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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Zur Völkerkunde Gsieuropas,

schließen, und hierfür konnte die Fabrik ein höchst reichhaltiges und vertrautes
Feld bieten; wenn dann die Fabrik auch gewußt hat, den Anleitungen der
ballistischen Lehre diejenige dirigente Stelle zu gewähren, welche freilich nur
der reinen Erkenntnißfähigkeit ihrer Bedingungen gebührt, so muß mau sagen,
daß alle diejenigen Factoren richtig eingesetzt sind, welche die Garantie für das
Gelingen eines so wichtigen Unternehmens gewähren müssen, Sie, vereinigt,
bilden das Fundament für den nach Kunst und Wissenschaft zu bildenden Aus¬
bau. Das wirklich gewonnene und erreichte kann nach der Lage der Ver¬
hältnisse nur dann den beabsichtigten Werth gewinnen, wenn es nach seinen
Leistungen alles bestehende überflügelt. Dies ist die Bedingung, unter der sich
allein eine solche Großindustrie entwickeln kann, und diese neue Großindustrie
hat sich kühn und beherrschend im deutschen Lande entfaltet. Die Tragweite
ihres Auftretens läßt sich in immer weiterer Verbreitung ihrer Erzeugnisse er¬
kennen. Für die Ausbildung des ballistischen Problems gewähren aber die
eleganten Bearbeitungen der Versnchsergebnisse, welche seit einigen Jahren in
der Kruppschen Fabrik systematisch zu mächtigen Folianten gesammelt werden,
nicht allem ein Bild von dem hohen Maße der mühsamen, exacten Forschung,
sondern auch die Vorstellung, daß aus diesen feinsinnigen Ermittelungen für
die Lehre vom Geschützwesen neue werthvolle Schätze gewonnen werden und
noch ferner zu erwarten sind.




Zur Völkerkunde Osteuropas.

rieg und Geographie als Inbegriff des Wissens von der Erde
MM und ihren Bewohnern stehen zu einander seit den ältesten Zeiten
in enger Wechselwirkung: die Kriegskunst bedarf zur Erreichung
ihrer Zwecke einer möglichst genauen Kenntniß sowohl des Aetions-
schcmplatzes als der Sinnesart und der Fähigkeiten der feindlichen
Völkerschaften, Wo die Wissenschaft die dazu nöthigen positiven Thatsachen
nicht darzubieten vermag, bleibt der Feldherr auf seine rasche Orientirungsgabe
und seine geistige Schlagfertigkeit angewiesen. Andrerseits fließen der Wissen¬
schaft durch die Kriege neue Thatsachen oder wenigstens Berichtigungen des
vorhandnen Wissensstoffes zu, zumal wenn der Kampf auf einem Theile der
Erde stattfindet, der aus irgend einem Grunde dem wissenschaftlichen Forschen
bisher mehr oder weniger verschlossen gewesen war. Belege für diese Behaup-


Zur Völkerkunde Gsieuropas,

schließen, und hierfür konnte die Fabrik ein höchst reichhaltiges und vertrautes
Feld bieten; wenn dann die Fabrik auch gewußt hat, den Anleitungen der
ballistischen Lehre diejenige dirigente Stelle zu gewähren, welche freilich nur
der reinen Erkenntnißfähigkeit ihrer Bedingungen gebührt, so muß mau sagen,
daß alle diejenigen Factoren richtig eingesetzt sind, welche die Garantie für das
Gelingen eines so wichtigen Unternehmens gewähren müssen, Sie, vereinigt,
bilden das Fundament für den nach Kunst und Wissenschaft zu bildenden Aus¬
bau. Das wirklich gewonnene und erreichte kann nach der Lage der Ver¬
hältnisse nur dann den beabsichtigten Werth gewinnen, wenn es nach seinen
Leistungen alles bestehende überflügelt. Dies ist die Bedingung, unter der sich
allein eine solche Großindustrie entwickeln kann, und diese neue Großindustrie
hat sich kühn und beherrschend im deutschen Lande entfaltet. Die Tragweite
ihres Auftretens läßt sich in immer weiterer Verbreitung ihrer Erzeugnisse er¬
kennen. Für die Ausbildung des ballistischen Problems gewähren aber die
eleganten Bearbeitungen der Versnchsergebnisse, welche seit einigen Jahren in
der Kruppschen Fabrik systematisch zu mächtigen Folianten gesammelt werden,
nicht allem ein Bild von dem hohen Maße der mühsamen, exacten Forschung,
sondern auch die Vorstellung, daß aus diesen feinsinnigen Ermittelungen für
die Lehre vom Geschützwesen neue werthvolle Schätze gewonnen werden und
noch ferner zu erwarten sind.




