Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen.

Reformation und der Humanismus, vollendet sind, das Treppenhaus der Uni¬
versität in Halle durch Gemälde von G> Spangenberg, die Aula des Poly¬
technikums in Charlottenburg bei Berlin durch Malereien von Jenssen, L> Spangen¬
berg und E, Körner. Dazu gesellen sich ferner zwei große Gemälde aus der
Geschichte Posens für den Schwurgerichtssaal dieser Stadt von A. von Heyden,
die Ausmalung des Treppenhauses des Landwirtschaftlichen Museums in Berlin
durch Gärtner, die des Treppenhauses der Nationalgallerie durch P, Meyer-
Heim, des Treppenhauses der Geologischen Lnudcsaustalt in Berlin durch
L, Spangenberg, der Gemüldecyklns im Rathause von Saarbrücken von
A. von Werner, der Bilderschmuck des Festsaales im Erfurter Rathause von
Peter Janssen, die Fresken im Festsaale des Berliner Architektenhanses von
H, Prell und ein Wandgemälde im Fcstsaale des Kultusministeriums von
H. Schobelt, Endlich ist noch in Aussicht genommen die Ausschmückung
des Festsaales im RegieruugSgebüude zu Königsberg und der Kunsthalle in
Düsseldorf.

Angesichts dieser stattlichen Liste, welche durch die Aufzählung der plastischen
Werke und der für Kirchen bewilligten Altargemüldc, Glasfenster, Kruzifixe und
dergleichen ans ihren doppelten Umfang anwachsen würde, wird niemand mehr
Veranlassung haben, uns die Kunstpflege Frankreichs als Muster vorzuhalten.
In den letzten Jahren ist, in Preußen mehr für die Kunst gethan und aufge¬
wendet worden als in dem reichen Frankreich während des zweiten Kaiserreichs
und der Republik zusammengenommen.

Das verflossene Jahr hat die Vollendung von drei umfassenden monu¬
mentalen Aufgaben gesehen, die wir im folgenden einer nähern Besprechung
unterziehen wollen, weil sie nach gewissen Richtungen hin charakteristisch sind und
weil sich an dieselben einige allgemeine Betrachtungen knüpfen lassen. Der
Maler Prell in Berlin hat den Festsaal des Architektenhanses in Berlin mit
elf in reiner Freskotechuik ausgeführten Gemälden geschmückt, welche die Ent¬
wicklung der Architektur in ihren Hauptepochen darstelle". Mit Prell ist ein
junger Künstler von vielversprechender Begabung aufgetreten, der sich zwar von
realistischer Strömung treiben läßt, zugleich aber an der spezifisch monumentalen
Technik, an der Freskomalerei festhält. Die zweite dieser Arbeiten ist ein Cyklus
von elf in Wachsfarbcn auf Leinwand ausgeführten Gemälden aus der Odyssee,
welche die Maler Hcydcck, Max Schmidt und Neide in Königsberg für die Aula
des Gymnasiums in Jnsterburg geschaffen haben. In der dritten Ausgabe end¬
lich, den nenn in Wachsfarben direkt auf die Wand ausgeführten Gemälden
für den Festsaal des Erfurter Rathauses, hat der durch zahlreiche Werke be¬
währte Künstler, Peter Janssen in Düsseldorf, eine Meisterschaft entfaltet,
welche ihm einen der vornehmsten Plätze unter unsern Geschichtsmalern gewonnen
hat. Es treten uns also einmal drei verschiedne Arten der technischen Behand¬
lung, drei verschiedne Stoffkreisc und drei künstlerische Richtungen entgegen.

(Fortsetzung folgt,>


Die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen.

Reformation und der Humanismus, vollendet sind, das Treppenhaus der Uni¬
versität in Halle durch Gemälde von G> Spangenberg, die Aula des Poly¬
technikums in Charlottenburg bei Berlin durch Malereien von Jenssen, L> Spangen¬
berg und E, Körner. Dazu gesellen sich ferner zwei große Gemälde aus der
Geschichte Posens für den Schwurgerichtssaal dieser Stadt von A. von Heyden,
die Ausmalung des Treppenhauses des Landwirtschaftlichen Museums in Berlin
durch Gärtner, die des Treppenhauses der Nationalgallerie durch P, Meyer-
Heim, des Treppenhauses der Geologischen Lnudcsaustalt in Berlin durch
L, Spangenberg, der Gemüldecyklns im Rathause von Saarbrücken von
A. von Werner, der Bilderschmuck des Festsaales im Erfurter Rathause von
Peter Janssen, die Fresken im Festsaale des Berliner Architektenhanses von
H, Prell und ein Wandgemälde im Fcstsaale des Kultusministeriums von
H. Schobelt, Endlich ist noch in Aussicht genommen die Ausschmückung
des Festsaales im RegieruugSgebüude zu Königsberg und der Kunsthalle in
Düsseldorf.

