustellen, solche anzuwerben oder zu „kapern." Alle<lb/> Bemühungen Zietens in dieser Angelegenheit schlugen zum großen Mißfallen<lb/> des Königs fehl, die aufgefundenen entgingen ihrem Schicksal durch eilige Flucht,<lb/> und ein „langer Kerl," den er glücklich erwischt hatte, erwies sich schließlich bei<lb/> genauer Messung als einen Zoll zu klein. Nach der Rückkehr aus dem Feld-<lb/> zuge ward Zieten zum Major befördert; über Unannehmlichkeiten mit seinem<lb/> neuen Negimcntschef, welche zu einem mit großer Heftigkeit ausgefochtenen Duell<lb/> führte», tröstete ihn die Heirat mit Leopoldine Judith von Jnrgaß.</p><lb/> <p xml:id="ID_648" next="#ID_649"> Mit der Thronbesteigung Friedrichs des Zweiten sollte auch für Zieten die<lb/> Periode des Ruhmes anbrechen, gerade im ersten schlesischen Kriege konnten<lb/> sich militärische Talente am besten erproben, denn der König selbst mußte sich<lb/> erst kriegerische Erfahrungen erwerben. Obwohl Zieten in seiner bescheidnen<lb/> Stellung noch nicht in hervorragender Weise ans die Entscheidung des Krieges<lb/> einwirken konnte, so zeichnete er sich doch in kleinern Unternehmungen — durch<lb/> einen kühnen Neitcrangriff bei Rothschloß und durch einen kecken Vorstoß bis<lb/> in die unmittelbarste Nähe Wiens — so aus und gewann die königliche Zu¬<lb/> friedenheit in solchem Maße, daß er, der als Major ausgerückt war, als Oberst<lb/> und Chef eines Husarenregiments, das nunmehr seinen Namen führte, heim¬<lb/> kehrte. In den folgenden Friedeusjcchren war er namentlich bei der bisher ver¬<lb/> nachlässigten Ausbildung der Kavallerie thätig und befriedigte nur wegen der<lb/> etwas lässigen Mannszucht die Anforderungen des Königs nicht ganz. Hatte<lb/> sich Zieten am Rhein und im ersten schlesischen Kriege schon bewährt, so ver¬<lb/> dankt er seiue Popularität doch in erster Linie seinen Waffenthaten im zweiten<lb/> schlesischen Kriege in den Tage» von Moldauthein und Katholisch-Hennersdorf,<lb/> und namentlich seinem vielgepriesenen Ritt mitten durch die österreichische Armee<lb/> nach Jägerndorf. Sein Verdienst hierbei wird nicht geringer, mich wenn die<lb/> historische Kritik das Ereignis aller romantischen Ausschmückung entkleidet. Es<lb/> galt, dem Markgrafen Karl von Vcchreuth um jeden Preis den Befehl zur Ver¬<lb/> einigung mit dem Könige zu überbringen; alle Versuche hierzu waren schon ge¬<lb/> scheitert. Da war es Zieten, der seine sechshundert Husaren — anfangs viel¬<lb/> leicht dadurch begünstigt, daß die Uniform seines Regimentes große Ähnlichkeit<lb/> mit der eines österreichischen hatte — in kühnem, zwölf Meilen langem Ritte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0218]
Hans Joachim von Zieten.
Zietens beobachten konnte, brachte er es binnen einem halben Jahre zum Ritt¬
meister und Kompagniechef. Als solcher errang er 1733 am Rhein unter Prinz
Eugen die ersten militärischen Ehren. Unter seiner Führung zeichneten sich von
allen Truppen die preußischen Husaren durch verwegene und erfolgreiche Ne-
kognoszirungsritte aus und gewannen in hohem Grade die Zufriedenheit des
österreichischen Husarenkommandeurs Baranyai, unter welchem sich die preußische
Abteilung militärische Erfahrung und Übung erwerben sollte. Weniger glücklich
war er in der Erfüllung einer „geheimen" Instruktion, die ihn anwies, in allen
Dörfern und Städten selbst oder durch Unteroffiziere nach „langen Kerls" von
sechs Fuß oder darüber aufzustellen, solche anzuwerben oder zu „kapern." Alle
Bemühungen Zietens in dieser Angelegenheit schlugen zum großen Mißfallen
des Königs fehl, die aufgefundenen entgingen ihrem Schicksal durch eilige Flucht,
und ein „langer Kerl," den er glücklich erwischt hatte, erwies sich schließlich bei
genauer Messung als einen Zoll zu klein. Nach der Rückkehr aus dem Feld-
zuge ward Zieten zum Major befördert; über Unannehmlichkeiten mit seinem
neuen Negimcntschef, welche zu einem mit großer Heftigkeit ausgefochtenen Duell
führte», tröstete ihn die Heirat mit Leopoldine Judith von Jnrgaß.
Mit der Thronbesteigung Friedrichs des Zweiten sollte auch für Zieten die
Periode des Ruhmes anbrechen, gerade im ersten schlesischen Kriege konnten
sich militärische Talente am besten erproben, denn der König selbst mußte sich
erst kriegerische Erfahrungen erwerben. Obwohl Zieten in seiner bescheidnen
Stellung noch nicht in hervorragender Weise ans die Entscheidung des Krieges
einwirken konnte, so zeichnete er sich doch in kleinern Unternehmungen — durch
einen kühnen Neitcrangriff bei Rothschloß und durch einen kecken Vorstoß bis
in die unmittelbarste Nähe Wiens — so aus und gewann die königliche Zu¬
friedenheit in solchem Maße, daß er, der als Major ausgerückt war, als Oberst
und Chef eines Husarenregiments, das nunmehr seinen Namen führte, heim¬
kehrte. In den folgenden Friedeusjcchren war er namentlich bei der bisher ver¬
nachlässigten Ausbildung der Kavallerie thätig und befriedigte nur wegen der
etwas lässigen Mannszucht die Anforderungen des Königs nicht ganz. Hatte
sich Zieten am Rhein und im ersten schlesischen Kriege schon bewährt, so ver¬
dankt er seiue Popularität doch in erster Linie seinen Waffenthaten im zweiten
schlesischen Kriege in den Tage» von Moldauthein und Katholisch-Hennersdorf,
und namentlich seinem vielgepriesenen Ritt mitten durch die österreichische Armee
nach Jägerndorf. Sein Verdienst hierbei wird nicht geringer, mich wenn die
historische Kritik das Ereignis aller romantischen Ausschmückung entkleidet. Es
galt, dem Markgrafen Karl von Vcchreuth um jeden Preis den Befehl zur Ver¬
einigung mit dem Könige zu überbringen; alle Versuche hierzu waren schon ge¬
scheitert. Da war es Zieten, der seine sechshundert Husaren — anfangs viel¬
leicht dadurch begünstigt, daß die Uniform seines Regimentes große Ähnlichkeit
mit der eines österreichischen hatte — in kühnem, zwölf Meilen langem Ritte
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