Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

Die allgemeinen Bemerkungen über die eigentümliche Natur des architek¬
tonischen Schaffens, von denen ich ausging, wiederholten nur Bekanntes und
längst Anerkanntes. Gleichwohl schienen sie mir bei dieser Gelegenheit nicht
überflüssig, weil sie nicht bloß ein allgemeines theoretisches Interesse haben,
sondern auch für die Beurteilung bestimmter architektonischer Aufgaben von Be¬
deutung find. Zugleich konnten sie zeigen, wie viel bei der Besprechung solcher
Aufgaben auf die Präzisirung des Ausdrucks ankommt. Von dem Verfasser
jenes Artikels, der mir zunächst zu diesen Bemerkungen Anlaß gab, darf ich
überzeugt sein, daß er dieselben, soweit sie einen Artikel speziell betreffen, nicht
anders als in rein sachlichen Sinne auffasse" wird. Als bloße Spitzfindig¬
keiten wird er sie nicht ansehen können. Ich durfte seine Worte streng nach
ihrem Sinne nehmen, da er selbst in seiner umfangreichen und so Verdienst¬
bollen schriftstellerischen Thätigkeit bei großer Schärfe des Urteils auf Klarheit
und Bestimmtheit des Ausdrucks Wert legt.


Hermann Lücke.


Friede bis auf weiteres.

cum bei unsrer letzten Betrachtung der afghanischen Streitfrage
noch irgendwo Zweifel bestehen konnten, ob der Friede zwischen
Nußland und England für jetzt erhalten bleiben werde -- für
uns existirten solche Zweifel niemals --, so wird heute von der
öffentlichen Meinung wohl allgemein angenommen, daß für die
nächste Zeit nicht zu befürchten sei, jene Frage werde zu einem kriegerischen Zu¬
sammenstoße zwischen den beiden Mächten führen. Aus der I'iins" und andern,
besonders konservativen Blättern blies anfänglich ein gewaltiger Kriegssturm
voll Kraftgefühl, der indes bei jener schon deshalb nicht sehr gefährlich erschien,
weil die, welche den Blasebalg handhabten, sich zu gleicher Zeit nach Bundes¬
genossen umsahen, und der bei den Konservativen zum guten Teil zu den Manövern
gehörte, mit der man die am Ruder befindliche Partei zu diskrcditircn und zu
verdrängen bemüht ist. Der Negierung Paßte er zu ihren Plänen, indem er
die Gemüter geneigt stimmen mußte, die Geldforderungen in der Ordnung zu
finden, mit denen man vor das Parlament zu treten beabsichtigte, um die
Mittel in die Hand zu bekommen, die in der That dringend notwendig waren,
wenn man in militärischen Dingen, in Flotte und Heer, Versäumtes nachholen
und für die Zukunft einigermaßen besser gerüstet sein wollte als gegenwärtig.
Für jetzt war man offenbar zu schwach, um auch nur annähernd so selbstbewußt,


Die allgemeinen Bemerkungen über die eigentümliche Natur des architek¬
tonischen Schaffens, von denen ich ausging, wiederholten nur Bekanntes und
längst Anerkanntes. Gleichwohl schienen sie mir bei dieser Gelegenheit nicht
überflüssig, weil sie nicht bloß ein allgemeines theoretisches Interesse haben,
sondern auch für die Beurteilung bestimmter architektonischer Aufgaben von Be¬
deutung find. Zugleich konnten sie zeigen, wie viel bei der Besprechung solcher
Aufgaben auf die Präzisirung des Ausdrucks ankommt. Von dem Verfasser
jenes Artikels, der mir zunächst zu diesen Bemerkungen Anlaß gab, darf ich
überzeugt sein, daß er dieselben, soweit sie einen Artikel speziell betreffen, nicht
anders als in rein sachlichen Sinne auffasse» wird. Als bloße Spitzfindig¬
keiten wird er sie nicht ansehen können. Ich durfte seine Worte streng nach
ihrem Sinne nehmen, da er selbst in seiner umfangreichen und so Verdienst¬
bollen schriftstellerischen Thätigkeit bei großer Schärfe des Urteils auf Klarheit
und Bestimmtheit des Ausdrucks Wert legt.


