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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Ein Franzose über Rußland und die Russen.

In der russischen Geschichte ^bis auf Peter den Großes überrascht vor allem
ihre Unfruchtbarkeit und Armut. In allen ihren Peripetien fehlt es ihr an großen
religiösen und andern geistigen Bewegungen sdie Kirche verfiel bald der Verstei¬
nerung^, an großen sozialen und politischen Epochen, wie sie das bewegte Leben
der westeuropäischen Völker bezeichnen. In seinen Anfängen hatte Rußland die
vier großen Kräfte gekannt, deren Kampf die Geschichte und die Institutionen dieser
Völker geschaffen hat. Es hatte ebenfalls Kirche und Königtum und Keime einer
Aristokratie und einer Demokratie besessen, die letztem beiden waren aber frühzeitig
von der Monarchie erstickt worden, welche die Kirche zur stets folgsamen Gehilfin
neben sich hatte. Die Geschichte Rußlands unterscheidet sich vou derjenigen der
andern europäischen Völker mehr durch das, was ihr fehlt, als durch das, was ihr
eigen ist, und jeder Lücke ihrer Vergangenheit entspricht eine leere Stelle ihrer
Gegenwart, welche die Zeit noch nicht hat ausfüllen können, ein Maugel in der
Kultur, in der Gesellschaft, mitunter im russischen Geiste selbst. . . Ju diesem be¬
reits tausendjährigen Reiche trügt nichts die Weihe der Zeit an sich. Das Land
ist alt, aber alles neu in ihm. "Bei euch steht nichts in Verehrung, weil nichts
alt ist," schrieb 1815 Josef de Maistre an den Fürsten Kolowski, und Herzen
sagte später nichts andres, als er bemerkte: "Wir sind der Vergangenheit ledig,
weil sie arm, eng, leer ist.". . Moskowien hat weder das Feudalsystem, das mit
der Idee der gegenseitigen Dienste und Pflichten das Rechtsgefühl nährte, noch
das Rittertum gehabt, welchem der Westen den Ehrbegriff verdankt, den Montes¬
quieu als die Grundlage der Monarchie betrachtet, und der auch da uoch die mensch¬
liche Würde erhielt, wo die Freiheit erloschen war. Rußland hat nie wirkliche
Edelleute besessen. . . Es hat weder Bürgergemeinden, noch eine Verfassung, noch
den dritten Stand gehabt. Nowgorod, Pskow, Wjätka bildeten Ausnahmen, die
aber für die Entwicklung der Nation bedeutungslos waren. . . Moskowien war ein
Bauerustaat, ein ländliches Reich, also ohne eigentliche Städte, ohne Reichtum, ohne
Kunst, Wissenschaft und politisches Leben. . . Parlamente, Universitäten, Gelehrte
fehlten ihm. Es hatte Herrscher, aber keinen Hof; denn, in das Frauengemach
eingesperrt, überließen die Zarinnen und Zarcwas die Zaren der Rohheit ihres
Geschlechts. . , Moskau, die Residenz, war nnr ein ungeheures Dorf, der Kreml
nur eine Festung und ein Kloster, ein Ort, wo gemeine Soldatenvergnügungen
mit steifen Kirchenfeierlichkeiten abwechselten. Die russische Kirche besaß eine na¬
tionale, patriotische und geachtete Geistlichkeit, sie hatte ihre Klöster, ihre Synoden,
ihre Nationalkonzile, nicht aber die religiösen Orden, die Scholastik, die großen
Häresien und die großen Konzile der römischen Kirche. Rußland hatte bäuerliche
Sekten ohne Kenntnis der Originaltexte der heiligen Schrift. . . Es blieb aber der
Reformation, den gelehrten und literarischen Streitigkeiten fern, die auf dem Wege
der Denkfreiheit zur politischen Freiheit führten. Es blieb auch der Renaissance
fremd. Das Altertum, welches es früher kaum gestreift hatte, wurde in ihm nicht,
wie in Deutschland, durch eine zweite Züchtung naturalisirt. Durch Kirche und
Nachbarschaft rin Byzanz verbunden, hat Rußland vielleicht eine größere Zahl
griechischer Auswanderer aufgenommen als Italien. Nach dem Falle Konstanti¬
nopels und der Vermählung Iwans des Dritten mit der Erbin der letzten Kaiser
strömten die Griechen uach Moskau. Sie brachten die byzantinische Etikette und
fromme Abhandlungen mit, konnten aber hier nicht wie im Westen den klassischen
Geist zum Aufleben bringen. Rußland mochte immerhin mit diesen Griechen einige
italienische Künstler, einige deutsche Handwerker kommen lassen, es empfing weder
die Kunst noch die Literatur Europas, weder den Buchdruck, der den Gedanken


Grenzboten III. 1834. 16
Ein Franzose über Rußland und die Russen.

