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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Lü,ruf pnra.

Professor Hofmann hat die Bedeutung seiner Erfindung, für die in Deutsch¬
land und verschiednen südamerikanischen Ländern Patente erworben worden sind,
in der Schrift dargelegt: Die Bedeutung von Fleischnahrung und Fleischkonserven
mit Bezug auf Preisverhältuissc (Leipzig, F. C. W. Vogel, 1880). Die praktische
Ausnutzung ist Herrn Dr. Meinert überlassen, welcher gleichfalls verschiedene
literarische Arbeiten über den Gegenstand veröffentlicht hat, darunter ein um¬
fassendes zweibändiges Werk: Armee- und Volks-Ernährung (Berlin, Mittler
und Sohn, 1880). Zu gleicher Zeit hat sich in Bremen eine Gesellschaft zur
Herstellung der Fleischmehlpräparate gebildet. An billigem Fleische jenseits des
Ozeans ist kein Mangel. Der ungeheure Viehstand in den weiten Ebenen
Brasiliens, am La Plata und in Rio Grande ist, ohne die Weideländercien zu
überlasten, auf Jahre hinaus einer derartigen Vermehrung fähig, daß eine
Wvchmansfuhr von 24 000 Zentnern Fleisch möglich ist. Andrerseits muß es
den Vaterlandsfreuud mit Befriedigung erfüllen, daß deutscher Unternehmungs¬
geist und deutsches Kapital in diesem Falle die Verwertung der Erfindung in
die Hand genommen haben, statt wie so oft und namentlich in dem naheliegenden
Liebigschen Falle die Früchte vaterländischer Geistesarbeit fremder Ausbeute zu
überlassen.

Der hohe Wert, welchen das patentirte Fleischmehl für die Ernährung des
Menschen besitzt, ist dnrch die wissenschaftlichen Untersuchungen unwiderleglich
erwiesen, und die bisher angestellten Probe" in Bezug auf seine Verwendbarkeit
für die Zwecke des täglichen Lebens haben günstige Resultate geliefert. Die
allgemeine Einführung desselben würde deshalb als ein Werk von nationaler
Bedeutung erscheinen, sobald die Brauchbarkeit des Präparates sich auch in
größerem Umfange bewährt, und wenn es namentlich gelingt, die Konserven fort¬
während in gleicher Güte herzustellen und in den Handel zu bringen. Jeder¬
mann, dem das Wohl des Volkes am Herzen liegt, sollte deshalb seine Auf¬
merksamkeit dieser Frage zuwenden. Alle Männer, welche Einfluß auf eine
größere oder geringere Zahl von Untergebenen und Abhängigen ausüben, Guts¬
herren und Fabrikbesitzer, Vorstände öffentlicher Anstalten, namentlich auch die
Leiter von Volksküchen und andern Vereinigungen, deren Zwecke in der Be¬
schaffung billiger und kräftiger Nahrung für die untern Schichten des Volkes
gipfeln, sollten die verschiednen Fleischmehlkonserven der eingehendsten Prüfung
unterziehen, und falls der Erfolg ihren Erwartungen entspricht, jeder an seiner
Stelle dazu beitragen, dem mißtrauischen und am Alten klebenden Manne durch
Beispiel, Rat und Überredung das gebotene Neue, Bessere mundgerecht zu machen
und für dessen weiteste Verbreitung Sorge zu tragen.

Erwägungen solcher Art sind es auch, denen der Schreiber der vorstehenden
Zeilen die Berechtigung entnehmen zu dürfen glaubte, sich an die Leser der
Grenzboten zu wenden, denen der Mehrzahl nach der Gegenstand ziemlich fern
liegen mag. Erweist sich im Laufe der Jahre die parus purg. nicht von solchem


Lü,ruf pnra.

Professor Hofmann hat die Bedeutung seiner Erfindung, für die in Deutsch¬
land und verschiednen südamerikanischen Ländern Patente erworben worden sind,
in der Schrift dargelegt: Die Bedeutung von Fleischnahrung und Fleischkonserven
mit Bezug auf Preisverhältuissc (Leipzig, F. C. W. Vogel, 1880). Die praktische
Ausnutzung ist Herrn Dr. Meinert überlassen, welcher gleichfalls verschiedene
literarische Arbeiten über den Gegenstand veröffentlicht hat, darunter ein um¬
fassendes zweibändiges Werk: Armee- und Volks-Ernährung (Berlin, Mittler
und Sohn, 1880). Zu gleicher Zeit hat sich in Bremen eine Gesellschaft zur
Herstellung der Fleischmehlpräparate gebildet. An billigem Fleische jenseits des
Ozeans ist kein Mangel. Der ungeheure Viehstand in den weiten Ebenen
Brasiliens, am La Plata und in Rio Grande ist, ohne die Weideländercien zu
überlasten, auf Jahre hinaus einer derartigen Vermehrung fähig, daß eine
Wvchmansfuhr von 24 000 Zentnern Fleisch möglich ist. Andrerseits muß es
den Vaterlandsfreuud mit Befriedigung erfüllen, daß deutscher Unternehmungs¬
geist und deutsches Kapital in diesem Falle die Verwertung der Erfindung in
die Hand genommen haben, statt wie so oft und namentlich in dem naheliegenden
Liebigschen Falle die Früchte vaterländischer Geistesarbeit fremder Ausbeute zu
überlassen.

