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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^63^ -- ^721^.

zeugung auf, daß der brandenburgische Staat in nicht allzuferner Zeit zu eiuer
bedeutenden Seemacht hätte heranwachsen müssen, wenn die Nachfolger des
Großen Kurfürsten auf demselben Wege weitergeschritten wären.

Außer Groß-Fricdrichsbnrg wurde in Guinea auch noch bei Aceada (wo
Gruben zuerst gelandet war) eine Schanze aufgeführt, die späterhin den Namen
Dvrotheen-Schanze erhielt. Die Neger dieser Gegend hatten sich unter branden-
burgischen Schutz begeben. Dasselbe thaten ein Jahr später die Neger von
Taccarary im Lande Anta, indem auch sie sich zugleich zum Aufbau eiuer Beste
verpflichteten.^) Schmidts ließ sofort die Fahne aufpflanzen und eine Redoute
mit Pallisaden einsetzen. Als eine vierte Befestigung wurde späterhin mich
die "Loge" Taccrama angelegt, in deren Nähe sich die Hauptwasserstation be¬
fand. Sie lag zwischeu Groß-Friedrichsberg und der Dorotheen-Schanze,
mitten ans dem Kap der drei Spitzen und sicherte die Verbindung zu Lande
zwischen Groß-Friedrichsburg und Aceada.

Das Jahr 1686 ist wohl als der Höhepunkt der brandenburgischen Kvlvnial-
uuteruehmungen anzusehen. Der afrikanische Handel blühte immer mehr auf,
und der Große Kurfürst übernahm damals das gesamte Eigentum der Afri¬
kanischen Gesellschaft, sodaß nunmehr sowohl die allgemeine Verwaltung als
auch die militärische Leitung in seiner Hand vereinigt waren. Der Ausbau
der afrikanischen Festungen wurde nebenher mit großem Eifer betrieben. Aber
im Jahre 1687 traten Ereignisse ein, welche dem Großen Kurfürsten seiue
letzten Tage verdüsterten und zum Kriege mit Holland gedrängt hätten, wenn
der Tod uicht den thatkräftigsten aller Fürsten hinweggerafft hätte. Diese Er¬
eignisse müssen wir hier in Kürze darstellen.

Die Holländer hatten, wie wir oben gesehen haben, 1681 die Fregatte
"Wappen von Brandenburg" weggenommen. Da die holländische Regierung
zögerte, Genugthuung zu geben, rüstete der Große Kurfürst den "Fuchs"
aus, um Selbsthilfe zu gebrauchen. Das Schiff scheiterte aber bei der Insel
Abott, östlich von Nordjütland. Im Jahre 1686 führten endlich diplomatische
Verhandlungen zur Herausgabe des Schiffes und Vergütung des pekuniären
Schadens. Im Jahre 1686 nahmen fünf französische Kriegsschiffe auf dem
Gambiaflusse den "Moriau" mit einer wertvollen Ladung weg, der im Angust
1687 zurückgegeben wurde. In demselben Jahre nahm der holländische Gou¬
verneur des Kastells Elmina in der Nähe vou Taccarary deu "Wasserhund"
weg; er gab ihn zwar wieder frei, aber der Kurfürst sah dies als eine grobe Ver-
letzung des Völkerrechts an und forderte Genugthuung. Es gelang nun wohl,
im Jahre 1686 im Haag die volle Anerkennung der brandenburgischen Er¬
werbungen auf Guinea durchzusetzen, aber dieser diplomatische Erfolg verhinderte
im Jahre 1687 nicht weit ernstere Verwicklungen, die in dem Neide und der
Eifersucht der Holländisch-Indischen Kompagnie ihren Grund hatten.



*) In dem Vertrage spricht sich ein großer Haß gegen die Holländer aus.
Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^63^ — ^721^.

zeugung auf, daß der brandenburgische Staat in nicht allzuferner Zeit zu eiuer
bedeutenden Seemacht hätte heranwachsen müssen, wenn die Nachfolger des
Großen Kurfürsten auf demselben Wege weitergeschritten wären.

Außer Groß-Fricdrichsbnrg wurde in Guinea auch noch bei Aceada (wo
Gruben zuerst gelandet war) eine Schanze aufgeführt, die späterhin den Namen
Dvrotheen-Schanze erhielt. Die Neger dieser Gegend hatten sich unter branden-
burgischen Schutz begeben. Dasselbe thaten ein Jahr später die Neger von
Taccarary im Lande Anta, indem auch sie sich zugleich zum Aufbau eiuer Beste
verpflichteten.^) Schmidts ließ sofort die Fahne aufpflanzen und eine Redoute
mit Pallisaden einsetzen. Als eine vierte Befestigung wurde späterhin mich
die „Loge" Taccrama angelegt, in deren Nähe sich die Hauptwasserstation be¬
fand. Sie lag zwischeu Groß-Friedrichsberg und der Dorotheen-Schanze,
mitten ans dem Kap der drei Spitzen und sicherte die Verbindung zu Lande
zwischen Groß-Friedrichsburg und Aceada.

Das Jahr 1686 ist wohl als der Höhepunkt der brandenburgischen Kvlvnial-
uuteruehmungen anzusehen. Der afrikanische Handel blühte immer mehr auf,
und der Große Kurfürst übernahm damals das gesamte Eigentum der Afri¬
kanischen Gesellschaft, sodaß nunmehr sowohl die allgemeine Verwaltung als
auch die militärische Leitung in seiner Hand vereinigt waren. Der Ausbau
der afrikanischen Festungen wurde nebenher mit großem Eifer betrieben. Aber
im Jahre 1687 traten Ereignisse ein, welche dem Großen Kurfürsten seiue
letzten Tage verdüsterten und zum Kriege mit Holland gedrängt hätten, wenn
der Tod uicht den thatkräftigsten aller Fürsten hinweggerafft hätte. Diese Er¬
eignisse müssen wir hier in Kürze darstellen.