Hermann Lücke.


Friede bis auf weiteres.

cum bei unsrer letzten Betrachtung der afghanischen Streitfrage
noch irgendwo Zweifel bestehen konnten, ob der Friede zwischen
Nußland und England für jetzt erhalten bleiben werde — für
uns existirten solche Zweifel niemals —, so wird heute von der
öffentlichen Meinung wohl allgemein angenommen, daß für die
nächste Zeit nicht zu befürchten sei, jene Frage werde zu einem kriegerischen Zu¬
sammenstoße zwischen den beiden Mächten führen. Aus der I'iins« und andern,
besonders konservativen Blättern blies anfänglich ein gewaltiger Kriegssturm
voll Kraftgefühl, der indes bei jener schon deshalb nicht sehr gefährlich erschien,
weil die, welche den Blasebalg handhabten, sich zu gleicher Zeit nach Bundes¬
genossen umsahen, und der bei den Konservativen zum guten Teil zu den Manövern
gehörte, mit der man die am Ruder befindliche Partei zu diskrcditircn und zu
verdrängen bemüht ist. Der Negierung Paßte er zu ihren Plänen, indem er
die Gemüter geneigt stimmen mußte, die Geldforderungen in der Ordnung zu
finden, mit denen man vor das Parlament zu treten beabsichtigte, um die
Mittel in die Hand zu bekommen, die in der That dringend notwendig waren,
wenn man in militärischen Dingen, in Flotte und Heer, Versäumtes nachholen
und für die Zukunft einigermaßen besser gerüstet sein wollte als gegenwärtig.
Für jetzt war man offenbar zu schwach, um auch nur annähernd so selbstbewußt,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195761"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1269"> Die allgemeinen Bemerkungen über die eigentümliche Natur des architek¬<lb/>
tonischen Schaffens, von denen ich ausging, wiederholten nur Bekanntes und<lb/>
längst Anerkanntes. Gleichwohl schienen sie mir bei dieser Gelegenheit nicht<lb/>
überflüssig, weil sie nicht bloß ein allgemeines theoretisches Interesse haben,<lb/>
sondern auch für die Beurteilung bestimmter architektonischer Aufgaben von Be¬<lb/>
deutung find. Zugleich konnten sie zeigen, wie viel bei der Besprechung solcher<lb/>
Aufgaben auf die Präzisirung des Ausdrucks ankommt. Von dem Verfasser<lb/>
jenes Artikels, der mir zunächst zu diesen Bemerkungen Anlaß gab, darf ich<lb/>
überzeugt sein, daß er dieselben, soweit sie einen Artikel speziell betreffen, nicht<lb/>
anders als in rein sachlichen Sinne auffasse» wird. Als bloße Spitzfindig¬<lb/>
keiten wird er sie nicht ansehen können. Ich durfte seine Worte streng nach<lb/>
ihrem Sinne nehmen, da er selbst in seiner umfangreichen und so Verdienst¬<lb/>
bollen schriftstellerischen Thätigkeit bei großer Schärfe des Urteils auf Klarheit<lb/>
und Bestimmtheit des Ausdrucks Wert legt.</p><lb/>
          <note type="byline"> Hermann Lücke.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Friede bis auf weiteres.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1270" next="#ID_1271"> cum bei unsrer letzten Betrachtung der afghanischen Streitfrage<lb/>
noch irgendwo Zweifel bestehen konnten, ob der Friede zwischen<lb/>
Nußland und England für jetzt erhalten bleiben werde &#x2014; für<lb/>
uns existirten solche Zweifel niemals &#x2014;, so wird heute von der<lb/>
öffentlichen Meinung wohl allgemein angenommen, daß für die<lb/>
nächste Zeit nicht zu befürchten sei, jene Frage werde zu einem kriegerischen Zu¬<lb/>
sammenstoße zwischen den beiden Mächten führen. Aus der I'iins« und andern,<lb/>
besonders konservativen Blättern blies anfänglich ein gewaltiger Kriegssturm<lb/>
voll Kraftgefühl, der indes bei jener schon deshalb nicht sehr gefährlich erschien,<lb/>
