Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Die iieimi Lnverl"luge>i der Dreht?>lar Gallerie, selbst durch die größten Meinungsverschiedenheiten nicht erheblich beeinträchtigt Ich bin scheinbar von meinem ursprünglichen Thema abgekommen. Ich Ich hätte also jede Nummer aus den Ankäufen der letzten zehn Jahre Vielleicht schöpft anch die Dresdener Galcrieverwnltnng aus der Uneinigkeit Die iieimi Lnverl»luge>i der Dreht?>lar Gallerie, selbst durch die größten Meinungsverschiedenheiten nicht erheblich beeinträchtigt Ich bin scheinbar von meinem ursprünglichen Thema abgekommen. Ich Ich hätte also jede Nummer aus den Ankäufen der letzten zehn Jahre Vielleicht schöpft anch die Dresdener Galcrieverwnltnng aus der Uneinigkeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0525" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151247"/> <fw type="header" place="top"> Die iieimi Lnverl»luge>i der Dreht?>lar Gallerie,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1713" prev="#ID_1712"> selbst durch die größten Meinungsverschiedenheiten nicht erheblich beeinträchtigt<lb/> werden können. Aber wir geben ihnen zu bedenken, ob die Künstler nicht Recht<lb/> haben, sich ihre eigne Meinung zu bilden, wenn sie sehen, daß die Kunstgelehrten<lb/> über Principalfragen von größter Bedeutung mit einander in schärfste Wider¬<lb/> sprüche gerathen, und daß sie sich gegenseitig den Vorwurf gröbster Ignoranz<lb/> machen. Wie sollen die Künstler Vertrauen zu der Urthcilssicherheit der Kunst¬<lb/> forscher gewinnen, wenn sie durch solche, öffentlich geführte Fehden über die Un¬<lb/> sicherheit des wissenschaftlichen Kunsturtheils unterrichtet werden?</p><lb/> <p xml:id="ID_1714"> Ich bin scheinbar von meinem ursprünglichen Thema abgekommen. Ich<lb/> hatte die Absicht, die Verwaltung der Dresdener Galerie, ohne ein persönliches<lb/> Interesse daran zu haben, nnr weil sie einen gänzlich unmotivirten Angriff er¬<lb/> fahren hat, zu vertheidigen und die Ankäufe der letzten Jahre einzeln zu be¬<lb/> sprechen und auf ihren Werth zu prüfen. Ich hätte dabei ein leichtes Spiel<lb/> gehabt: ich brauchte nur mit großer Kaltblütigkeit und in suffisanten Tone<lb/> das Gegentheil von dein zu behaupten, was Herr Director Eisenmann behauptet<lb/> hat. Den», wie die Leser aus jener „Stufenleiter der Kunstkennerschaft" er¬<lb/> sehe» haben, beruht dieselbe nur auf Behauptungen. Der letzte hat immer Recht.<lb/> Wenn das so fortgeht, behauptet am Ende einer, daß die ganze Dresdener<lb/> Galerie, der Stolz Sachsens, eine beklagenswerthe Illusion sei, von welcher sich<lb/> die echten Kunstkenner so schnell als möglich befreien müßten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1715"> Ich hätte also jede Nummer aus den Ankäufen der letzten zehn Jahre<lb/> prüfen und das Für und Wider abwägen können. Ich glaubte aber die Kriegs¬<lb/> tüchtigkeit der Gegner nicht besser charakterisiren zu können, als indem ich ihre<lb/> eignen Schwächen und die Uneinigkeit in ihrem Lager objectiv blvßlegte. Darnach<lb/> kann sich ein jeder eine Meinung bilden, ob und inwieweit schon das Kunst-<lb/> urtheil auf so sichern Füßen steht, daß ein letztes, entscheidendes Wort zu<lb/> sprechen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1716" next="#ID_1717"> Vielleicht schöpft anch die Dresdener Galcrieverwnltnng aus der Uneinigkeit<lb/> derer, die ihren Bildcrbestand in so unbarmherziger Weise decimiren und dabei<lb/> das Unterste zu oberst kehren, einigen Trost. Steht ihre Sache aber auch<lb/> wirklich so schlimm, selbst wenn man die Anklagen Eisenmauus in vollem Um¬<lb/> fange gelten läßt? Von 43 Ankäufen läßt er nur 13 als „präsentabel" gelten,<lb/> die übrigen 30 bezeichnet er als „falsch, schwach »ut zu theuer." Was er unter<lb/> der Bezeichnung „falsch" versteht, geht ans seinen epigrammatisch zugespitzten<lb/> Tvdesurtheilen nicht hervor. Wenn er darunter moderne Bilder odcr alte Copien<lb/> begreift, so sind es mich seiner Meinung nnr sechs, wobei in Betracht kommt,<lb/> daß der „Kreuztragende Christus" von Sebastiane» del Piombo, den Eisenmann für<lb/> eine Copie hält, von Crvwc und Cavalcaselle für ein Originalwerk des Meisters<lb/> erklärt wird. Die übrigen 26 Bilder sind nach Eisenmann theils auf unrichtige<lb/> Namen gekauft und geringern Künstlern zuzuschreiben, theils zu theuer bezahlt.