Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.der Kanzel der Vvtivkirche aufgestellte Büste Ferstels hat er geschaffen. In der Auch das Parlament ist mit einer großen Anzahl plastischer Werke ge¬ Rudolf Wehr, der die architektonische Arbeit am Grillparzerdenlmal über¬ Nicht vergessen wollen wir auch der beiden Löwen von Franz Pendl, welche Mit einer sehr prosaischen Bemerkung wollen wir schließen. Wien thut für der Kanzel der Vvtivkirche aufgestellte Büste Ferstels hat er geschaffen. In der Auch das Parlament ist mit einer großen Anzahl plastischer Werke ge¬ Rudolf Wehr, der die architektonische Arbeit am Grillparzerdenlmal über¬ Nicht vergessen wollen wir auch der beiden Löwen von Franz Pendl, welche Mit einer sehr prosaischen Bemerkung wollen wir schließen. Wien thut für <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196472"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1507" prev="#ID_1506"> der Kanzel der Vvtivkirche aufgestellte Büste Ferstels hat er geschaffen. In der<lb/> letzten Jahresausstellung des Künstlerhauses sahen wir die für das neue Burg¬<lb/> theater bestimmte „Phädra," die aber sehr unklar gedacht ist, und den „Hans¬<lb/> wurst," der eine nur allzu grob deutliche Komik besitzt. Ganz manierirt ist<lb/> Tilgners neue „Brunnenfigur."</p><lb/> <p xml:id="ID_1508"> Auch das Parlament ist mit einer großen Anzahl plastischer Werke ge¬<lb/> schmückt. Besonders fallen die Quadrigen von Vincenz Pilz ins Auge: es ist<lb/> dies derselbe Künstler, dessen zwei Flügelpferde sich einst auf unserm Opernhause<lb/> befanden, dann aber wieder herabgenommen worden sind. Die Quadrigen zeigen<lb/> einen bedeutenden Fortschritt, eine ausgereifte Küustlerindividualität. Von den<lb/> Gruppen, welche die Giebelfelder ausfüllen, nennen wir die von Härtel, die<lb/> Justiz darstellend und kürzlich im Künstlcrhaus ausgestellt. Die vier Sockel<lb/> an deu Brüstungen der großen Raupe harren noch des bildnerischen Schmuckes,<lb/> vor derselben soll ein großer Brunnen zur Aufstellung kommen. Es wäre zu<lb/> wünschen, daß dies bald geschähe, denn ein Ban wie das Parlament bleibt Torso<lb/> so lange, bis das letzte Figürchen auf seinem Platze steht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1509"> Rudolf Wehr, der die architektonische Arbeit am Grillparzerdenlmal über¬<lb/> nommen hat, ist auch der Schöpfer des großen Reliefs am Burgtheater. Be¬<lb/> sondre Klarheit in der Komposition kann man dem Werke nicht nachrühmen,<lb/> aber die Details sind sehr schön.</p><lb/> <p xml:id="ID_1510"> Nicht vergessen wollen wir auch der beiden Löwen von Franz Pendl, welche<lb/> vor dem Justizpalast aufgestellt sind. Schade, daß der Bildhauer sie so unschön<lb/> sitzend - eigentlich hockend — dargestellt hat; der ausdrucksvolle Kopf macht<lb/> den besten Eindruck, aber die Haltung erweckt immer die Vorstellung eines<lb/> Pudels in uns. Der Künstler muß auch darauf bedacht sein, so unangenehme<lb/> Jdeenassoziativuen in dein Beschauer nicht aufkommen zu lassen, da er sonst nie<lb/> die beabsichtigte Wirkung zu erreichen imstande ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1511"> Mit einer sehr prosaischen Bemerkung wollen wir schließen. Wien thut für<lb/> die Erhaltung seiner Denkmäler so gut wie garnichts. Allerdings verschwinden<lb/> viele derselben im Winter hinter ganz ungeheuerlichen Pfahlbauten, aber die<lb/> köstliche Wirkung eines Schwammes und reinigender Wasserströme ist unsern<lb/> öffentlich aufgestellten plastischen Werken unbekannt. Die Schmntzpatiua auf<lb/> Marmor kann aber doch nicht den künstlerischen Effekt erhöhen, und deshalb<lb/> sollte vonseiten der Wiener Gemeindeverwaltung in diesem Sinne wirklich etwas<lb/> geschehen. Überhaupt könnte ein eigner Referent in der Bauabteilung mit der Sorge<lb/> um die Erhaltung der Denkmäler im Weichbilde der Stadt betraut werde«; er<lb/> hätte wenigstens für die nächste Zeit genng zu thun.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
der Kanzel der Vvtivkirche aufgestellte Büste Ferstels hat er geschaffen. In der
letzten Jahresausstellung des Künstlerhauses sahen wir die für das neue Burg¬
theater bestimmte „Phädra," die aber sehr unklar gedacht ist, und den „Hans¬
wurst," der eine nur allzu grob deutliche Komik besitzt. Ganz manierirt ist
Tilgners neue „Brunnenfigur."
