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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Um eine Perle.

Ihr seid also noch nicht klüger als zuvor, Signor Antonio Maria? fragte
sie; nun wer weiß, ob sich nicht --

Heraus damit!

Sie zögerte.

Der Lakai wurde unwirsch.

Werdet nicht böse, lenkte die Neapolitanerin ein, ich will mit nichts hin¬
term Berge halten.

Gut, daß du mich daran erinnerst, Was war jenes Schlimmste, von dem
du Andeutungen machtest?

Ich will's Euch sagen, fügte sich die Neapolitaner!" mit einem Blick nach
einem Schubkästen ihrer Zahlbank; aber bitte, Signor Antonio Maria, ver¬
sprecht mir erst zwei Dinge: zunächst, daß Ihr Cota nichts anhaben wollt; er
hat eingesehen, daß er nicht recht handelte, Macht ihm leine Vorwürfe! Habe
ich Euer Wort?

Hier ist es.

Dann aber noch eins: sollte der Kavalier, als er dem Schweizer beisprang,
wirklich einen oder auch selbst alle drei Hakenschützen erschlagen haben, so helft
ihm durch. Gebt mir Eure Hand darauf.

Mit Freuden.

Die Neapolitanern! eilte nach der Zcihlbauk und holte aus einer Schub¬
lade einen kleinen Papierknull hervor. Sie lächelte, als sie ihn auseinander¬
faltete, und wies mit zierlichem Finger ein winzig kleines Ringlein vor.

Was soll das? fragte der Lakai enttäuscht.

Gebt jetzt Acht, sagte Medusa, indem sie doch abwehrend das Ringlein
der danach ausgestreckten Hand Antonio Marias vorenthielt, diesen kleinen Gold¬
reif hat der Schlingel Cota dem armen Kavalier, als ich denselben einen Augen¬
blick außer Acht lassen mußte, vom kleinen Finger abgezogen! Denkt nur! Und
dann --

Was ist dabei zu denken! Er hätte auch noch das Wams deines Ab¬
gottes nach Briefschaften durchsuchen sollen! Mit Gold hätte ich sie auf¬
gewogen!

Die Neapolitanerin wurde stutzig. So wichtig ist Euch die Korrespondenz
Eures "guten Bekannten"? fragte sie und wollte den Ring wieder verschwinden
lassen.

Aber der Lakai hatte diesmal rasch zugegriffen. Thorheit! rief er, mach
mich nicht wild! Es ist Zeit, daß wir einander nicht mehr blauen Dunst vor¬
machen. Schlag ein, wir machen von diesem Augenblicke an gemeinsame Sache,
So steht es mit dem Fremden, Du hast mir durch deine Beschreibung vorhin
das Signalement keines Geringern als eines Gonzaga gegeben, eines Vetters
unsers gnädigen Herrn, Giuseppe ist sein Taufname, und er ist heimlich von
Verona herübergekommen, er und sein Kammerdiener,


Um eine Perle.

Ihr seid also noch nicht klüger als zuvor, Signor Antonio Maria? fragte
sie; nun wer weiß, ob sich nicht —

Heraus damit!

Sie zögerte.

Der Lakai wurde unwirsch.

Werdet nicht böse, lenkte die Neapolitanerin ein, ich will mit nichts hin¬
term Berge halten.

Gut, daß du mich daran erinnerst, Was war jenes Schlimmste, von dem
du Andeutungen machtest?

Ich will's Euch sagen, fügte sich die Neapolitaner!« mit einem Blick nach
einem Schubkästen ihrer Zahlbank; aber bitte, Signor Antonio Maria, ver¬
sprecht mir erst zwei Dinge: zunächst, daß Ihr Cota nichts anhaben wollt; er
hat eingesehen, daß er nicht recht handelte, Macht ihm leine Vorwürfe! Habe
ich Euer Wort?

Hier ist es.

Dann aber noch eins: sollte der Kavalier, als er dem Schweizer beisprang,
wirklich einen oder auch selbst alle drei Hakenschützen erschlagen haben, so helft
ihm durch. Gebt mir Eure Hand darauf.

Mit Freuden.

Die Neapolitanern! eilte nach der Zcihlbauk und holte aus einer Schub¬
lade einen kleinen Papierknull hervor. Sie lächelte, als sie ihn auseinander¬
faltete, und wies mit zierlichem Finger ein winzig kleines Ringlein vor.

