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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Kleine Goethiana.

Privatsammlung Leipzigs. Die Leipziger Tagespresse jener Zeit aber -- das
"Gnädigst xrivilöKirtc Leipziger Intelligenz-Blatt" und die "Leipziger Zei¬
tungen" -- nahmen vom Theater nicht die geringste Notiz; sie brachten weder
jemals einen Theaterzettel noch eine Theaterkritik.

So sind wir denn, um das Leipziger Theaterrepertoire jener Jahre zu
rekonstruiren, auf kümmerliche Brocken angewiesen. Zunächst auf die wenigen
Notizen, die sich bei Goethe selber finden: in "Dichtung und Wahrheit" und
in dem Aufsatz "Leipziger Theater." Eine kleine Ergänzung hierzu läßt sich
aus Blttmners "Geschichte des Theaters in Leipzig" (1818) entnehmen, eine
etwas reichlichere aus den von H. Abbe veröffentlichten Denkwürdigkeiten der
Schauspielerin Knroline Schulze (Historisches Taschenbuch 1873, S. 359 fig.).
Die Schulze war vom 22. April 1767 bis zum 24. Februar 1768 bei der
Kochschen Truppe in Leipzig beschäftigt.

Die Liste, die sich aus diesen Quellen für die Jahre 1765 bis 1768 zu¬
sammenstellen läßt, besteht aus folgenden Theaterstücken (vgl. übrigens O. Jahr,
Goethes Briefe an Leipziger Freunde, 2. Aufl., S. 44, W. von Biedermann,
Goethe und Leipzig, I, S. 117 fig. und G. von Loepers Anmerkungen zu
"Dichtung und Wahrheit," Hempel, Bd. 21, S. 263. 266. 316.):

1765 (?) Der poetische Dorfjunker (nach Destouches' 1>s xoöts eÄMMKnarÄ
bearbeitet von Frau Gottsched).
1765 (?) Die Poeten nach der Mode von Chr. F. Weiße.
'
1766. Der Teufel ist los (nach Coffeys thon ok bearbeitet von
Weiße, komponirt von Standfuß und Hiller).
1766. Der Hausvater von Diderot.
1766, 10. Oct. Hermann von Joh. Elias Schlegel und Die unvermutete
Wiederkunft von Regnard.
1766, 25. Nov. Lisuart und Dciriolette von Schiebelcr, komponirt von
Hiller.
1767, 22. April. Cerie oder die Großmut im Unglücke von Frau von Graf-
figny, übersetzt von Frau Gottsched.
1767, 6. Mai. Romeo und Julie von Weiße (im Laufe des Jahres neun¬
mal wiederholt).
1767. Miß Sara Sampson (dreimal).
1767, 18. Nov. Minna von Barnhelm (bis zu Ende des Jahres sechsmal
wiederholt).
1767. Lottchen am Hofe, nach dem Französischen von Weiße, komponirt
von Hiller.
1767 (?) Die Liebe ans dem Lande, nach dem Französischen von Weiße,
komponirt von Hiller.
1767 (?) Medon oder die Rache des Weisen von Clodius.
.... Gellertsche Lustspiele (darunter Das Band?)
----Nachspiele von Schiebeler.
----Eine französische Komödie, worin Koch den Crispin spielte.

Ich freue mich, diese dürftige Liste aus einer andern Quelle wesentlich er¬
weitern zu können. Die Leipziger Stadtbibliothek besitzt von dem "Verzeichniß


Grenzboten III. 1384. S8
Kleine Goethiana.

Privatsammlung Leipzigs. Die Leipziger Tagespresse jener Zeit aber — das
„Gnädigst xrivilöKirtc Leipziger Intelligenz-Blatt" und die „Leipziger Zei¬
tungen" — nahmen vom Theater nicht die geringste Notiz; sie brachten weder
jemals einen Theaterzettel noch eine Theaterkritik.

So sind wir denn, um das Leipziger Theaterrepertoire jener Jahre zu
rekonstruiren, auf kümmerliche Brocken angewiesen. Zunächst auf die wenigen
Notizen, die sich bei Goethe selber finden: in „Dichtung und Wahrheit" und
in dem Aufsatz „Leipziger Theater." Eine kleine Ergänzung hierzu läßt sich
aus Blttmners „Geschichte des Theaters in Leipzig" (1818) entnehmen, eine
etwas reichlichere aus den von H. Abbe veröffentlichten Denkwürdigkeiten der
Schauspielerin Knroline Schulze (Historisches Taschenbuch 1873, S. 359 fig.).
Die Schulze war vom 22. April 1767 bis zum 24. Februar 1768 bei der
Kochschen Truppe in Leipzig beschäftigt.

Die Liste, die sich aus diesen Quellen für die Jahre 1765 bis 1768 zu¬
sammenstellen läßt, besteht aus folgenden Theaterstücken (vgl. übrigens O. Jahr,
Goethes Briefe an Leipziger Freunde, 2. Aufl., S. 44, W. von Biedermann,
Goethe und Leipzig, I, S. 117 fig. und G. von Loepers Anmerkungen zu
„Dichtung und Wahrheit," Hempel, Bd. 21, S. 263. 266. 316.):

1765 (?) Der poetische Dorfjunker (nach Destouches' 1>s xoöts eÄMMKnarÄ
bearbeitet von Frau Gottsched).
1765 (?) Die Poeten nach der Mode von Chr. F. Weiße.
'
1766. Der Teufel ist los (nach Coffeys thon ok bearbeitet von
Weiße, komponirt von Standfuß und Hiller).
1766. Der Hausvater von Diderot.
1766, 10. Oct. Hermann von Joh. Elias Schlegel und Die unvermutete
Wiederkunft von Regnard.
1766, 25. Nov. Lisuart und Dciriolette von Schiebelcr, komponirt von
Hiller.
1767, 22. April. Cerie oder die Großmut im Unglücke von Frau von Graf-
figny, übersetzt von Frau Gottsched.
1767, 6. Mai. Romeo und Julie von Weiße (im Laufe des Jahres neun¬
mal wiederholt).
1767. Miß Sara Sampson (dreimal).
1767, 18. Nov. Minna von Barnhelm (bis zu Ende des Jahres sechsmal
wiederholt).
1767. Lottchen am Hofe, nach dem Französischen von Weiße, komponirt
von Hiller.
1767 (?) Die Liebe ans dem Lande, nach dem Französischen von Weiße,
komponirt von Hiller.
1767 (?) Medon oder die Rache des Weisen von Clodius.
.... Gellertsche Lustspiele (darunter Das Band?)
----Nachspiele von Schiebeler.
----Eine französische Komödie, worin Koch den Crispin spielte.

Ich freue mich, diese dürftige Liste aus einer andern Quelle wesentlich er¬
weitern zu können. Die Leipziger Stadtbibliothek besitzt von dem „Verzeichniß


Grenzboten III. 1384. S8
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/465>, abgerufen am 27.06.2024.