Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Die hier aufgeführten erfundenen Bezeichnungen neuer, jetzt nicht existirender Ju der Mannichfaltigkeit der hier gewählten Verbandsbezeichnnngen liegt Unter den Bezeichnungen "Fraktion ^" und "Fraktion ?" sind Ver¬ Die Division der Parteistimmen durch den Wcchlqnotienten ergiebt fast Die hier aufgeführten erfundenen Bezeichnungen neuer, jetzt nicht existirender Ju der Mannichfaltigkeit der hier gewählten Verbandsbezeichnnngen liegt Unter den Bezeichnungen „Fraktion ^" und „Fraktion ?" sind Ver¬ Die Division der Parteistimmen durch den Wcchlqnotienten ergiebt fast <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0131" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196865"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_356"> Die hier aufgeführten erfundenen Bezeichnungen neuer, jetzt nicht existirender<lb/> Verbände sollen andeuten, nach welcher Richtung hin das Parteileben sich zu<lb/> entwickeln vermöchte. Natürlich könnte, so lauge eine Spaltung der großen<lb/> Gruppen noch nicht eingetreten ist, die Tabelle ebensowohl die bisher üblichen<lb/> Bezeichnungen der Deutsch-Konservativen, des Zentrums, der Freisinnigen ?e.<lb/> aufführen. Nur wären die hier gezählten Stimmen alsdann ausschließlich von<lb/> Mitgliedern der zweiten Vernfsklaffe abgegeben. Die gleichen Parteibezeichnungen<lb/> würden auch in dem Stimmenregister der landwirtschaftlichen, der Beamten¬<lb/> klasse u. s. w. auftreten. Für jede dieser in politischer Hinsicht übereinstimmenden<lb/> Gruppen wären aber, wie schon früher erwähnt, verschiedne Kandidaten auf¬<lb/> gestellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_357"> Ju der Mannichfaltigkeit der hier gewählten Verbandsbezeichnnngen liegt<lb/> der Hinweis auf die Möglichkeit sehr verschiedenartiger Gestaltungen. Während<lb/> z. B. der sozialistische industrielle Arbeiterbund, die freisinnige Vereinigung des<lb/> deutschen Handwerks, die konservativ-gewerbliche Vereinigung und der liberale<lb/> allgemeine deutsche Arbeiterbrut ihre Vereinsagitation ans das ganze Gebiet<lb/> des deutschen Reiches ausdehnen, können andre Gemeinschaften, wie etwa eine<lb/> rheinische Arbeiteruuion und ein oberschlesischer Gewerkschaftsverein, ihre Wer¬<lb/> bungen auf einen Landesteil, eine Provinz oder ein territoriales Erwerbsgebiet<lb/> beschränken und dabei gleichzeitig ihrem Vereinsprogramm eine bestimmte po¬<lb/> litische Färbung geben. Die Mannichfaltigkeit solcher territorialen Koalitionen<lb/> würde den partikularistischen Tendenzen unsers Volksstammes Rechnung tragen.<lb/> Es könnte sich dann beispielsweise in Baiern eine konservativ-protestantische, in<lb/> der Provinz Posen eine deutsch-liberale, im Großherzogtum Mecklenburg eine<lb/> deutsche Reichspartei bilden lassen, alles Vereinigungen, deren Begründung der<lb/> Terrorismus des heutige» Parteilebens verhindert.</p><lb/> <p xml:id="ID_358"> Unter den Bezeichnungen „Fraktion ^" und „Fraktion ?" sind Ver¬<lb/> einigungen verstanden, welche sich um eine durch Ansehen oder Beliebtheit aus¬<lb/> gezeichnete Persönlichkeit gruppirt und sich nach derselben benannt haben. Eine<lb/> solche Gruppe, welche eine bestimmte, unter die gebräuchlichen Parteibezeichnungen<lb/> nicht wohl einzureihende Richtung vertritt, kann selbstverständlich, wenn sie An¬<lb/> hänger genug zählt, mehrere Kandidaten aufstellen und durchbringen. Es bedarf<lb/> dazu uur der Bezeichnung „Fraktion oder „Fraktion ?" aus dem Stimm¬<lb/> zettel. Solche Gefolgschaften eines politisch hervorragenden Mannes werden<lb/> namentlich dort leicht zusammengerafft werden, wo konfessionelle oder nationale<lb/> (antideutsche) Tendenzen von vorwiegend lokalen Charakter die Meinungen be¬<lb/> herrschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_359" next="#ID_360"> Die Division der Parteistimmen durch den Wcchlqnotienten ergiebt fast<lb/> immer eine gemischte Zahl, im vorliegenden Falle z. B. bei der konservativ-<lb/> gelverblichen Vereinigung 7,88. Die Addition aller Dezimalstellen liefert die<lb/> Zahl der noch verfügbar bleibenden Mandate, und diese werden denjenigen Ver-</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0131]
Die hier aufgeführten erfundenen Bezeichnungen neuer, jetzt nicht existirender
Verbände sollen andeuten, nach welcher Richtung hin das Parteileben sich zu
entwickeln vermöchte. Natürlich könnte, so lauge eine Spaltung der großen
Gruppen noch nicht eingetreten ist, die Tabelle ebensowohl die bisher üblichen
Bezeichnungen der Deutsch-Konservativen, des Zentrums, der Freisinnigen ?e.
