Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.enthält, das natürlich stets bis auf den letzten Sitz gefüllt ist. Dem Verfasser Noch eins' Werfen unsre Eisenbahnen nicht soviel Gewinn ab, daß anch in Ist und so hefftig gewest. Kürzlich tun uns eine Zeitung vom Jahre enthält, das natürlich stets bis auf den letzten Sitz gefüllt ist. Dem Verfasser Noch eins' Werfen unsre Eisenbahnen nicht soviel Gewinn ab, daß anch in Ist und so hefftig gewest. Kürzlich tun uns eine Zeitung vom Jahre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0599" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154046"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_2610" prev="#ID_2609"> enthält, das natürlich stets bis auf den letzten Sitz gefüllt ist. Dem Verfasser<lb/> dieser Zeilen ist es im Laufe dieses Sommers ein halb Dutzend mal begegnet,<lb/> daß ihm der Schaffner achselzuckend erklärte, das Kupee für Nichtraucher sei ge¬<lb/> füllt, und wenn diese Mitteilung nicht ruhig hingenommen wurde, tröstend und<lb/> begütigend hinzufügte, es handle sich ja mir um eine kurze Strecke, dort und dort<lb/> würden durch Aussteigen wieder Plätze leer u. dergl. Zum Kuckuck, es handelt<lb/> sich weder um eine kurze noch um eine lange Strecke, sondern es handelt sich ums<lb/> Prinzip. Wenn ich für mein Geld einen Platz im Eisenbahnwagen erwerbe, so<lb/> kann ich schlechterdings verlangen und verlange es anch, daß mir während der<lb/> Fahrt in dem engen Raume eines Wagens die Luft nicht durch qualmende Cigarren<lb/> verpestet werde. Das ist kein Souderlingsbedürfnis, sondern ein Verlangen, das<lb/> von Jahr zu Jahr von einer umso größern Masse von Menschen geteilt wird, je<lb/> mehr, namentlich in den gebildeten, Kreisen, das Cigarrenrauchen thatsächlich abnimmt.<lb/> Zu dem einen, außereinzigen Kupee „für Nichtraucher" drängen sich heutzutage keines¬<lb/> wegs bloß die paar Leidenden, die ihren Augen oder ihren Atmungswcrkzeugen zu<lb/> liebe dein Qualm ans dein Wege gehen, sondern Hunderte von Männern suchen es<lb/> auf, die es einfach für eine Verrücktheit halten, sich stundenlang in eine Räucher¬<lb/> kammer zu setzen, darunter sogar viele „Raucher," die aber auf der Eisenbahn<lb/> vernünftigerweise sofort zu „Nichtraucheru" werden. Auch Frauen fragen nicht<lb/> selten nach dem Kupee „für Nichtraucher," um das in deu sogenannten „Dcnnen-<lb/> knpees" in der Regel sich entwickelnde unangenehme Weibergeschwätz und Klein-<lb/> kindcrgekreisch zu vermeiden. Wie viel tausend Frauen und Kinder aber fahren,<lb/> namentlich zur Sommerszeit, in den allgemeinen Qualnovagen und nehmen die<lb/> Flegelei der mitfahrenden Männer und Burschen gedankenlos und lammsgcdnldig<lb/> hin wie ein unabänderliches Fatum! Kurz, die bisherige Einrichtung ist völlig<lb/> ungenügend und unwürdig. Wenn sich die Bahnverwaltungen nicht dazu ent¬<lb/> schließen wollen, die bisherige Praxis umzukehren — was freilich das vernünftigste<lb/> wäre — und eiuen „Rauchwageu" in jeden Zug einzustellen, in welchen alle die¬<lb/> jenigen gesperrt werden, die das unvezwingliche Bedürfnis haben, andre Leute<lb/> auzuqualmen und sich selbst anqnalmen zu lassen, im übrigen aber das Rauchen<lb/> in den Eisenbahnwagen gänzlich zu verbieten, so mögen sie wenigstens dem gegen¬<lb/> wärtigen, unerträglichen Mißstände durch Vermehrung der Knpees „für Nicht-<lb/> raucher" ein Ende machen. Das Publikum ist nicht der Verkehrsanstalten wegen,<lb/> sondern die Verkehrsanstalten sind des Publikums wegen da, und sie haben die<lb/> Pflicht, für die hohen Verkehrspreise, die sie dem Publikum abverlaugeu, ihm<lb/> wenigstens eine bequeme, menschenwürdige, von Belästigung jeder Art verschonte<lb/> Fahrt zu gewährleisten. Diese Gewähr ist bei ver jetzigen Einrichtung nicht vor¬<lb/> handen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2611"> Noch eins' Werfen unsre Eisenbahnen nicht soviel Gewinn ab, daß anch in<lb/> den Wagen dritter und vierter Klasse das bekannte baumwollene Läppchen an den<lb/> Fenstern angebracht werden kann, dessen sich die Fahrgäste erster und zweiter Klasse<lb/> zum Schutze gegen Sonnenglut und grelles Sonnenlicht erfreue»?</p><lb/> <p xml:id="ID_2612" next="#ID_2613"> Ist und so hefftig gewest. Kürzlich tun uns eine Zeitung vom Jahre<lb/> 15K7 in die Hände: „Warhafftige vnd Erschröckenliche newe Zeittuug, Von dem<lb/> grossen vnd gewaltigen zulauff, des Wasserfluß, der Statt Bern, Im Welschlandt,<lb/> vnd von dem grossen schaden, so es nicht allein deren orten, sondern auch zu<lb/> Viceutz, Padoa, vnd Triendl, vnd im gantzen Thal daselbst, gethan, Auch von der<lb/> grossen Anzal der Stedtten, Leut vnd menge der Heuser, So durch dasselb vmb-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0599]
