Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Die Frauen der italienischen Renaissance. rischen Arbeiten erheischten; die Freundschaft, die sie verbinde, sei zu fest, als Ihre letzten Jahre verlebte Vittorici in der ewigen Stadt, in eine": Kloster An langsamer Krankheit hinsiechend ward Vittoria im Februar 1647 von Weit seltner als auf dem Gebiete der schönen Literatur, das außer den Eine Künstlerin aber war in der ersten Hälfte des Cinquecento thätig, die Ueber den persönlichen Verhältnissen und Schicksalen dieser Künstlerin waltet Die Frauen der italienischen Renaissance. rischen Arbeiten erheischten; die Freundschaft, die sie verbinde, sei zu fest, als Ihre letzten Jahre verlebte Vittorici in der ewigen Stadt, in eine»: Kloster An langsamer Krankheit hinsiechend ward Vittoria im Februar 1647 von Weit seltner als auf dem Gebiete der schönen Literatur, das außer den Eine Künstlerin aber war in der ersten Hälfte des Cinquecento thätig, die Ueber den persönlichen Verhältnissen und Schicksalen dieser Künstlerin waltet <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0417" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151139"/> <fw type="header" place="top"> Die Frauen der italienischen Renaissance.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1384" prev="#ID_1383"> rischen Arbeiten erheischten; die Freundschaft, die sie verbinde, sei zu fest, als<lb/> daß es vieler Briefe bedürfe, sie aufrecht zu erhalten. Ob es der frommen Frau,<lb/> die mit allem Irdischen glaubte abgeschlossen zu haben, nicht doch im Grunde<lb/> schmeichelte, sich von einem Manne wie Michelangelo als Ideal verehrt zu wissen,<lb/> ist eine Frage, die sich so wenig abweisen wie bejahen läßt; weiblich wäre eine<lb/> solche Eitelkeit gewiß gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1385"> Ihre letzten Jahre verlebte Vittorici in der ewigen Stadt, in eine»: Kloster<lb/> der Benedietinerinnen. Noch mußte sie den Schmerz erfahren, daß ihr Neffe<lb/> del Vasto, den sie wie einen Sohn liebte, inmitten hochfliegender Pläne von<lb/> frühzeitigem Tode hinweggerafft wurde. Aus einem leidenschaftlichen, unbän¬<lb/> digen Jüngling hatte sie denselben vor Jahren, während ihr Gemahl im Felde<lb/> um Lorbeeren warb, durch ihren milden, aber mächtigen Einfluß zu einem<lb/> glühenden Verehrer der Musen umgewandelt und Keime in seine Seele gelegt,<lb/> die so herrlich aufgingen, daß sie den jungen Helden mit Stolz als ihre geistige<lb/> Schöpfung betrachten durfte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1386"> An langsamer Krankheit hinsiechend ward Vittoria im Februar 1647 von<lb/> dem längst ersehnten Tode abgerufen. Michelangelo stand vom Schmerz ge¬<lb/> brochen an ihrem Sterbelager; er fühlte, daß sein Herz nun gänzlich einsam<lb/> war; die Gedichte, die er der Geschiedenen ins Grab nachsang, sind Zeugnisse<lb/> seiner tiefen Trauer.</p><lb/> <p xml:id="ID_1387"> Weit seltner als auf dem Gebiete der schönen Literatur, das außer den<lb/> beiden soeben besprochenen noch manche beachtenswerthe Dichterin wie Gaspam<lb/> Stcunva u. a. auszuweisen hat, treten Frauen der Renaissance in den bildenden<lb/> Künsten schöpferisch auf. Malerinnen werde», abgesehen von der Bologneserin<lb/> Catarina de' Vigri ('geb. 1413), die es nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus¬<lb/> brachte, und der Nonne Plautilla Nelli, einer ziemlich unbedeutenden Schülerin<lb/> des Fra Bartolommeo, erst in der zweite» Hälfte des sechzehnten und im Ver¬<lb/> laufe des siebzehnten Jahrhunderts häusiger; es seien nur angeführt Lavinia<lb/> Fontana, Elisabetta Sirani und die Schwestern Anguscivla oder Angussola aus<lb/> Cremona, unter dene» Sofvnisbe (f 1620) die bedeutendste, und endlich die<lb/> Pisanerin Artemisia Gentileschi (f 1642), die durch ihre Darstellung der Judith<lb/> allen Vesuchcru der Florentiner Galerien bekannt ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1388"> Eine Künstlerin aber war in der ersten Hälfte des Cinquecento thätig, die<lb/> nicht nnr in der Geschichte ihrer Zeit, sondern in der Kunstgeschichte überhaupt<lb/> als eine singulcire Erscheinung dasteht. Es ist dies Properzia de' Rossi, die<lb/> sich in der Bildhauerei, also auf einem dem weiblichen Talent mit am fernsten<lb/> liegenden Kuustgebicte, durch Leistungen hervorthat, welche selbst unter den ita¬<lb/> lienischen Sculpturen jener classischen Periode einen hervorragenden Platz ein¬<lb/> nehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1389" next="#ID_1390"> Ueber den persönlichen Verhältnissen und Schicksalen dieser Künstlerin waltet<lb/> ein Dunkel, welches sich kaum je völlig wird aufklären lassen. Dieser Umstand</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0417]
Die Frauen der italienischen Renaissance.
