Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.Um eine perle. negerartig krause" schwarzen Haars fast verschwanden, stand dienstergeben von Welcher Kavalier? fragte sie ausweichend. Der bewußtlos hierher Getragene. Der dort auf der Ottomane gelegen hat? Der bei einer Soldatenrauferei zu Boden geschlagen worden war, den man Wie soll Euer guter Bekannter aussehen? Danach hast dn nicht zu fragen. Aber gut, er hatte einen schönen Einen Schnurrbart? Es soll ihm nichts geschehen, Kind; einen schönen roten Vollbart; wirst Das junge Mädchen stützte die Wange in die Hand. Signor Antonio Es wurde ans Schubfenster geklopft. Ein blatternarbiger Artillerie-Offizier Gleichgiltig schob das junge Mädchen das Fenster wieder zu. und zu dem, Um eine perle. negerartig krause» schwarzen Haars fast verschwanden, stand dienstergeben von Welcher Kavalier? fragte sie ausweichend. Der bewußtlos hierher Getragene. Der dort auf der Ottomane gelegen hat? Der bei einer Soldatenrauferei zu Boden geschlagen worden war, den man Wie soll Euer guter Bekannter aussehen? Danach hast dn nicht zu fragen. Aber gut, er hatte einen schönen Einen Schnurrbart? Es soll ihm nichts geschehen, Kind; einen schönen roten Vollbart; wirst Das junge Mädchen stützte die Wange in die Hand. Signor Antonio Es wurde ans Schubfenster geklopft. Ein blatternarbiger Artillerie-Offizier Gleichgiltig schob das junge Mädchen das Fenster wieder zu. und zu dem, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0155" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195544"/> <fw type="header" place="top"> Um eine perle.</fw><lb/> <p xml:id="ID_522" prev="#ID_521"> negerartig krause» schwarzen Haars fast verschwanden, stand dienstergeben von<lb/> ihrem Sitz am Schalter auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_523"> Welcher Kavalier? fragte sie ausweichend.</p><lb/> <p xml:id="ID_524"> Der bewußtlos hierher Getragene.</p><lb/> <p xml:id="ID_525"> Der dort auf der Ottomane gelegen hat?</p><lb/> <p xml:id="ID_526"> Der bei einer Soldatenrauferei zu Boden geschlagen worden war, den man<lb/> darauf, um ihn nicht unter die Füße der herzoglichen Reiter geraten zu lassen,<lb/> hierher getragen hat und in dem ich einen guten Bekannten vermute.</p><lb/> <p xml:id="ID_527"> Wie soll Euer guter Bekannter aussehen?</p><lb/> <p xml:id="ID_528"> Danach hast dn nicht zu fragen. Aber gut, er hatte einen schönen<lb/> roten Bart.</p><lb/> <p xml:id="ID_529"> Einen Schnurrbart?</p><lb/> <p xml:id="ID_530"> Es soll ihm nichts geschehen, Kind; einen schönen roten Vollbart; wirst<lb/> dn jetzt reden?</p><lb/> <p xml:id="ID_531"> Das junge Mädchen stützte die Wange in die Hand. Signor Antonio<lb/> Maria, sagte sie, er hatte sich so brav des armen Schweizers angenommen; es<lb/> wäre mir leid, wenn Ihr nach ihm fragtet, um ihm hernach Verlegenheiten zu<lb/> bereiten. Drei gegen einen — ist das recht, ist das nicht feig? Nun, da ist<lb/> er dem armen Teufel beigesprungen und hat vermutlich einem der drei den<lb/> Garaus gemacht. Hättet Ihr anders gehandelt? Ich rede ja nur nach, was<lb/> die Leute sagten, die ihn hereintrugen.</p><lb/> <p xml:id="ID_532"> Es wurde ans Schubfenster geklopft. Ein blatternarbiger Artillerie-Offizier<lb/> mit dreikantigen Hut und gelben Aufschlägen war es. Er gehörte zu den frei<lb/> passireudeu Gönnern und Fremdenzutreibern des Bagno ti Vesta, forderte aber,<lb/> um nicht als Mann der leeren Tasche zu erscheinen, etwas von dem Parfü-<lb/> meriekram, welchen die Kassirerinnen solcher Bäder als Nebengeschäft feil zu<lb/> haben pflegten. Das junge Mädchen legte ihm mechanisch vor, was sie für<lb/> seine Kauffähigst geeignet halten mochte, gab aber auf seine während des Auf-<lb/> suchens ihr aufgetischten Nedesüßigkciten keine Autwort, sodaß er sie zuletzt mit<lb/> ihrem ganzen Kram stehen ließ, ohne etwas gekauft zu haben. Ein andermal,<lb/> sagte er, wenn du bessere Manieren gelernt hast! Und er ging pfeifend nach<lb/> dem Hintergebäude.</p><lb/> <p xml:id="ID_533" next="#ID_534"> Gleichgiltig schob das junge Mädchen das Fenster wieder zu. und zu dem,<lb/> von dem unhöflichen Offizier nicht bemerkten herzoglichen Lakaien sich zurück¬<lb/> wendend, wiederholte sie: Wie gesagt, Signor Antonio Maria, ich spreche ja<lb/> nnr nach, was die Träger sagten. Aber Spitzbuben, setzte sie lebhafter werdend<lb/> hinzu, müssen unter diesen Trägern gewesen sein. Denkt Euch die Schande!<lb/> Während sie ihm Samariterdienst zu erweisen vorgeben, haben sie ihn beraubt!<lb/> Als er den Thürsteher und mich beim Fortgehen für unsre Handreichungen be¬<lb/> zahlen wollte — ich hätte aber nichts genommen —, da waren seine Taschen<lb/> umgekehrt und ausgeleert. Es hatte mich gleich gewundert, daß die Träger,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0155]
Um eine perle.
