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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Ro>Al Koo^i'i^MvÄl Lovwt/ und die deutschen geographischen Gesellschaften.

mit dem Häuptling. Eine wunderbare Aussicht that sich vor ihm auf. Er konnte
rückwärts die weite See sehen, über die er gekommen war; er konnte vorwärts
das große Stille Meer sehen, das sich an 2000 Meilen weit zwischen Amerika
und Asien ausbreitet. Noch nie vor ihm hatte ein Engländer diese Wasserstraße
gesehen, noch nie hatte ein englisches Schiff sie befahren. Diese Vorstellung über¬
wältigte den kühnen Seefahrer, er beugte seine Kniee, und ein heißer Wunsch
ging nach oben, der Wunsch, daß Englands Flagge siegreich auf diesen Meeren
wehen möge.

Sein Wunsch ist erfüllt. Englands Seemacht kennen alle, auch solche, die
kaum wissen, wo England liegt. Aber wenige ahnen, wer die Keime ihrer Größe
still gepflegt hat.

Aufschluß darüber giebt uns eine in diesem Jahre in London erschienene
Schrift, die weit über Englands Grenzen hinaus Beachtung verdient, besonders
bei denen, die um Deutschlands Wohlfahrt sorgen. Der Verfasser des Werkes,
Elements R. Markham, ein bekannter Schriftsteller und Reisender, jetzt Schrift¬
führer der L,c>M 6-<zoArgMivg,1 Lovist^ in London, benutzt das fünfzigjährige
Jubiläum dieser bedeutendsten geographischen Gesellschaft, eine Geschichte ihrer
funfzigjährigen Thätigkeit zu schreiben,") die ein treffliches Bild der Entwick¬
lung der geographischen Wissenschaft und ihres Studiums in England giebt.
Uns Deutschen dürfte darin vor allem der Nachweis zu denken geben, wie See¬
fahrt und Geographie sich in die Hände gearbeitet haben, um England den
Weg zur Herrschaft über die Meere zu bahnen. War die Geographie erst die
Tochter der Seefahrt, so war es eine sehr dankbare Tochter und half schon in
sehr jungen Jahren die Mutter treulich ernähren.

Markham beginnt mit der Zeit, in welcher die Engländer das nautische
und geographische Erbe der Portugiesen und Spanier antraten. Als Vater der
englischen Geographie bezeichnet er Richard Eden, der sich besonders durch die
Übersetzungen der auf die neue Welt wie auf die Nautik bezüglichen Werke des
Peter Marthr, des Oviedo, Gomaro, Ramusio und Pigafetta, sowie durch Dar¬
stellungen der englischen Expeditionen nach Guinea und nach den Polarregionen
verdient machte. Eden ermöglichte dadurch seinen Landsleuten das Studium
jener Werke und spornte sie zugleich zur Nacheiferung jener ersten Expeditionen
an. In dem gleichen Streben übersetzte er die Schifffahrtskuust des Martin
Cortes, ein Werk, dessen Erfolg am besten durch die Thatsache bewiesen wird,
daß Edens Übersetzung in der Zeit von 1561 bis 161S in nicht weniger als
zehn Auflagen erschien. Eine Zusammenstellung dessen, was zu seiner Zeit für
die Kunde der neuen Welt gethan war, gab Eden in seinem 1555 erschienenen
vsog-ass ok tluz Nsv ^Vorlcl.



*) Im ^ourvÄl ot' tlo RoM KsogrÄMvÄl Looist^, Bd. 50, S. 1 folg.: IKs Lee^
?sar8' Work ok eng K. Oooxr. Looiot/.
Die Ro>Al Koo^i'i^MvÄl Lovwt/ und die deutschen geographischen Gesellschaften.

mit dem Häuptling. Eine wunderbare Aussicht that sich vor ihm auf. Er konnte
rückwärts die weite See sehen, über die er gekommen war; er konnte vorwärts
das große Stille Meer sehen, das sich an 2000 Meilen weit zwischen Amerika
und Asien ausbreitet. Noch nie vor ihm hatte ein Engländer diese Wasserstraße
gesehen, noch nie hatte ein englisches Schiff sie befahren. Diese Vorstellung über¬
wältigte den kühnen Seefahrer, er beugte seine Kniee, und ein heißer Wunsch
ging nach oben, der Wunsch, daß Englands Flagge siegreich auf diesen Meeren
wehen möge.

Sein Wunsch ist erfüllt. Englands Seemacht kennen alle, auch solche, die
kaum wissen, wo England liegt. Aber wenige ahnen, wer die Keime ihrer Größe
still gepflegt hat.

Aufschluß darüber giebt uns eine in diesem Jahre in London erschienene
Schrift, die weit über Englands Grenzen hinaus Beachtung verdient, besonders
bei denen, die um Deutschlands Wohlfahrt sorgen. Der Verfasser des Werkes,
Elements R. Markham, ein bekannter Schriftsteller und Reisender, jetzt Schrift¬
führer der L,c>M 6-<zoArgMivg,1 Lovist^ in London, benutzt das fünfzigjährige
Jubiläum dieser bedeutendsten geographischen Gesellschaft, eine Geschichte ihrer
funfzigjährigen Thätigkeit zu schreiben,") die ein treffliches Bild der Entwick¬
lung der geographischen Wissenschaft und ihres Studiums in England giebt.
Uns Deutschen dürfte darin vor allem der Nachweis zu denken geben, wie See¬
fahrt und Geographie sich in die Hände gearbeitet haben, um England den
Weg zur Herrschaft über die Meere zu bahnen. War die Geographie erst die
Tochter der Seefahrt, so war es eine sehr dankbare Tochter und half schon in
sehr jungen Jahren die Mutter treulich ernähren.

Markham beginnt mit der Zeit, in welcher die Engländer das nautische
und geographische Erbe der Portugiesen und Spanier antraten. Als Vater der
englischen Geographie bezeichnet er Richard Eden, der sich besonders durch die
Übersetzungen der auf die neue Welt wie auf die Nautik bezüglichen Werke des
Peter Marthr, des Oviedo, Gomaro, Ramusio und Pigafetta, sowie durch Dar¬
stellungen der englischen Expeditionen nach Guinea und nach den Polarregionen
verdient machte. Eden ermöglichte dadurch seinen Landsleuten das Studium
jener Werke und spornte sie zugleich zur Nacheiferung jener ersten Expeditionen
an. In dem gleichen Streben übersetzte er die Schifffahrtskuust des Martin
Cortes, ein Werk, dessen Erfolg am besten durch die Thatsache bewiesen wird,
daß Edens Übersetzung in der Zeit von 1561 bis 161S in nicht weniger als
zehn Auflagen erschien. Eine Zusammenstellung dessen, was zu seiner Zeit für
die Kunde der neuen Welt gethan war, gab Eden in seinem 1555 erschienenen
vsog-ass ok tluz Nsv ^Vorlcl.



*) Im ^ourvÄl ot' tlo RoM KsogrÄMvÄl Looist^, Bd. 50, S. 1 folg.: IKs Lee^
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/180>, abgerufen am 26.06.2024.