und einem armen talentlosen Miller, der kein Hehl daraus macht, daß er von alledem nichts bieten kann! Wie ganz unglaublich in einer andern Geschichte die Idiosynkrasie der Eltern, die nach dem Verluste ihres einzigen heiß geliebten Kindes zusammen für dasselbe zum Weihnachtsfeste einkaufen, alle Vorbereitungen für die Bescheerung zu treffen anfangen und erst durch einen zufälligen Blick auf das leere Bettchen ihres Lieblings aus ihrer gemeinschaftlichen (!) Wahnvorstellnng, derselbe lebe noch, gerissen werden! - Wir glauben, daß diese Skizzen und Ge- schichten ihren Beruf vollständig erfüllt hatten, nachdem sie durch ihre Plauderei dem Frankfurter Patricier über ein Viertelstündchen seines sorgenvollen Lebens hinweggeholfen hatten; eine Aufbewahrung derselben in Buchform für die Mit- nnd Nachwelt scheint uns wenig angezeigt.
In den, Artikel "Unruh über Bismarck" <Ur. 49 der "Grenzboten") muß es S, 333, Z, 2 v, oben statt vermocht gethan heißen. Sodann ist ein Mißverständnis! auf S, 400 zu berichtigen. Nach der Vnrziner Besprechung mit Herrn von Bennigsen wurde mit demselben nichr weiter verhandelt, und Graf Eulenburg erklärte dem Könige nicht, daß er aus seinem Ministerposten verbleiben wolle, sondern berichtete Sr, Majestät, daß Fürst Bismarck Bennigsen zu seinem Nachfolger ersehen habe, und machte dagegen Vor¬ stellungen, worauf der König dem Ministerpräsidenten untersagte, mit Bennigsen weiter zu verhandeln. Das fand nicht "mehrere Monate,'" sondern nur einige Tage später statt. Die Unterredung, die der Kanzler zwei Monate "später" mit Bennigsen im Reichstage hatte, konnte keine Fortsetzung der dem Kanzler untersagten Verhandlungen mehr sein. Der Kanzler, der seinerseits fortfuhr, anch unabhängig von der Ministerfrnge, die Fühlung mit Bennigsen und der nativnallibernlen Partei zu suchen, konnte Herrn von Bennigsen nicht füglich er¬ klären, daß die Möglichkeit, mit ihm als Minister-Candidaten zu verhandeln, seit fast zwei Monaten höheren Ortes abgeschnitten war; er acceptirte deshalb Herrn vou Bennigsens Version, daß das Tabaksmonopol das Hinderniß weiterer Verhandlungen sei.
Für die Redaction verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck vou Carl Marqunrt i" Rendnitz-Leipzig.
Literatur
und einem armen talentlosen Miller, der kein Hehl daraus macht, daß er von alledem nichts bieten kann! Wie ganz unglaublich in einer andern Geschichte die Idiosynkrasie der Eltern, die nach dem Verluste ihres einzigen heiß geliebten Kindes zusammen für dasselbe zum Weihnachtsfeste einkaufen, alle Vorbereitungen für die Bescheerung zu treffen anfangen und erst durch einen zufälligen Blick auf das leere Bettchen ihres Lieblings aus ihrer gemeinschaftlichen (!) Wahnvorstellnng, derselbe lebe noch, gerissen werden! - Wir glauben, daß diese Skizzen und Ge- schichten ihren Beruf vollständig erfüllt hatten, nachdem sie durch ihre Plauderei dem Frankfurter Patricier über ein Viertelstündchen seines sorgenvollen Lebens hinweggeholfen hatten; eine Aufbewahrung derselben in Buchform für die Mit- nnd Nachwelt scheint uns wenig angezeigt.
