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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.

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Literatur.

der ältesten semitischen Völkergeschichte verwertet, und anch in zusammenfassenden
Darstellungen dieser Gattung, wie in dein wertvollen und anziehenden Buche
V. Hehns "Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergänge aus Asien nach
Griechenland und Italien, sowie in das übrige Europa" ist bereits das wichtigste
Material aus dem Gebiete der ältesten Geschichte der vorderasiatischen Kulturvölker
herangezogen worden, um einen möglichst vollständigen Überblick über die großen
Epochen der Kulturentwicklung der gesammten Menschheit zu geben. Dennoch fehlte
es bisher im einzelnen an einer zuverlässigen und erschöpfenden Sammlung des
Materials, wie sie Immanuel Löw rücksichtlich der aramäischen Sprachen in dein
vorliegenden Werke bietet.

Je größer die Schwierigkeiten waren, die sich bei der Einzelforschung seinen
Untersuchungen entgegenstellten, desto größer ist das Verdienst, das Löw sich er¬
worben hat. Möge denn die Anerkennung, auf die sein Werk vollen Anspruch
hat, demselben zu Teil werdeu. Hoffentlich wird das wertvolle Material, das hier
dargeboten wird, recht bald auch für die weitere Erforschung der Kulturverhältuisse
der Vorzeit der aramäischen Völker verwertet.

Ans der Vorrede des Werkes läßt sich ersehen, wie viele Hindernisse anch nach
der Vollendung des Werkes uoch zu überwinden waren, bis das Buch glücklich gedruckt
vorlag. Das Hnnptverdienst, diese Hindernisse beseitigt zu haben, gebührt dem
Nestor der deutscheu Orientalisten, Professor Fleischer in Leipzig, dem daher auch
das Werkzu seinem achtzigsten Geburtstage -- 21. Februar 1881 -- gewidmet ist.


Allerlei Herzeusgeschichteu. Novellen und Studien von Eugen Salinger. Frank¬
furt am Main, E. Kvenitzer.

Einfache Geschichten, aus lauter in der Erzähluugsliteratur längst vorhandenen
Charakteren, Motiven und Situationen zusammengestellt. Der Bund der Jung¬
gesellen, dem einer nach dein andern untreu wird, der aus Judien zurückgekehrte
geheimnisvolle Fremde, der die Tochter seiner Jngendflamme erzogen hat und
schließlich heiratet, der unbeholfene Schulamtskcmdidat, der es uicht wagt, der armen
Stickerin feilte Liebe zu gestehen und diese dann in die Schlingen des Wüstlings
füllen sehen muß, endlich gar ein für einander bestimmtes Paar, das zufällig in
dasselbe Kupee gerät und sich dort trotz ursprünglicher Abneigung zusammenfindet
-- das alles find lauter alte Bekannte. Das ganze Buch könnte ebensogut vor
zwanzig Jahren geschrieben sein (denn der in der ersten Erzählung erwähnte Krieg
braucht nicht gerade der letzte Natioualkrieg zu sein). In gewissem Sinne ist das
kein Bvrwurf; es liegt darin das Lob, daß das Buch uicht anspruchsvoll auftritt,
und bescheideneren Ansprüchen mag wohl auch mit solcher aufgewärmten Speise
gedient sein.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Carl Margunrt in Neuduitz-Leipzig.
Literatur.

der ältesten semitischen Völkergeschichte verwertet, und anch in zusammenfassenden
Darstellungen dieser Gattung, wie in dein wertvollen und anziehenden Buche
V. Hehns „Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergänge aus Asien nach
Griechenland und Italien, sowie in das übrige Europa" ist bereits das wichtigste
Material aus dem Gebiete der ältesten Geschichte der vorderasiatischen Kulturvölker
herangezogen worden, um einen möglichst vollständigen Überblick über die großen
Epochen der Kulturentwicklung der gesammten Menschheit zu geben. Dennoch fehlte
es bisher im einzelnen an einer zuverlässigen und erschöpfenden Sammlung des
Materials, wie sie Immanuel Löw rücksichtlich der aramäischen Sprachen in dein
vorliegenden Werke bietet.

Je größer die Schwierigkeiten waren, die sich bei der Einzelforschung seinen
Untersuchungen entgegenstellten, desto größer ist das Verdienst, das Löw sich er¬
worben hat. Möge denn die Anerkennung, auf die sein Werk vollen Anspruch
hat, demselben zu Teil werdeu. Hoffentlich wird das wertvolle Material, das hier
dargeboten wird, recht bald auch für die weitere Erforschung der Kulturverhältuisse
der Vorzeit der aramäischen Völker verwertet.

Ans der Vorrede des Werkes läßt sich ersehen, wie viele Hindernisse anch nach
der Vollendung des Werkes uoch zu überwinden waren, bis das Buch glücklich gedruckt
vorlag. Das Hnnptverdienst, diese Hindernisse beseitigt zu haben, gebührt dem
Nestor der deutscheu Orientalisten, Professor Fleischer in Leipzig, dem daher auch
das Werkzu seinem achtzigsten Geburtstage — 21. Februar 1881 — gewidmet ist.


