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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Kleine Goethiana.

fügen. Ueber Göthens und Mayers Honorar der Abhandlung haben wir ja ge¬
sprochen und Abrede genommen, daß sie, nach Ihrem Vorschlage, nach Zeilen auf¬
gezählt, und uach dem A. L. Z. Maasstabe bezahlt werden solle.

Der Bruder Stuäio ist und bleibt doch ewig ein ungezogenes Kind; man
muß ihn aber auch stets als Kind behandeln, und seinen Handlungen uur nicht
selbst Consequenz geben; so gehts schon gut mit ihm. Ich hoffe die Kopfscheue
vor Ulrich wird sich auch schon geben, und wünschte sehr daß Göthe diesen Raps
privatim behandelt und geschlichtet hätte.

Den 15. Februar 1804. Man geht hier mit großen Staatreformen um.
Das Consistorium wird der Regierung einverleibt; zur Direction der Schulsachen
soll ein Scholarchat errichtet, und mit dein hiesigen Gymnas. Directorate verbunden
werde". Göthe wollte Voß in Jena unter sehr guten Bedingungen dazu haben,
allein Voß schlug es aus. Nun soll Göthe damit umgehen Wolf von Halle Hieher
zu verpflanzen, um Halle diese Perle zu rauben, und sich an Berlin zu rächen,
und W. soll dazu nicht übel Lust beiden. Dieß sub roW.

Hierzu nur wenige Bemerkungen. Goethes "Römisches Carneval" sollte
eigentlich in Bertuchs "Journal des Luxus und der Moden" abgedruckt werden;
da es aber zu umfangreich war, wurde es als eine Art von kleinem Pracht¬
werk besonders herausgegeben. Der Druck wurde Unger in Berlin übertragen,
von dem Bertuch in einer vorläufigen Anzeige des Werkes (Intelligenzblatt der
Allgemeinen Literaturzeitung, 4. Febr. 1789) gerühmt hatte, daß er sich dieser
Anfgo.be "mit all diesem Künstler eignem wahren guten Geschmacke" entledigen
lind "hoffentlich ein Muster typographischer Schönheit" liefern werde. Daher
Goethes Ärger. In der Rezension, die erst 1790 an der Spitze der Ncujcchrs-
nummcr der Literaturzeitung erschien, entledigte sich Schütz des Goethischen
Auftrags in sehr sanfter Weise. "Druck und Papier -- schreibt er -- sind von
untadelicher Schönheit, nur wünschte man noch einige Druckfehler weg, unter
denen vornemlich der S. 60. Z. 17. wo Stallpferde für Stallknechte steht, einen
Carton verdient, und, wäre er noch zeitig genug bemerkt worden nach Hu.
Angers löblichen Eifer gewiß auch veranlaßt hätte." -- Die Nachricht aus
Luxemburg vom 16. Oktober 1792 hat L. Geiger kürzlich im Goethejahrbuch
(IV, S. 199) veröffentlicht. -- sah** wird schon von Schütz ^un. zu Schlegel,
L*** natürlich zu Böttiger ergänzt. A. W. von Schlegel schrieb von 1796
bis 1799 in der Literaturzeitung fast alle Rezensionen über belletristische Werke.
Den "Meister" hat er nicht besprochen. Interessant ist die Notiz, daß der Aus¬
zug des Berichtes über die Weimarische Kunstausstellung von 1801 in Bertuchs
Modejournal (März 1802) von Goethe "selbst" geschrieben ist, während die
ursprüngliche Fassung in der Literaturzeitung zum größten Teil von Meyer
herrührte. -- I. A. H. Ulrich war 1802 Prorektor der Jenaer Universität.
Die Herren Studenten scheinen ihm einmal das Leben schwer gemacht zu haben
und Goethe dann von Amts wegen eingeschritten zu sein.


G. w.


Kleine Goethiana.

fügen. Ueber Göthens und Mayers Honorar der Abhandlung haben wir ja ge¬
sprochen und Abrede genommen, daß sie, nach Ihrem Vorschlage, nach Zeilen auf¬
gezählt, und uach dem A. L. Z. Maasstabe bezahlt werden solle.

Der Bruder Stuäio ist und bleibt doch ewig ein ungezogenes Kind; man
muß ihn aber auch stets als Kind behandeln, und seinen Handlungen uur nicht
selbst Consequenz geben; so gehts schon gut mit ihm. Ich hoffe die Kopfscheue
vor Ulrich wird sich auch schon geben, und wünschte sehr daß Göthe diesen Raps
privatim behandelt und geschlichtet hätte.

Den 15. Februar 1804. Man geht hier mit großen Staatreformen um.
Das Consistorium wird der Regierung einverleibt; zur Direction der Schulsachen
soll ein Scholarchat errichtet, und mit dein hiesigen Gymnas. Directorate verbunden
werde». Göthe wollte Voß in Jena unter sehr guten Bedingungen dazu haben,
allein Voß schlug es aus. Nun soll Göthe damit umgehen Wolf von Halle Hieher
zu verpflanzen, um Halle diese Perle zu rauben, und sich an Berlin zu rächen,
und W. soll dazu nicht übel Lust beiden. Dieß sub roW.