negerartig krause» schwarzen Haars fast verschwanden, stand dienstergeben von
ihrem Sitz am Schalter auf.
Welcher Kavalier? fragte sie ausweichend.
Der bewußtlos hierher Getragene.
Der dort auf der Ottomane gelegen hat?
Der bei einer Soldatenrauferei zu Boden geschlagen worden war, den man
darauf, um ihn nicht unter die Füße der herzoglichen Reiter geraten zu lassen,
hierher getragen hat und in dem ich einen guten Bekannten vermute.
Wie soll Euer guter Bekannter aussehen?
Danach hast dn nicht zu fragen. Aber gut, er hatte einen schönen
roten Bart.
Einen Schnurrbart?
Es soll ihm nichts geschehen, Kind; einen schönen roten Vollbart; wirst
dn jetzt reden?
Das junge Mädchen stützte die Wange in die Hand. Signor Antonio
Maria, sagte sie, er hatte sich so brav des armen Schweizers angenommen; es
wäre mir leid, wenn Ihr nach ihm fragtet, um ihm hernach Verlegenheiten zu
bereiten. Drei gegen einen — ist das recht, ist das nicht feig? Nun, da ist
er dem armen Teufel beigesprungen und hat vermutlich einem der drei den
Garaus gemacht. Hättet Ihr anders gehandelt? Ich rede ja nur nach, was
die Leute sagten, die ihn hereintrugen.
Es wurde ans Schubfenster geklopft. Ein blatternarbiger Artillerie-Offizier
mit dreikantigen Hut und gelben Aufschlägen war es. Er gehörte zu den frei
passireudeu Gönnern und Fremdenzutreibern des Bagno ti Vesta, forderte aber,
um nicht als Mann der leeren Tasche zu erscheinen, etwas von dem Parfü-
meriekram, welchen die Kassirerinnen solcher Bäder als Nebengeschäft feil zu
haben pflegten. Das junge Mädchen legte ihm mechanisch vor, was sie für
seine Kauffähigst geeignet halten mochte, gab aber auf seine während des Auf-
suchens ihr aufgetischten Nedesüßigkciten keine Autwort, sodaß er sie zuletzt mit
ihrem ganzen Kram stehen ließ, ohne etwas gekauft zu haben. Ein andermal,
sagte er, wenn du bessere Manieren gelernt hast! Und er ging pfeifend nach
dem Hintergebäude.
Gleichgiltig schob das junge Mädchen das Fenster wieder zu. und zu dem,
von dem unhöflichen Offizier nicht bemerkten herzoglichen Lakaien sich zurück¬
wendend, wiederholte sie: Wie gesagt, Signor Antonio Maria, ich spreche ja
nnr nach, was die Träger sagten. Aber Spitzbuben, setzte sie lebhafter werdend
hinzu, müssen unter diesen Trägern gewesen sein. Denkt Euch die Schande!
Während sie ihm Samariterdienst zu erweisen vorgeben, haben sie ihn beraubt!
Als er den Thürsteher und mich beim Fortgehen für unsre Handreichungen be¬
zahlen wollte — ich hätte aber nichts genommen —, da waren seine Taschen
umgekehrt und ausgeleert. Es hatte mich gleich gewundert, daß die Träger,
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