Zur Völkerkunde Osteuropas.

rieg und Geographie als Inbegriff des Wissens von der Erde
MM und ihren Bewohnern stehen zu einander seit den ältesten Zeiten
in enger Wechselwirkung: die Kriegskunst bedarf zur Erreichung
ihrer Zwecke einer möglichst genauen Kenntniß sowohl des Aetions-
schcmplatzes als der Sinnesart und der Fähigkeiten der feindlichen
Völkerschaften, Wo die Wissenschaft die dazu nöthigen positiven Thatsachen
nicht darzubieten vermag, bleibt der Feldherr auf seine rasche Orientirungsgabe
und seine geistige Schlagfertigkeit angewiesen. Andrerseits fließen der Wissen¬
schaft durch die Kriege neue Thatsachen oder wenigstens Berichtigungen des
vorhandnen Wissensstoffes zu, zumal wenn der Kampf auf einem Theile der
Erde stattfindet, der aus irgend einem Grunde dem wissenschaftlichen Forschen
bisher mehr oder weniger verschlossen gewesen war. Belege für diese Behaup-


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[0554] Zur Völkerkunde Gsieuropas, schließen, und hierfür konnte die Fabrik ein höchst reichhaltiges und vertrautes Feld bieten; wenn dann die Fabrik auch gewußt hat, den Anleitungen der ballistischen Lehre diejenige dirigente Stelle zu gewähren, welche freilich nur der reinen Erkenntnißfähigkeit ihrer Bedingungen gebührt, so muß mau sagen, daß alle diejenigen Factoren richtig eingesetzt sind, welche die Garantie für das Gelingen eines so wichtigen Unternehmens gewähren müssen, Sie, vereinigt, bilden das Fundament für den nach Kunst und Wissenschaft zu bildenden Aus¬ bau. Das wirklich gewonnene und erreichte kann nach der Lage der Ver¬ hältnisse nur dann den beabsichtigten Werth gewinnen, wenn es nach seinen Leistungen alles bestehende überflügelt. Dies ist die Bedingung, unter der sich allein eine solche Großindustrie entwickeln kann, und diese neue Großindustrie hat sich kühn und beherrschend im deutschen Lande entfaltet. Die Tragweite ihres Auftretens läßt sich in immer weiterer Verbreitung ihrer Erzeugnisse er¬ kennen. Für die Ausbildung des ballistischen Problems gewähren aber die eleganten Bearbeitungen der Versnchsergebnisse, welche seit einigen Jahren in der Kruppschen Fabrik systematisch zu mächtigen Folianten gesammelt werden, nicht allem ein Bild von dem hohen Maße der mühsamen, exacten Forschung, sondern auch die Vorstellung, daß aus diesen feinsinnigen Ermittelungen für die Lehre vom Geschützwesen neue werthvolle Schätze gewonnen werden und noch ferner zu erwarten sind. Zur Völkerkunde Osteuropas. rieg und Geographie als Inbegriff des Wissens von der Erde MM und ihren Bewohnern stehen zu einander seit den ältesten Zeiten in enger Wechselwirkung: die Kriegskunst bedarf zur Erreichung ihrer Zwecke einer möglichst genauen Kenntniß sowohl des Aetions- schcmplatzes als der Sinnesart und der Fähigkeiten der feindlichen Völkerschaften, Wo die Wissenschaft die dazu nöthigen positiven Thatsachen nicht darzubieten vermag, bleibt der Feldherr auf seine rasche Orientirungsgabe und seine geistige Schlagfertigkeit angewiesen. Andrerseits fließen der Wissen¬ schaft durch die Kriege neue Thatsachen oder wenigstens Berichtigungen des vorhandnen Wissensstoffes zu, zumal wenn der Kampf auf einem Theile der Erde stattfindet, der aus irgend einem Grunde dem wissenschaftlichen Forschen bisher mehr oder weniger verschlossen gewesen war. Belege für diese Behaup-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/554>, abgerufen am 01.09.2024.