Allerlei Herzeusgeschichteu. Novellen und Studien von Eugen Salinger. Frank¬
furt am Main, E. Kvenitzer.

Einfache Geschichten, aus lauter in der Erzähluugsliteratur längst vorhandenen
Charakteren, Motiven und Situationen zusammengestellt. Der Bund der Jung¬
gesellen, dem einer nach dein andern untreu wird, der aus Judien zurückgekehrte
geheimnisvolle Fremde, der die Tochter seiner Jngendflamme erzogen hat und
schließlich heiratet, der unbeholfene Schulamtskcmdidat, der es uicht wagt, der armen
Stickerin feilte Liebe zu gestehen und diese dann in die Schlingen des Wüstlings
füllen sehen muß, endlich gar ein für einander bestimmtes Paar, das zufällig in
dasselbe Kupee gerät und sich dort trotz ursprünglicher Abneigung zusammenfindet
— das alles find lauter alte Bekannte. Das ganze Buch könnte ebensogut vor
zwanzig Jahren geschrieben sein (denn der in der ersten Erzählung erwähnte Krieg
braucht nicht gerade der letzte Natioualkrieg zu sein). In gewissem Sinne ist das
kein Bvrwurf; es liegt darin das Lob, daß das Buch uicht anspruchsvoll auftritt,
und bescheideneren Ansprüchen mag wohl auch mit solcher aufgewärmten Speise
gedient sein.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Margunrt in Neuduitz-Leipzig.
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[0056] Literatur. der ältesten semitischen Völkergeschichte verwertet, und anch in zusammenfassenden Darstellungen dieser Gattung, wie in dein wertvollen und anziehenden Buche V. Hehns „Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergänge aus Asien nach Griechenland und Italien, sowie in das übrige Europa" ist bereits das wichtigste Material aus dem Gebiete der ältesten Geschichte der vorderasiatischen Kulturvölker herangezogen worden, um einen möglichst vollständigen Überblick über die großen Epochen der Kulturentwicklung der gesammten Menschheit zu geben. Dennoch fehlte es bisher im einzelnen an einer zuverlässigen und erschöpfenden Sammlung des Materials, wie sie Immanuel Löw rücksichtlich der aramäischen Sprachen in dein vorliegenden Werke bietet. Je größer die Schwierigkeiten waren, die sich bei der Einzelforschung seinen Untersuchungen entgegenstellten, desto größer ist das Verdienst, das Löw sich er¬ worben hat. Möge denn die Anerkennung, auf die sein Werk vollen Anspruch hat, demselben zu Teil werdeu. Hoffentlich wird das wertvolle Material, das hier dargeboten wird, recht bald auch für die weitere Erforschung der Kulturverhältuisse der Vorzeit der aramäischen Völker verwertet. Ans der Vorrede des Werkes läßt sich ersehen, wie viele Hindernisse anch nach der Vollendung des Werkes uoch zu überwinden waren, bis das Buch glücklich gedruckt vorlag. Das Hnnptverdienst, diese Hindernisse beseitigt zu haben, gebührt dem Nestor der deutscheu Orientalisten, Professor Fleischer in Leipzig, dem daher auch das Werkzu seinem achtzigsten Geburtstage — 21. Februar 1881 — gewidmet ist. Allerlei Herzeusgeschichteu. Novellen und Studien von Eugen Salinger. Frank¬ furt am Main, E. Kvenitzer. Einfache Geschichten, aus lauter in der Erzähluugsliteratur längst vorhandenen Charakteren, Motiven und Situationen zusammengestellt. Der Bund der Jung¬ gesellen, dem einer nach dein andern untreu wird, der aus Judien zurückgekehrte geheimnisvolle Fremde, der die Tochter seiner Jngendflamme erzogen hat und schließlich heiratet, der unbeholfene Schulamtskcmdidat, der es uicht wagt, der armen Stickerin feilte Liebe zu gestehen und diese dann in die Schlingen des Wüstlings füllen sehen muß, endlich gar ein für einander bestimmtes Paar, das zufällig in dasselbe Kupee gerät und sich dort trotz ursprünglicher Abneigung zusammenfindet — das alles find lauter alte Bekannte. Das ganze Buch könnte ebensogut vor zwanzig Jahren geschrieben sein (denn der in der ersten Erzählung erwähnte Krieg braucht nicht gerade der letzte Natioualkrieg zu sein). In gewissem Sinne ist das kein Bvrwurf; es liegt darin das Lob, daß das Buch uicht anspruchsvoll auftritt, und bescheideneren Ansprüchen mag wohl auch mit solcher aufgewärmten Speise gedient sein. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Margunrt in Neuduitz-Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_193340/56>, abgerufen am 01.07.2024.