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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Hermann Lotzes System der Philosophie.

Verhältniß zwischen den Monaden so geordnet habe, daß sie auf einander zu
Wirken scheine", während in Wahrheit doch nur ihre innern Zustände von selbst
"ut einander correspondiren, wie die Räder und Weiser zweier von vornherein
gleichgestellter Uhren. Lotze sträubt sich zwar gegen die Jdentificirung seiner
^gnen Lösung des Problems mit der Leibnizischen; er sträubt sich namentlich
gegen eine absolute einmalige Vorausbestimmung des gesammten Weltlaufes
durch die Gottheit, wodurch ihm jede besondre Abhängigkeit des einzelnen, was
geschieht, von seinen eigenthümlichen Ursachen illusorisch zu werden scheint und
dor allem das Eintreten neuer, frei beginnender Actionen und Werdcprocesse,
das er nicht missen mag, abhanden kommt (S. 125 ff.). Allein die wesentliche
Verwandtschaft seiner Lehre mit der Leibnizischen muß er dennoch eingestehen,
"ut jedesfalls sind es dieselben Schwierigkeiten im Begriffe der Wechselwirkung,
Welchen die seinige und welchen die Lehre Leibnizens entrinnen will. Mit
esvndcrs überzeugender, ja zwingender Klarheit hat er sich hierüber in den
"Streitschriften" gegen I. H. Fichte geäußert. Er weist hier an dem Beispiele
^ menschlichen Wollens nach, wie doch jeder Wirkungsdrang, der ans Erfolge
""es außen geht, lediglich ein innrer Zustand des Wesens bleibt, welches ihn
Empfindet, niemals aber in das andre Wesen, auf das gewirkt werden soll, in
"hrhcit einzudringen vermag. Soll die Wirkung zustande kommen, so bleibt
" jedem Falle und bei jeder Ansicht, die man darüber fassen möge, gefordert,
" ein gesetzlicher Zusammenhang über beiden Wesen stehe und sie dergestalt
^)errsche, daß an den Wirkuugsdrang des einen sich der zu erreichende Effect
. c.^,. si,>jsi"i; die Denker,""Mythe, daß an den Wirkuugsdrcmg och einen n") ,'"7"'7'"
dem ende u anknüpfe. Aehnliches dachten sah°n vor Lellnnz e D ^
welche um dieser Anffa sung der Kausalität ^lieu Oecastou l sten g"
wurden-, sie betrachteten die cheinbar selbstthätig wirkenden Kraft^ ^
Wesen nnr als Gelegenheitsursachen für die Gotthett. welche dann ^ ^A^M
Anstoße folgend, die Wirkung, welche von jenen "'^'r^brachte. Schon Cartesius hatte zu solchem Behuf einer -"Wz
und Spinoza leugnete gleichfalls die Wechselwirkung ^ ^ an^^
Elenden Wesen um alle und jede Korrespondenz
Zuständen an ti eine, alleinige Causalität der ihnen unnutte "Mo ^
^etlichen Substanz zurückzuführen. Von allen die in vmvan den "a ^wird es die letzterwähnte sein, mit welcher sich die Lotz am w an
dlgsten deckt, so verschieden anch sein Gottesbegrff von dem de Südö an
Spinozas, o "tfernt auch sei.. Bedürfniß uach sinen Li^Mer d^ "in
Sittlichen Willens von der Absicht Spinozas ist, Gott un Welt alt aud
!" der stritten Nothwendigkeit einer mathematischen F'^'l ^no^ rotena B^
W schon ist uns die große Uebereinstimmung "otz-s ni Spmo^ bw es
deutlich geung. daß auch ..ach Lotzes Lehre G°et als der Ur^eil um^^ alles Daseins zug eich die alleinige wirkende Urscuhe der W
Ehrenb die Wesen der Welt, die philosophischen Atome. Monaden, realen Be-


Hermann Lotzes System der Philosophie.

