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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^S31^ -- 1^721..

wissenschaftlicher Methode auf Grund mühsamer Nachforschungen in den Archiven
endlich eine unanfechtbare Darstellung jener Zeit und jener Vorgänge gebracht
hat. Eine Reihe vortrefflicher Karten, welche nach den Originalaufnahmen von
vor zweihundert Jahren zum Teil photographisch wiedergegeben sind und ein
getreues Bild von dem Umfange der damaligen vom Großen Kurfürsten in West¬
afrika angelegten Festungswerke geben, erhöhen die Bedeutung der Publikation.

Die Schrift zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt beschäftigt sich,
nachdem die Unternehmungen zur See in den Jahren 1680 und 1681 kurz
erwähnt worden sind, mit der Kolonie und Beste Groß-Friedrichsburg; der
zweite Abschnitt behandelt die Niederlassung auf Argnin und das Kastell
gleichen Namens.

Der Gedanke, "in Seiner Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg
Landen eine Guineische Kompagnie" zu gninden, findet sich zunächst in einer
Denkschrift des Holländers Raute vom Jahre 1679 ausgesprochen. Hiernach
follten vorerst zwei Schiffe nach Guinea und Angola*) segeln, deren Armirung
und Ausstattung mit Kriegsvolk der Kurfürst übernehmen sollte. Im nächsten
Jahre wurde der Plan dahin erweitert, daß ein "badner Ingenieur mit nach
Afrika gehen und ein Versuch gemacht werden soll, künftig Jahr allda ein Fort
zu machen und Kriegsvolk ans Land zu bringen." Es wurden nun zwei Schiffe,
"Wappen von Brandenburg" mit 22 Kanonen und "Moricm" mit 16 Kanonen,
unter Führung der Kapitäne Jovis Bertelsen und Philipp Pietersen Blonck mit
20 Musketieren und 2 Unteroffizieren ausgeschickt.**) Zwar nahmen die Holländer
~~ trotz des Friedens -- das "Wappen von Brandenburg" weg und zwangen
den "Moricm," die afrikanischen Gewässer zu verlassen, aber dem Kapitän Blonck
war es doch gelungen, mit einigen Häuptlingen an der Goldküste einen vor¬
läufigen Vertrag abzuschließen, uach welchem später ein Landstrich im Reiche
Axim an der Goldküste erworben und die Beste Groß-Friedrichsburg augelegt
wurde. Der Vertrag datirt vom 16. Mai 1681 und ist als Ausgangspunkt
der brandenburgischen Kolonialerwerbnngen anzusehen.

Zu gleicher Zeit fand der Seezug gegen Spanien statt, das sich dnrch einen
Stacitsvcrtrag vom 1. Juli 1674 zur Zahlung von Subsidiengeldern an Branden¬
burg verpflichtet hatte, wofür dieses eine gewisse Anzahl von Truppen gegen Frank¬
reich im Felde hielt.***) Da Spanien trotz aller Mahnungen nicht zahlte, ließ Fried¬
rich Wilhelm im Sommer des Jahres 1680 in Pillau ein Geschwader ausrüsten,
um einen Druck auszuüben. Das Geschwader zählte sieben Schiffe mit 165 Ge-





*) Angola wird nachher zwar auch noch erwähnt, aber Unternehmung": dahin finden
nicht statt.
*") Der Große Kurfürst verfügte im Jahre 1680 über eine Flotte von 28 Kriegsschiffen
Mit S02 Geschützen.
***) Die Schuld betrug beinahe zwei Millionen Thaler.
Grenzboten II. 138S. 63
Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^S31^ — 1^721..

wissenschaftlicher Methode auf Grund mühsamer Nachforschungen in den Archiven
endlich eine unanfechtbare Darstellung jener Zeit und jener Vorgänge gebracht
hat. Eine Reihe vortrefflicher Karten, welche nach den Originalaufnahmen von
vor zweihundert Jahren zum Teil photographisch wiedergegeben sind und ein
getreues Bild von dem Umfange der damaligen vom Großen Kurfürsten in West¬
afrika angelegten Festungswerke geben, erhöhen die Bedeutung der Publikation.

Die Schrift zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt beschäftigt sich,
nachdem die Unternehmungen zur See in den Jahren 1680 und 1681 kurz
erwähnt worden sind, mit der Kolonie und Beste Groß-Friedrichsburg; der
zweite Abschnitt behandelt die Niederlassung auf Argnin und das Kastell
gleichen Namens.

Der Gedanke, „in Seiner Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg
Landen eine Guineische Kompagnie" zu gninden, findet sich zunächst in einer
Denkschrift des Holländers Raute vom Jahre 1679 ausgesprochen. Hiernach
follten vorerst zwei Schiffe nach Guinea und Angola*) segeln, deren Armirung
und Ausstattung mit Kriegsvolk der Kurfürst übernehmen sollte. Im nächsten
Jahre wurde der Plan dahin erweitert, daß ein „badner Ingenieur mit nach
Afrika gehen und ein Versuch gemacht werden soll, künftig Jahr allda ein Fort
zu machen und Kriegsvolk ans Land zu bringen." Es wurden nun zwei Schiffe,
»Wappen von Brandenburg" mit 22 Kanonen und „Moricm" mit 16 Kanonen,
unter Führung der Kapitäne Jovis Bertelsen und Philipp Pietersen Blonck mit
20 Musketieren und 2 Unteroffizieren ausgeschickt.**) Zwar nahmen die Holländer
~~ trotz des Friedens — das „Wappen von Brandenburg" weg und zwangen
den „Moricm," die afrikanischen Gewässer zu verlassen, aber dem Kapitän Blonck
war es doch gelungen, mit einigen Häuptlingen an der Goldküste einen vor¬
läufigen Vertrag abzuschließen, uach welchem später ein Landstrich im Reiche
Axim an der Goldküste erworben und die Beste Groß-Friedrichsburg augelegt
wurde. Der Vertrag datirt vom 16. Mai 1681 und ist als Ausgangspunkt
der brandenburgischen Kolonialerwerbnngen anzusehen.

