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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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Das Volk in Waffen.

Falle könnte die deutsche Heeresleitung durch Ersatztruppm u. s. w. noch schnell
eine bedeutende Übermacht dem gekanteten Feinde entgegenstellen. Im allge¬
meinen bilden feindliche Landungen für einen volkreichen und militärisch gut
organisirten Staat mehr Schreckbilder als wirkliche Gefahren.

Im fünften Abschnitte werden Verpflegung, Versorgung und Ergän¬
zung der Heere im Kriege besprochen. Der Leser thut hier einen Blick in das
von vielen für überflüssig und unwichtig gehaltene, in der That bewundernswerte
und großartige Getriebe im Rücken der Armee. Es kommt nicht allein darauf
an, die nötigen Nahrungsmittel, unter denen gute Konserven eine immer be¬
deutendere Rolle spielen werden, zu beschaffen, sondern sie nebst dem nötigen
Ersatze an Bekleidungsstücken, Waffen und Munition im feindlichen Lande heran¬
zuführen, zu schützen und zu verteilen. Schon oben ist darauf hingewiesen,
welche Dimensionen die Ergänzung der durch den Krieg gelichteten Reihen der
Streiter annimmt, doch entsprechen auch auf diesem Gebiete die gesteigerten Mittel
der Neuzeit den gesteigerten Anforderungen.

Nachdem der Verfasser noch in einem weitern Abschnitte seine Gedanken
über die Erreichung des Kriegszweckes und über die dabei mitwirkenden Ein¬
flüsse zusammengestellt hat, gelangt er zum Schluß. Solange Völker auf
Erden nach irdischen Gütern streben, so lange sie darnach trachten, für nach¬
wachsende Geschlechter Raum zur Entfaltung, Ruhe und Ansehen zu sichern,
solange sie, von großen Geistern geführt, über die engen Grenze" alltäglichen
Bedürfnisses hinaus nach der Verwirklichung politischer und kulturhistorischer
Ideale streben, solange wird es Kriege geben. Heute genügt es aber nicht
mehr, daß der Fürst den Krieg kenne, die Völker bedürfen nicht minder dieser
der Kenntnis. Das Verständnis dafür zu erlangen ist nicht schwer, wenn anch
Sprung zum Können immer noch ein großer ist. Wir Deutschen sind jetzt in glück¬
licher Lage. Der Stern des jungen Reiches hat sich eben erst am Horizonte er¬
hoben; seine Laufbahn liegt noch vor ihm. Und wenn jemals ein entstehender
Staat die Gewähr langer Dauer geboten hat, so ist es ein einiges und kriegerisch
starkes Deutschland inmitten der großen Machte von Europa. Das Bewußtsein
der Gefahr hält die Thatkraft wach. Doch ist die Zeit der Ruhe noch nicht
gekommen, es droht ein letzter Kampf um Deutschlands Größe und Bestand.
Dazu ist die Steigerung aller moralischen Kräfte nötig, und es ist unausgesetzt
durch Beispiel, Wort und Schrift darauf hinzuwirken, daß Treue gegen den
Kaiser, leidenschaftliche Liebe zum Vaterlande, die Entschlossenheit, schweren Prü¬
fungen nicht auszuweichen, Selbstverleugnung und Opferfreudigkeit in unsern
und unsrer Kinder Herzen immer mächtiger werde. Dann wiro dem deutschen
Heere, das sein und bleiben soll das deutsche Volk in Waffen, auch im kom¬
menden Streite der Sieg nicht fehlen.


Hermann Vogt.


Das Volk in Waffen.

Falle könnte die deutsche Heeresleitung durch Ersatztruppm u. s. w. noch schnell
eine bedeutende Übermacht dem gekanteten Feinde entgegenstellen. Im allge¬
meinen bilden feindliche Landungen für einen volkreichen und militärisch gut
organisirten Staat mehr Schreckbilder als wirkliche Gefahren.

Im fünften Abschnitte werden Verpflegung, Versorgung und Ergän¬
zung der Heere im Kriege besprochen. Der Leser thut hier einen Blick in das
von vielen für überflüssig und unwichtig gehaltene, in der That bewundernswerte
und großartige Getriebe im Rücken der Armee. Es kommt nicht allein darauf
an, die nötigen Nahrungsmittel, unter denen gute Konserven eine immer be¬
deutendere Rolle spielen werden, zu beschaffen, sondern sie nebst dem nötigen
Ersatze an Bekleidungsstücken, Waffen und Munition im feindlichen Lande heran¬
zuführen, zu schützen und zu verteilen. Schon oben ist darauf hingewiesen,
welche Dimensionen die Ergänzung der durch den Krieg gelichteten Reihen der
Streiter annimmt, doch entsprechen auch auf diesem Gebiete die gesteigerten Mittel
der Neuzeit den gesteigerten Anforderungen.

