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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Aus dem neuen Griechenland.

logische Gesellschaft," die "Gesellschaft der Volksfreunde." die philologischen
Vereine "Parnassos" und "Byron," den Musikalischen und dramatischen Verein
und den Nationalverein.

Der erste der eben erwähnten Vereine, der Ä/^"^ /r^x 6t"äoo^ rcZv
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essen in den noch unter dem verhaßten Joche seufzenden Provinzen. Er errichtet
und unterhält Schulen; gute und erprobte Lehrer, Lehr- und Schulbücher werden
zugeschickt, und überhaupt die Wiederbelebung des Nativnalgcfühlcs bei den
verlassenen und von allerlei fremden Eindringlingen bedrängten Brüdern ange¬
strebt. Während panslavistischc Missionäre unermüdlich und ununterbrochen alle
Provinzen der europäischen Türkei durchwandern und durch ihre Lehren und
das unerschöpflich zufließende russische Gold ihre panslavistischen Ideen und Ge¬
fühle den auf der Balkanhalbinsel lebenden Christen einzuflößen suchen, leistet
der Verein zur Verbreitung griechischer Bildung dem Staate unschätzbare Dienste,
indem er allem es ist, der die Fackel hoch hält, welche die in der Finsternis
lebenden Brüder zu der Mutter Hellas führe" soll.

Der zweite Verein, die ^/"es/^/ex// ^Ä"^/", seit 1837 bestehend, zählt
über 2000 Mitglieder, erhält drei Sammlungen, die mhkenische, die ägyptische
und noch eine dritte, deren eigne archäologische Berichte über die ans ihre Kosten
durchgeführten Ausgrabungen öfters das Lob und die Anerkennung der bedeu¬
tendsten ausländischen Archäologen errungen haben.

Der philologische Verein //"^""soL, begründet im Jahre 1865 und über
lvvv Mitglieder zählend, umfaßt die gebildeten Stände der Nation in ihren
verschiedensten Richtungen und kann als die Verkörperung der geistigen Bewegung
Griechenlands betrachtet werden. In deu von ihm errichteten und dotirter sieben
Schulen der "obdachlosen Kinder" wird armen Verlassenen abends unentgeltlicher
Unterricht gewährt, überdies aber alles das, was sie tagtäglich zu ihrem Lebens¬
unterhalte brauchen. In den Sälen dieses Vereins werden die meisten Fragen
aufgeworfen und gelöst, welche unmittelbar mit der vollkommeneren Ausbildung
des Volkes zusammenhängen und durch welche die Verbesserung der teilweise
"och mangelhaften Verhältnisse angestrebt wird, die natürlich des kurzen poli¬
tischen Lebens halber nicht auf einmal zu Stande zu bringen ist. Wiederholt
fand günstige Aufnahme, was von feiten dieses Vereins infolge seiner Be¬
ttungen als Aufruf um Unterstützung an die Regierung oder an die Nation
erging. Als unlängst die öffentliche Meinung sich erhob und die Verbesserung
der Gefängnisse verlangte, welche sich in einem elenden Zustande befanden, war
es der Verein //"^"<?<7v-,>, der aus Mitleid für die unglücklichen Geschöpfe,
welche wer weiß unter welchen Umständen ein Verbrechen begangen haben, neue
Gefängnisse zu errichten und die vorhandenen zu verbessern unternahm, und
zwar nach den Vorschriften des eigens zu diesem Zwecke von der Regierung
aus Belgien berufenen Spezialisten für Organisation der Gefängnisse. Die zu


Aus dem neuen Griechenland.

logische Gesellschaft," die „Gesellschaft der Volksfreunde." die philologischen
Vereine „Parnassos" und „Byron," den Musikalischen und dramatischen Verein
und den Nationalverein.

Der erste der eben erwähnten Vereine, der Ä/^»^ /r^x 6t«äoo^ rcZv
"M^vtxc^ 7^t/t«re,^> setzt sich zum Zweck die Verteidigung hellenischer Inter¬
essen in den noch unter dem verhaßten Joche seufzenden Provinzen. Er errichtet
und unterhält Schulen; gute und erprobte Lehrer, Lehr- und Schulbücher werden
zugeschickt, und überhaupt die Wiederbelebung des Nativnalgcfühlcs bei den
verlassenen und von allerlei fremden Eindringlingen bedrängten Brüdern ange¬
strebt. Während panslavistischc Missionäre unermüdlich und ununterbrochen alle
Provinzen der europäischen Türkei durchwandern und durch ihre Lehren und
das unerschöpflich zufließende russische Gold ihre panslavistischen Ideen und Ge¬
fühle den auf der Balkanhalbinsel lebenden Christen einzuflößen suchen, leistet
der Verein zur Verbreitung griechischer Bildung dem Staate unschätzbare Dienste,
indem er allem es ist, der die Fackel hoch hält, welche die in der Finsternis
lebenden Brüder zu der Mutter Hellas führe» soll.

Der zweite Verein, die ^/«es/^/ex// ^Ä«^/«, seit 1837 bestehend, zählt
über 2000 Mitglieder, erhält drei Sammlungen, die mhkenische, die ägyptische
und noch eine dritte, deren eigne archäologische Berichte über die ans ihre Kosten
durchgeführten Ausgrabungen öfters das Lob und die Anerkennung der bedeu¬
tendsten ausländischen Archäologen errungen haben.

Der philologische Verein //«^«»soL, begründet im Jahre 1865 und über
lvvv Mitglieder zählend, umfaßt die gebildeten Stände der Nation in ihren
verschiedensten Richtungen und kann als die Verkörperung der geistigen Bewegung
Griechenlands betrachtet werden. In deu von ihm errichteten und dotirter sieben
Schulen der „obdachlosen Kinder" wird armen Verlassenen abends unentgeltlicher
Unterricht gewährt, überdies aber alles das, was sie tagtäglich zu ihrem Lebens¬
unterhalte brauchen. In den Sälen dieses Vereins werden die meisten Fragen
aufgeworfen und gelöst, welche unmittelbar mit der vollkommeneren Ausbildung
des Volkes zusammenhängen und durch welche die Verbesserung der teilweise
"och mangelhaften Verhältnisse angestrebt wird, die natürlich des kurzen poli¬
tischen Lebens halber nicht auf einmal zu Stande zu bringen ist. Wiederholt
fand günstige Aufnahme, was von feiten dieses Vereins infolge seiner Be¬
ttungen als Aufruf um Unterstützung an die Regierung oder an die Nation
erging. Als unlängst die öffentliche Meinung sich erhob und die Verbesserung
der Gefängnisse verlangte, welche sich in einem elenden Zustande befanden, war
es der Verein //«^«<?<7v-,>, der aus Mitleid für die unglücklichen Geschöpfe,
welche wer weiß unter welchen Umständen ein Verbrechen begangen haben, neue
Gefängnisse zu errichten und die vorhandenen zu verbessern unternahm, und
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/191>, abgerufen am 22.07.2024.