<lb/> Im ganzen sind für diese dreißig Bilder noch keine 200 000 Mark, also noch</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0525]
Die iieimi Lnverl»luge>i der Dreht?>lar Gallerie,
selbst durch die größten Meinungsverschiedenheiten nicht erheblich beeinträchtigt
werden können. Aber wir geben ihnen zu bedenken, ob die Künstler nicht Recht
haben, sich ihre eigne Meinung zu bilden, wenn sie sehen, daß die Kunstgelehrten
über Principalfragen von größter Bedeutung mit einander in schärfste Wider¬
sprüche gerathen, und daß sie sich gegenseitig den Vorwurf gröbster Ignoranz
machen. Wie sollen die Künstler Vertrauen zu der Urthcilssicherheit der Kunst¬
forscher gewinnen, wenn sie durch solche, öffentlich geführte Fehden über die Un¬
sicherheit des wissenschaftlichen Kunsturtheils unterrichtet werden?
Ich bin scheinbar von meinem ursprünglichen Thema abgekommen. Ich
hatte die Absicht, die Verwaltung der Dresdener Galerie, ohne ein persönliches
Interesse daran zu haben, nnr weil sie einen gänzlich unmotivirten Angriff er¬
fahren hat, zu vertheidigen und die Ankäufe der letzten Jahre einzeln zu be¬
sprechen und auf ihren Werth zu prüfen. Ich hätte dabei ein leichtes Spiel
gehabt: ich brauchte nur mit großer Kaltblütigkeit und in suffisanten Tone
das Gegentheil von dein zu behaupten, was Herr Director Eisenmann behauptet
hat. Den», wie die Leser aus jener „Stufenleiter der Kunstkennerschaft" er¬
sehe» haben, beruht dieselbe nur auf Behauptungen. Der letzte hat immer Recht.
Wenn das so fortgeht, behauptet am Ende einer, daß die ganze Dresdener
Galerie, der Stolz Sachsens, eine beklagenswerthe Illusion sei, von welcher sich
die echten Kunstkenner so schnell als möglich befreien müßten.
Ich hätte also jede Nummer aus den Ankäufen der letzten zehn Jahre
prüfen und das Für und Wider abwägen können. Ich glaubte aber die Kriegs¬
tüchtigkeit der Gegner nicht besser charakterisiren zu können, als indem ich ihre
eignen Schwächen und die Uneinigkeit in ihrem Lager objectiv blvßlegte. Darnach
kann sich ein jeder eine Meinung bilden, ob und inwieweit schon das Kunst-
urtheil auf so sichern Füßen steht, daß ein letztes, entscheidendes Wort zu
sprechen ist.
Vielleicht schöpft anch die Dresdener Galcrieverwnltnng aus der Uneinigkeit
derer, die ihren Bildcrbestand in so unbarmherziger Weise decimiren und dabei
das Unterste zu oberst kehren, einigen Trost. Steht ihre Sache aber auch
wirklich so schlimm, selbst wenn man die Anklagen Eisenmauus in vollem Um¬
fange gelten läßt? Von 43 Ankäufen läßt er nur 13 als „präsentabel" gelten,
die übrigen 30 bezeichnet er als „falsch, schwach »ut zu theuer." Was er unter
der Bezeichnung „falsch" versteht, geht ans seinen epigrammatisch zugespitzten
Tvdesurtheilen nicht hervor. Wenn er darunter moderne Bilder odcr alte Copien
begreift, so sind es mich seiner Meinung nnr sechs, wobei in Betracht kommt,
daß der „Kreuztragende Christus" von Sebastiane» del Piombo, den Eisenmann für
eine Copie hält, von Crvwc und Cavalcaselle für ein Originalwerk des Meisters
erklärt wird. Die übrigen 26 Bilder sind nach Eisenmann theils auf unrichtige
Namen gekauft und geringern Künstlern zuzuschreiben, theils zu theuer bezahlt.
Im ganzen sind für diese dreißig Bilder noch keine 200 000 Mark, also noch
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