Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.Der zweite Pariser Rrach. des staatlichen Zusammenhanges bestimmen oder wenigstens beeinflussen. Dieser Anders aber wird es, wenn Verbindungen, denen das national-politische Diese Verbindungen des kapitalistischen Egoismus fragen niemals und Der zweite Pariser Rrach. des staatlichen Zusammenhanges bestimmen oder wenigstens beeinflussen. Dieser Anders aber wird es, wenn Verbindungen, denen das national-politische Diese Verbindungen des kapitalistischen Egoismus fragen niemals und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0190" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151690"/> <fw type="header" place="top"> Der zweite Pariser Rrach.</fw><lb/> <p xml:id="ID_625" prev="#ID_624"> des staatlichen Zusammenhanges bestimmen oder wenigstens beeinflussen. Dieser<lb/> natürliche Einfluß wird wenigstens niemals zulassen, daß ein untergeordnetes<lb/> Element unversehens eine vorherrschende Bedeutung gewinnt; er wird vielmehr<lb/> immer nur die Benutzung, nicht die Bevorzugung oder gar die Überwucherung<lb/> dieses Elements gestatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_626"> Anders aber wird es, wenn Verbindungen, denen das national-politische<lb/> Wesen gänzlich fehlt, und denen daher auch nicht der mindeste politische Geist<lb/> innewohnt, die vielmehr lediglich den nackten Egoismus an die Stelle der<lb/> politischen Idee gesetzt haben, dazu gelangen, auf die Institutionen und Ver¬<lb/> hältnisse der Nationen Einfluß zu gewinnen. Diese egoistischen Verbindungen,<lb/> denen nicht das mindeste am Staat und an der Nation für sich gelegen ist,<lb/> die beide nur zu Hilfsmitteln der Ausbeutung machen wollen und die demgemäß<lb/> ebensowohl Gesetze als politische Machtvrgnuisation nur deshalb in ihre Gewalt<lb/> zu bringen suchen, um vermittelst ihrer das ganze Staats- und Gesellschafts¬<lb/> wesen zu einem Aufsaugnngsapparat der nationalen und womöglich auch der<lb/> internationalen Wirtschaftsüberschüsse zu machen, verleugnen jeden Grundsatz<lb/> der staatlichen Befestigung oder Wiederbefestigung, der doch bei jeder politischen<lb/> Partei, wenn sie diesen Namen verdienen soll, vorhanden sein muß. Dieser<lb/> kapitalistische Egoismus, wie er sich denn in aller Form zu einer Macht ge¬<lb/> staltet hat, hat keinerlei politischen Anhalt und keinerlei ernsthafte politische<lb/> Neigungen. Er heuchelt mit allen Parteien, betrachtet alle diese, vom starrsten<lb/> Konservatismus bis zum beweglichsten Radikalismus, nur hinsichtlich ihrer Ver¬<lb/> wendbarkeit, und er ist jederzeit ebenso bereit, es mit allen zu halten, als sie<lb/> alle zu verraten. Überhaupt schenkt er den politischen Parteien nur soviel Be-<lb/> achtung, als er ihnen Einwirkung aus das soziale und staatliche Leben zutraut;<lb/> aber keine läßt er unbeobachtet, und in jeder, die äußerste sozialistische Partei<lb/> nicht ausgenommen, hat er seine Delegirten. Die Fühlung dieses kapitalistischen<lb/> Egoismus in seinen einzelnen Gliedern ist eine sehr enge; die Beziehungen<lb/> zwischen diesen Gliedern, die äußerlich meist garnicht erkennbar sind, steigern<lb/> sich nicht selten zwischen scheinbaren Extremen zu den innigsten, und es ist z. B.<lb/> der Hauptmann der süddeutschen sogenannten „Demokraten" aufs engste ver¬<lb/> schwägert mit einem Hanptmatador der ostpreußischen Konservativen, der zu¬<lb/> gleich — Hauptbesitzer der dortigen ersten liberalen Zeitung ist!</p><lb/> <p xml:id="ID_627" next="#ID_628"> Diese Verbindungen des kapitalistischen Egoismus fragen niemals und<lb/> können wegen ihres Wesens niemals fragen, wie eine staatliche Institution zu<lb/> pflegen ist, um dieselbe ihrer Aufgabe, den staatlichen Zusammenhang zu be¬<lb/> festigen und zu vertiefen, zuzuleiten. Sie fragen mir danach, wie diese In¬<lb/> stitution zu dem Zwecke, den Staat im egoistisch-kapitalistischen Sinne zu lenken,<lb/> sich am besten brauche» läßt. Aber in dieser Hinsicht wird man bei einer In¬<lb/> stitution, welche wie die der Rente und der „kleinen Rentiers" von vornherein<lb/> sogar einen eminent kapitalistischen Charakter trägt, nicht lange im Zweifel sein.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0190]
Der zweite Pariser Rrach.
