Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Literatur,

ausgeprägte Individualität, keine originelle Erfiuduugs- und Schöpfungskraft hervor,
er war ein Eklektiker, der sich allen Musikarten und Schulen anzupassen wußte.




Literatur.
Bilder aus dem alten Rom. Bon Frances Elliut. Deutsche, von der Verfasserin
besorgte Ausgabe, eingeführt von Professor Dr. Wiktor Schnitze. Mit einem Lichtdruckbild.
Leipzig, Georg Böhme, 1884.

Es sind wirklich anschauliche und lebensvolle Bilder, die uus die Verfasserin
entwirft. Durch eine Reihe historisch bemerkenswerter Orte der Weltstadt wird der
Leser hindnrchgeführt und mit all den Erinnerungen, die sich an sie knüpfen, be¬
kannt gemacht. Das Ganze ist in elegantem und fesselnden Stile geschrieben. Dabei
bekundet die Verfasserin große Vertrautheit mit den antiken Autoren; freilich wird
wohl hie und da diesen Gewährsmännern, deren Urteil bekanntlich nicht immer
ungetrübt ist, gar zu vertrauensvoll gefolgt, und manches aus dem Leben der
Siebenhügelstadt in der Kaiserzeit dürfte etwas gar zu schwarz geschildert erscheinen.
Besonders die Cäsaren selbst sind in finstere Nacht getaucht. Auch die interessanten
psychologischen Betrachtungen, zu denen der Verfasserin die uns erhaltenen Büsten
der Kaiser Anlaß geben, finden nicht immer unsern Beifall (wie z. B. die über
Hadrian und Vespasian u. a.); doch wird mau uicht umhin können, sie geistreich
zu nennen. Besonders hervorheben wollen wir das zweite Kapitel, welches "Das
Leben im alten Rom" behandelt, und den Abschnitt über die Katakomben. Die
Einleitung zu diesem macht den Eindruck, als wäre sie von einem kompetenten Ge¬
lehrten geschrieben. Sehr anziehend wird die Lektüre gemacht durch die historisch¬
vergleichende Betrachtungsweise der Verfasserin, die uns meist die Menschen und
Sitten, wie sie in den verschiednen Phasen der geschichtlichen Entwicklung auf
gleichem Boden herrschten, vor Augen führt.

Die vorliegende deutsche Ausgabe -- das Original kennt Referent nicht und
weiß daher auch nicht, wie es sich zur Uebersetzung verhält --> wird eingeleitet
durch ein kurzes empfehlendes Vorwort von Viktor Schultze, dem besonders auf
dem Gebiete der christlichen Archäologie als hervorragend anerkannten Gelehrten.

So können wir das Büchlein Freunden einer gewählten und zugleich inter¬
essanten Lektüre nur empfehlen.


Karl Friedrich Eichhorn. Sein Leben und Wirken nach seinen Aufzeichnungen, Briefen,
Mitteilungen von Angehörigen, Schriften, beschrieben von Dr. Joh. Friedrich von Schulte,
Geh. Justizrat und ordentl. Professor der Rechte in Bonn. Stuttgart, Ferdinand Eule, 188S.

Die Verdienste Eichhorns um die deutsche Rechtswissenschaft sind so unbestreitbar,
daß sie keiner besondern Hervorhebung bedürfen; jeder Fachmann kennt sie, einem
Laien wird man schwer einen richtigen Begriff davon geben können. Dies ist auch
offenbar nicht der Zweck der vorliegenden sechzehn Bogen umfassenden Schrift, sie
will das Leben dieses großen Juristen erzählen. Sein Leben aber bietet Verhältnis-


Literatur,

ausgeprägte Individualität, keine originelle Erfiuduugs- und Schöpfungskraft hervor,
er war ein Eklektiker, der sich allen Musikarten und Schulen anzupassen wußte.




Literatur.
Bilder aus dem alten Rom. Bon Frances Elliut. Deutsche, von der Verfasserin
besorgte Ausgabe, eingeführt von Professor Dr. Wiktor Schnitze. Mit einem Lichtdruckbild.
Leipzig, Georg Böhme, 1884.