Angesichts dieser stattlichen Liste, welche durch die Aufzählung der plastischen
Werke und der für Kirchen bewilligten Altargemüldc, Glasfenster, Kruzifixe und
dergleichen ans ihren doppelten Umfang anwachsen würde, wird niemand mehr
Veranlassung haben, uns die Kunstpflege Frankreichs als Muster vorzuhalten.
In den letzten Jahren ist, in Preußen mehr für die Kunst gethan und aufge¬
wendet worden als in dem reichen Frankreich während des zweiten Kaiserreichs
und der Republik zusammengenommen.

Das verflossene Jahr hat die Vollendung von drei umfassenden monu¬
mentalen Aufgaben gesehen, die wir im folgenden einer nähern Besprechung
unterziehen wollen, weil sie nach gewissen Richtungen hin charakteristisch sind und
weil sich an dieselben einige allgemeine Betrachtungen knüpfen lassen. Der
Maler Prell in Berlin hat den Festsaal des Architektenhanses in Berlin mit
elf in reiner Freskotechuik ausgeführten Gemälden geschmückt, welche die Ent¬
wicklung der Architektur in ihren Hauptepochen darstelle». Mit Prell ist ein
junger Künstler von vielversprechender Begabung aufgetreten, der sich zwar von
realistischer Strömung treiben läßt, zugleich aber an der spezifisch monumentalen
Technik, an der Freskomalerei festhält. Die zweite dieser Arbeiten ist ein Cyklus
von elf in Wachsfarbcn auf Leinwand ausgeführten Gemälden aus der Odyssee,
welche die Maler Hcydcck, Max Schmidt und Neide in Königsberg für die Aula
des Gymnasiums in Jnsterburg geschaffen haben. In der dritten Ausgabe end¬
lich, den nenn in Wachsfarben direkt auf die Wand ausgeführten Gemälden
für den Festsaal des Erfurter Rathauses, hat der durch zahlreiche Werke be¬
währte Künstler, Peter Janssen in Düsseldorf, eine Meisterschaft entfaltet,
welche ihm einen der vornehmsten Plätze unter unsern Geschichtsmalern gewonnen
hat. Es treten uns also einmal drei verschiedne Arten der technischen Behand¬
lung, drei verschiedne Stoffkreisc und drei künstlerische Richtungen entgegen.