Zu gleicher Zeit fand der Seezug gegen Spanien statt, das sich dnrch einen
Stacitsvcrtrag vom 1. Juli 1674 zur Zahlung von Subsidiengeldern an Branden¬
burg verpflichtet hatte, wofür dieses eine gewisse Anzahl von Truppen gegen Frank¬
reich im Felde hielt.***) Da Spanien trotz aller Mahnungen nicht zahlte, ließ Fried¬
rich Wilhelm im Sommer des Jahres 1680 in Pillau ein Geschwader ausrüsten,
um einen Druck auszuüben. Das Geschwader zählte sieben Schiffe mit 165 Ge-





*) Angola wird nachher zwar auch noch erwähnt, aber Unternehmung«: dahin finden
nicht statt.
*») Der Große Kurfürst verfügte im Jahre 1680 über eine Flotte von 28 Kriegsschiffen
Mit S02 Geschützen.
***) Die Schuld betrug beinahe zwei Millionen Thaler.
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[0502] Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^S31^ — 1^721.. wissenschaftlicher Methode auf Grund mühsamer Nachforschungen in den Archiven endlich eine unanfechtbare Darstellung jener Zeit und jener Vorgänge gebracht hat. Eine Reihe vortrefflicher Karten, welche nach den Originalaufnahmen von vor zweihundert Jahren zum Teil photographisch wiedergegeben sind und ein getreues Bild von dem Umfange der damaligen vom Großen Kurfürsten in West¬ afrika angelegten Festungswerke geben, erhöhen die Bedeutung der Publikation. Die Schrift zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt beschäftigt sich, nachdem die Unternehmungen zur See in den Jahren 1680 und 1681 kurz erwähnt worden sind, mit der Kolonie und Beste Groß-Friedrichsburg; der zweite Abschnitt behandelt die Niederlassung auf Argnin und das Kastell gleichen Namens. Der Gedanke, „in Seiner Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg Landen eine Guineische Kompagnie" zu gninden, findet sich zunächst in einer Denkschrift des Holländers Raute vom Jahre 1679 ausgesprochen. Hiernach follten vorerst zwei Schiffe nach Guinea und Angola*) segeln, deren Armirung und Ausstattung mit Kriegsvolk der Kurfürst übernehmen sollte. Im nächsten Jahre wurde der Plan dahin erweitert, daß ein „badner Ingenieur mit nach Afrika gehen und ein Versuch gemacht werden soll, künftig Jahr allda ein Fort zu machen und Kriegsvolk ans Land zu bringen." Es wurden nun zwei Schiffe, »Wappen von Brandenburg" mit 22 Kanonen und „Moricm" mit 16 Kanonen, unter Führung der Kapitäne Jovis Bertelsen und Philipp Pietersen Blonck mit 20 Musketieren und 2 Unteroffizieren ausgeschickt.**) Zwar nahmen die Holländer ~~ trotz des Friedens — das „Wappen von Brandenburg" weg und zwangen den „Moricm," die afrikanischen Gewässer zu verlassen, aber dem Kapitän Blonck war es doch gelungen, mit einigen Häuptlingen an der Goldküste einen vor¬ läufigen Vertrag abzuschließen, uach welchem später ein Landstrich im Reiche Axim an der Goldküste erworben und die Beste Groß-Friedrichsburg augelegt wurde. Der Vertrag datirt vom 16. Mai 1681 und ist als Ausgangspunkt der brandenburgischen Kolonialerwerbnngen anzusehen. Zu gleicher Zeit fand der Seezug gegen Spanien statt, das sich dnrch einen Stacitsvcrtrag vom 1. Juli 1674 zur Zahlung von Subsidiengeldern an Branden¬ burg verpflichtet hatte, wofür dieses eine gewisse Anzahl von Truppen gegen Frank¬ reich im Felde hielt.***) Da Spanien trotz aller Mahnungen nicht zahlte, ließ Fried¬ rich Wilhelm im Sommer des Jahres 1680 in Pillau ein Geschwader ausrüsten, um einen Druck auszuüben. Das Geschwader zählte sieben Schiffe mit 165 Ge- *) Angola wird nachher zwar auch noch erwähnt, aber Unternehmung«: dahin finden nicht statt. *») Der Große Kurfürst verfügte im Jahre 1680 über eine Flotte von 28 Kriegsschiffen Mit S02 Geschützen. ***) Die Schuld betrug beinahe zwei Millionen Thaler. Grenzboten II. 138S. 63

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/502>, abgerufen am 22.07.2024.