Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.Die moderne Geschütz-Industrie. ni Berlin zu befriedigenden Abschluß gekommen waren, wurde vom Kaiser, dem Wenn die Geschützrohre kleinen und mittleren Kalibers aus massiven Gnß- In neuerer Zeit ist gesagt worden, der Gedanke zu solchen Ringeonstruc- Die moderne Geschütz-Industrie. ni Berlin zu befriedigenden Abschluß gekommen waren, wurde vom Kaiser, dem Wenn die Geschützrohre kleinen und mittleren Kalibers aus massiven Gnß- In neuerer Zeit ist gesagt worden, der Gedanke zu solchen Ringeonstruc- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0428" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150578"/> <fw type="header" place="top"> Die moderne Geschütz-Industrie.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1368" prev="#ID_1367"> ni Berlin zu befriedigenden Abschluß gekommen waren, wurde vom Kaiser, dem<lb/> damaligen Prinzrcgenteu, vor nun gerade 22 Jahren, die schleunige Beschaffung<lb/> von 300 gezogenen Feldgeschützen für die Preußische Armee anbefohlen. Die<lb/> Gußstahlblöcke hierzu wurden vom Kriegsministerium bei der Kruppsche» Fabrik<lb/> bestellt, welche bereits die Blöcke zu verschiedenen Versuchsrohren geliefert hatte<lb/> und damals auch wohl allein die Garantie für eine so beschleunigte Herstellung<lb/> bot. Es ist anzunehmen, daß dies der erste größere Auftrag an Lieferung von<lb/> Kriegsmaterial war, welchen die Fabrik erhielt. Bald darauf trat aber auch die<lb/> russische Regierung mit der Kruppschen Fabrik in Verbindung, und nun folgten<lb/> immer wachsende Bestellungen, besonders für die Armirung der Küstenbefestigungen<lb/> und für die Kriegsflotte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1369"> Wenn die Geschützrohre kleinen und mittleren Kalibers aus massiven Gnß-<lb/> stahlblöcken hergestellt werden konnten, so wurde doch schon damals im Hinblick<lb/> auf eine Steigerung der Kaliber gesagt: „Wenn die Querdimensivnen der Gu߬<lb/> stahlblöcke gar zu gewaltig werden, sodaß man der Vollendung der inneren<lb/> Durcharbeit durch deu Hammer nicht mehr zuverlässig trauen kaun, so wird es<lb/> ein ganz einfaches Mittel sein, sich durch die Methode des Bereifens (Beringung)<lb/> zu helfen." Mit dieser Methode war die Verstärkung des Nohrkörpers durch<lb/> umgelegte Ringe gemeint, wie sie der belgische General Frederix bereits im<lb/> Jahre 1830 für gußeiserne Rohre in Vorschlag gebracht hatte, wie sie auch in<lb/> Frankreich schou in den vierziger Jahren in der Geschützgießerei zu Nuelle durch<lb/> den Artilleriehauptmann Thierry zur Ausführung gelangt und in Nordamerika<lb/> von Professor Treadwell durch eine Schrift vorgeschlagen worden war, welche<lb/> im Jahre 1856 erschien. Die bekannten Artillerie-Generale Treuil de Beaulieu<lb/> in Frankreich und Cavalli in Italien hatten diese Methode dort zur Einführung<lb/> ausgebildet, und man war damit zu einem Herstellungsverfahren gelangt, welches<lb/> sich den frühesten Mitteln anschloß, deren sich die Kunst der Fabrikation bei der<lb/> Entstehung der Feuergeschütze bedient hatte, wie dies die obengegebene Beschreibung<lb/> der alten Bombarden zeigt. So ging denn auch Rußland schon in der ersten<lb/> Hälfte der sechziger Jahre zu Gußstahlringgcschützen über, als es sich um die<lb/> großen Kaliber zu handeln begann, und ließ dieselben in der Kruppschen Fabrik<lb/> anfertigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1370" next="#ID_1371"> In neuerer Zeit ist gesagt worden, der Gedanke zu solchen Ringeonstruc-<lb/> tionen und die Begründung der Gesetze für dieselben seien nicht in der Kruppschen<lb/> Fabrik entstanden; sie seien praktisch schon in England ausgeführt und für die<lb/> theoretische Behandlung der Frage hätte der russische General Gadolin die Grund¬<lb/> lage gelegt, auf welcher die Kruppsche Fabrik ihre Arbeiten begonnen habe. Wir<lb/> können dem durchaus nicht beipflichten. Wenn mit der praktischen Ausführung<lb/> in England namentlich Armstrong gemeint sein sollte, so müßten wir uns ganz<lb/> bestimmt dagegen aussprechen, daß dessen Geschütze als Vorgänger der Kruppscheu<lb/> Ringgeschütze anzusehen seien. Das Kernrvhr ist bei den Kruppschen Geschützen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0428]
Die moderne Geschütz-Industrie.
