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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.

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Die evangelische Allianz vom Jahre ^685,

desperirc aber auch noch nicht daran/' Schon die ersten Verhandlungen mit
den Staaten zeigten, daß es höchst schwierig war, durch das herrschende Gewirr
der Parteiungen glücklich hindurchzusteuern. Die Stadt Amsterdam und der
Prinz standen einander schroff gegenüber. Da es nun auf jene wegen ihrer
reichen Mittel hauptsächlich ankam, so ergab sich die Notwendigkeit, vor allem
jenen Zwist beizulegen. Allerdings war dies Unterfangen mit Schwierigkeiten
verknüpft, da Frankreich fortwährend bemüht war, den Streit zu schüren und
nicht zum Erlöschen gelangen zu lassen. Der nie rastende Eifer Fuchsens brachte
es jedoch dahin, daß die Bürgermeister von Amsterdam endlich erklärten, man
müsse mit dein Kurfürsten in "eine perpetuirliche Allianz" treten. Wie aber
und mit welchen Mitteln der Plan zu verwirklichen sei, darüber ließen sie sich
zu keiner Äußerung herbei.

Doch in den maßgebenden Kreisen fehlte es nicht an Einsicht in die gefährliche
Lage, in welcher der Protestantismus schwebte. Vor allem der RatspcnsionariuS,
auf den ja bei der Behandlung dieser Frage sehr viel ankam, war der festen
Überzeugung, "daß eine vollkommene Einverständnis zwischen dem König von
Engelland, dem Kurfürsten und den Staaten zum allerhöchsten nötig, und daß
diese allein kapablc wäre, Europam vor einem allgemeinen französischen Joche
zu befreien." Eine Allianz zwischen diesen dreien zu erzielen, erschien ihm aber
zur Zeit kaum erreichbar, da der König vou England noch nicht zur Genüge
ans seinem Throne befestigt war, und auch sonst jenseits des Kanals noch nicht die
nötige Einheit herrschte, um sich in Fragen der äußern Politik einzulassen. Aber
immerhin konnten doch die Generalstaaten mit dem Brandenburger in ein näheres
Verhältnis treten, das dann die Grundlage bilden konnte, auf welche hiu man
andre Staaten zum Beitritt zu gewinnen suchte.

Derartige Gedanken fanden auch bei den einzelnen Generalstaaten lebhaften
Anklang. Denn als bei Beginn des Jahres 1685 den Protestantismus ein
harter Schlag nach dem andern traf, da setzte man die größte, ja einzige Hoffnung
anf den großen Kurfürsten; galt er doch auch hier als "das einzige Haupt,
welches die reformirte Kirche noch hatte." Vornehmlich in Holland gab es
"viele Leute, welche für des Kurfürsten Erhaltung und Gesundheit zu Gott
seufzten." Die meisten Sympathien hatte Kurbrandenburg bei der Stadt
Rotterdam. Hier wohnten nicht nur die treuesten Anhänger des Prinzen,
sondern hier herrschte auch der größte Eifer für die Religion. Hier hatten sich
ferner in großer Anzahl die französischen Refugies zuscunmengefnnden und er¬
zählten in den Straßen und Häusern laut von den schrecklichen Drangsale",
welche die evangelischen Glaubensgenossen in Frankreich unter willkürlichem
Absolutismus ertragen mußten. Das alles wirkte gewaltig. Aber auch sonst
war der Religionseifer in den Staaten kein geringer, in frühern Jahren hatten
die Bürger mehr als einmal für den Glauben das Schwert gezogen oder
Bedrängten ihre reichen Mittel zur Verfügung gestellt. Gerade die jetzigen


Die evangelische Allianz vom Jahre ^685,

desperirc aber auch noch nicht daran/' Schon die ersten Verhandlungen mit
den Staaten zeigten, daß es höchst schwierig war, durch das herrschende Gewirr
der Parteiungen glücklich hindurchzusteuern. Die Stadt Amsterdam und der
Prinz standen einander schroff gegenüber. Da es nun auf jene wegen ihrer
reichen Mittel hauptsächlich ankam, so ergab sich die Notwendigkeit, vor allem
jenen Zwist beizulegen. Allerdings war dies Unterfangen mit Schwierigkeiten
verknüpft, da Frankreich fortwährend bemüht war, den Streit zu schüren und
nicht zum Erlöschen gelangen zu lassen. Der nie rastende Eifer Fuchsens brachte
es jedoch dahin, daß die Bürgermeister von Amsterdam endlich erklärten, man
müsse mit dein Kurfürsten in „eine perpetuirliche Allianz" treten. Wie aber
und mit welchen Mitteln der Plan zu verwirklichen sei, darüber ließen sie sich
zu keiner Äußerung herbei.

Doch in den maßgebenden Kreisen fehlte es nicht an Einsicht in die gefährliche
Lage, in welcher der Protestantismus schwebte. Vor allem der RatspcnsionariuS,
auf den ja bei der Behandlung dieser Frage sehr viel ankam, war der festen
Überzeugung, „daß eine vollkommene Einverständnis zwischen dem König von
Engelland, dem Kurfürsten und den Staaten zum allerhöchsten nötig, und daß
diese allein kapablc wäre, Europam vor einem allgemeinen französischen Joche
zu befreien." Eine Allianz zwischen diesen dreien zu erzielen, erschien ihm aber
zur Zeit kaum erreichbar, da der König vou England noch nicht zur Genüge
ans seinem Throne befestigt war, und auch sonst jenseits des Kanals noch nicht die
nötige Einheit herrschte, um sich in Fragen der äußern Politik einzulassen. Aber
immerhin konnten doch die Generalstaaten mit dem Brandenburger in ein näheres
Verhältnis treten, das dann die Grundlage bilden konnte, auf welche hiu man
andre Staaten zum Beitritt zu gewinnen suchte.

Derartige Gedanken fanden auch bei den einzelnen Generalstaaten lebhaften
Anklang. Denn als bei Beginn des Jahres 1685 den Protestantismus ein
harter Schlag nach dem andern traf, da setzte man die größte, ja einzige Hoffnung
anf den großen Kurfürsten; galt er doch auch hier als „das einzige Haupt,
welches die reformirte Kirche noch hatte." Vornehmlich in Holland gab es
„viele Leute, welche für des Kurfürsten Erhaltung und Gesundheit zu Gott
seufzten." Die meisten Sympathien hatte Kurbrandenburg bei der Stadt
Rotterdam. Hier wohnten nicht nur die treuesten Anhänger des Prinzen,
sondern hier herrschte auch der größte Eifer für die Religion. Hier hatten sich
ferner in großer Anzahl die französischen Refugies zuscunmengefnnden und er¬
zählten in den Straßen und Häusern laut von den schrecklichen Drangsale»,
welche die evangelischen Glaubensgenossen in Frankreich unter willkürlichem
Absolutismus ertragen mußten. Das alles wirkte gewaltig. Aber auch sonst
war der Religionseifer in den Staaten kein geringer, in frühern Jahren hatten
die Bürger mehr als einmal für den Glauben das Schwert gezogen oder
Bedrängten ihre reichen Mittel zur Verfügung gestellt. Gerade die jetzigen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196733/147>, abgerufen am 15.01.2025.