In den, Artikel „Unruh über Bismarck" <Ur. 49 der „Grenzboten") muß es S, 333, Z, 2 v, oben statt vermocht gethan heißen. Sodann ist ein Mißverständnis! auf S, 400 zu berichtigen. Nach der Vnrziner Besprechung mit Herrn von Bennigsen wurde mit demselben nichr weiter verhandelt, und Graf Eulenburg erklärte dem Könige nicht, daß er aus seinem Ministerposten verbleiben wolle, sondern berichtete Sr, Majestät, daß Fürst Bismarck Bennigsen zu seinem Nachfolger ersehen habe, und machte dagegen Vor¬ stellungen, worauf der König dem Ministerpräsidenten untersagte, mit Bennigsen weiter zu verhandeln. Das fand nicht „mehrere Monate,'" sondern nur einige Tage später statt. Die Unterredung, die der Kanzler zwei Monate „später" mit Bennigsen im Reichstage hatte, konnte keine Fortsetzung der dem Kanzler untersagten Verhandlungen mehr sein. Der Kanzler, der seinerseits fortfuhr, anch unabhängig von der Ministerfrnge, die Fühlung mit Bennigsen und der nativnallibernlen Partei zu suchen, konnte Herrn von Bennigsen nicht füglich er¬ klären, daß die Möglichkeit, mit ihm als Minister-Candidaten zu verhandeln, seit fast zwei Monaten höheren Ortes abgeschnitten war; er acceptirte deshalb Herrn vou Bennigsens Version, daß das Tabaksmonopol das Hinderniß weiterer Verhandlungen sei.
Für die Redaction verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck vou Carl Marqunrt i» Rendnitz-Leipzig.
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und einem armen talentlosen Miller, der kein Hehl daraus macht, daß er von
alledem nichts bieten kann! Wie ganz unglaublich in einer andern Geschichte die
Idiosynkrasie der Eltern, die nach dem Verluste ihres einzigen heiß geliebten Kindes
zusammen für dasselbe zum Weihnachtsfeste einkaufen, alle Vorbereitungen für die
Bescheerung zu treffen anfangen und erst durch einen zufälligen Blick auf das
leere Bettchen ihres Lieblings aus ihrer gemeinschaftlichen (!) Wahnvorstellnng,
derselbe lebe noch, gerissen werden! - Wir glauben, daß diese Skizzen und Ge-
schichten ihren Beruf vollständig erfüllt hatten, nachdem sie durch ihre Plauderei
dem Frankfurter Patricier über ein Viertelstündchen seines sorgenvollen Lebens
hinweggeholfen hatten; eine Aufbewahrung derselben in Buchform für die Mit-
nnd Nachwelt scheint uns wenig angezeigt.
In den, Artikel „Unruh über Bismarck" <Ur. 49 der „Grenzboten") muß es
S, 333, Z, 2 v, oben statt vermocht gethan heißen. Sodann ist ein Mißverständnis! auf
S, 400 zu berichtigen. Nach der Vnrziner Besprechung mit Herrn von Bennigsen wurde
mit demselben nichr weiter verhandelt, und Graf Eulenburg erklärte dem Könige nicht,
daß er aus seinem Ministerposten verbleiben wolle, sondern berichtete Sr, Majestät, daß
Fürst Bismarck Bennigsen zu seinem Nachfolger ersehen habe, und machte dagegen Vor¬
stellungen, worauf der König dem Ministerpräsidenten untersagte, mit Bennigsen weiter zu
verhandeln. Das fand nicht „mehrere Monate,'" sondern nur einige Tage später statt.
Die Unterredung, die der Kanzler zwei Monate „später" mit Bennigsen im Reichstage hatte,
konnte keine Fortsetzung der dem Kanzler untersagten Verhandlungen mehr sein. Der Kanzler,
der seinerseits fortfuhr, anch unabhängig von der Ministerfrnge, die Fühlung mit Bennigsen
und der nativnallibernlen Partei zu suchen, konnte Herrn von Bennigsen nicht füglich er¬
klären, daß die Möglichkeit, mit ihm als Minister-Candidaten zu verhandeln, seit fast zwei
Monaten höheren Ortes abgeschnitten war; er acceptirte deshalb Herrn vou Bennigsens
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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/490>, abgerufen am 24.01.2025.
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