In der russischen Geschichte ^bis auf Peter den Großes überrascht vor allem
ihre Unfruchtbarkeit und Armut. In allen ihren Peripetien fehlt es ihr an großen
religiösen und andern geistigen Bewegungen sdie Kirche verfiel bald der Verstei¬
nerung^, an großen sozialen und politischen Epochen, wie sie das bewegte Leben
der westeuropäischen Völker bezeichnen. In seinen Anfängen hatte Rußland die
vier großen Kräfte gekannt, deren Kampf die Geschichte und die Institutionen dieser
Völker geschaffen hat. Es hatte ebenfalls Kirche und Königtum und Keime einer
Aristokratie und einer Demokratie besessen, die letztem beiden waren aber frühzeitig
von der Monarchie erstickt worden, welche die Kirche zur stets folgsamen Gehilfin
neben sich hatte. Die Geschichte Rußlands unterscheidet sich vou derjenigen der
andern europäischen Völker mehr durch das, was ihr fehlt, als durch das, was ihr
eigen ist, und jeder Lücke ihrer Vergangenheit entspricht eine leere Stelle ihrer
Gegenwart, welche die Zeit noch nicht hat ausfüllen können, ein Maugel in der
Kultur, in der Gesellschaft, mitunter im russischen Geiste selbst. . . Ju diesem be¬
reits tausendjährigen Reiche trügt nichts die Weihe der Zeit an sich. Das Land
ist alt, aber alles neu in ihm. „Bei euch steht nichts in Verehrung, weil nichts
alt ist," schrieb 1815 Josef de Maistre an den Fürsten Kolowski, und Herzen
sagte später nichts andres, als er bemerkte: „Wir sind der Vergangenheit ledig,
weil sie arm, eng, leer ist.". . Moskowien hat weder das Feudalsystem, das mit
der Idee der gegenseitigen Dienste und Pflichten das Rechtsgefühl nährte, noch
das Rittertum gehabt, welchem der Westen den Ehrbegriff verdankt, den Montes¬
quieu als die Grundlage der Monarchie betrachtet, und der auch da uoch die mensch¬
liche Würde erhielt, wo die Freiheit erloschen war. Rußland hat nie wirkliche
Edelleute besessen. . . Es hat weder Bürgergemeinden, noch eine Verfassung, noch
den dritten Stand gehabt. Nowgorod, Pskow, Wjätka bildeten Ausnahmen, die
aber für die Entwicklung der Nation bedeutungslos waren. . . Moskowien war ein
Bauerustaat, ein ländliches Reich, also ohne eigentliche Städte, ohne Reichtum, ohne
Kunst, Wissenschaft und politisches Leben. . . Parlamente, Universitäten, Gelehrte
fehlten ihm. Es hatte Herrscher, aber keinen Hof; denn, in das Frauengemach
eingesperrt, überließen die Zarinnen und Zarcwas die Zaren der Rohheit ihres
Geschlechts. . , Moskau, die Residenz, war nnr ein ungeheures Dorf, der Kreml
nur eine Festung und ein Kloster, ein Ort, wo gemeine Soldatenvergnügungen
mit steifen Kirchenfeierlichkeiten abwechselten. Die russische Kirche besaß eine na¬
tionale, patriotische und geachtete Geistlichkeit, sie hatte ihre Klöster, ihre Synoden,
ihre Nationalkonzile, nicht aber die religiösen Orden, die Scholastik, die großen
Häresien und die großen Konzile der römischen Kirche. Rußland hatte bäuerliche
Sekten ohne Kenntnis der Originaltexte der heiligen Schrift. . . Es blieb aber der
Reformation, den gelehrten und literarischen Streitigkeiten fern, die auf dem Wege
der Denkfreiheit zur politischen Freiheit führten. Es blieb auch der Renaissance
fremd. Das Altertum, welches es früher kaum gestreift hatte, wurde in ihm nicht,
wie in Deutschland, durch eine zweite Züchtung naturalisirt. Durch Kirche und
Nachbarschaft rin Byzanz verbunden, hat Rußland vielleicht eine größere Zahl
griechischer Auswanderer aufgenommen als Italien. Nach dem Falle Konstanti¬
nopels und der Vermählung Iwans des Dritten mit der Erbin der letzten Kaiser
strömten die Griechen uach Moskau. Sie brachten die byzantinische Etikette und
fromme Abhandlungen mit, konnten aber hier nicht wie im Westen den klassischen
Geist zum Aufleben bringen. Rußland mochte immerhin mit diesen Griechen einige
italienische Künstler, einige deutsche Handwerker kommen lassen, es empfing weder
die Kunst noch die Literatur Europas, weder den Buchdruck, der den Gedanken