aufführen. Nur wären die hier gezählten Stimmen alsdann ausschließlich von
Mitgliedern der zweiten Vernfsklaffe abgegeben. Die gleichen Parteibezeichnungen
würden auch in dem Stimmenregister der landwirtschaftlichen, der Beamten¬
klasse u. s. w. auftreten. Für jede dieser in politischer Hinsicht übereinstimmenden
Gruppen wären aber, wie schon früher erwähnt, verschiedne Kandidaten auf¬
gestellt.
Ju der Mannichfaltigkeit der hier gewählten Verbandsbezeichnnngen liegt
der Hinweis auf die Möglichkeit sehr verschiedenartiger Gestaltungen. Während
z. B. der sozialistische industrielle Arbeiterbund, die freisinnige Vereinigung des
deutschen Handwerks, die konservativ-gewerbliche Vereinigung und der liberale
allgemeine deutsche Arbeiterbrut ihre Vereinsagitation ans das ganze Gebiet
des deutschen Reiches ausdehnen, können andre Gemeinschaften, wie etwa eine
rheinische Arbeiteruuion und ein oberschlesischer Gewerkschaftsverein, ihre Wer¬
bungen auf einen Landesteil, eine Provinz oder ein territoriales Erwerbsgebiet
beschränken und dabei gleichzeitig ihrem Vereinsprogramm eine bestimmte po¬
litische Färbung geben. Die Mannichfaltigkeit solcher territorialen Koalitionen
würde den partikularistischen Tendenzen unsers Volksstammes Rechnung tragen.
Es könnte sich dann beispielsweise in Baiern eine konservativ-protestantische, in
der Provinz Posen eine deutsch-liberale, im Großherzogtum Mecklenburg eine
deutsche Reichspartei bilden lassen, alles Vereinigungen, deren Begründung der
Terrorismus des heutige» Parteilebens verhindert.
Unter den Bezeichnungen „Fraktion ^" und „Fraktion ?" sind Ver¬
einigungen verstanden, welche sich um eine durch Ansehen oder Beliebtheit aus¬
gezeichnete Persönlichkeit gruppirt und sich nach derselben benannt haben. Eine
solche Gruppe, welche eine bestimmte, unter die gebräuchlichen Parteibezeichnungen
nicht wohl einzureihende Richtung vertritt, kann selbstverständlich, wenn sie An¬
hänger genug zählt, mehrere Kandidaten aufstellen und durchbringen. Es bedarf
dazu uur der Bezeichnung „Fraktion oder „Fraktion ?" aus dem Stimm¬
zettel. Solche Gefolgschaften eines politisch hervorragenden Mannes werden
namentlich dort leicht zusammengerafft werden, wo konfessionelle oder nationale
(antideutsche) Tendenzen von vorwiegend lokalen Charakter die Meinungen be¬
herrschen.
Die Division der Parteistimmen durch den Wcchlqnotienten ergiebt fast
immer eine gemischte Zahl, im vorliegenden Falle z. B. bei der konservativ-
gelverblichen Vereinigung 7,88. Die Addition aller Dezimalstellen liefert die
Zahl der noch verfügbar bleibenden Mandate, und diese werden denjenigen Ver-
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