Es sind wirklich anschauliche und lebensvolle Bilder, die uus die Verfasserin
entwirft. Durch eine Reihe historisch bemerkenswerter Orte der Weltstadt wird der
Leser hindnrchgeführt und mit all den Erinnerungen, die sich an sie knüpfen, be¬
kannt gemacht. Das Ganze ist in elegantem und fesselnden Stile geschrieben. Dabei
bekundet die Verfasserin große Vertrautheit mit den antiken Autoren; freilich wird
wohl hie und da diesen Gewährsmännern, deren Urteil bekanntlich nicht immer
ungetrübt ist, gar zu vertrauensvoll gefolgt, und manches aus dem Leben der
Siebenhügelstadt in der Kaiserzeit dürfte etwas gar zu schwarz geschildert erscheinen.
Besonders die Cäsaren selbst sind in finstere Nacht getaucht. Auch die interessanten
psychologischen Betrachtungen, zu denen der Verfasserin die uns erhaltenen Büsten
der Kaiser Anlaß geben, finden nicht immer unsern Beifall (wie z. B. die über
Hadrian und Vespasian u. a.); doch wird mau uicht umhin können, sie geistreich
zu nennen. Besonders hervorheben wollen wir das zweite Kapitel, welches „Das
Leben im alten Rom" behandelt, und den Abschnitt über die Katakomben. Die
Einleitung zu diesem macht den Eindruck, als wäre sie von einem kompetenten Ge¬
lehrten geschrieben. Sehr anziehend wird die Lektüre gemacht durch die historisch¬
vergleichende Betrachtungsweise der Verfasserin, die uns meist die Menschen und
Sitten, wie sie in den verschiednen Phasen der geschichtlichen Entwicklung auf
gleichem Boden herrschten, vor Augen führt.

Die vorliegende deutsche Ausgabe — das Original kennt Referent nicht und
weiß daher auch nicht, wie es sich zur Uebersetzung verhält —> wird eingeleitet
durch ein kurzes empfehlendes Vorwort von Viktor Schultze, dem besonders auf
dem Gebiete der christlichen Archäologie als hervorragend anerkannten Gelehrten.

So können wir das Büchlein Freunden einer gewählten und zugleich inter¬
essanten Lektüre nur empfehlen.


Karl Friedrich Eichhorn. Sein Leben und Wirken nach seinen Aufzeichnungen, Briefen,
Mitteilungen von Angehörigen, Schriften, beschrieben von Dr. Joh. Friedrich von Schulte,
Geh. Justizrat und ordentl. Professor der Rechte in Bonn. Stuttgart, Ferdinand Eule, 188S.

