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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Das neue Aktiengesetz
nebst einem Blick in die Kulissen der öffentlichen Meinung und des Parlaments.

as Schicksal der Aktiennovelle ist nach Annahme der Kommissions¬
anträge in dritter Lesung besiegelt und die Veröffentlichung des
neuen, für die wirtschaftliche Entwicklung des Volkes so wichtigen
Gesetzes demnächst wohl im Reichsgesetzblatt zu erwarten, da der
Bundesrat den vom Reichstage angenommenen Änderungen bereits
seine Zustimmung erteilt hat.

Das Zustandekommen dieses Gesetzes, auf dessen interessanten Inhalt wir
hier einzugehen haben, gewährt nach verschiednen Richtungen hin Einblicke in
das Getriebe innerhalb und außerhalb des Parlaments, Zunächst tritt uns
das Schwankende in der öffentlichen Meinung, die Art und Weise, wie sie
künstlich gemacht wird, an diesem einen Beispiel wieder einmal recht deutlich
vor Augen,

Seitdem der Abgeordnete Laster vor länger als zehn Jahren in seiner
ebenso berühmten wie verhängnisvollen Rede über das Gründerunwesen eine
Reform des bestehenden Rechts von der Neichsregierung verlangt und der
Reichstag wie das preußische Abgeordnetenhaus diesem Verlangen in einer
Resolution Ausdruck gegeben hatten, verging keine Etatsdebatte, in welcher
nicht im Reichstage die Frage nach dem Stande der Arbeit an den Negierungs-
tisch gestellt und namentlich von liberaler Seite die Dringlichkeit der Reform
betont wurde. Nicht minder war die Presse aller Schattirungen -- und hier
wieder die liberale mit großem Eifer -- bemüht, das Interesse an der Reform
wachzuhalten und bei jeder schlechten Gründung nach gesetzlicher Abhilfe zu
rufen. Die verschiedensten wirtschaftlichen Kongresse und Versammlungen, der


Grenzboten III, 1884, 14


Das neue Aktiengesetz
nebst einem Blick in die Kulissen der öffentlichen Meinung und des Parlaments.

as Schicksal der Aktiennovelle ist nach Annahme der Kommissions¬
anträge in dritter Lesung besiegelt und die Veröffentlichung des
neuen, für die wirtschaftliche Entwicklung des Volkes so wichtigen
Gesetzes demnächst wohl im Reichsgesetzblatt zu erwarten, da der
Bundesrat den vom Reichstage angenommenen Änderungen bereits
seine Zustimmung erteilt hat.

Das Zustandekommen dieses Gesetzes, auf dessen interessanten Inhalt wir
hier einzugehen haben, gewährt nach verschiednen Richtungen hin Einblicke in
das Getriebe innerhalb und außerhalb des Parlaments, Zunächst tritt uns
das Schwankende in der öffentlichen Meinung, die Art und Weise, wie sie
künstlich gemacht wird, an diesem einen Beispiel wieder einmal recht deutlich
vor Augen,

Seitdem der Abgeordnete Laster vor länger als zehn Jahren in seiner
ebenso berühmten wie verhängnisvollen Rede über das Gründerunwesen eine
Reform des bestehenden Rechts von der Neichsregierung verlangt und der
Reichstag wie das preußische Abgeordnetenhaus diesem Verlangen in einer
Resolution Ausdruck gegeben hatten, verging keine Etatsdebatte, in welcher
nicht im Reichstage die Frage nach dem Stande der Arbeit an den Negierungs-
tisch gestellt und namentlich von liberaler Seite die Dringlichkeit der Reform
betont wurde. Nicht minder war die Presse aller Schattirungen — und hier
wieder die liberale mit großem Eifer — bemüht, das Interesse an der Reform
wachzuhalten und bei jeder schlechten Gründung nach gesetzlicher Abhilfe zu
rufen. Die verschiedensten wirtschaftlichen Kongresse und Versammlungen, der


Grenzboten III, 1884, 14
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[0113] [Abbildung] Das neue Aktiengesetz nebst einem Blick in die Kulissen der öffentlichen Meinung und des Parlaments. as Schicksal der Aktiennovelle ist nach Annahme der Kommissions¬ anträge in dritter Lesung besiegelt und die Veröffentlichung des neuen, für die wirtschaftliche Entwicklung des Volkes so wichtigen Gesetzes demnächst wohl im Reichsgesetzblatt zu erwarten, da der Bundesrat den vom Reichstage angenommenen Änderungen bereits seine Zustimmung erteilt hat. Das Zustandekommen dieses Gesetzes, auf dessen interessanten Inhalt wir hier einzugehen haben, gewährt nach verschiednen Richtungen hin Einblicke in das Getriebe innerhalb und außerhalb des Parlaments, Zunächst tritt uns das Schwankende in der öffentlichen Meinung, die Art und Weise, wie sie künstlich gemacht wird, an diesem einen Beispiel wieder einmal recht deutlich vor Augen, Seitdem der Abgeordnete Laster vor länger als zehn Jahren in seiner ebenso berühmten wie verhängnisvollen Rede über das Gründerunwesen eine Reform des bestehenden Rechts von der Neichsregierung verlangt und der Reichstag wie das preußische Abgeordnetenhaus diesem Verlangen in einer Resolution Ausdruck gegeben hatten, verging keine Etatsdebatte, in welcher nicht im Reichstage die Frage nach dem Stande der Arbeit an den Negierungs- tisch gestellt und namentlich von liberaler Seite die Dringlichkeit der Reform betont wurde. Nicht minder war die Presse aller Schattirungen — und hier wieder die liberale mit großem Eifer — bemüht, das Interesse an der Reform wachzuhalten und bei jeder schlechten Gründung nach gesetzlicher Abhilfe zu rufen. Die verschiedensten wirtschaftlichen Kongresse und Versammlungen, der Grenzboten III, 1884, 14

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/113>, abgerufen am 21.06.2024.