Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.Zur Geschichte der Theaterleitnng Goethes. der Vorstellungen war schon in Weimar bestimmt. Man brachte in der Regel Lange Zeit war man gewohnt, in Lauchstädt einige 30 bis 40 Vorstel¬ Wie angedeutet, versuchte es Goethe 1807, wo Lauchstädt, nur um kon¬ Es war nicht schwer, alsbald den in Aussicht stehenden beständigen Aus¬ Grmzbotm I. 1384. 10
Zur Geschichte der Theaterleitnng Goethes. der Vorstellungen war schon in Weimar bestimmt. Man brachte in der Regel Lange Zeit war man gewohnt, in Lauchstädt einige 30 bis 40 Vorstel¬ Wie angedeutet, versuchte es Goethe 1807, wo Lauchstädt, nur um kon¬ Es war nicht schwer, alsbald den in Aussicht stehenden beständigen Aus¬ Grmzbotm I. 1384. 10
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Zur Geschichte der Theaterleitnng Goethes.
der Vorstellungen war schon in Weimar bestimmt. Man brachte in der Regel
schon die gedruckten Theaterzettel für eine ganze Woche mit, weil man Rcper-
toireänderungcn durch unleidliche Capricen, erdichtete oder faktisch bestehende Un¬
päßlichkeiten damals noch nicht kannte; und ich darf nach den auch in dieser
Beziehung erhobenen statistischen Aufstellungen versichern, daß Repertoirestörungen
sich damals um 50 Prozent niedriger als in der heutigen Theatcrverwaltmig
stellten.
Lange Zeit war man gewohnt, in Lauchstädt einige 30 bis 40 Vorstel¬
lungen zu geben, welche bis in den August hineinreichten, und es ergiebt sich
hieraus, daß man verhältnismäßig mit 40 Spieltagen in Lauchstcidt ebensoviel
als in Weimar mit 100 an Erträgen des Theaters erzielte. Dieser Umstand
war jedenfalls maßgebend, daß Goethe das bretterne Schauspielhaus schon nach
10 jähriger Thätigkeit abbrechen und ein neues, größeres auf Regiekosten er¬
bauen ließ. War es, wie man heute sich noch überzeugen kann, von bewun-
dernswerter Einfachheit, so war die ungleich größere Anlage, dem Weimarischen
nachgebildet, hauptsächlich für größern Besuch und Komfort und zur Erzielung
noch größerer Erträge berechnet. Leider schlug die Rechnung fehl. Alsbald
bewirkten die kriegerischen Ereignisse einen Rückgang des Bades, und die Differ¬
enzen, welche Goethe in mehrfacher Beziehung mit der Merseburger Stiftsregieruug
gehabt hatte, ließen es geraten erscheinen, den Kontrakt nicht zu erneuern und
sobald als möglich dem früher ergiebigen Lauchästdt den Rücken zuzuwenden.
Wie angedeutet, versuchte es Goethe 1807, wo Lauchstädt, nur um kon¬
traktlichen Bestimmungen nachzukommen, besucht wurde, mit 25 und 19 Vor¬
stellungen in zwei Abteilungen in Leipzig. War der Ertrag für diese 44 Vor¬
stellungen ein ganz enormer — er betrug über 8500 Thaler, eine Summe, die
Weimar bei 100 Vorstellungen kaum zur Hälfte erreicht hat —, so wurde Leipzig
mit diesem Besuche doch definitiv aufgegeben. Die Gründe sind mannichfacher
Natur, teils liegen sie klar zu Tage, teils entziehen sie sich noch unsrer Kenntnis.
Vielleicht spielte der Aufwand eine Rolle mit, da trotz der hohen Erträge für
die Saison ein Reingewinn von kaum 100 Thalern übrig blieb.
Es war nicht schwer, alsbald den in Aussicht stehenden beständigen Aus¬
fall durch anderweitige Maßnahmen zu decken. Denn Lauchstädt hatte bereits
gezeigt, daß in dem nahen Halle ein ergiebiger Ersatz gefunden werden müsse.
Die nahen Ortschaften einer an sich reichen Gegend waren im Grunde genommen
für das Go ethische Theater bedeutsamer als Lauchstädt selbst, da die Badegäste
nur nach wenigen Hunderten zu zählen pflegten. Denn während man bei uns
das Theater mehr bei schlechtem Wetter aufsucht, war es in Lauchstädt der
umgekehrte Fall. Die Bewohner umliegender Ortschaften suchten in Lauchstädt
Erholung und Vergnügen, und besonders war es die Masse Hallischer Musen-
söhne, deren Ankunft lange vorher staubige Wolken zu verkünden pflegten. Wer
freilich wollte behaupten, daß die fürsorgliche Universität den zeitraubenden, ver-
Grmzbotm I. 1384. 10
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