(Fortsetzung folgt,>


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151382"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_82" prev="#ID_81"> Reformation und der Humanismus, vollendet sind, das Treppenhaus der Uni¬<lb/>
versität in Halle durch Gemälde von G&gt; Spangenberg, die Aula des Poly¬<lb/>
technikums in Charlottenburg bei Berlin durch Malereien von Jenssen, L&gt; Spangen¬<lb/>
berg und E, Körner. Dazu gesellen sich ferner zwei große Gemälde aus der<lb/>
Geschichte Posens für den Schwurgerichtssaal dieser Stadt von A. von Heyden,<lb/>
die Ausmalung des Treppenhauses des Landwirtschaftlichen Museums in Berlin<lb/>
durch Gärtner, die des Treppenhauses der Nationalgallerie durch P, Meyer-<lb/>
Heim, des Treppenhauses der Geologischen Lnudcsaustalt in Berlin durch<lb/>
L, Spangenberg, der Gemüldecyklns im Rathause von Saarbrücken von<lb/>
A. von Werner, der Bilderschmuck des Festsaales im Erfurter Rathause von<lb/>
Peter Janssen, die Fresken im Festsaale des Berliner Architektenhanses von<lb/>
H, Prell und ein Wandgemälde im Fcstsaale des Kultusministeriums von<lb/>
H. Schobelt, Endlich ist noch in Aussicht genommen die Ausschmückung<lb/>
des Festsaales im RegieruugSgebüude zu Königsberg und der Kunsthalle in<lb/>
Düsseldorf.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_83"> Angesichts dieser stattlichen Liste, welche durch die Aufzählung der plastischen<lb/>
Werke und der für Kirchen bewilligten Altargemüldc, Glasfenster, Kruzifixe und<lb/>
dergleichen ans ihren doppelten Umfang anwachsen würde, wird niemand mehr<lb/>
Veranlassung haben, uns die Kunstpflege Frankreichs als Muster vorzuhalten.<lb/>
In den letzten Jahren ist, in Preußen mehr für die Kunst gethan und aufge¬<lb/>
wendet worden als in dem reichen Frankreich während des zweiten Kaiserreichs<lb/>
und der Republik zusammengenommen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_84"> Das verflossene Jahr hat die Vollendung von drei umfassenden monu¬<lb/>
mentalen Aufgaben gesehen, die wir im folgenden einer nähern Besprechung<lb/>
unterziehen wollen, weil sie nach gewissen Richtungen hin charakteristisch sind und<lb/>
weil sich an dieselben einige allgemeine Betrachtungen knüpfen lassen. Der<lb/>
Maler Prell in Berlin hat den Festsaal des Architektenhanses in Berlin mit<lb/>
elf in reiner Freskotechuik ausgeführten Gemälden geschmückt, welche die Ent¬<lb/>
wicklung der Architektur in ihren Hauptepochen darstelle». Mit Prell ist ein<lb/>
junger Künstler von vielversprechender Begabung aufgetreten, der sich zwar von<lb/>
realistischer Strömung treiben läßt, zugleich aber an der spezifisch monumentalen<lb/>
Technik, an der Freskomalerei festhält. Die zweite dieser Arbeiten ist ein Cyklus<lb/>
von elf in Wachsfarbcn auf Leinwand ausgeführten Gemälden aus der Odyssee,<lb/>
welche die Maler Hcydcck, Max Schmidt und Neide in Königsberg für die Aula<lb/>
des Gymnasiums in Jnsterburg geschaffen haben. In der dritten Ausgabe end¬<lb/>
lich, den nenn in Wachsfarben direkt auf die Wand ausgeführten Gemälden<lb/>
für den Festsaal des Erfurter Rathauses, hat der durch zahlreiche Werke be¬<lb/>
währte Künstler, Peter Janssen in Düsseldorf, eine Meisterschaft entfaltet,<lb/>
welche ihm einen der vornehmsten Plätze unter unsern Geschichtsmalern gewonnen<lb/>
hat. Es treten uns also einmal drei verschiedne Arten der technischen Behand¬<lb/>
lung, drei verschiedne Stoffkreisc und drei künstlerische Richtungen entgegen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_85"> (Fortsetzung folgt,&gt;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0036] Die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen. Reformation und der Humanismus, vollendet sind, das Treppenhaus der Uni¬ versität in Halle durch Gemälde von G> Spangenberg, die Aula des Poly¬ technikums in Charlottenburg bei Berlin durch Malereien von Jenssen, L> Spangen¬ berg und E, Körner. Dazu gesellen sich ferner zwei große Gemälde aus der Geschichte Posens für den Schwurgerichtssaal dieser Stadt von A. von Heyden, die Ausmalung des Treppenhauses des Landwirtschaftlichen Museums in Berlin durch Gärtner, die des Treppenhauses der Nationalgallerie durch P, Meyer- Heim, des Treppenhauses der Geologischen Lnudcsaustalt in Berlin durch L, Spangenberg, der Gemüldecyklns im Rathause von Saarbrücken von A. von Werner, der Bilderschmuck des Festsaales im Erfurter Rathause von Peter Janssen, die Fresken im Festsaale des Berliner Architektenhanses von H, Prell und ein Wandgemälde im Fcstsaale des Kultusministeriums von H. Schobelt, Endlich ist noch in Aussicht genommen die Ausschmückung des Festsaales im RegieruugSgebüude zu Königsberg und der Kunsthalle in Düsseldorf. Angesichts dieser stattlichen Liste, welche durch die Aufzählung der plastischen Werke und der für Kirchen bewilligten Altargemüldc, Glasfenster, Kruzifixe und dergleichen ans ihren doppelten Umfang anwachsen würde, wird niemand mehr Veranlassung haben, uns die Kunstpflege Frankreichs als Muster vorzuhalten. In den letzten Jahren ist, in Preußen mehr für die Kunst gethan und aufge¬ wendet worden als in dem reichen Frankreich während des zweiten Kaiserreichs und der Republik zusammengenommen. Das verflossene Jahr hat die Vollendung von drei umfassenden monu¬ mentalen Aufgaben gesehen, die wir im folgenden einer nähern Besprechung unterziehen wollen, weil sie nach gewissen Richtungen hin charakteristisch sind und weil sich an dieselben einige allgemeine Betrachtungen knüpfen lassen. Der Maler Prell in Berlin hat den Festsaal des Architektenhanses in Berlin mit elf in reiner Freskotechuik ausgeführten Gemälden geschmückt, welche die Ent¬ wicklung der Architektur in ihren Hauptepochen darstelle». Mit Prell ist ein junger Künstler von vielversprechender Begabung aufgetreten, der sich zwar von realistischer Strömung treiben läßt, zugleich aber an der spezifisch monumentalen Technik, an der Freskomalerei festhält. Die zweite dieser Arbeiten ist ein Cyklus von elf in Wachsfarbcn auf Leinwand ausgeführten Gemälden aus der Odyssee, welche die Maler Hcydcck, Max Schmidt und Neide in Königsberg für die Aula des Gymnasiums in Jnsterburg geschaffen haben. In der dritten Ausgabe end¬ lich, den nenn in Wachsfarben direkt auf die Wand ausgeführten Gemälden für den Festsaal des Erfurter Rathauses, hat der durch zahlreiche Werke be¬ währte Künstler, Peter Janssen in Düsseldorf, eine Meisterschaft entfaltet, welche ihm einen der vornehmsten Plätze unter unsern Geschichtsmalern gewonnen hat. Es treten uns also einmal drei verschiedne Arten der technischen Behand¬ lung, drei verschiedne Stoffkreisc und drei künstlerische Richtungen entgegen. (Fortsetzung folgt,>

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/36
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/36>, abgerufen am 26.06.2024.