rischen Arbeiten erheischten; die Freundschaft, die sie verbinde, sei zu fest, als
daß es vieler Briefe bedürfe, sie aufrecht zu erhalten. Ob es der frommen Frau,
die mit allem Irdischen glaubte abgeschlossen zu haben, nicht doch im Grunde
schmeichelte, sich von einem Manne wie Michelangelo als Ideal verehrt zu wissen,
ist eine Frage, die sich so wenig abweisen wie bejahen läßt; weiblich wäre eine
solche Eitelkeit gewiß gewesen.
Ihre letzten Jahre verlebte Vittorici in der ewigen Stadt, in eine»: Kloster
der Benedietinerinnen. Noch mußte sie den Schmerz erfahren, daß ihr Neffe
del Vasto, den sie wie einen Sohn liebte, inmitten hochfliegender Pläne von
frühzeitigem Tode hinweggerafft wurde. Aus einem leidenschaftlichen, unbän¬
digen Jüngling hatte sie denselben vor Jahren, während ihr Gemahl im Felde
um Lorbeeren warb, durch ihren milden, aber mächtigen Einfluß zu einem
glühenden Verehrer der Musen umgewandelt und Keime in seine Seele gelegt,
die so herrlich aufgingen, daß sie den jungen Helden mit Stolz als ihre geistige
Schöpfung betrachten durfte.
An langsamer Krankheit hinsiechend ward Vittoria im Februar 1647 von
dem längst ersehnten Tode abgerufen. Michelangelo stand vom Schmerz ge¬
brochen an ihrem Sterbelager; er fühlte, daß sein Herz nun gänzlich einsam
war; die Gedichte, die er der Geschiedenen ins Grab nachsang, sind Zeugnisse
seiner tiefen Trauer.
Weit seltner als auf dem Gebiete der schönen Literatur, das außer den
beiden soeben besprochenen noch manche beachtenswerthe Dichterin wie Gaspam
Stcunva u. a. auszuweisen hat, treten Frauen der Renaissance in den bildenden
Künsten schöpferisch auf. Malerinnen werde», abgesehen von der Bologneserin
Catarina de' Vigri ('geb. 1413), die es nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus¬
brachte, und der Nonne Plautilla Nelli, einer ziemlich unbedeutenden Schülerin
des Fra Bartolommeo, erst in der zweite» Hälfte des sechzehnten und im Ver¬
laufe des siebzehnten Jahrhunderts häusiger; es seien nur angeführt Lavinia
Fontana, Elisabetta Sirani und die Schwestern Anguscivla oder Angussola aus
Cremona, unter dene» Sofvnisbe (f 1620) die bedeutendste, und endlich die
Pisanerin Artemisia Gentileschi (f 1642), die durch ihre Darstellung der Judith
allen Vesuchcru der Florentiner Galerien bekannt ist.
Eine Künstlerin aber war in der ersten Hälfte des Cinquecento thätig, die
nicht nnr in der Geschichte ihrer Zeit, sondern in der Kunstgeschichte überhaupt
als eine singulcire Erscheinung dasteht. Es ist dies Properzia de' Rossi, die
sich in der Bildhauerei, also auf einem dem weiblichen Talent mit am fernsten
liegenden Kuustgebicte, durch Leistungen hervorthat, welche selbst unter den ita¬
lienischen Sculpturen jener classischen Periode einen hervorragenden Platz ein¬
nehmen.
Ueber den persönlichen Verhältnissen und Schicksalen dieser Künstlerin waltet
ein Dunkel, welches sich kaum je völlig wird aufklären lassen. Dieser Umstand
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |