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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.

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Die proportionale Berufsklassemvahl.

gesamten Bevölkerung Deutschlands. Auch das Verhältnis der erwerbsthätigen
Männer zur Kopfzahl aller Zugehörigen ergiebt hier die höchste Ziffer, nämlich
35 Prozent. Bei allen andern Berufsklassen ist dieselbe geringer. Es ist un¬
bestreitbar, daß diese weitaus stärkste Gruppe von Interessenten einen ent¬
sprechenden Anteil erhalten muß bei der gesetzlichen Geltendmachung der mate¬
riellen Wünsche der Bevölkerung. In der berufsmäßigen Ausübung erwerblicher
Thätigkeit sind bei der Landwirtschaft die Frauen mehr beteiligt als in den
andern Berufsklassen. Die Verwendung der Frauenarbeit ist aus nachstehender
Tabelle ersichtlich.

1. Zahl der Erwerbsthätigen überhaupt: 8,24 Mill.; ballon Frauen: 2,50 Will.
2- " " " 6,40 " " " 1,13 "
3- " " t.so " " " 0,30 "
4- " 0,40...... 0,13 .,
5- " " 0.53...... 0.11 "
6- " " " 1,02...... 0,59 "

Das Verhältnis der unselbständigen Angehörigen (Kinder) zur Kopfzahl
ist bei den drei ersten großen Berufsklassen ein verschiednes, und zwar weist
die Landwirtschaft den geringsten Prozentsatz 65,2 auf, während sich die Zahl
der Kinder?e. bei der Industrie zu 58,7 Prozent, beim Handel zu 60 Prozent
erhebt. Diese Ungleichmäßigkeit, welche sich aus dem Umstände erklären läßt,
daß der Begründung eines eignen Herdes und mit ihr der Eheschließung auf
dem platten Lande größere Schwierigkeiten entgegenstehen als in den industriellen
Zentren, findet demnach auch bei dem Vergleiche der Ziffern in den Kolumnen V
und VI ihren proportionale" Ausdruck. Eine Modifikation des letzteren beim
Handel bewirkt aber wiederum der Umstand, daß die Zahl der häuslichen Dienst¬
boten, welche nach der Berufsstatistik des "Jahrbuches" als nicht selbständig
erwerbsthätig, sondern für Rechnung ihrer Brotherren arbeitend, gleichfalls in
der Kopfzahl der einzelnen Berufsklassen eingeschlossen ist, in der Landwirtschaft
rund 425 000, in der Industrie 300 000 und bei der ihrer Gesamtziffer nach
ungleich schwächeren Gruppe des Handels- und Verkehrswesens 295 000 beträgt.
Das Verhältnis dieser Dienstboten zu den erwerbsthätigen Männern derselben
Berufsklasse stellt sich demnach bei 1 wie 0,425 zu 6,7, bei 2 wie 0,3 zu 5.26,
bei 3 wie 0,295 zu 1,27. Dasselbe erkürt sich übrigens aus der Art und dem
Betriebe der Berufsklcisscn selbst zur Genüge. Denn während bei der Landwirt¬
schaft und Industrie der mittellose weitaus größte Teil der Verufsgenossen weder
in der Lage noch genötigt ist, häusliche Dienstboten zu halten, sind die Unter¬
nehmer gewisser Berufszweige des Handels gezwungen, ein zahlreiches Dienstpersonal
zu beschäftigen. So siud z. V. in den sür Beherbergung und Erquickung bestimmten
Anstalten allein 75 976 Personen mit häuslichen Dienstverrichtungen beschäftigt.

In der vierte" Berufstlasse, welche solche Lohnarbeiter in sich begreift,
die häusliche Dienste verrichten, aber nicht bei ihrem Brodherrn wohnen (Lohn-


Die proportionale Berufsklassemvahl.

gesamten Bevölkerung Deutschlands. Auch das Verhältnis der erwerbsthätigen
Männer zur Kopfzahl aller Zugehörigen ergiebt hier die höchste Ziffer, nämlich
35 Prozent. Bei allen andern Berufsklassen ist dieselbe geringer. Es ist un¬
bestreitbar, daß diese weitaus stärkste Gruppe von Interessenten einen ent¬
sprechenden Anteil erhalten muß bei der gesetzlichen Geltendmachung der mate¬
riellen Wünsche der Bevölkerung. In der berufsmäßigen Ausübung erwerblicher
Thätigkeit sind bei der Landwirtschaft die Frauen mehr beteiligt als in den
andern Berufsklassen. Die Verwendung der Frauenarbeit ist aus nachstehender
Tabelle ersichtlich.

1. Zahl der Erwerbsthätigen überhaupt: 8,24 Mill.; ballon Frauen: 2,50 Will.
2- „ „ „ 6,40 „ „ „ 1,13 „
3- „ „ t.so „ „ „ 0,30 „
4- „ 0,40...... 0,13 .,
5- „ „ 0.53...... 0.11 „
6- „ „ „ 1,02...... 0,59 „

Das Verhältnis der unselbständigen Angehörigen (Kinder) zur Kopfzahl
ist bei den drei ersten großen Berufsklassen ein verschiednes, und zwar weist
die Landwirtschaft den geringsten Prozentsatz 65,2 auf, während sich die Zahl
der Kinder?e. bei der Industrie zu 58,7 Prozent, beim Handel zu 60 Prozent
erhebt. Diese Ungleichmäßigkeit, welche sich aus dem Umstände erklären läßt,
daß der Begründung eines eignen Herdes und mit ihr der Eheschließung auf
dem platten Lande größere Schwierigkeiten entgegenstehen als in den industriellen
Zentren, findet demnach auch bei dem Vergleiche der Ziffern in den Kolumnen V
und VI ihren proportionale» Ausdruck. Eine Modifikation des letzteren beim
Handel bewirkt aber wiederum der Umstand, daß die Zahl der häuslichen Dienst¬
boten, welche nach der Berufsstatistik des „Jahrbuches" als nicht selbständig
erwerbsthätig, sondern für Rechnung ihrer Brotherren arbeitend, gleichfalls in
der Kopfzahl der einzelnen Berufsklassen eingeschlossen ist, in der Landwirtschaft
rund 425 000, in der Industrie 300 000 und bei der ihrer Gesamtziffer nach
ungleich schwächeren Gruppe des Handels- und Verkehrswesens 295 000 beträgt.
Das Verhältnis dieser Dienstboten zu den erwerbsthätigen Männern derselben
Berufsklasse stellt sich demnach bei 1 wie 0,425 zu 6,7, bei 2 wie 0,3 zu 5.26,
bei 3 wie 0,295 zu 1,27. Dasselbe erkürt sich übrigens aus der Art und dem
Betriebe der Berufsklcisscn selbst zur Genüge. Denn während bei der Landwirt¬
schaft und Industrie der mittellose weitaus größte Teil der Verufsgenossen weder
in der Lage noch genötigt ist, häusliche Dienstboten zu halten, sind die Unter¬
nehmer gewisser Berufszweige des Handels gezwungen, ein zahlreiches Dienstpersonal
zu beschäftigen. So siud z. V. in den sür Beherbergung und Erquickung bestimmten
Anstalten allein 75 976 Personen mit häuslichen Dienstverrichtungen beschäftigt.

In der vierte» Berufstlasse, welche solche Lohnarbeiter in sich begreift,
die häusliche Dienste verrichten, aber nicht bei ihrem Brodherrn wohnen (Lohn-


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[0084] Die proportionale Berufsklassemvahl. gesamten Bevölkerung Deutschlands. Auch das Verhältnis der erwerbsthätigen Männer zur Kopfzahl aller Zugehörigen ergiebt hier die höchste Ziffer, nämlich 35 Prozent. Bei allen andern Berufsklassen ist dieselbe geringer. Es ist un¬ bestreitbar, daß diese weitaus stärkste Gruppe von Interessenten einen ent¬ sprechenden Anteil erhalten muß bei der gesetzlichen Geltendmachung der mate¬ riellen Wünsche der Bevölkerung. In der berufsmäßigen Ausübung erwerblicher Thätigkeit sind bei der Landwirtschaft die Frauen mehr beteiligt als in den andern Berufsklassen. Die Verwendung der Frauenarbeit ist aus nachstehender Tabelle ersichtlich. 1. Zahl der Erwerbsthätigen überhaupt: 8,24 Mill.; ballon Frauen: 2,50 Will. 2- „ „ „ 6,40 „ „ „ 1,13 „ 3- „ „ t.so „ „ „ 0,30 „ 4- „ 0,40...... 0,13 ., 5- „ „ 0.53...... 0.11 „ 6- „ „ „ 1,02...... 0,59 „ Das Verhältnis der unselbständigen Angehörigen (Kinder) zur Kopfzahl ist bei den drei ersten großen Berufsklassen ein verschiednes, und zwar weist die Landwirtschaft den geringsten Prozentsatz 65,2 auf, während sich die Zahl der Kinder?e. bei der Industrie zu 58,7 Prozent, beim Handel zu 60 Prozent erhebt. Diese Ungleichmäßigkeit, welche sich aus dem Umstände erklären läßt, daß der Begründung eines eignen Herdes und mit ihr der Eheschließung auf dem platten Lande größere Schwierigkeiten entgegenstehen als in den industriellen Zentren, findet demnach auch bei dem Vergleiche der Ziffern in den Kolumnen V und VI ihren proportionale» Ausdruck. Eine Modifikation des letzteren beim Handel bewirkt aber wiederum der Umstand, daß die Zahl der häuslichen Dienst¬ boten, welche nach der Berufsstatistik des „Jahrbuches" als nicht selbständig erwerbsthätig, sondern für Rechnung ihrer Brotherren arbeitend, gleichfalls in der Kopfzahl der einzelnen Berufsklassen eingeschlossen ist, in der Landwirtschaft rund 425 000, in der Industrie 300 000 und bei der ihrer Gesamtziffer nach ungleich schwächeren Gruppe des Handels- und Verkehrswesens 295 000 beträgt. Das Verhältnis dieser Dienstboten zu den erwerbsthätigen Männern derselben Berufsklasse stellt sich demnach bei 1 wie 0,425 zu 6,7, bei 2 wie 0,3 zu 5.26, bei 3 wie 0,295 zu 1,27. Dasselbe erkürt sich übrigens aus der Art und dem Betriebe der Berufsklcisscn selbst zur Genüge. Denn während bei der Landwirt¬ schaft und Industrie der mittellose weitaus größte Teil der Verufsgenossen weder in der Lage noch genötigt ist, häusliche Dienstboten zu halten, sind die Unter¬ nehmer gewisser Berufszweige des Handels gezwungen, ein zahlreiches Dienstpersonal zu beschäftigen. So siud z. V. in den sür Beherbergung und Erquickung bestimmten Anstalten allein 75 976 Personen mit häuslichen Dienstverrichtungen beschäftigt. In der vierte» Berufstlasse, welche solche Lohnarbeiter in sich begreift, die häusliche Dienste verrichten, aber nicht bei ihrem Brodherrn wohnen (Lohn-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196733/84>, abgerufen am 15.01.2025.