des staatlichen Zusammenhanges bestimmen oder wenigstens beeinflussen. Dieser
natürliche Einfluß wird wenigstens niemals zulassen, daß ein untergeordnetes
Element unversehens eine vorherrschende Bedeutung gewinnt; er wird vielmehr
immer nur die Benutzung, nicht die Bevorzugung oder gar die Überwucherung
dieses Elements gestatten.
Anders aber wird es, wenn Verbindungen, denen das national-politische
Wesen gänzlich fehlt, und denen daher auch nicht der mindeste politische Geist
innewohnt, die vielmehr lediglich den nackten Egoismus an die Stelle der
politischen Idee gesetzt haben, dazu gelangen, auf die Institutionen und Ver¬
hältnisse der Nationen Einfluß zu gewinnen. Diese egoistischen Verbindungen,
denen nicht das mindeste am Staat und an der Nation für sich gelegen ist,
die beide nur zu Hilfsmitteln der Ausbeutung machen wollen und die demgemäß
ebensowohl Gesetze als politische Machtvrgnuisation nur deshalb in ihre Gewalt
zu bringen suchen, um vermittelst ihrer das ganze Staats- und Gesellschafts¬
wesen zu einem Aufsaugnngsapparat der nationalen und womöglich auch der
internationalen Wirtschaftsüberschüsse zu machen, verleugnen jeden Grundsatz
der staatlichen Befestigung oder Wiederbefestigung, der doch bei jeder politischen
Partei, wenn sie diesen Namen verdienen soll, vorhanden sein muß. Dieser
kapitalistische Egoismus, wie er sich denn in aller Form zu einer Macht ge¬
staltet hat, hat keinerlei politischen Anhalt und keinerlei ernsthafte politische
Neigungen. Er heuchelt mit allen Parteien, betrachtet alle diese, vom starrsten
Konservatismus bis zum beweglichsten Radikalismus, nur hinsichtlich ihrer Ver¬
wendbarkeit, und er ist jederzeit ebenso bereit, es mit allen zu halten, als sie
alle zu verraten. Überhaupt schenkt er den politischen Parteien nur soviel Be-
achtung, als er ihnen Einwirkung aus das soziale und staatliche Leben zutraut;
aber keine läßt er unbeobachtet, und in jeder, die äußerste sozialistische Partei
nicht ausgenommen, hat er seine Delegirten. Die Fühlung dieses kapitalistischen
Egoismus in seinen einzelnen Gliedern ist eine sehr enge; die Beziehungen
zwischen diesen Gliedern, die äußerlich meist garnicht erkennbar sind, steigern
sich nicht selten zwischen scheinbaren Extremen zu den innigsten, und es ist z. B.
der Hauptmann der süddeutschen sogenannten „Demokraten" aufs engste ver¬
schwägert mit einem Hanptmatador der ostpreußischen Konservativen, der zu¬
gleich — Hauptbesitzer der dortigen ersten liberalen Zeitung ist!
Diese Verbindungen des kapitalistischen Egoismus fragen niemals und
können wegen ihres Wesens niemals fragen, wie eine staatliche Institution zu
pflegen ist, um dieselbe ihrer Aufgabe, den staatlichen Zusammenhang zu be¬
festigen und zu vertiefen, zuzuleiten. Sie fragen mir danach, wie diese In¬
stitution zu dem Zwecke, den Staat im egoistisch-kapitalistischen Sinne zu lenken,
sich am besten brauche» läßt. Aber in dieser Hinsicht wird man bei einer In¬
stitution, welche wie die der Rente und der „kleinen Rentiers" von vornherein
sogar einen eminent kapitalistischen Charakter trägt, nicht lange im Zweifel sein.
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