Nachdem der Verfasser noch in einem weitern Abschnitte seine Gedanken
über die Erreichung des Kriegszweckes und über die dabei mitwirkenden Ein¬
flüsse zusammengestellt hat, gelangt er zum Schluß. Solange Völker auf
Erden nach irdischen Gütern streben, so lange sie darnach trachten, für nach¬
wachsende Geschlechter Raum zur Entfaltung, Ruhe und Ansehen zu sichern,
solange sie, von großen Geistern geführt, über die engen Grenze» alltäglichen
Bedürfnisses hinaus nach der Verwirklichung politischer und kulturhistorischer
Ideale streben, solange wird es Kriege geben. Heute genügt es aber nicht
mehr, daß der Fürst den Krieg kenne, die Völker bedürfen nicht minder dieser
der Kenntnis. Das Verständnis dafür zu erlangen ist nicht schwer, wenn anch
Sprung zum Können immer noch ein großer ist. Wir Deutschen sind jetzt in glück¬
licher Lage. Der Stern des jungen Reiches hat sich eben erst am Horizonte er¬
hoben; seine Laufbahn liegt noch vor ihm. Und wenn jemals ein entstehender
Staat die Gewähr langer Dauer geboten hat, so ist es ein einiges und kriegerisch
starkes Deutschland inmitten der großen Machte von Europa. Das Bewußtsein
der Gefahr hält die Thatkraft wach. Doch ist die Zeit der Ruhe noch nicht
gekommen, es droht ein letzter Kampf um Deutschlands Größe und Bestand.
Dazu ist die Steigerung aller moralischen Kräfte nötig, und es ist unausgesetzt
durch Beispiel, Wort und Schrift darauf hinzuwirken, daß Treue gegen den
Kaiser, leidenschaftliche Liebe zum Vaterlande, die Entschlossenheit, schweren Prü¬
fungen nicht auszuweichen, Selbstverleugnung und Opferfreudigkeit in unsern
und unsrer Kinder Herzen immer mächtiger werde. Dann wiro dem deutschen
Heere, das sein und bleiben soll das deutsche Volk in Waffen, auch im kom¬
menden Streite der Sieg nicht fehlen.


Hermann Vogt.


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[0445] Das Volk in Waffen. Falle könnte die deutsche Heeresleitung durch Ersatztruppm u. s. w. noch schnell eine bedeutende Übermacht dem gekanteten Feinde entgegenstellen. Im allge¬ meinen bilden feindliche Landungen für einen volkreichen und militärisch gut organisirten Staat mehr Schreckbilder als wirkliche Gefahren. Im fünften Abschnitte werden Verpflegung, Versorgung und Ergän¬ zung der Heere im Kriege besprochen. Der Leser thut hier einen Blick in das von vielen für überflüssig und unwichtig gehaltene, in der That bewundernswerte und großartige Getriebe im Rücken der Armee. Es kommt nicht allein darauf an, die nötigen Nahrungsmittel, unter denen gute Konserven eine immer be¬ deutendere Rolle spielen werden, zu beschaffen, sondern sie nebst dem nötigen Ersatze an Bekleidungsstücken, Waffen und Munition im feindlichen Lande heran¬ zuführen, zu schützen und zu verteilen. Schon oben ist darauf hingewiesen, welche Dimensionen die Ergänzung der durch den Krieg gelichteten Reihen der Streiter annimmt, doch entsprechen auch auf diesem Gebiete die gesteigerten Mittel der Neuzeit den gesteigerten Anforderungen. Nachdem der Verfasser noch in einem weitern Abschnitte seine Gedanken über die Erreichung des Kriegszweckes und über die dabei mitwirkenden Ein¬ flüsse zusammengestellt hat, gelangt er zum Schluß. Solange Völker auf Erden nach irdischen Gütern streben, so lange sie darnach trachten, für nach¬ wachsende Geschlechter Raum zur Entfaltung, Ruhe und Ansehen zu sichern, solange sie, von großen Geistern geführt, über die engen Grenze» alltäglichen Bedürfnisses hinaus nach der Verwirklichung politischer und kulturhistorischer Ideale streben, solange wird es Kriege geben. Heute genügt es aber nicht mehr, daß der Fürst den Krieg kenne, die Völker bedürfen nicht minder dieser der Kenntnis. Das Verständnis dafür zu erlangen ist nicht schwer, wenn anch Sprung zum Können immer noch ein großer ist. Wir Deutschen sind jetzt in glück¬ licher Lage. Der Stern des jungen Reiches hat sich eben erst am Horizonte er¬ hoben; seine Laufbahn liegt noch vor ihm. Und wenn jemals ein entstehender Staat die Gewähr langer Dauer geboten hat, so ist es ein einiges und kriegerisch starkes Deutschland inmitten der großen Machte von Europa. Das Bewußtsein der Gefahr hält die Thatkraft wach. Doch ist die Zeit der Ruhe noch nicht gekommen, es droht ein letzter Kampf um Deutschlands Größe und Bestand. Dazu ist die Steigerung aller moralischen Kräfte nötig, und es ist unausgesetzt durch Beispiel, Wort und Schrift darauf hinzuwirken, daß Treue gegen den Kaiser, leidenschaftliche Liebe zum Vaterlande, die Entschlossenheit, schweren Prü¬ fungen nicht auszuweichen, Selbstverleugnung und Opferfreudigkeit in unsern und unsrer Kinder Herzen immer mächtiger werde. Dann wiro dem deutschen Heere, das sein und bleiben soll das deutsche Volk in Waffen, auch im kom¬ menden Streite der Sieg nicht fehlen. Hermann Vogt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/445>, abgerufen am 27.07.2024.