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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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USnig Alfons und die Panser Chauvinisten.

Aristokraten verloren gegangen ist, und die von den Monarchen nicht mehr
beobachtet wird."

Nüchtern und zutreffend wurde die Angelegenheit nur vom?ax und 8vir
behandelt. Jener, das Blatt des ElysLe, sagt: "Das ist doch die reine Ver¬
rücktheit; die Jntransigenten reden zuweilen geradezu, als ob wir die Herren
der Welt wären. Wohin werden sie uus auf ihrer halsbrecherischen Bahn noch
schleppen? Man lacht über Spanien, man lacht über Italien, man lacht über
Deutschland, man macht sich über die ganze Welt lustig, und was kommt dabei
heraus? Wir möchten wissen, was die äußerste Linke und ihre Blätter zu thun
gedenken, wenn sie Frankreich im Süden, Osten, Norden, wenn sie ihm auf allen
Seiten heftige Feindschaft und unauslöschlichen Haß erweckt habe". Was für
ein Wust patriotischer Redensarten! Und alles das, weil der deutsche Kaiser
der Etikette und den Gewohnheiten seines Hofes nachgekommen ist, weil ein
König von Spanien wie viele andre europäische Souveräne szuletzt noch vor
ihm auch der Prinz von Wales, über dessen Ernennung, obwohl er künftig
die Krone Großbritanniens tragen wird, der gallische Hahn so wenig wie andre
Hähne gekräht hat^I Ehrenoberst eines deutschen Regiments geworden ist. Kein
Land ist so ungeschützt wie dieses gegen die Gefahren, welche die Zukunft in
ihrem Schoße bergen mag. Das ist nicht die Art und Weise, mit der man
sich die Zuneigung und Hochachtung des Auslandes gewinnt. In der That,
wir haben besseres zu thun, als uns wie Narren zu betragen, wie alle diejenigen,
welche bei einer so einfachen Sache wie dem Besuche eines Königs in Paris
die Interessen des Landes nicht über den Drang ihrer Neigungen und Abnei¬
gungen, ihrer Selbstliebe und ihres Hasses zu stellen imstande sind." Noch
verständiger bespricht der Loir die Angelegenheit. Er meint, man könne das
Geschrei, das die Presse der extremen Parteien darüber erhoben habe, und in
das selbst maßvolle Journale eingestimmt hätten, nicht streng genug verurteilen.
"Wenn die Radikalen, so sagt er, den Auftrag erhalten hätten, den König
Alfons unwiderruflich Bismarck in die Arme zu treiben und das Madrider
Kabinet mit der Berliner Reichskanzlei zusammenzuschweißen, kurz , wenn sie
bezahlt wären, auf Kosten Frankreichs und seiner Interessen die Geschäfte des
deutschen Reichs und der Tripelallianz nach Kräften zu fördern, so könnten sie
es nicht besser anfangen, als sie es jetzt treiben. Hätten sie sich wohl andrer
Gründe bedienen können? Gewiß nicht. Wenn man behauptet, daß hinter der
von gewissen Pariser Zeitungen unternommenen unglücklichen Kampagne der
Einfluß einer spanischen Koterie wirksam ist, die, wie es scheint, in Paris mehr
Einfluß besitzt als in Madrid, so ist das nicht unmöglich."

Solchen verständigen Stimmen gegenüber verbleiben aber selbst Blätter
wie der offiziöse Isrnxs und das ^cmmg,1 Ah" IMg-es bei der Meinung, daß
die Verleihung des Straßburger Ulanenregiments ein schlauer Schachzug der
deutschen Diplomatie sei. Sie erblicken darin eine Falle und warnen demgemäß


USnig Alfons und die Panser Chauvinisten.

Aristokraten verloren gegangen ist, und die von den Monarchen nicht mehr
beobachtet wird."

Nüchtern und zutreffend wurde die Angelegenheit nur vom?ax und 8vir
behandelt. Jener, das Blatt des ElysLe, sagt: „Das ist doch die reine Ver¬
rücktheit; die Jntransigenten reden zuweilen geradezu, als ob wir die Herren
der Welt wären. Wohin werden sie uus auf ihrer halsbrecherischen Bahn noch
schleppen? Man lacht über Spanien, man lacht über Italien, man lacht über
Deutschland, man macht sich über die ganze Welt lustig, und was kommt dabei
heraus? Wir möchten wissen, was die äußerste Linke und ihre Blätter zu thun
gedenken, wenn sie Frankreich im Süden, Osten, Norden, wenn sie ihm auf allen
Seiten heftige Feindschaft und unauslöschlichen Haß erweckt habe». Was für
ein Wust patriotischer Redensarten! Und alles das, weil der deutsche Kaiser
der Etikette und den Gewohnheiten seines Hofes nachgekommen ist, weil ein
König von Spanien wie viele andre europäische Souveräne szuletzt noch vor
ihm auch der Prinz von Wales, über dessen Ernennung, obwohl er künftig
die Krone Großbritanniens tragen wird, der gallische Hahn so wenig wie andre
Hähne gekräht hat^I Ehrenoberst eines deutschen Regiments geworden ist. Kein
Land ist so ungeschützt wie dieses gegen die Gefahren, welche die Zukunft in
ihrem Schoße bergen mag. Das ist nicht die Art und Weise, mit der man
sich die Zuneigung und Hochachtung des Auslandes gewinnt. In der That,
wir haben besseres zu thun, als uns wie Narren zu betragen, wie alle diejenigen,
welche bei einer so einfachen Sache wie dem Besuche eines Königs in Paris
die Interessen des Landes nicht über den Drang ihrer Neigungen und Abnei¬
gungen, ihrer Selbstliebe und ihres Hasses zu stellen imstande sind." Noch
verständiger bespricht der Loir die Angelegenheit. Er meint, man könne das
Geschrei, das die Presse der extremen Parteien darüber erhoben habe, und in
das selbst maßvolle Journale eingestimmt hätten, nicht streng genug verurteilen.
„Wenn die Radikalen, so sagt er, den Auftrag erhalten hätten, den König
Alfons unwiderruflich Bismarck in die Arme zu treiben und das Madrider
Kabinet mit der Berliner Reichskanzlei zusammenzuschweißen, kurz , wenn sie
bezahlt wären, auf Kosten Frankreichs und seiner Interessen die Geschäfte des
deutschen Reichs und der Tripelallianz nach Kräften zu fördern, so könnten sie
es nicht besser anfangen, als sie es jetzt treiben. Hätten sie sich wohl andrer
Gründe bedienen können? Gewiß nicht. Wenn man behauptet, daß hinter der
von gewissen Pariser Zeitungen unternommenen unglücklichen Kampagne der
Einfluß einer spanischen Koterie wirksam ist, die, wie es scheint, in Paris mehr
Einfluß besitzt als in Madrid, so ist das nicht unmöglich."

Solchen verständigen Stimmen gegenüber verbleiben aber selbst Blätter
wie der offiziöse Isrnxs und das ^cmmg,1 Ah« IMg-es bei der Meinung, daß
die Verleihung des Straßburger Ulanenregiments ein schlauer Schachzug der
deutschen Diplomatie sei. Sie erblicken darin eine Falle und warnen demgemäß


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/70>, abgerufen am 27.07.2024.