ni Berlin zu befriedigenden Abschluß gekommen waren, wurde vom Kaiser, dem
damaligen Prinzrcgenteu, vor nun gerade 22 Jahren, die schleunige Beschaffung
von 300 gezogenen Feldgeschützen für die Preußische Armee anbefohlen. Die
Gußstahlblöcke hierzu wurden vom Kriegsministerium bei der Kruppsche» Fabrik
bestellt, welche bereits die Blöcke zu verschiedenen Versuchsrohren geliefert hatte
und damals auch wohl allein die Garantie für eine so beschleunigte Herstellung
bot. Es ist anzunehmen, daß dies der erste größere Auftrag an Lieferung von
Kriegsmaterial war, welchen die Fabrik erhielt. Bald darauf trat aber auch die
russische Regierung mit der Kruppschen Fabrik in Verbindung, und nun folgten
immer wachsende Bestellungen, besonders für die Armirung der Küstenbefestigungen
und für die Kriegsflotte.
Wenn die Geschützrohre kleinen und mittleren Kalibers aus massiven Gnß-
stahlblöcken hergestellt werden konnten, so wurde doch schon damals im Hinblick
auf eine Steigerung der Kaliber gesagt: „Wenn die Querdimensivnen der Gu߬
stahlblöcke gar zu gewaltig werden, sodaß man der Vollendung der inneren
Durcharbeit durch deu Hammer nicht mehr zuverlässig trauen kaun, so wird es
ein ganz einfaches Mittel sein, sich durch die Methode des Bereifens (Beringung)
zu helfen." Mit dieser Methode war die Verstärkung des Nohrkörpers durch
umgelegte Ringe gemeint, wie sie der belgische General Frederix bereits im
Jahre 1830 für gußeiserne Rohre in Vorschlag gebracht hatte, wie sie auch in
Frankreich schou in den vierziger Jahren in der Geschützgießerei zu Nuelle durch
den Artilleriehauptmann Thierry zur Ausführung gelangt und in Nordamerika
von Professor Treadwell durch eine Schrift vorgeschlagen worden war, welche
im Jahre 1856 erschien. Die bekannten Artillerie-Generale Treuil de Beaulieu
in Frankreich und Cavalli in Italien hatten diese Methode dort zur Einführung
ausgebildet, und man war damit zu einem Herstellungsverfahren gelangt, welches
sich den frühesten Mitteln anschloß, deren sich die Kunst der Fabrikation bei der
Entstehung der Feuergeschütze bedient hatte, wie dies die obengegebene Beschreibung
der alten Bombarden zeigt. So ging denn auch Rußland schon in der ersten
Hälfte der sechziger Jahre zu Gußstahlringgcschützen über, als es sich um die
großen Kaliber zu handeln begann, und ließ dieselben in der Kruppschen Fabrik
anfertigen.
In neuerer Zeit ist gesagt worden, der Gedanke zu solchen Ringeonstruc-
tionen und die Begründung der Gesetze für dieselben seien nicht in der Kruppschen
Fabrik entstanden; sie seien praktisch schon in England ausgeführt und für die
theoretische Behandlung der Frage hätte der russische General Gadolin die Grund¬
lage gelegt, auf welcher die Kruppsche Fabrik ihre Arbeiten begonnen habe. Wir
können dem durchaus nicht beipflichten. Wenn mit der praktischen Ausführung
in England namentlich Armstrong gemeint sein sollte, so müßten wir uns ganz
bestimmt dagegen aussprechen, daß dessen Geschütze als Vorgänger der Kruppscheu
Ringgeschütze anzusehen seien. Das Kernrvhr ist bei den Kruppschen Geschützen
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