Auch das Parlament ist mit einer großen Anzahl plastischer Werke ge¬
schmückt. Besonders fallen die Quadrigen von Vincenz Pilz ins Auge: es ist
dies derselbe Künstler, dessen zwei Flügelpferde sich einst auf unserm Opernhause
befanden, dann aber wieder herabgenommen worden sind. Die Quadrigen zeigen
einen bedeutenden Fortschritt, eine ausgereifte Küustlerindividualität. Von den
Gruppen, welche die Giebelfelder ausfüllen, nennen wir die von Härtel, die
Justiz darstellend und kürzlich im Künstlcrhaus ausgestellt. Die vier Sockel
an deu Brüstungen der großen Raupe harren noch des bildnerischen Schmuckes,
vor derselben soll ein großer Brunnen zur Aufstellung kommen. Es wäre zu
wünschen, daß dies bald geschähe, denn ein Ban wie das Parlament bleibt Torso
so lange, bis das letzte Figürchen auf seinem Platze steht.
Rudolf Wehr, der die architektonische Arbeit am Grillparzerdenlmal über¬
nommen hat, ist auch der Schöpfer des großen Reliefs am Burgtheater. Be¬
sondre Klarheit in der Komposition kann man dem Werke nicht nachrühmen,
aber die Details sind sehr schön.
Nicht vergessen wollen wir auch der beiden Löwen von Franz Pendl, welche
vor dem Justizpalast aufgestellt sind. Schade, daß der Bildhauer sie so unschön
sitzend - eigentlich hockend — dargestellt hat; der ausdrucksvolle Kopf macht
den besten Eindruck, aber die Haltung erweckt immer die Vorstellung eines
Pudels in uns. Der Künstler muß auch darauf bedacht sein, so unangenehme
Jdeenassoziativuen in dein Beschauer nicht aufkommen zu lassen, da er sonst nie
die beabsichtigte Wirkung zu erreichen imstande ist.
Mit einer sehr prosaischen Bemerkung wollen wir schließen. Wien thut für
die Erhaltung seiner Denkmäler so gut wie garnichts. Allerdings verschwinden
viele derselben im Winter hinter ganz ungeheuerlichen Pfahlbauten, aber die
köstliche Wirkung eines Schwammes und reinigender Wasserströme ist unsern
öffentlich aufgestellten plastischen Werken unbekannt. Die Schmntzpatiua auf
Marmor kann aber doch nicht den künstlerischen Effekt erhöhen, und deshalb
sollte vonseiten der Wiener Gemeindeverwaltung in diesem Sinne wirklich etwas
geschehen. Überhaupt könnte ein eigner Referent in der Bauabteilung mit der Sorge
um die Erhaltung der Denkmäler im Weichbilde der Stadt betraut werde«; er
hätte wenigstens für die nächste Zeit genng zu thun.
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