Hierzu nur wenige Bemerkungen. Goethes „Römisches Carneval" sollte
eigentlich in Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden" abgedruckt werden;
da es aber zu umfangreich war, wurde es als eine Art von kleinem Pracht¬
werk besonders herausgegeben. Der Druck wurde Unger in Berlin übertragen,
von dem Bertuch in einer vorläufigen Anzeige des Werkes (Intelligenzblatt der
Allgemeinen Literaturzeitung, 4. Febr. 1789) gerühmt hatte, daß er sich dieser
Anfgo.be „mit all diesem Künstler eignem wahren guten Geschmacke" entledigen
lind „hoffentlich ein Muster typographischer Schönheit" liefern werde. Daher
Goethes Ärger. In der Rezension, die erst 1790 an der Spitze der Ncujcchrs-
nummcr der Literaturzeitung erschien, entledigte sich Schütz des Goethischen
Auftrags in sehr sanfter Weise. „Druck und Papier — schreibt er — sind von
untadelicher Schönheit, nur wünschte man noch einige Druckfehler weg, unter
denen vornemlich der S. 60. Z. 17. wo Stallpferde für Stallknechte steht, einen
Carton verdient, und, wäre er noch zeitig genug bemerkt worden nach Hu.
Angers löblichen Eifer gewiß auch veranlaßt hätte." — Die Nachricht aus
Luxemburg vom 16. Oktober 1792 hat L. Geiger kürzlich im Goethejahrbuch
(IV, S. 199) veröffentlicht. — sah** wird schon von Schütz ^un. zu Schlegel,
L*** natürlich zu Böttiger ergänzt. A. W. von Schlegel schrieb von 1796
bis 1799 in der Literaturzeitung fast alle Rezensionen über belletristische Werke.
Den „Meister" hat er nicht besprochen. Interessant ist die Notiz, daß der Aus¬
zug des Berichtes über die Weimarische Kunstausstellung von 1801 in Bertuchs
Modejournal (März 1802) von Goethe „selbst" geschrieben ist, während die
ursprüngliche Fassung in der Literaturzeitung zum größten Teil von Meyer
herrührte. — I. A. H. Ulrich war 1802 Prorektor der Jenaer Universität.
Die Herren Studenten scheinen ihm einmal das Leben schwer gemacht zu haben
und Goethe dann von Amts wegen eingeschritten zu sein.


G. w.


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[0512] Kleine Goethiana. fügen. Ueber Göthens und Mayers Honorar der Abhandlung haben wir ja ge¬ sprochen und Abrede genommen, daß sie, nach Ihrem Vorschlage, nach Zeilen auf¬ gezählt, und uach dem A. L. Z. Maasstabe bezahlt werden solle. Der Bruder Stuäio ist und bleibt doch ewig ein ungezogenes Kind; man muß ihn aber auch stets als Kind behandeln, und seinen Handlungen uur nicht selbst Consequenz geben; so gehts schon gut mit ihm. Ich hoffe die Kopfscheue vor Ulrich wird sich auch schon geben, und wünschte sehr daß Göthe diesen Raps privatim behandelt und geschlichtet hätte. Den 15. Februar 1804. Man geht hier mit großen Staatreformen um. Das Consistorium wird der Regierung einverleibt; zur Direction der Schulsachen soll ein Scholarchat errichtet, und mit dein hiesigen Gymnas. Directorate verbunden werde». Göthe wollte Voß in Jena unter sehr guten Bedingungen dazu haben, allein Voß schlug es aus. Nun soll Göthe damit umgehen Wolf von Halle Hieher zu verpflanzen, um Halle diese Perle zu rauben, und sich an Berlin zu rächen, und W. soll dazu nicht übel Lust beiden. Dieß sub roW. Hierzu nur wenige Bemerkungen. Goethes „Römisches Carneval" sollte eigentlich in Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden" abgedruckt werden; da es aber zu umfangreich war, wurde es als eine Art von kleinem Pracht¬ werk besonders herausgegeben. Der Druck wurde Unger in Berlin übertragen, von dem Bertuch in einer vorläufigen Anzeige des Werkes (Intelligenzblatt der Allgemeinen Literaturzeitung, 4. Febr. 1789) gerühmt hatte, daß er sich dieser Anfgo.be „mit all diesem Künstler eignem wahren guten Geschmacke" entledigen lind „hoffentlich ein Muster typographischer Schönheit" liefern werde. Daher Goethes Ärger. In der Rezension, die erst 1790 an der Spitze der Ncujcchrs- nummcr der Literaturzeitung erschien, entledigte sich Schütz des Goethischen Auftrags in sehr sanfter Weise. „Druck und Papier — schreibt er — sind von untadelicher Schönheit, nur wünschte man noch einige Druckfehler weg, unter denen vornemlich der S. 60. Z. 17. wo Stallpferde für Stallknechte steht, einen Carton verdient, und, wäre er noch zeitig genug bemerkt worden nach Hu. Angers löblichen Eifer gewiß auch veranlaßt hätte." — Die Nachricht aus Luxemburg vom 16. Oktober 1792 hat L. Geiger kürzlich im Goethejahrbuch (IV, S. 199) veröffentlicht. — sah** wird schon von Schütz ^un. zu Schlegel, L*** natürlich zu Böttiger ergänzt. A. W. von Schlegel schrieb von 1796 bis 1799 in der Literaturzeitung fast alle Rezensionen über belletristische Werke. Den „Meister" hat er nicht besprochen. Interessant ist die Notiz, daß der Aus¬ zug des Berichtes über die Weimarische Kunstausstellung von 1801 in Bertuchs Modejournal (März 1802) von Goethe „selbst" geschrieben ist, während die ursprüngliche Fassung in der Literaturzeitung zum größten Teil von Meyer herrührte. — I. A. H. Ulrich war 1802 Prorektor der Jenaer Universität. Die Herren Studenten scheinen ihm einmal das Leben schwer gemacht zu haben und Goethe dann von Amts wegen eingeschritten zu sein. G. w.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/512>, abgerufen am 08.09.2024.