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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.

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Die Uarolineninseln.

sind Palao, Jcip, Nut, Pouape und Kusaie, als die größten von den flachen
Inseln Alle, Ulnzi, Lamotrek, Luknnor und Namolipiafan zu nennen. Das
Klima ist sehr angenehm und im allgemeinen gesund, da die Hitze durch häufig
wehende Winde abgekühlt wird. Die Korallenriffe und vulkanischen Krater be¬
kleidet eine reiche Vegetation. Man findet hier die Kokosnuß- und die Areka¬
palme, den Pmidang, Orangenbäume, Bambus, die Betelnuß, Zuckerrohr, süße
Kartoffeln und den eßbaren Arum. Auf den niedrigen Inseln liefert der Brot-
frnchtbanm den Einwohnern ihre Hauptnahrung. Auf allen würden sich wahr¬
scheinlich auch die übrigen tropischen Nutzpflanzen einbürgern lassen.

Die Zahl der Eingebornen wird ungefähr auf 30000 geschätzt. Dieselben
gehören wie die Ureinwohner der Mariannen, der Ladronen und der Philippinen
zur mikronesischen Rasse. Sie gelten für geschickte und unternehmende Seefahrer,
ein Gewerbe, worauf sie die Lage ihrer Heimat und die Menge vortrefflicher
Häfen, welche dieselbe dem Schiffer darbietet, hinweisen. Im übrigen sind sie
ein äußerlich nicht unschönes und gegen Fremde zuvorkommendes und freund¬
liches Völkchen. Das Lob freundlichen Verhaltens kommt indes mehr den
Bewohnern der flachen Inseln als denen der bergigen zu, da die letztern sich
bisweilen feindselig zeigten. Europäer haben sich auf einzelnen Punkten als
Trepangsammler und Schildkrötenfänger, auch als Handelsleute niedergelassen,
und Ponape wird häufig von Walfischfängern angelaufen.

Eine eingehende Schilderung von den Inseln Jcip, Ponape und Kusaie
hat kürzlich Hernshcim geliefert.*) Die erste und die letzte werden von einem
"König," die mittlere von Häuptlingen beherrscht. Jay ist von friedfertigen,
gutmütigen und ziemlich fleißigen Menschen bewohnt, die früher einen lebhaften
Tauschhandel mit Perlmutterschalen, Walroßzühnen, Schildpatt, Matten, Körben,
Taschen und Basthüteu trieben, der sich bis nach den Mariannen hin erstreckte.
Es hat gegen 10 000 Einwohner in 67 Dörfern, die großenteils, namentlich
an der Küste, durch gute Straßen mit einander verbunden sind. Die Insel
wird leider von epidemischen Halskrankheiten und einem ansteckenden Husten
heimgesucht, der oft in wenigen Stunden mit dem Tode endigt. Auf Kusaie
ist davon nichts bekannt, aber die Bevölkerung ist auch hier im Sinken begriffen,
wahrscheinlich, weil unter ihr Laster geschlechtlicher Natur herrschen, die auch
das von amerikanischen Missionaren seit 1852 eingeführte Christentum nicht
auszurotten vermocht hat. Zeugnisse dafür, daß früher hier ein zahlreicheres
und auf höherer Kulturstufe stehendes Volk wohnte, sind in Cyklopenbanten mit
15 bis 18 Fuß dicken Mauern zu sehen, zu denen Basaltblöcke von 5000 Pfund
Schwere verwendet find. Auf ähnliches lassen Terrassen, Höfe und Kammern
der "Königsgräber" am Metaleinan Harbour auf Ponape schließen, einer Insel,



*) Südsee-Erinnerungen von Franz Hernsheiui, ehemaligem Konsul des deutschen Reiches
auf Jaluit. Berlin, Hofmann u. Co.
Die Uarolineninseln.

sind Palao, Jcip, Nut, Pouape und Kusaie, als die größten von den flachen
Inseln Alle, Ulnzi, Lamotrek, Luknnor und Namolipiafan zu nennen. Das
Klima ist sehr angenehm und im allgemeinen gesund, da die Hitze durch häufig
wehende Winde abgekühlt wird. Die Korallenriffe und vulkanischen Krater be¬
kleidet eine reiche Vegetation. Man findet hier die Kokosnuß- und die Areka¬
palme, den Pmidang, Orangenbäume, Bambus, die Betelnuß, Zuckerrohr, süße
Kartoffeln und den eßbaren Arum. Auf den niedrigen Inseln liefert der Brot-
frnchtbanm den Einwohnern ihre Hauptnahrung. Auf allen würden sich wahr¬
scheinlich auch die übrigen tropischen Nutzpflanzen einbürgern lassen.

Die Zahl der Eingebornen wird ungefähr auf 30000 geschätzt. Dieselben
gehören wie die Ureinwohner der Mariannen, der Ladronen und der Philippinen
zur mikronesischen Rasse. Sie gelten für geschickte und unternehmende Seefahrer,
ein Gewerbe, worauf sie die Lage ihrer Heimat und die Menge vortrefflicher
Häfen, welche dieselbe dem Schiffer darbietet, hinweisen. Im übrigen sind sie
ein äußerlich nicht unschönes und gegen Fremde zuvorkommendes und freund¬
liches Völkchen. Das Lob freundlichen Verhaltens kommt indes mehr den
Bewohnern der flachen Inseln als denen der bergigen zu, da die letztern sich
bisweilen feindselig zeigten. Europäer haben sich auf einzelnen Punkten als
Trepangsammler und Schildkrötenfänger, auch als Handelsleute niedergelassen,
und Ponape wird häufig von Walfischfängern angelaufen.

Eine eingehende Schilderung von den Inseln Jcip, Ponape und Kusaie
hat kürzlich Hernshcim geliefert.*) Die erste und die letzte werden von einem
„König," die mittlere von Häuptlingen beherrscht. Jay ist von friedfertigen,
gutmütigen und ziemlich fleißigen Menschen bewohnt, die früher einen lebhaften
Tauschhandel mit Perlmutterschalen, Walroßzühnen, Schildpatt, Matten, Körben,
Taschen und Basthüteu trieben, der sich bis nach den Mariannen hin erstreckte.
Es hat gegen 10 000 Einwohner in 67 Dörfern, die großenteils, namentlich
an der Küste, durch gute Straßen mit einander verbunden sind. Die Insel
wird leider von epidemischen Halskrankheiten und einem ansteckenden Husten
heimgesucht, der oft in wenigen Stunden mit dem Tode endigt. Auf Kusaie
ist davon nichts bekannt, aber die Bevölkerung ist auch hier im Sinken begriffen,
wahrscheinlich, weil unter ihr Laster geschlechtlicher Natur herrschen, die auch
das von amerikanischen Missionaren seit 1852 eingeführte Christentum nicht
auszurotten vermocht hat. Zeugnisse dafür, daß früher hier ein zahlreicheres
und auf höherer Kulturstufe stehendes Volk wohnte, sind in Cyklopenbanten mit
15 bis 18 Fuß dicken Mauern zu sehen, zu denen Basaltblöcke von 5000 Pfund
Schwere verwendet find. Auf ähnliches lassen Terrassen, Höfe und Kammern
der „Königsgräber" am Metaleinan Harbour auf Ponape schließen, einer Insel,



*) Südsee-Erinnerungen von Franz Hernsheiui, ehemaligem Konsul des deutschen Reiches
auf Jaluit. Berlin, Hofmann u. Co.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099/447>, abgerufen am 24.11.2024.