weil die, welche den Blasebalg handhabten, sich zu gleicher Zeit nach Bundes¬<lb/>
genossen umsahen, und der bei den Konservativen zum guten Teil zu den Manövern<lb/>
gehörte, mit der man die am Ruder befindliche Partei zu diskrcditircn und zu<lb/>
verdrängen bemüht ist. Der Negierung Paßte er zu ihren Plänen, indem er<lb/>
die Gemüter geneigt stimmen mußte, die Geldforderungen in der Ordnung zu<lb/>
finden, mit denen man vor das Parlament zu treten beabsichtigte, um die<lb/>
Mittel in die Hand zu bekommen, die in der That dringend notwendig waren,<lb/>
wenn man in militärischen Dingen, in Flotte und Heer, Versäumtes nachholen<lb/>
und für die Zukunft einigermaßen besser gerüstet sein wollte als gegenwärtig.<lb/>
Für jetzt war man offenbar zu schwach, um auch nur annähernd so selbstbewußt,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0372] Die allgemeinen Bemerkungen über die eigentümliche Natur des architek¬ tonischen Schaffens, von denen ich ausging, wiederholten nur Bekanntes und längst Anerkanntes. Gleichwohl schienen sie mir bei dieser Gelegenheit nicht überflüssig, weil sie nicht bloß ein allgemeines theoretisches Interesse haben, sondern auch für die Beurteilung bestimmter architektonischer Aufgaben von Be¬ deutung find. Zugleich konnten sie zeigen, wie viel bei der Besprechung solcher Aufgaben auf die Präzisirung des Ausdrucks ankommt. Von dem Verfasser jenes Artikels, der mir zunächst zu diesen Bemerkungen Anlaß gab, darf ich überzeugt sein, daß er dieselben, soweit sie einen Artikel speziell betreffen, nicht anders als in rein sachlichen Sinne auffasse» wird. Als bloße Spitzfindig¬ keiten wird er sie nicht ansehen können. Ich durfte seine Worte streng nach ihrem Sinne nehmen, da er selbst in seiner umfangreichen und so Verdienst¬ bollen schriftstellerischen Thätigkeit bei großer Schärfe des Urteils auf Klarheit und Bestimmtheit des Ausdrucks Wert legt. Hermann Lücke. Friede bis auf weiteres. cum bei unsrer letzten Betrachtung der afghanischen Streitfrage noch irgendwo Zweifel bestehen konnten, ob der Friede zwischen Nußland und England für jetzt erhalten bleiben werde — für uns existirten solche Zweifel niemals —, so wird heute von der öffentlichen Meinung wohl allgemein angenommen, daß für die nächste Zeit nicht zu befürchten sei, jene Frage werde zu einem kriegerischen Zu¬ sammenstoße zwischen den beiden Mächten führen. Aus der I'iins« und andern, besonders konservativen Blättern blies anfänglich ein gewaltiger Kriegssturm voll Kraftgefühl, der indes bei jener schon deshalb nicht sehr gefährlich erschien, weil die, welche den Blasebalg handhabten, sich zu gleicher Zeit nach Bundes¬ genossen umsahen, und der bei den Konservativen zum guten Teil zu den Manövern gehörte, mit der man die am Ruder befindliche Partei zu diskrcditircn und zu verdrängen bemüht ist. Der Negierung Paßte er zu ihren Plänen, indem er die Gemüter geneigt stimmen mußte, die Geldforderungen in der Ordnung zu finden, mit denen man vor das Parlament zu treten beabsichtigte, um die Mittel in die Hand zu bekommen, die in der That dringend notwendig waren, wenn man in militärischen Dingen, in Flotte und Heer, Versäumtes nachholen und für die Zukunft einigermaßen besser gerüstet sein wollte als gegenwärtig. Für jetzt war man offenbar zu schwach, um auch nur annähernd so selbstbewußt,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/372
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/372>, abgerufen am 22.07.2024.