Grenzboten III. 1834. 16
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[0129] Ein Franzose über Rußland und die Russen. In der russischen Geschichte ^bis auf Peter den Großes überrascht vor allem ihre Unfruchtbarkeit und Armut. In allen ihren Peripetien fehlt es ihr an großen religiösen und andern geistigen Bewegungen sdie Kirche verfiel bald der Verstei¬ nerung^, an großen sozialen und politischen Epochen, wie sie das bewegte Leben der westeuropäischen Völker bezeichnen. In seinen Anfängen hatte Rußland die vier großen Kräfte gekannt, deren Kampf die Geschichte und die Institutionen dieser Völker geschaffen hat. Es hatte ebenfalls Kirche und Königtum und Keime einer Aristokratie und einer Demokratie besessen, die letztem beiden waren aber frühzeitig von der Monarchie erstickt worden, welche die Kirche zur stets folgsamen Gehilfin neben sich hatte. Die Geschichte Rußlands unterscheidet sich vou derjenigen der andern europäischen Völker mehr durch das, was ihr fehlt, als durch das, was ihr eigen ist, und jeder Lücke ihrer Vergangenheit entspricht eine leere Stelle ihrer Gegenwart, welche die Zeit noch nicht hat ausfüllen können, ein Maugel in der Kultur, in der Gesellschaft, mitunter im russischen Geiste selbst. . . Ju diesem be¬ reits tausendjährigen Reiche trügt nichts die Weihe der Zeit an sich. Das Land ist alt, aber alles neu in ihm. „Bei euch steht nichts in Verehrung, weil nichts alt ist," schrieb 1815 Josef de Maistre an den Fürsten Kolowski, und Herzen sagte später nichts andres, als er bemerkte: „Wir sind der Vergangenheit ledig, weil sie arm, eng, leer ist.". . Moskowien hat weder das Feudalsystem, das mit der Idee der gegenseitigen Dienste und Pflichten das Rechtsgefühl nährte, noch das Rittertum gehabt, welchem der Westen den Ehrbegriff verdankt, den Montes¬ quieu als die Grundlage der Monarchie betrachtet, und der auch da uoch die mensch¬ liche Würde erhielt, wo die Freiheit erloschen war. Rußland hat nie wirkliche Edelleute besessen. . . Es hat weder Bürgergemeinden, noch eine Verfassung, noch den dritten Stand gehabt. Nowgorod, Pskow, Wjätka bildeten Ausnahmen, die aber für die Entwicklung der Nation bedeutungslos waren. . . Moskowien war ein Bauerustaat, ein ländliches Reich, also ohne eigentliche Städte, ohne Reichtum, ohne Kunst, Wissenschaft und politisches Leben. . . Parlamente, Universitäten, Gelehrte fehlten ihm. Es hatte Herrscher, aber keinen Hof; denn, in das Frauengemach eingesperrt, überließen die Zarinnen und Zarcwas die Zaren der Rohheit ihres Geschlechts. . , Moskau, die Residenz, war nnr ein ungeheures Dorf, der Kreml nur eine Festung und ein Kloster, ein Ort, wo gemeine Soldatenvergnügungen mit steifen Kirchenfeierlichkeiten abwechselten. Die russische Kirche besaß eine na¬ tionale, patriotische und geachtete Geistlichkeit, sie hatte ihre Klöster, ihre Synoden, ihre Nationalkonzile, nicht aber die religiösen Orden, die Scholastik, die großen Häresien und die großen Konzile der römischen Kirche. Rußland hatte bäuerliche Sekten ohne Kenntnis der Originaltexte der heiligen Schrift. . . Es blieb aber der Reformation, den gelehrten und literarischen Streitigkeiten fern, die auf dem Wege der Denkfreiheit zur politischen Freiheit führten. Es blieb auch der Renaissance fremd. Das Altertum, welches es früher kaum gestreift hatte, wurde in ihm nicht, wie in Deutschland, durch eine zweite Züchtung naturalisirt. Durch Kirche und Nachbarschaft rin Byzanz verbunden, hat Rußland vielleicht eine größere Zahl griechischer Auswanderer aufgenommen als Italien. Nach dem Falle Konstanti¬ nopels und der Vermählung Iwans des Dritten mit der Erbin der letzten Kaiser strömten die Griechen uach Moskau. Sie brachten die byzantinische Etikette und fromme Abhandlungen mit, konnten aber hier nicht wie im Westen den klassischen Geist zum Aufleben bringen. Rußland mochte immerhin mit diesen Griechen einige italienische Künstler, einige deutsche Handwerker kommen lassen, es empfing weder die Kunst noch die Literatur Europas, weder den Buchdruck, der den Gedanken Grenzboten III. 1834. 16

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/129>, abgerufen am 20.06.2024.