Was soll das? fragte der Lakai enttäuscht.

Gebt jetzt Acht, sagte Medusa, indem sie doch abwehrend das Ringlein
der danach ausgestreckten Hand Antonio Marias vorenthielt, diesen kleinen Gold¬
reif hat der Schlingel Cota dem armen Kavalier, als ich denselben einen Augen¬
blick außer Acht lassen mußte, vom kleinen Finger abgezogen! Denkt nur! Und
dann —

Was ist dabei zu denken! Er hätte auch noch das Wams deines Ab¬
gottes nach Briefschaften durchsuchen sollen! Mit Gold hätte ich sie auf¬
gewogen!

Die Neapolitanerin wurde stutzig. So wichtig ist Euch die Korrespondenz
Eures „guten Bekannten"? fragte sie und wollte den Ring wieder verschwinden
lassen.

Aber der Lakai hatte diesmal rasch zugegriffen. Thorheit! rief er, mach
mich nicht wild! Es ist Zeit, daß wir einander nicht mehr blauen Dunst vor¬
machen. Schlag ein, wir machen von diesem Augenblicke an gemeinsame Sache,
So steht es mit dem Fremden, Du hast mir durch deine Beschreibung vorhin
das Signalement keines Geringern als eines Gonzaga gegeben, eines Vetters
unsers gnädigen Herrn, Giuseppe ist sein Taufname, und er ist heimlich von
Verona herübergekommen, er und sein Kammerdiener,


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[0213] Um eine Perle. Ihr seid also noch nicht klüger als zuvor, Signor Antonio Maria? fragte sie; nun wer weiß, ob sich nicht — Heraus damit! Sie zögerte. Der Lakai wurde unwirsch. Werdet nicht böse, lenkte die Neapolitanerin ein, ich will mit nichts hin¬ term Berge halten. Gut, daß du mich daran erinnerst, Was war jenes Schlimmste, von dem du Andeutungen machtest? Ich will's Euch sagen, fügte sich die Neapolitaner!« mit einem Blick nach einem Schubkästen ihrer Zahlbank; aber bitte, Signor Antonio Maria, ver¬ sprecht mir erst zwei Dinge: zunächst, daß Ihr Cota nichts anhaben wollt; er hat eingesehen, daß er nicht recht handelte, Macht ihm leine Vorwürfe! Habe ich Euer Wort? Hier ist es. Dann aber noch eins: sollte der Kavalier, als er dem Schweizer beisprang, wirklich einen oder auch selbst alle drei Hakenschützen erschlagen haben, so helft ihm durch. Gebt mir Eure Hand darauf. Mit Freuden. Die Neapolitanern! eilte nach der Zcihlbauk und holte aus einer Schub¬ lade einen kleinen Papierknull hervor. Sie lächelte, als sie ihn auseinander¬ faltete, und wies mit zierlichem Finger ein winzig kleines Ringlein vor. Was soll das? fragte der Lakai enttäuscht. Gebt jetzt Acht, sagte Medusa, indem sie doch abwehrend das Ringlein der danach ausgestreckten Hand Antonio Marias vorenthielt, diesen kleinen Gold¬ reif hat der Schlingel Cota dem armen Kavalier, als ich denselben einen Augen¬ blick außer Acht lassen mußte, vom kleinen Finger abgezogen! Denkt nur! Und dann — Was ist dabei zu denken! Er hätte auch noch das Wams deines Ab¬ gottes nach Briefschaften durchsuchen sollen! Mit Gold hätte ich sie auf¬ gewogen! Die Neapolitanerin wurde stutzig. So wichtig ist Euch die Korrespondenz Eures „guten Bekannten"? fragte sie und wollte den Ring wieder verschwinden lassen. Aber der Lakai hatte diesmal rasch zugegriffen. Thorheit! rief er, mach mich nicht wild! Es ist Zeit, daß wir einander nicht mehr blauen Dunst vor¬ machen. Schlag ein, wir machen von diesem Augenblicke an gemeinsame Sache, So steht es mit dem Fremden, Du hast mir durch deine Beschreibung vorhin das Signalement keines Geringern als eines Gonzaga gegeben, eines Vetters unsers gnädigen Herrn, Giuseppe ist sein Taufname, und er ist heimlich von Verona herübergekommen, er und sein Kammerdiener,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/213>, abgerufen am 25.08.2024.