Die Verdienste Eichhorns um die deutsche Rechtswissenschaft sind so unbestreitbar,
daß sie keiner besondern Hervorhebung bedürfen; jeder Fachmann kennt sie, einem
Laien wird man schwer einen richtigen Begriff davon geben können. Dies ist auch
offenbar nicht der Zweck der vorliegenden sechzehn Bogen umfassenden Schrift, sie
will das Leben dieses großen Juristen erzählen. Sein Leben aber bietet Verhältnis-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0651" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196040"/>
            <fw type="header" place="top"> Literatur,</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2412" prev="#ID_2411"> ausgeprägte Individualität, keine originelle Erfiuduugs- und Schöpfungskraft hervor,<lb/>
er war ein Eklektiker, der sich allen Musikarten und Schulen anzupassen wußte.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Bilder aus dem alten Rom. Bon Frances Elliut. Deutsche, von der Verfasserin<lb/>
besorgte Ausgabe, eingeführt von Professor Dr. Wiktor Schnitze. Mit einem Lichtdruckbild.<lb/>
Leipzig, Georg Böhme, 1884.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_2413"> Es sind wirklich anschauliche und lebensvolle Bilder, die uus die Verfasserin<lb/>
entwirft. Durch eine Reihe historisch bemerkenswerter Orte der Weltstadt wird der<lb/>
Leser hindnrchgeführt und mit all den Erinnerungen, die sich an sie knüpfen, be¬<lb/>
kannt gemacht. Das Ganze ist in elegantem und fesselnden Stile geschrieben. Dabei<lb/>
bekundet die Verfasserin große Vertrautheit mit den antiken Autoren; freilich wird<lb/>
wohl hie und da diesen Gewährsmännern, deren Urteil bekanntlich nicht immer<lb/>
ungetrübt ist, gar zu vertrauensvoll gefolgt, und manches aus dem Leben der<lb/>
Siebenhügelstadt in der Kaiserzeit dürfte etwas gar zu schwarz geschildert erscheinen.<lb/>
Besonders die Cäsaren selbst sind in finstere Nacht getaucht. Auch die interessanten<lb/>
psychologischen Betrachtungen, zu denen der Verfasserin die uns erhaltenen Büsten<lb/>
der Kaiser Anlaß geben, finden nicht immer unsern Beifall (wie z. B. die über<lb/>
Hadrian und Vespasian u. a.); doch wird mau uicht umhin können, sie geistreich<lb/>
zu nennen. Besonders hervorheben wollen wir das zweite Kapitel, welches &#x201E;Das<lb/>
Leben im alten Rom" behandelt, und den Abschnitt über die Katakomben. Die<lb/>
Einleitung zu diesem macht den Eindruck, als wäre sie von einem kompetenten Ge¬<lb/>
lehrten geschrieben. Sehr anziehend wird die Lektüre gemacht durch die historisch¬<lb/>
vergleichende Betrachtungsweise der Verfasserin, die uns meist die Menschen und<lb/>
Sitten, wie sie in den verschiednen Phasen der geschichtlichen Entwicklung auf<lb/>
gleichem Boden herrschten, vor Augen führt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2414"> Die vorliegende deutsche Ausgabe &#x2014; das Original kennt Referent nicht und<lb/>
weiß daher auch nicht, wie es sich zur Uebersetzung verhält &#x2014;&gt; wird eingeleitet<lb/>
durch ein kurzes empfehlendes Vorwort von Viktor Schultze, dem besonders auf<lb/>
dem Gebiete der christlichen Archäologie als hervorragend anerkannten Gelehrten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2415"> So können wir das Büchlein Freunden einer gewählten und zugleich inter¬<lb/>
essanten Lektüre nur empfehlen.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Karl Friedrich Eichhorn. Sein Leben und Wirken nach seinen Aufzeichnungen, Briefen,<lb/>
Mitteilungen von Angehörigen, Schriften, beschrieben von Dr. Joh. Friedrich von Schulte,<lb/>
Geh. Justizrat und ordentl. Professor der Rechte in Bonn. Stuttgart, Ferdinand Eule, 188S.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_2416" next="#ID_2417"> Die Verdienste Eichhorns um die deutsche Rechtswissenschaft sind so unbestreitbar,<lb/>
daß sie keiner besondern Hervorhebung bedürfen; jeder Fachmann kennt sie, einem<lb/>
Laien wird man schwer einen richtigen Begriff davon geben können. Dies ist auch<lb/>
offenbar nicht der Zweck der vorliegenden sechzehn Bogen umfassenden Schrift, sie<lb/>
will das Leben dieses großen Juristen erzählen. Sein Leben aber bietet Verhältnis-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0651] Literatur, ausgeprägte Individualität, keine originelle Erfiuduugs- und Schöpfungskraft hervor, er war ein Eklektiker, der sich allen Musikarten und Schulen anzupassen wußte. Literatur. Bilder aus dem alten Rom. Bon Frances Elliut. Deutsche, von der Verfasserin besorgte Ausgabe, eingeführt von Professor Dr. Wiktor Schnitze. Mit einem Lichtdruckbild. Leipzig, Georg Böhme, 1884. Es sind wirklich anschauliche und lebensvolle Bilder, die uus die Verfasserin entwirft. Durch eine Reihe historisch bemerkenswerter Orte der Weltstadt wird der Leser hindnrchgeführt und mit all den Erinnerungen, die sich an sie knüpfen, be¬ kannt gemacht. Das Ganze ist in elegantem und fesselnden Stile geschrieben. Dabei bekundet die Verfasserin große Vertrautheit mit den antiken Autoren; freilich wird wohl hie und da diesen Gewährsmännern, deren Urteil bekanntlich nicht immer ungetrübt ist, gar zu vertrauensvoll gefolgt, und manches aus dem Leben der Siebenhügelstadt in der Kaiserzeit dürfte etwas gar zu schwarz geschildert erscheinen. Besonders die Cäsaren selbst sind in finstere Nacht getaucht. Auch die interessanten psychologischen Betrachtungen, zu denen der Verfasserin die uns erhaltenen Büsten der Kaiser Anlaß geben, finden nicht immer unsern Beifall (wie z. B. die über Hadrian und Vespasian u. a.); doch wird mau uicht umhin können, sie geistreich zu nennen. Besonders hervorheben wollen wir das zweite Kapitel, welches „Das Leben im alten Rom" behandelt, und den Abschnitt über die Katakomben. Die Einleitung zu diesem macht den Eindruck, als wäre sie von einem kompetenten Ge¬ lehrten geschrieben. Sehr anziehend wird die Lektüre gemacht durch die historisch¬ vergleichende Betrachtungsweise der Verfasserin, die uns meist die Menschen und Sitten, wie sie in den verschiednen Phasen der geschichtlichen Entwicklung auf gleichem Boden herrschten, vor Augen führt. Die vorliegende deutsche Ausgabe — das Original kennt Referent nicht und weiß daher auch nicht, wie es sich zur Uebersetzung verhält —> wird eingeleitet durch ein kurzes empfehlendes Vorwort von Viktor Schultze, dem besonders auf dem Gebiete der christlichen Archäologie als hervorragend anerkannten Gelehrten. So können wir das Büchlein Freunden einer gewählten und zugleich inter¬ essanten Lektüre nur empfehlen. Karl Friedrich Eichhorn. Sein Leben und Wirken nach seinen Aufzeichnungen, Briefen, Mitteilungen von Angehörigen, Schriften, beschrieben von Dr. Joh. Friedrich von Schulte, Geh. Justizrat und ordentl. Professor der Rechte in Bonn. Stuttgart, Ferdinand Eule, 188S. Die Verdienste Eichhorns um die deutsche Rechtswissenschaft sind so unbestreitbar, daß sie keiner besondern Hervorhebung bedürfen; jeder Fachmann kennt sie, einem Laien wird man schwer einen richtigen Begriff davon geben können. Dies ist auch offenbar nicht der Zweck der vorliegenden sechzehn Bogen umfassenden Schrift, sie will das Leben dieses großen Juristen erzählen. Sein Leben aber bietet Verhältnis-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/651
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/651>, abgerufen am 22.07.2024.