Verhältniß zwischen den Monaden so geordnet habe, daß sie auf einander zu
Wirken scheine», während in Wahrheit doch nur ihre innern Zustände von selbst
"ut einander correspondiren, wie die Räder und Weiser zweier von vornherein
gleichgestellter Uhren. Lotze sträubt sich zwar gegen die Jdentificirung seiner
^gnen Lösung des Problems mit der Leibnizischen; er sträubt sich namentlich
gegen eine absolute einmalige Vorausbestimmung des gesammten Weltlaufes
durch die Gottheit, wodurch ihm jede besondre Abhängigkeit des einzelnen, was
geschieht, von seinen eigenthümlichen Ursachen illusorisch zu werden scheint und
dor allem das Eintreten neuer, frei beginnender Actionen und Werdcprocesse,
das er nicht missen mag, abhanden kommt (S. 125 ff.). Allein die wesentliche
Verwandtschaft seiner Lehre mit der Leibnizischen muß er dennoch eingestehen,
"ut jedesfalls sind es dieselben Schwierigkeiten im Begriffe der Wechselwirkung,
Welchen die seinige und welchen die Lehre Leibnizens entrinnen will. Mit
esvndcrs überzeugender, ja zwingender Klarheit hat er sich hierüber in den
"Streitschriften" gegen I. H. Fichte geäußert. Er weist hier an dem Beispiele
^ menschlichen Wollens nach, wie doch jeder Wirkungsdrang, der ans Erfolge
""es außen geht, lediglich ein innrer Zustand des Wesens bleibt, welches ihn
Empfindet, niemals aber in das andre Wesen, auf das gewirkt werden soll, in
"hrhcit einzudringen vermag. Soll die Wirkung zustande kommen, so bleibt
" jedem Falle und bei jeder Ansicht, die man darüber fassen möge, gefordert,
» ein gesetzlicher Zusammenhang über beiden Wesen stehe und sie dergestalt
^)errsche, daß an den Wirkuugsdrang des einen sich der zu erreichende Effect
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Wesen nnr als Gelegenheitsursachen für die Gotthett. welche dann ^ ^A^M
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und Spinoza leugnete gleichfalls die Wechselwirkung ^ ^ an^^
Elenden Wesen um alle und jede Korrespondenz
Zuständen an ti eine, alleinige Causalität der ihnen unnutte »Mo ^
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Spinozas, o „tfernt auch sei.. Bedürfniß uach sinen Li^Mer d^ „in
Sittlichen Willens von der Absicht Spinozas ist, Gott un Welt alt aud
!" der stritten Nothwendigkeit einer mathematischen F'^'l ^no^ rotena B^
W schon ist uns die große Uebereinstimmung «otz-s ni Spmo^ bw es
deutlich geung. daß auch ..ach Lotzes Lehre G°et als der Ur^eil um^^ alles Daseins zug eich die alleinige wirkende Urscuhe der W
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[0299] Hermann Lotzes System der Philosophie. Verhältniß zwischen den Monaden so geordnet habe, daß sie auf einander zu Wirken scheine», während in Wahrheit doch nur ihre innern Zustände von selbst "ut einander correspondiren, wie die Räder und Weiser zweier von vornherein gleichgestellter Uhren. Lotze sträubt sich zwar gegen die Jdentificirung seiner ^gnen Lösung des Problems mit der Leibnizischen; er sträubt sich namentlich gegen eine absolute einmalige Vorausbestimmung des gesammten Weltlaufes durch die Gottheit, wodurch ihm jede besondre Abhängigkeit des einzelnen, was geschieht, von seinen eigenthümlichen Ursachen illusorisch zu werden scheint und dor allem das Eintreten neuer, frei beginnender Actionen und Werdcprocesse, das er nicht missen mag, abhanden kommt (S. 125 ff.). Allein die wesentliche Verwandtschaft seiner Lehre mit der Leibnizischen muß er dennoch eingestehen, "ut jedesfalls sind es dieselben Schwierigkeiten im Begriffe der Wechselwirkung, Welchen die seinige und welchen die Lehre Leibnizens entrinnen will. Mit esvndcrs überzeugender, ja zwingender Klarheit hat er sich hierüber in den "Streitschriften" gegen I. H. Fichte geäußert. Er weist hier an dem Beispiele ^ menschlichen Wollens nach, wie doch jeder Wirkungsdrang, der ans Erfolge ""es außen geht, lediglich ein innrer Zustand des Wesens bleibt, welches ihn Empfindet, niemals aber in das andre Wesen, auf das gewirkt werden soll, in "hrhcit einzudringen vermag. Soll die Wirkung zustande kommen, so bleibt " jedem Falle und bei jeder Ansicht, die man darüber fassen möge, gefordert, » ein gesetzlicher Zusammenhang über beiden Wesen stehe und sie dergestalt ^)errsche, daß an den Wirkuugsdrang des einen sich der zu erreichende Effect . c.^,. si,>jsi„i; die Denker,""Mythe, daß an den Wirkuugsdrcmg och einen n") ,'"7"'7'" dem ende u anknüpfe. Aehnliches dachten sah°n vor Lellnnz e D ^ welche um dieser Anffa sung der Kausalität ^lieu Oecastou l sten g« wurden-, sie betrachteten die cheinbar selbstthätig wirkenden Kraft^ ^ Wesen nnr als Gelegenheitsursachen für die Gotthett. welche dann ^ ^A^M Anstoße folgend, die Wirkung, welche von jenen "'^'r^brachte. Schon Cartesius hatte zu solchem Behuf einer -«Wz und Spinoza leugnete gleichfalls die Wechselwirkung ^ ^ an^^ Elenden Wesen um alle und jede Korrespondenz Zuständen an ti eine, alleinige Causalität der ihnen unnutte »Mo ^ ^etlichen Substanz zurückzuführen. Von allen die in vmvan den «a ^wird es die letzterwähnte sein, mit welcher sich die Lotz am w an dlgsten deckt, so verschieden anch sein Gottesbegrff von dem de Südö an Spinozas, o „tfernt auch sei.. Bedürfniß uach sinen Li^Mer d^ „in Sittlichen Willens von der Absicht Spinozas ist, Gott un Welt alt aud !" der stritten Nothwendigkeit einer mathematischen F'^'l ^no^ rotena B^ W schon ist uns die große Uebereinstimmung «otz-s ni Spmo^ bw es deutlich geung. daß auch ..ach Lotzes Lehre G°et als der Ur^eil um^^ alles Daseins zug eich die alleinige wirkende Urscuhe der W Ehrenb die Wesen der Welt, die philosophischen Atome. Monaden, realen Be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/299>, abgerufen am 23.11.2024.