Die Holländer hatten, wie wir oben gesehen haben, 1681 die Fregatte
„Wappen von Brandenburg" weggenommen. Da die holländische Regierung
zögerte, Genugthuung zu geben, rüstete der Große Kurfürst den „Fuchs"
aus, um Selbsthilfe zu gebrauchen. Das Schiff scheiterte aber bei der Insel
Abott, östlich von Nordjütland. Im Jahre 1686 führten endlich diplomatische
Verhandlungen zur Herausgabe des Schiffes und Vergütung des pekuniären
Schadens. Im Jahre 1686 nahmen fünf französische Kriegsschiffe auf dem
Gambiaflusse den „Moriau" mit einer wertvollen Ladung weg, der im Angust
1687 zurückgegeben wurde. In demselben Jahre nahm der holländische Gou¬
verneur des Kastells Elmina in der Nähe vou Taccarary deu „Wasserhund"
weg; er gab ihn zwar wieder frei, aber der Kurfürst sah dies als eine grobe Ver-
letzung des Völkerrechts an und forderte Genugthuung. Es gelang nun wohl,
im Jahre 1686 im Haag die volle Anerkennung der brandenburgischen Er¬
werbungen auf Guinea durchzusetzen, aber dieser diplomatische Erfolg verhinderte
im Jahre 1687 nicht weit ernstere Verwicklungen, die in dem Neide und der
Eifersucht der Holländisch-Indischen Kompagnie ihren Grund hatten.



*) In dem Vertrage spricht sich ein großer Haß gegen die Holländer aus.
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[0509] Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^63^ — ^721^. zeugung auf, daß der brandenburgische Staat in nicht allzuferner Zeit zu eiuer bedeutenden Seemacht hätte heranwachsen müssen, wenn die Nachfolger des Großen Kurfürsten auf demselben Wege weitergeschritten wären. Außer Groß-Fricdrichsbnrg wurde in Guinea auch noch bei Aceada (wo Gruben zuerst gelandet war) eine Schanze aufgeführt, die späterhin den Namen Dvrotheen-Schanze erhielt. Die Neger dieser Gegend hatten sich unter branden- burgischen Schutz begeben. Dasselbe thaten ein Jahr später die Neger von Taccarary im Lande Anta, indem auch sie sich zugleich zum Aufbau eiuer Beste verpflichteten.^) Schmidts ließ sofort die Fahne aufpflanzen und eine Redoute mit Pallisaden einsetzen. Als eine vierte Befestigung wurde späterhin mich die „Loge" Taccrama angelegt, in deren Nähe sich die Hauptwasserstation be¬ fand. Sie lag zwischeu Groß-Friedrichsberg und der Dorotheen-Schanze, mitten ans dem Kap der drei Spitzen und sicherte die Verbindung zu Lande zwischen Groß-Friedrichsburg und Aceada. Das Jahr 1686 ist wohl als der Höhepunkt der brandenburgischen Kvlvnial- uuteruehmungen anzusehen. Der afrikanische Handel blühte immer mehr auf, und der Große Kurfürst übernahm damals das gesamte Eigentum der Afri¬ kanischen Gesellschaft, sodaß nunmehr sowohl die allgemeine Verwaltung als auch die militärische Leitung in seiner Hand vereinigt waren. Der Ausbau der afrikanischen Festungen wurde nebenher mit großem Eifer betrieben. Aber im Jahre 1687 traten Ereignisse ein, welche dem Großen Kurfürsten seiue letzten Tage verdüsterten und zum Kriege mit Holland gedrängt hätten, wenn der Tod uicht den thatkräftigsten aller Fürsten hinweggerafft hätte. Diese Er¬ eignisse müssen wir hier in Kürze darstellen. Die Holländer hatten, wie wir oben gesehen haben, 1681 die Fregatte „Wappen von Brandenburg" weggenommen. Da die holländische Regierung zögerte, Genugthuung zu geben, rüstete der Große Kurfürst den „Fuchs" aus, um Selbsthilfe zu gebrauchen. Das Schiff scheiterte aber bei der Insel Abott, östlich von Nordjütland. Im Jahre 1686 führten endlich diplomatische Verhandlungen zur Herausgabe des Schiffes und Vergütung des pekuniären Schadens. Im Jahre 1686 nahmen fünf französische Kriegsschiffe auf dem Gambiaflusse den „Moriau" mit einer wertvollen Ladung weg, der im Angust 1687 zurückgegeben wurde. In demselben Jahre nahm der holländische Gou¬ verneur des Kastells Elmina in der Nähe vou Taccarary deu „Wasserhund" weg; er gab ihn zwar wieder frei, aber der Kurfürst sah dies als eine grobe Ver- letzung des Völkerrechts an und forderte Genugthuung. Es gelang nun wohl, im Jahre 1686 im Haag die volle Anerkennung der brandenburgischen Er¬ werbungen auf Guinea durchzusetzen, aber dieser diplomatische Erfolg verhinderte im Jahre 1687 nicht weit ernstere Verwicklungen, die in dem Neide und der Eifersucht der Holländisch-Indischen Kompagnie ihren Grund hatten. *) In dem Vertrage spricht sich ein großer Haß gegen die Holländer aus.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/509>, abgerufen am 22.07.2024.