enthält, das natürlich stets bis auf den letzten Sitz gefüllt ist. Dem Verfasser
dieser Zeilen ist es im Laufe dieses Sommers ein halb Dutzend mal begegnet,
daß ihm der Schaffner achselzuckend erklärte, das Kupee für Nichtraucher sei ge¬
füllt, und wenn diese Mitteilung nicht ruhig hingenommen wurde, tröstend und
begütigend hinzufügte, es handle sich ja mir um eine kurze Strecke, dort und dort
würden durch Aussteigen wieder Plätze leer u. dergl. Zum Kuckuck, es handelt
sich weder um eine kurze noch um eine lange Strecke, sondern es handelt sich ums
Prinzip. Wenn ich für mein Geld einen Platz im Eisenbahnwagen erwerbe, so
kann ich schlechterdings verlangen und verlange es anch, daß mir während der
Fahrt in dem engen Raume eines Wagens die Luft nicht durch qualmende Cigarren
verpestet werde. Das ist kein Souderlingsbedürfnis, sondern ein Verlangen, das
von Jahr zu Jahr von einer umso größern Masse von Menschen geteilt wird, je
mehr, namentlich in den gebildeten, Kreisen, das Cigarrenrauchen thatsächlich abnimmt.
Zu dem einen, außereinzigen Kupee „für Nichtraucher" drängen sich heutzutage keines¬
wegs bloß die paar Leidenden, die ihren Augen oder ihren Atmungswcrkzeugen zu
liebe dein Qualm ans dein Wege gehen, sondern Hunderte von Männern suchen es
auf, die es einfach für eine Verrücktheit halten, sich stundenlang in eine Räucher¬
kammer zu setzen, darunter sogar viele „Raucher," die aber auf der Eisenbahn
vernünftigerweise sofort zu „Nichtraucheru" werden. Auch Frauen fragen nicht
selten nach dem Kupee „für Nichtraucher," um das in deu sogenannten „Dcnnen-
knpees" in der Regel sich entwickelnde unangenehme Weibergeschwätz und Klein-
kindcrgekreisch zu vermeiden. Wie viel tausend Frauen und Kinder aber fahren,
namentlich zur Sommerszeit, in den allgemeinen Qualnovagen und nehmen die
Flegelei der mitfahrenden Männer und Burschen gedankenlos und lammsgcdnldig
hin wie ein unabänderliches Fatum! Kurz, die bisherige Einrichtung ist völlig
ungenügend und unwürdig. Wenn sich die Bahnverwaltungen nicht dazu ent¬
schließen wollen, die bisherige Praxis umzukehren — was freilich das vernünftigste
wäre — und eiuen „Rauchwageu" in jeden Zug einzustellen, in welchen alle die¬
jenigen gesperrt werden, die das unvezwingliche Bedürfnis haben, andre Leute
auzuqualmen und sich selbst anqnalmen zu lassen, im übrigen aber das Rauchen
in den Eisenbahnwagen gänzlich zu verbieten, so mögen sie wenigstens dem gegen¬
wärtigen, unerträglichen Mißstände durch Vermehrung der Knpees „für Nicht-
raucher" ein Ende machen. Das Publikum ist nicht der Verkehrsanstalten wegen,
sondern die Verkehrsanstalten sind des Publikums wegen da, und sie haben die
Pflicht, für die hohen Verkehrspreise, die sie dem Publikum abverlaugeu, ihm
wenigstens eine bequeme, menschenwürdige, von Belästigung jeder Art verschonte
Fahrt zu gewährleisten. Diese Gewähr ist bei ver jetzigen Einrichtung nicht vor¬
handen.
Noch eins' Werfen unsre Eisenbahnen nicht soviel Gewinn ab, daß anch in
den Wagen dritter und vierter Klasse das bekannte baumwollene Läppchen an den
Fenstern angebracht werden kann, dessen sich die Fahrgäste erster und zweiter Klasse
zum Schutze gegen Sonnenglut und grelles Sonnenlicht erfreue»?
Ist und so hefftig gewest. Kürzlich tun uns eine Zeitung vom Jahre
15K7 in die Hände: „Warhafftige vnd Erschröckenliche newe Zeittuug, Von dem
grossen vnd gewaltigen zulauff, des Wasserfluß, der Statt Bern, Im Welschlandt,
vnd von dem grossen schaden, so es nicht allein deren orten, sondern auch zu
Viceutz, Padoa, vnd Triendl, vnd im gantzen Thal daselbst, gethan, Auch von der
grossen Anzal der Stedtten, Leut vnd menge der Heuser, So durch dasselb vmb-
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