Der hohe Wert, welchen das patentirte Fleischmehl für die Ernährung des
Menschen besitzt, ist dnrch die wissenschaftlichen Untersuchungen unwiderleglich
erwiesen, und die bisher angestellten Probe» in Bezug auf seine Verwendbarkeit
für die Zwecke des täglichen Lebens haben günstige Resultate geliefert. Die
allgemeine Einführung desselben würde deshalb als ein Werk von nationaler
Bedeutung erscheinen, sobald die Brauchbarkeit des Präparates sich auch in
größerem Umfange bewährt, und wenn es namentlich gelingt, die Konserven fort¬
während in gleicher Güte herzustellen und in den Handel zu bringen. Jeder¬
mann, dem das Wohl des Volkes am Herzen liegt, sollte deshalb seine Auf¬
merksamkeit dieser Frage zuwenden. Alle Männer, welche Einfluß auf eine
größere oder geringere Zahl von Untergebenen und Abhängigen ausüben, Guts¬
herren und Fabrikbesitzer, Vorstände öffentlicher Anstalten, namentlich auch die
Leiter von Volksküchen und andern Vereinigungen, deren Zwecke in der Be¬
schaffung billiger und kräftiger Nahrung für die untern Schichten des Volkes
gipfeln, sollten die verschiednen Fleischmehlkonserven der eingehendsten Prüfung
unterziehen, und falls der Erfolg ihren Erwartungen entspricht, jeder an seiner
Stelle dazu beitragen, dem mißtrauischen und am Alten klebenden Manne durch
Beispiel, Rat und Überredung das gebotene Neue, Bessere mundgerecht zu machen
und für dessen weiteste Verbreitung Sorge zu tragen.

Erwägungen solcher Art sind es auch, denen der Schreiber der vorstehenden
Zeilen die Berechtigung entnehmen zu dürfen glaubte, sich an die Leser der
Grenzboten zu wenden, denen der Mehrzahl nach der Gegenstand ziemlich fern
liegen mag. Erweist sich im Laufe der Jahre die parus purg. nicht von solchem


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[0571] Lü,ruf pnra. Professor Hofmann hat die Bedeutung seiner Erfindung, für die in Deutsch¬ land und verschiednen südamerikanischen Ländern Patente erworben worden sind, in der Schrift dargelegt: Die Bedeutung von Fleischnahrung und Fleischkonserven mit Bezug auf Preisverhältuissc (Leipzig, F. C. W. Vogel, 1880). Die praktische Ausnutzung ist Herrn Dr. Meinert überlassen, welcher gleichfalls verschiedene literarische Arbeiten über den Gegenstand veröffentlicht hat, darunter ein um¬ fassendes zweibändiges Werk: Armee- und Volks-Ernährung (Berlin, Mittler und Sohn, 1880). Zu gleicher Zeit hat sich in Bremen eine Gesellschaft zur Herstellung der Fleischmehlpräparate gebildet. An billigem Fleische jenseits des Ozeans ist kein Mangel. Der ungeheure Viehstand in den weiten Ebenen Brasiliens, am La Plata und in Rio Grande ist, ohne die Weideländercien zu überlasten, auf Jahre hinaus einer derartigen Vermehrung fähig, daß eine Wvchmansfuhr von 24 000 Zentnern Fleisch möglich ist. Andrerseits muß es den Vaterlandsfreuud mit Befriedigung erfüllen, daß deutscher Unternehmungs¬ geist und deutsches Kapital in diesem Falle die Verwertung der Erfindung in die Hand genommen haben, statt wie so oft und namentlich in dem naheliegenden Liebigschen Falle die Früchte vaterländischer Geistesarbeit fremder Ausbeute zu überlassen. Der hohe Wert, welchen das patentirte Fleischmehl für die Ernährung des Menschen besitzt, ist dnrch die wissenschaftlichen Untersuchungen unwiderleglich erwiesen, und die bisher angestellten Probe» in Bezug auf seine Verwendbarkeit für die Zwecke des täglichen Lebens haben günstige Resultate geliefert. Die allgemeine Einführung desselben würde deshalb als ein Werk von nationaler Bedeutung erscheinen, sobald die Brauchbarkeit des Präparates sich auch in größerem Umfange bewährt, und wenn es namentlich gelingt, die Konserven fort¬ während in gleicher Güte herzustellen und in den Handel zu bringen. Jeder¬ mann, dem das Wohl des Volkes am Herzen liegt, sollte deshalb seine Auf¬ merksamkeit dieser Frage zuwenden. Alle Männer, welche Einfluß auf eine größere oder geringere Zahl von Untergebenen und Abhängigen ausüben, Guts¬ herren und Fabrikbesitzer, Vorstände öffentlicher Anstalten, namentlich auch die Leiter von Volksküchen und andern Vereinigungen, deren Zwecke in der Be¬ schaffung billiger und kräftiger Nahrung für die untern Schichten des Volkes gipfeln, sollten die verschiednen Fleischmehlkonserven der eingehendsten Prüfung unterziehen, und falls der Erfolg ihren Erwartungen entspricht, jeder an seiner Stelle dazu beitragen, dem mißtrauischen und am Alten klebenden Manne durch Beispiel, Rat und Überredung das gebotene Neue, Bessere mundgerecht zu machen und für dessen weiteste Verbreitung Sorge zu tragen. Erwägungen solcher Art sind es auch, denen der Schreiber der vorstehenden Zeilen die Berechtigung entnehmen zu dürfen glaubte, sich an die Leser der Grenzboten zu wenden, denen der Mehrzahl nach der Gegenstand ziemlich fern liegen mag. Erweist sich im Laufe der Jahre die parus purg. nicht von solchem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/571>, abgerufen am 23.07.2024.